Leben und Arbeiten

Praktische Fragen, Bürokratie, Tipps, Hilfesuche.
Georg

Beitrag von Georg »

Sanna B. hat geschrieben: Hast du mal drüber nachgedacht, daß eine Krankenschwester oft (hart) körperlich arbeitet, meist zu Schichtdienst bereit sein muß, meist mit verschiedenen Körperflüssigkeiten und -Ausscheidungen hantieren darf, fast immer bei Unterbesetzung arbeiten müssen.
Und: in diesem Land sind Krankenschwester Mangelware. Wenn die Bezahlung nicht besser wird, werden a) weniger Leute sich zur Krankenschwester ausbilden lassen und b) die heutigen Schwester werden sich etwas lukrativeres ausdenken oder auswandern.

Mietipä sitä.
Ja habe ich. Aber sie sind nicht die einzigen, die hart arbeiten, und sie sind nicht die einzigen gut ausgebildeten. Du hast auch großzügig überlesen, dass ich ihnen im Prinzip ihre Lohnsteigerung zugestehe.

Zu bedenken ist jedoch auch, dass gesteigerte Lohnkosten zwar den Job für den Angestellten attraktiver machen, aber nicht für den Arbeitgeber. Die Folge können weitere Personaleinsparungen sein. Nicht, dass ich das gut fände, aber wir leben in dieser Welt.

Und nochmals: ich bin NICHT gegen Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal. Ich bin DAFÜR. Ich halte nur die angewendeten Mittel für nicht angemessen.
Sid
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Beitrag von Sid »

Sanna B. hat geschrieben:b) die heutigen Schwester werden sich etwas lukrativeres ausdenken oder auswandern.
Diese Kolumne stand in Hesari neben den frischen Tehy Nachrichten:

http://www.hs.fi/english/article/Finnis ... 5230732928

Ein sehr ausgiebiges Interview.

Ob die Tehyaktion gerechtfertigt ist oder nicht, kann und will mir keine Meinung mehr bilden. Das erste Ergebnis ist sicherlich wieder zu spüren: die mit Mühe verkürzten Jumbowarteschlangen in vielen Bereichen: von OPs bis zur Zahnvorsorge, wachsen mit jedem Chaostag wieder aufs Neue.
Tenhola

Beitrag von Tenhola »

Georg hat geschrieben: Dass eine Krankenschwester schon jetzt im Durchschnitt mehr verdient als ein Bibliotheksleiter im Durchschnitt, der dann Verantwortung für 5-30 Untergebene hat, wird dabei übersehen.
Du machst etwas komische Vergleiche. Mir ist lieber ich bekomme von der Schwester die richtigen Medikamente als eventuell mal ein falsches Buch in der Bibliothek.
Die Leute sind doch einfach immer gegen alles, wenn es sie vielleicht selber betreffen könnte.
Die Politiker muessen sich einmal vor den Wahlen ueberlegen was sie sagen und dann ihre Versprechen auch halten wenn sie gewählt werden.

Aber schauen wir doch wie es wirklich ist. In Deutschland wuerdest Du Dich vielleicht ueber die streikenden Lokfuehrer ärgern.
Sauber ist doch aber, dass sich die Politiker die Diäten um fast 10% erhöhen.
Georg

Beitrag von Georg »

Schön, ich weiss,in Wirklichkeit stapple ich nur Bücher bei der Arbeit. Deswegen habe ich einen Magister erworben, anschliessend mir die Qualifikation zum Bibliothekar angeeignet, und als Vorgesetzter habe ich ja auch keine Verantwortung für meine Untergebenen. Das aber nur am Rande, denn darum geht es eigentlich ja auch nicht.

Wer hat wo was versprochen, wenn Frau Laitinen-Pesola selbst sagt, dass nichts versprochen wurde?

Niemand will die Qualifikation des Pflegepersonals, ihre personelle Unterbesetzung, ihre zu niedrige Bezahlung und ihre stressigen Arbeitsbedingungen negieren. Aber sind sie nicht die einzigen, die dieses Problem haben.
Tenhola

Beitrag von Tenhola »

Aus Deiner Antwort mit Werdegang (Ausbildung) schliesse ich, dass Du allem Anschein nach einfach auch ein wenig frustriert bist, wenn eine simple Schwester mehr verdienen könnte. Du sagst zwar dauernd, dass Du fuer eine Lohnerhöhung bist aber aber aber...
Georg

Beitrag von Georg »

Mein Gehalt ist nicht das Grundgehalt eines Bibliothekars in der Gemeinde, und ich bin nicht bei der Gemeinde angestellt. Diese Tarifverhandlungen betreffen andere.

Vergiss den Bibliothekar und nimm ein anderes Beispiel: wenn die Lohnerhöhungen der Tehy durchgehen, bekommt danach eine "Grundschwester" (lähihoitaja/perushoitaja) ein deutlich höheres Grundgehalt als eine Kindertagesstättenleiterin im Durchschnitt, die ein Universitätsstudium abgeschlossen hat und die Verantwortung für ihre Mitarbeiter und eine große Schar Kinder hat. Der Lähihoitaja hat eine Lehre von 2-3 Jahren gemacht und trägt keine größere Verantwortung (die haben nämlich die Vollschwestern und die Ärzte). Ist das gerecht?

Auch die lähihoitaja haben eine Gehaltserhöhung verdient, aber bitte nicht so, dass dabei das ganze Lohngefüge in den Gemeinden zerbricht und so unglaubliche Forderungen der anderen Berufsgruppen nach sich ziehen wird. Das muss dann nämlich auch bezahlt werden. Die Forderungen der Tehy alleine wären ja noch zu bezahlen; das Problem auf Dauer entsteht durch den großen Kuchen der noch danach kommt. Und, um das nicht zu vergessen, die Methoden der Tehy sind fragwürdig.
Nordlicht

Tehy

Beitrag von Nordlicht »

Wortlaut Katainen (Parteivorsitzender Kokoomus) 7.2.07 (vor den Erneuerungswahlen der Eduskunta): Kokoomus ei osallistu punamullan lupausten huutokauppaan. Sen sijaan aiomme ottaa voiton sarjassa, jossa mitataan lupausten pitämistä vaalien jälkeen, Katainen sanoo tiedotteessaan. (Hervorgehobener Text: Hingegen wollen wir dort bei den Gewinnern sein, wo die Einhaltung der Wahlversprechungen nach den Wahlen gemessen wird).

Vorausgegangen war eine Befragung von Iltalehti an die Parteien, ob sie bereit wären, die Gehälter des Krankenpflegepersonals um 500 Euro anzuheben (Wortlaut: pitäisikö hoitajien palkkoja nostaa 500 eurolla?). Hierauf antwortete die Sammlungspartei Kokoomus mit ja.

Sämtlich nachzulesen, u.a. auf den Seiten von Yle/Elävä Arkisto.

@Lumihiutale
Hast wohl nicht damit gerechnet, dass deine harmlose Frage eine solche hitzige Debatte auslösen würde.:D
Georg

Beitrag von Georg »

Hier steht auch was dazu, auf den Seiten des Helsingin Sanomat

http://blogit.hs.fi/politiikka/mita-kok ... -mita-muut

So langsam scheint sich ja auch eine Lösung abzuzeichnen, wie man den Forderungen von Tehy entgegenkommen kann.
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fax
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Beitrag von fax »

Äh, um auf das Thema wieder zurückzukommen:
lumihiutale hat geschrieben:Thema gute Lage: Gibt es Stadtteile, die Ihr empfehlen würdet, andererseits auch welche von denen Ihr abraten würdet?
Pauschal lässt sich das schwer sagen, da in Helsinki absichtlich gemischt gebaut wird, z.B. Betonbunker mit Sozialwohnungen neben Stadtvilla. Am begehrtesten sind natürlich alle Lagen in Nähe Wasser und im Süden der Stadt (Ullanlinna, Kruununhaka). Generell wird es günstiger, je weiter man weg vom Stadtzentrum zieht, d.h. nach Norden (Vantaa, Kerava) und Osten (Itähelsinki). Der Westen ist recht teuer (inkl. Espoo und Kauniainen). An ein paar Stellen werden zur Zeit riesige neue Betonwüsten hochgezogen, die noch recht begehrt sind: Leppävaara (Espoo), Arabianranta (nördlich), Ruoholahti (südwestlich).
Nordlicht

Beitrag von Nordlicht »

Recht hast, fax :)

@lumihiutale

Expat-Finland bietet an Informationen so ziemlich das Umfassendste was ich kenne. Zu den Mietobjekten solltest du vielleicht wissen, dass diese nicht instandgestellt an den neuen Mieter übergeben werden wie in der Schweiz, sondern nur besenrein. Dafür gibts keine Instandstellungskosten, jedoch in der Regel zwei Monatsmieten als Garantiehinterlegung. Eine Wohnung als Lohnbestandteil wäre in deinem Beruf eine reelle Alternative.
http://expat-finland.com/moving_to_finland/housing.html

Hier kann dir später vielleicht auch geholfen werden. In unseren Klubnotizen gibt es ab und zu Mietgesuche usw. http://www.schweizerklub.chfin.net

Viel Glück!
lumihiutale
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Beitrag von lumihiutale »

Nordlicht hat geschrieben:Recht hast, fax :)

@lumihiutale

Zu den Mietobjekten solltest du vielleicht wissen, dass diese nicht instandgestellt an den neuen Mieter übergeben werden wie in der Schweiz, sondern nur besenrein. Dafür gibts keine Instandstellungskosten, jedoch in der Regel zwei Monatsmieten als Garantiehinterlegung. Eine Wohnung als Lohnbestandteil wäre in deinem Beruf eine reelle Alternative.

Viel Glück!
Habe meine Wohnung zwar frisch renoviert bekommen, aber muss sie auch nur besenrein zurückgeben. Die Frage der Mietkaution hat sich somit auch erledigt, hab das bei einigen Wohnungsanzeigen lesen können.
Wohnung als Lohnbestandteil... Heisst,die stellen mir die Wohnung, oder Teilder Miete oder wie genau kann ich mir das vorstellen? Würde sich mein Gehalt so sehr verändern? Kann man da ggfs auch problemlos wieder aussteigen, wenn ich mir z.B eine Wohnung kaufen würde? Oh weh, muss mir das alles noch doppelt und dreifach durch den Kopf gehen lassen, bei dem Gehalt das ich hier bekomme... Drum befass ich mich ja frühzeitig damit. Und im Januar geh ich hospitieren, muss mir ja auch gefallen.
Dass meine Frage solch eine Diskussion aufrührt hätte ich in der Tat nicht gedacht.
Andere Frage, wie steht es mir der Akzeptanz der Deutschen gegenüber? Also nicht im Arbeitsumfeld od Freundeskreis, sondern generell... Bin neulich mit ner Kollegin (sie ist Schweizerin) in der Stadt hier gewesen und hab mich unterhalten. Und im Vorbeilaufen musste ich mir dann einen blöden Spruch von einem Passanten anhören, der mal wieder in die Richtung ging wie "immer diese Deutschen in der Schweiz, Warum die Deutschen nicht in Deutschland bleiben können...." Ist generell leider etwas unangenehm geworden. Drum frag ich
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fax
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Beitrag von fax »

Das mit dem Lohnbestandteil sollte wohl heißen, dass der Arbeitgeber die Miete 1:1 von deinem Lohn abzieht und direkt an den Vermieter überweist. Nicht wenige Vermieter machen das gerade bei Ausländern zur Bedingung. Ist aber auch bei Einheimischen nicht unüblich. Die Kündigungsfrist bei Mietverhältnissen habe ich gerade nicht im Kopf, ist aber recht kurz und jederzeit möglich.

Mit der Akzeptanz als Deutscher hatte ich noch nie Probleme hier. Die wenigen, die deutsch können, probieren es meist begeistert aus, spätestens nach ein paar Bier. Bei der jüngeren männlichen Bevölkerung wird Deutschland mit den positiven Attributen Bier, Wurst und Mercedes gleich gesetzt. Der jüngeren weiblichen Bevölkerung ist Deutschland entweder egal oder ein potentieller Arbeitsplatz als Krankenschwester. Alle paar Schaltjahre höre ich vielleicht einen lappländischen Opa über den zweiten Weltkrieg brummeln, aber dazu muss erst mal die Sprachgrenze überwunden werden. :-)
Tenhola

Beitrag von Tenhola »

Ich meine Deutsche haben heute keine Probleme mehr wie noch in den 60/70er Jahren.
Wenn Du von der Schweiz sprichst, ist das etwas anders gelagert. Ca. 25'000 sind alleine letztes Jahr in die Schweiz zugewandert und es werden wohl dieses Jahr nicht viel weniger sein. Die Deutschen kommen ja nicht wegen den Bergen oder sonstiger Kultur, sondern rein des Geldes wegen.
Sie sind bei der Wirtschaft aber sehr willkommen, doch sie druecken leider auch schon die Löhne.
Nun aber zu der Wohnung. Von einer Wohnung vom Arbeitgeber, sofern sie ihm gehört wuerde ich eher verzichten. Bei einem Stellenwechsel bist Du draussen und die Miete, die ja vom Lohn abgezogen wird, ist oft zu hoch angesetzt. Bei Schwesternhäuser ist das natuerlich etwas anders, die sind sicher guenstiger und vor allem meistens recht nah am Arbeitsplatz. Auf dem freien Markt, wird gewöhnlich 1-2 Mieten als Kaution verlangt. Die Kuendigungsfrist ist hier in Finnland etwas einseitig.
Mieter hat 1 Monat und der Vermieter 6 Monate.
Sid
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Beitrag von Sid »

lumihiutale hat geschrieben:"immer diese Deutschen in der Schweiz, Warum die Deutschen nicht in Deutschland bleiben können...."
Das kann Dir durchaus hier auch passieren (auch wenn man nicht des Geldes wegen zugewandert ist :lol: ), aber äusserst selten. Und es gibt eine Methode dagegen - nicht beachten. Ansonsten wird man hier immer offener. Es lässt sich leben :D .
lumihiutale
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Beitrag von lumihiutale »

Sid hat geschrieben:
lumihiutale hat geschrieben:"immer diese Deutschen in der Schweiz, Warum die Deutschen nicht in Deutschland bleiben können...."
Das kann Dir durchaus hier auch passieren (auch wenn man nicht des Geldes wegen zugewandert ist :lol: ), aber äusserst selten. Und es gibt eine Methode dagegen - nicht beachten. Ansonsten wird man hier immer offener. Es lässt sich leben :D .
Klar, aber hier hat das rasant zugenommen. Hab das auch gekonnt überhört, meine Kollegin hat ihm was hinterhergerufen. Aber eben... In letzter Zeit ists schlimmer geworden. In den ersten beiden Jahren hab ich sowas kaum mitbekommen...
Aber Eure Antworten helfen mir wirklich schon ein ganzes Stück weiter. Mal schauen, was wird. Erstmal geh ich hospitieren,es muss mir ja auch auf der Arbeit zusagen und ich brauch halt schon eher was grösseres, also Unispital quasi :)
Andere Frage (wie man sieht will ich mehr als 100% wissen, bevors losgehen könnte...): Hab gelesen, dass hier auch welche mit Pferd umgezogen sind. Wie hoch sind etwa die Pferdehaltungskosten für ein Robustpferd? Sprich Offen-, Gruppen- oder Laufstall?
Kiiti!
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