Deutsche in Finnland

Lappland kann ich zur Zeit nicht empfehlen.

Bin ja mal gespannt ... bzw. hege bange Hoffnungen wegen nächster Woche .. Bei dem jetzigen Wetter im schwedischen högfjäll zu wandern bzw. zu zelten ist sicherlich nicht so der Hit. Es sei denn, man steht auf Drachenfliegen und möchte es mal mit dem Zelt ausprobieren ...

Wie war eigentlich dein Ruskatrip @Tenhola? Wo warst du eigentlich - im UKK auf Wanderwegen, oder eher Inarigegend - Otsamo und so? War da viel los in Sachen Wanderer oder eher Einsamkeit?

Leider hatte ich dieses Jahr wettermässig eine sehr schlechte Zeit erwischt. Ruska war eher mässig.
Zuerst war ich einige Tage im UKK (Start beim Tunturikeskus Kiilopää) unterwegs und war ob des vielen Regens froh ab und zu in einer Huette die Klamotten wieder trocknen zu können. Während dem Tag habe ich so gut wie keine Wanderer getroffen, nur am Abend wenn ich eine Huette aufsuchte. Erstaunlich ist jedoch das Verhältnis bei den Wanderern von 70% Frauen und nur 30% Männern.
Anschliessend erholte ich mich ein paar Tage im Hotel in Saariselkä, bevor ich mich in dem Gebiet vom Lemmenjoki erneut auf Wanderschaft machte.
Geplant war eigentlich noch der neue Piilolan polku entlang der russischen Grenze nach Norwegen. Nach einem Telefonat mit Metsähallitus habe ich diese Wanderung aus meinem Programm gestrichen, denn es war mir einfach zu umständlich. Nellim liegt 52 Km. von Ivalo entfernt und der Beginn der Wanderung nochmals 11 Km. ausserhalb von Nellim. Laut Auskunft von Metsähallitus liegt dann die erste erreichbare Busstation in Norwegen nochmals 8 Km. vom Ende des Piilolan polku entfernt und um nach Finnland zurueck zu kommen muss irgendwo nochmals der Bus gewechselt werden.
Was sollte ich also tun? Auto in Ivalo lassen und mit dem Bus nach Nellim fahren und die 11 Km. auf der Strasse latschen oder bis zum Anfang ein Taxi nehmen?
Wie gesagt war mir etwas zu umständlich und die selbe Strecke zurueck wandern wollte ich dann auch wieder nicht.
So mietete ich dann in in Inari fuer einige Tage ein Mökki und erledigte meine schon lange geplanten "Pendenzen" wie der Besuch des Siida. Nach 30 Jahren hatte ich nun auch Zeit fuer eine kleine Wanderung zur Holzkirche von Pielpajärvi.
Von Inari fuhr ich dann noch fuer 2 Tage nach Menesjärvi, wo Freunde das alte Samischulhaus in ein Hotel umgebaut hatten.
Anbetracht des nicht besser werdenden Wetters fuhr ich anschliessend nach Rovaniemi, von wo ich mit dem Autozug in den Sueden fuhr.

Schade, dass es mit dem Wetter nicht geklappt hat. Aber das ist im Herbst wohl auch wirklich Glueckssache. Wir hatten in Schweden ein zwei schöne Tage mit farbenfrohem ruska, dann kam ein Sturm und fast alle Blätter lagen danach am Boden. Am Schönsten war's während der Sonnentage im Bergbirkenwald und auf der mit Zwergbirken bewachsenen tieferen alpinen Stufe. Höher gab's eher Gras und Rentiere - und ganz oben halt Steine und Schnee.

Die Saariselkä-Ecke stelle ich mir schön vor in der Ruskazeit, da hat man ja nur Nadel- und Bergbirkenwälder (vermutlich knallgelb) und dann in den baumlosen Gebieten Zwergstrauchheiden (orange-rot). Ich war nur noch nie im Herbst da, weil ich immer von wahren Besuchermassen gelesen habe. Obwohl ich sonst ein sozialer Mensch bin, schreckt mich dann sowas doch etwas ab - man geht ja eher in die Natur, um dann mit dieser alleine zu sein. Die Frage ist halt nur, was genau "Besuchermassen" sind. Sind es eher 3 Leute (finnische Masstäbe?? ) oder > 10 000 (mitteleuropäische Masstäbe?)??
Nun ja, aber bei Regenwetter war da wohl dann eher eh nix los.

Geplant war eigentlich noch der neue Piilolan polku entlang der russischen Grenze nach Norwegen.

Der klingt in der Tat interessant. Schade, dass es mit der Infrastruktur so kompliziert ist. Aber vielleicht ändert sich das ja noch mit der Zeit ...

poro hat geschrieben:Die Frage ist halt nur, was genau "Besuchermassen" sind. Sind es eher 3 Leute (finnische Masstäbe?? ) oder > 10 000 (mitteleuropäische Masstäbe?)??

Hm, wir haben es letzte Woche noch mal bei herrlichem Wetter in den Oulanka Nationalpark geschafft, wir sind auch extra an einem Dienstag und nicht am Wochenende hin - trotzdem hatten gefühlt auch alle 5 Mio anderen Einwohner Finnlands die gleiche Idee

Naja, die Tour war trozdem ganz schön, aber wir kamen uns ein bißchen vor wie auf einer deutschen "Wanderautobahn" (z.B. im Harz auf den Brocken)

Der Oulanka Nationalpark ist in Finnland sowie europäisch der wohl bekannteste und meist besuchte Nationalpark.

Saariselkä mit seiner Infastruktur hat sich in den letzten 30 Jahren sicher zum grössten Wanderzentrum Finnlands entwickelt und wird wie ich feststellte im Herbst vor allem von der eher älteren Generation aufgesucht. Neben allen Annehmlichkeiten bietet das Gebiet ein grosses Netz fuer Tageswanderungen. Auf den ausgedehnten Routen befindet sich immer wieder einmal eine bewirtete Huette oder ein gut organisierter Rastplatz mit Feuerstellen etc.

Die Nationalparks und Wandergebiete in Lappland verfuegen ueber gut markierte und ausgetretene Wanderwege, welche sich meistens im Kerngebiet des Parkes befinden.
Wer aber das Kerngebiet wie zB. im Lemmenjoki Nationalpark verlässt, befindet sich von einem Meter zum andern in der Wildnis. Wanderungen in diesem Teil sollten dann allerdings nur noch von Leuten mit Erfahrung gemacht werden und sich in der Handhabung von Karte und Kompass oder GPS gut auskennen.
Gerade in diese Gebieten, funktionieren die Mobieltelefone (gab es in den 80er Jahren noch nicht) öfters nicht mehr und schnelle Hilfe ist daher auch nicht zu erwarten. Ein nicht zu unterschätzendes Hindernis stellen oft die zu ueberquerenden Fluesse dar. Ich habe in meiner Zeit als Tourguide oft festgestellt, dass Leute in den endlosen und unuebersichtlichen Wäldern zwischen Lemmenjoki und Inarijoki oft von Zweifeln befallen wurden, ob sie den je in die Zivilisation zurueck kommen werden.
Wer gut vorbereitet ist und auch einen Rucksack zwischen 15 - 20 KG. ueber mehrere Tage tragen kann, erlebt in diesen verlassenen Gebieten eine unvergessliche Zeit, sei es nun im Herbst oder Winter.

Saariselkä mit seiner Infastruktur hat sich in den letzten 30 Jahren sicher zum grössten Wanderzentrum Finnlands entwickelt und wird wie ich feststellte im Herbst vor allem von der eher älteren Generation aufgesucht.

Hmmm. Wenn sich das hauptsächlich auf Tagesausfluegler beschränkt, dann hätte man ja im "Hinterland" seine Ruhe (oder schleichen sich die Wandermassen klammheimlich von Kiilopää aus ins Gebiet??). Ich habe vor fast 10 Jahren mal eine schöne 2-Wochenrundtour durch den UKK bis nahe an die Grenzzone gemacht. Sehr angenehm mit den Huetten, der einsamen Sauna am Luirojärvi, ... Das war allerdings Ende Mai und eher Offsaison. Vielleicht kann man sowas dann ja auch mal im Herbst "wagen" . Vermutlich sollte man dann aber eher wirklich Zelt + Kompass mitnehmen, damit man sich zur Not querfeldein aus dem Staub machen kann

Oulanka ist gerade in der Ruskazeit wirklich sehr beliebt .. aber auch sehr schön! Der kleine Bärenweg bietet sich ja auch fuer Tagesausfluege an, mit anschliessendem Kaffee & pullaa oder so im kleinen Cafe in Juuma

Die "einsame Sauna am Luirojärvi" war in diesem Herbst wohl das Ziel aller Wanderer im UKK. Ich schätze mal rund 95% von allen Wanderern mit welchen ich gesprochen hatte, gaben als Ziel den Luirojärvi an und schwärmten von der Sauna dort. Dies veranlasste mich dann nur 8 Km. vom Luirojärvi entfernt die Richtung zu ändern. In der Ruskazeit also eher nicht zu empfehlen, wenn man nicht an ein "Volksfest" will. Ich uebernachtete dann nach einer Regennacht im Zelt in der Tuiskukuru-Hütte und dort waren wir nur zu dritt.
Im Herbst ist übrigens in dieser Gegend ein Zelt zu empfehlen, oder noch besser einen Platz in den geschlossenen Hütten reservieren. Wenn man abseits aller Wege unterwegs ist, geht es sowieso nicht ohne Zelt.

In der Ruskazeit also eher nicht zu empfehlen, wenn man nicht an ein "Volksfest" will.

*grusel* Volksfest mache ich lieber hier in Oulu . Danke fuer die Warnung!
Mal sehen, wo's dann nächstes Jahr im Herbst hingeht. Zeit zum Entscheiden und Planen ist ja noch ein wenig ...

Eine Kurzbeschreibung und Fotos von meinem diesjährigen Lapplandtrip gibt es hier.

@Tenhola: schöner Bericht und schöne Fotos, wir sind ja sogar auch erwähnt
Inzwischen liegt hier Schnee und alle warten auf den "richtigen" Winter für die nächsten Outdooraktivitäten: Skidootouren, Eislochangeln und Skilaufen!

Grüße aus dem Norden

Wie jedes Jahr zieht es mich im Herbst nach Lappland.
Wie es dieses Jahr gelaufen ist, könnt Ihr hier sehen.