Moi,
mein Einwurf war jetzt nicht als Kritik gemeint .. ich wollte nur eine Zusatz-/alternative Lösung aufzeigen zum "normalen" Angestelltenverhältnis und der "richtigen" Selbständigkeit. Irgendwie sind diese osuuskuntas als Unternehmensform nicht sonderlich bekannt.
Natuerlich macht es finanziell keinen Sinn, einen gut dotierten festen Job in z.B. Deutschland aufzugeben und sich hier in Fi in die Arbeitslosigkeit zu stuerzen oder mit Gelegenheitsjobs muehsam ueber Wasser zu halten. Oder viele Jahre zu kämpfen, bis man sich was aufgebaut hat. Ist man aber aus anderen Gruenden nun mal hier und will sich was eigenes aufbauen oder findet halt keinen "normalen" Job und sucht nach Alternativen, so kann z.B. einen Osk. eine davon sein.
Was das "richtige" Unternehmertum angeht, pflichte ich dir bei. Hier in Finnland werden Arbeitslose schnell in die verschiedensten Kurse und Fortbildungsprogramme gesteckt - oft mit geringen Erfolgsaussichten fuer die spätere Jobsuche. Das ist dann sicherlich nur Verschönung der Statistiken.
Unternehmerkurse gibt's auch zu Hauf, genauso viele Versprechungen und falsche Hoffnungen. Generell wird gerechnet (gibt natuerlich Ausnahmen), dass es mind. 5 Jahre braucht, bis ein Unternehmen "steht", also wirtschaftlich ist. In den 5 Jahren fallen aber alle möglichen Kosten an (v.a. Versicherungen, Instandhaltungskosten), die gedeckt werden muessen. Oder man hat gar keine Kohle, irgendwelche Versicherungen zu zahlen (bzw. wählt sie zu niedrig) und lebt dadurch gefährlich. Und man bekommt halt keine Hilfe mehr vom Start - vom Starttiraha im ersten halben Jahr-Jahr abgesehen (und das ist auch nicht viel). Selbständigkeit lohnt sich nur, wenn man entweder ein gutes finanzielles Polster oder bereits schon einige gute Kundenkontakte hat, finde ich.
Zur osuuskunta/cooperative:
Hier sind ein paar Infos in "Trocken".
http://www.ouka.fi/ouluseutu/yrityspalv ... -operative
Die Stärke der Osk. ist hauptsächlich, dass man in dieser Unternehmensform (bei 7 Mitgliedern) nicht seinen Anspruch auf Arbeitslosengeld/Sozialhilfe verliert.
Wie wird den in der 7 Mitglieder(mit 3 geht wohl auch) Osuuskunta die Buchhaltung/Steuern/Haftung gehandthabt?
Drei ist die Mindestzahl zur Gruendung. Jeder zahlt einen gewissen Geldbetrag ein (wird von der jeweiligen Osk. festgelegt). Diese Gelder bleiben als Einsatz/Grundeigentum (oder wie man's auch nennt) auf dem Konto liegen und werden zurueckgezahlt, wenn/falls das Mitglied aus der Osk. austreten möchte. Austritt ist möglich zur jeweiligen Frist (wird von der Osk. festgelegt).
Mit nur 3 Personen hat man einen recht grossen Anteil an der Firma und damit den Status eines "richtigen" Unternehmers. Möchte man Arbeitnehmerstatus haben (und damit z.B. das Anrecht auf Arbeitslosengeld/Sozialhilfe nicht verlieren), dann muessen in der Osk mindestens 7 Mitglieder sein. Buchhaltung usw. kann jede Osk. so regeln, wie sie will (solange es richtig/legal läuft). Manche nehmen einen Buchhalter von "aussen", andere haben in eigenen Kreisen jemanden, der sich damit auskennt. In Sachen Haftung kann ich mich nur noch dran erinnern, dass es recht sicher fuer den einzelnen war .. man haftet nur mit seinem Einsatz (pääoma). Muesstest ggf. mal nach dem genauen Wortlaut (Gesetz) im Internet graben. Als "richtiger" Unternehmer - tmi usw. haftet man mit seinem gesamten persönlichen Eigentum.
Zu Gewinnen/Verlusten und Rentenzahlungen:
Sagen wir mal, ich will fuer eine Arbeit x € haben. Dann rechne ich "Arbeitgebernebenkosten" (Materialkosten, Versicherungen und Oskprozentsatz) drauf, das Ganze plus Mehrwertsteuer - und habe dann den Endpreis y, den der Kunde zahlen muss. Hat der Kunde gezahlt, so sind auf dem Konto der Osk. y Euro. Ich kann mir dann x Euro Lohn auf Steuerkarte auszahlen (oder es werden mir x € gezahlt - je nachdem, wie es in der Osk geregelt ist). Also von den x Euros gehen dann noch ennakkopidätys/Lohnsteuer, Arbeitsrentenprozent und Arbeitslosenversicherungsprozent ab. Eigentlich genauso, wie in jedem anderen Angestelltenverhältnis auch. Die Höhe der Arbeitsrentenzahlungen richtet sich nach der Höhe der Einkuenfte.
Die Osk. hat als Arbeitnehmer die normalen gesetzlich vorgeschriebenden Versicherungen (Unfallversicherung usw.) plus ggf. je nach Arbeitsbereich/toimiala weitere frei wählbare Versicherungen (werden von der Osk. entschieden).
Der Oskprozentsatz ist zur Deckung der Osk-Kosten gedacht und wird von der Osk festgelegt. Man setzt sich also zusammen und gruebelt, wieviele gemeinsame Kosten die Osk hat - Buchhaltung, Internet, Firmentelefon .. das ist ja Firmenspezifisch. Hat die Osk nur wenig Einnahmen und viele Kosten, so muss der Prozentsatz recht hoch gelegt werden bzw. man muss sich anstrengen, die Kosten so klein wie möglich zu halten. Sind in der Osk. die Mitglieder gut aktiv und es kommt viel rein, so kann der Osk.prozentsatz auch ziemlich klein gelegt werden.
Wenn am Ende was von dem Osk%zahlungen uebrig bleibt, so setzt man sich zusammen und denkt nach, wozu man das Geld verwenden könnte. Braucht man gemeinsame Arbeitsgeräte, ...? Ansonsten kann der Gewinn auch auf dem Konto bleiben (und wird versteuert) oder per Lohnsteuerkarte an die Mitglieder ausgezahlt werden.
Kommt nicht genug rein und macht die Osk. Miese, so werden die als siirtovelka aufs nächste Jahr uebertragen und man muss sehen, dass man die tilgen kann. Wenn's dauerhaft nicht läuft, muss die Firma dicht machen.
Also - vieles ist auch einfach auf Verhandlungsbasis innerhalb der Osk. Das kann sehr positiv sein, wenn man ein gutes Team ist und gute Lösungen findet. Oder es kann auch sehr negativ sein, falls man nicht miteinander klarkommt und sich ueber jeden Pipifax nur streitet und dadurch nichts gebacken bekommt.