Jetzt muss ich doch auch noch einige generelle Angelegenheiten loswerden:
Ich bin jetzt seit etwas über einem Jahr hier und alles in allem gefällt es mir auch ganz gut. Die Finnisch-Kenntnisse lassen noch zu wünschen übrig, aber die Alltags-Angelegenheiten funktionieren schon, und das Verstehen klappt auch ganz gut. Trotzdem hab ich mir vorgenommen, dass ich, falls ich eines Tage Finnisch kann, dann erstmal zur Entspannung Schwedisch lerne..
Wie Markus, der Killer-Spiele-Fan
, finde ich Filme in O-Ton auch ganz gut, nur dass mich das auf englischsprachige (und deutschsprachige!) Filme beschränkt. Kaurismäki geht auch mal, weil da nicht so viel gesprochen wird..
Was mich hin und wieder etwas aufregt, ist die Alk-Sache. Einerseits werde ich als zivilisierter Mitteleuropäer davon abgehalten, mir bei Lidl eine mittelgute Flasche Wein für 5€ zu besorgen. Auch ist bei mangelnder Abendplanung Bier nach 9 ziemlich teuer, weil man dazu in eine Kneipe muss. Andererseits werde ich Freitag und Samstag abends in der Stadt angerempelt und hab Schwierigkeiten, mit dem Fahrrad nach Hause zu kommen, weil ich immer aufpassen muss, dass mir keine Besoffenen vor den Lenker fallen...
Manchmal denk ich mir, dass die Finnen ein Problem mit dem Alk haben, weil sie eben ein Problem mit dem Alk haben. Und ab und zu wünsch ich mir eine deutsche 24h-Tanke vor die Haustür...
Was ich ganz gut hier finde, ist, dass es nur eine gesetzlich Krankenversicherung gibt. Warum man diesen Verwaltungsaufwand in D braucht, versteh ich nicht. (Naja, vielleicht bringt es Arbeitsplätze.) Aber die Ersparnis durch den sog. Wettbewerb wird durch den Verwaltungs-Overhead wieder wettgemacht.
Andererseits hab ich von vielen Leuten gehört, dass sie nicht so gute Erfahrungen mit den terveyskeskukset hatten. Da finde ich es besser, wenn die Ärzte sich etwas Konkurrenz machen, und man für eine Endoskopie nicht 3 Monate warten muss. Wenn ich mal ernsthaft krank werde, lass ich mich sofort nach D verschiffen..
Und wenn schon Burger, dann - oh ja - wäre ein Whopper auf jeden Fall angebracht. Die Erfahrungen mit Hesburger werden irgendwie bescheidener, und McDo ist hier auch nicht so mein Ding.
Was auch noch ganz gut ist, ist die Ausstattung an den Unis. Zumindest gibt's in den (Allgemein-)Unis in Helsinki und Tampere genügend Rechner, und die sind auch brauchbar und nicht veraltet. Über Studiengebühren denkt hier - soweit ich das überschaue! - auch keiner nach. Was auch bestimmt damit zu tun hat, dass man keine Länderregierungen hat, die da ihr eigenes Ding drehen können/dürfen/wollen/sollen. Dickes Bildungsplus für Fi! (Ja, ich weiß, sie haben für Pisa geübt. Ist mir aber egal
)
Was mich nicht betrifft, aber etwas komisch ist: Man kann von der Telefonauskunft (zumindest Eniro) anhand eines Autokennzeichens den Namen, die Adresse (und ggf Telefonnummer) des Halters erfragen...
Das ist doch dann ungefähr so, als ob man mit einer ID-Nummer auf dem Kopf durch die Stadt läuft..
Aber wie schon sehr richtig bemerkt wurde:
Markus hat geschrieben:Jedes Land spinnt wohl auf seine Weise
Nochwas:
Markus hat geschrieben:Ausserdem bin ich froh, dass meine Tochter hier aufwachsen kann, auch wenn Finnland nicht in jeder Hinsicht SO familien- und kinderfreundlich ist wie es gern in Deutschland hochgejubelt wird.
Manchmal hab ich den Eindruck, dass in Deutschland sowieso alle anderen Länder hochgejubelt werden. Skandinavien für Nachwuchsfreundlichkeit, Finnland speziell für Bildung, amerikanische Unis für Elite-Status, Großbrittanien für's sonnige Wetter...
Also, Fazit: Es ist nicht alles Gold, was Finnland heißt, und Deutschland ist auch silber. Oder so. Auf jeden Fall gefällt's mir hier ganz gut, auch wenn es natürlich auch eine Menge zu meckern gibt. 'Dehemm is halt dehemm' wie der Pfälzer sagt.