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Verfasst: Do Okt 12, 2006 6:41 pm
von Georg
Täusch' Dich mit den Ärzten nicht - die Bezahlung ist nur auf den ersten Blick nicht so toll. Dafür hat man dann
- geregelte, vollbezahlte Wochenarbeitszeit von 38h und nicht 60-80
- Nachtdienste werden voll bezahlt
- dito Wochenende
- der Chef ist zwar Chef, aber ein Mensch mit dem man reden kann, und kein Gott.
Das größte Hindernis bei Ärzten ist sicherlich die Sprache, weil die, wenn jemand, genau verstehen müssen, was ihnen gesagt wird und was sie sagen.

Verfasst: Do Okt 12, 2006 7:13 pm
von Sid
@Georg

Man hört ja viel über die Situation in den öffentlichen Gesundheitszentren (Terveyskeskus). Ich warte schon fast 8 Monate auf einen Zahnarzt-Kontrolltermin* in einer kleinen Stadt, die lediglich 40.000 Einwohner hat. Auf der Internetseite von Helsinki und in Hesari gab's diverse Berichte über den Mangel an Ärzten und Krankenpflegern. Wegen dem Braindrain hat Finnland gute Arbeitskräfte im med. Bereich verloren, der Rest eröffnet Praxen oder arbeitet in Grosspraxen wie Mehiläinen oder Diacor und um die endlose Warteschlangen laut der neuen Richtlinie (Wartezeit soll keine 6 (!) Monate überschreiten), sind auch die Terveyskeskus Ärzte masslos überarbeitet bzw. ausgebrannt, insbesondere Zahnärzte. Gerade diese sind so unterbezahlt. :roll:

* Ich gehe immer privat zum Zahnarzt. Hab gerade so einiges machen lassen, also hab keine Eile, daher wollte ich aus Jux die Wartezeit im Porvoo-Terveyskeskus testen. Ich hab am 1. März angerufen und bis heute hab noch keinen Terminvorschlag. Hab im September nachgefragt und lt. der freundlichen Dame, sollte es noch im Herbst klappen (allerdings weiss ich nicht im welchen Jahr :lol: ) Nun geh ich einen Weissheitszahn entfernen, ebenfalls privat, weil ich so lange nicht warten darf. Es wird wohl bis 400 Euro kosten :?

Dieses System ist ein Witz und eine Scheinwelt :evil: .

Verfasst: Do Okt 12, 2006 7:47 pm
von Georg
@Sid

Stopp! Da musst Du haargenau trennen zwischen Zahnärzten und "richtigen" Ärzten. Das System als solches funktioniert wunderbar, außer für die Zahnpflege. Zudem ist das Gesundheitssystem sehr komplex und kaum anhand einiger weniger Fakten zu beurteilen. Und nicht in Finnland, sondern in Deutschland wird über die dringend anstehende Gesundheitsreform diskutiert,weil die Kosten explodieren.

Wenn Du hier die Zeitung liest,wirst Du nichts hören von Gesundheitsreform. Das Ganze arbeitet nämlich recht gut, weil u.a. Stakes ständig überprüft,wie kostengünstig und effektiv das ganze arbeitet. Der Krankenkassenbeitrag ist, den Staatszuschuss mitgerechnet, deutlich niedriger als in Deutschland. Die Effektivität misst sich nicht daran, wie oft geröngt wird oder wieviel Ultraschalls gemacht werden. Ganz im Gegenteil. Auch das unnötig häufige Verschreiben von Antibiotika ist kein Qualitätskennzeichen.

Ganz im Gegenteil wirkt mittlerweile auf mich das deutsche System sehr ineffektiv. Jeder zweite Hausarzt hat ein Ultraschallgerät und ein Röntgen, jeder vierte oder fünfte ein CT.Kann er damit umgehen? Nein! Dafür gibt es nämlich einen eigenen Facharzt, der Radiologe, der das kann.

Und dann ist nämlich in der Tat die Frage, was für einen Arzt man haben will. Einen deutschen Halbgottassistenzarzt, der gerade 28 Stunden Dienst ohne Schlaf hinter sich hat und dann noch operieren soll (kannst Du noch Autofahren nach 28 Stunden Arbeit ohne rechte Pause?) oder einen relativ ausgeruhten Arzt, der weiss, dass er nach 12 Stunden Nachtdienst nicht weiterzuarbeiten braucht, sondern den Dienst übergibt?

Man kann das System auch nicht alleinnach Wartezeiten messen, auch die Kosten gilt es in Betracht zu ziehen. Und ich bitte zu notieren, dass die Wartezeiten deutlich reduziert wurden. Zum zweiten gelten diese Wartezeiten für NICHT dringende Fälle. Wie ich aus eigener Erfahrung weiss, kam man auch zu Zeiten ohne hoitotakuu in dringenden Fällen sehr schnell dran.

Nein, ich bin kein Arzt, aber jemand,der mir sehr nahe steht :wink: hat als Ärztin in beiden Ländern gearbeitet, und so habe ich den direkten Vergleich.

Verfasst: Do Okt 12, 2006 8:13 pm
von Georg
Und dann sei noch angemerkt, dass das finnische Gesundheitswesen weit davon entfernt ist perfekt zu sein. Es wurde ja auch von niemals perfekten Menschen aufgebaut. Dennoch kann es perfekter sein als andere entsprechende Systeme

Verfasst: Do Okt 12, 2006 8:24 pm
von Sid
Doch doch, es ist mir bewusst, dass das deutsche System derzeit alles andere als rosig aussieht. Leider :(

Hm, allgemeine Ärzte vom TK hab schon lange nicht gebraucht, daher weiss ich nicht, wie gut es funktioniert, denn unsere Firma hat eine Privatversicherung mit einer Grosspraxis (eine prima Zusatzleistung, die wirklich Geld wert ist) . Ich bin sehr zufrieden mit meinen finnischen Ärzten: Allgemeinmediziner, Krankenschwester für kleine Wehwehchen oder Impfungen, gute Spezialisten. Habe ein paar mal Notdienst in unserem KH in Anspruch nehmen müssen, die Wartezeit betrug ~4-5 Stunden, weil viele anderen Vortritt hatten, ist aber normal. Mehr als Burana und Antibiotika hab ich dann aber auch nicht bekommen.

Den Zahnarzt teste ich bald ohnehin. Ich weiss, dass es eine positive Entwicklung in vielen Grossstädten gab (Turku, Helsinki, Tampere) Und zwar Terveyskeskus hat quasi private Dienste wegen den Wartezeiten "dazukauft". Für den Kunden fällt nur die TK-Gebühr an. Das find ich sehr verantwortungsbewusst.

Sicherlich kommt man in Notfällen sofort dran. Das bezweifle ich gar nicht. Doch ich habe keine (*auf holz klopf*) und ich fände es unfair, diese vorzugaukeln, um die Wartezeit zu verkürzen. Ich will lediglich eine gute, regelmässige Vorsorge, die lt. Sozialsystem gesichert sein sollte. Mit einer 9-12 monatigen Wartezeit (und den folgenden kleinen Reparaturen, die entsprechend weitere Wartezeit mit sich bringen, und die Karieslöcher grösser werden lassen) scheint mir leider nicht zeitgemäss.

Von Finnen hab ich leider nur negatives gehört und keiner in meinem Bekanntenkreis nutzt das öffentliche, sondern das private System, um umsorgt zu werden.

Noch ein Einblick schien mir schauderhaft - öffentliche Krankenhäuser wie Tööllö. Meine Freundin lag nach einem ernsten Sturz gut 4 Wochen im KH auf einem 7-8 Personen Zimmer (7 OPs in dieser Zeit, drei davon misslungen, Krankschreibung bis jetzt 9 Monate). Ist die max. Zimmerbelegung in Deutschland nicht 3-4? Man weiss ja nicht, was noch kommen kann, wenn man weiter die Budgetlöcher in Deutschland stopfen muss. Und mein Schwiepa einige Wochen nach einem Herzinfakt wurde der Ambulanzwagen bei einem Schwächeanfall verweigert. Es solle ein Taxi nehmen. :roll: Die Schwiegis wohnen aufm Land und zum KH ist es 30 km...

Da gehöre ich zu den grossen Skeptikern in dieser Hinsicht halt... Meine Meinung.

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 10:33 am
von heike
na SID und BABYLON ihr muntert mich ja mal wieder auf.

Nun wir haben noch keine genaue Zahl aber schon mal ne grobe Richtung und das würde schon passen. Ist ein großer chemiekonzern der mittlerweile international gestaffelt ist.
Außerdem - korrigiert mich wenn ich es falsch verstanden habe - aber Antjes Mann hat doch auch zufriedenstellend Fuß gefaßt. Mit 2 Kindern in´s Ausland, dass macht man ja auch nicht mit Aussicht auf einen gekürzten Lohn bei höheren Kosten.

Wo ich schon wieder mal bei meinen Lieblingsthema bin: Häuser in Finnland.
Da ich als Mama nun mal viel Zeit zu Hause verbringen werde sind mir die 4 Wände schon recht wichtig. Ich brauche keinen Luxusschuppen aber eine gewisse Größe um ca 150m" (kinder/Schlaf/Arbeits/Gästezimmer)wäre mir schon wichtig.
>Sehe ich das in den Anzeigen richtig das ca 250TEuro für eine gebrauchte Immobilie (ca10-15Jahre) bezahlt werden müssen.
Oder bekommt man bessere Angebote vorort anstatt via Internet?
STellt sich uns nämlich die Frage, ob es vielleicht doch besser ist den Mann sozusagen als Späher vorzuschicken und erstmal ein kleines Appartment zu mieten. >Oder habt Ihr das von Deutschland aus gemanagt?
Wenn man ein älteres Haus hat wird man vielleicht noch so 1 bis 2 Dinge zu reparieren haben- Wie sieht es mit Handwerkerleistungen in FInnland aus? teuer, gut ?
Außerdem bin ich auch gerne heimwerkertechnisch unterwegs, bedeutet ein Baumarkt / Obi wäre toll. Kennt Finnland soetwas?
Nachdem ich Eure Themenbox "Lebensmittel in Finnland" gelesen habe, bin ich vorsichtig geworden etwas, für mich selbstverständliches, vorauszusetzen. :wink:

Gruß Heike

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 10:42 am
von heike
hopla

jetz habe ich nur Éuren Kommentar auf Seite 1 zu Gehalt und Arbeit gesehen und beantwortet und jetzt entdecke ich Eure Diskussion ums Gesundheitsystem.
Hilfe da läuft ja einem der Schauer über dem Rücken.

Als Mutter einer kleinen Tochter ist die ärztliche VErsorgung u.a. ein großes Thema. Ich dachte bisher jeder etwas größere Ort hätte sogenannte Ärztezentren wo ein umfassende Betruung gewährleistet ist.

????????????????????????????????????
:?: :?:
Heike :(

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 11:03 am
von Georg
Das Gesundheitssystem in Finnland funktioniert meines Erachtens sehr gut, auf jeden Fall besser und kostengünstiger als in Deutschland. Es gibt in jeder Gemeinde ein Gesundheitszentrum, und gerade auf die Gesundheitsfürsorge und -vorsorge bei Kindern wird viel Wert gelegt.
Richtig ist, dass viele Finnen über das Gesundheitssystem meckern, zum größten Teil aus Unwissenheit und weil sie nicht wissen, wie gut es ihnen geht. Ein beliebtes Vorurteil ist z.B., dass in den Privatpraxen die besseren Ärzte sitzen - völliger Unsinn. Tatsache ist dass manche - natürlich nicht alle - in Privatpraxen arbeiten, weil man dort mit weniger Arbeit mehr Geld verdient, was für mich keine Kennzeichen fachlicher Qualität ist.
Wenn ein Patient die von ihm gewünschte Pflege nicht bekommt, weil sie nach der Beurteilung des Arztes unnötig oder ineffektiv ist, meckert der Patient gleich, weil seiner Meinung nach der Arzt auf Kosten des Patienten spart, usw.
Sei also völlig unbesorgt von wegen der medizischen Versorgung. Auch die entsprechenden Statistiken weisen für Finnland zumindest ein gleiches Niveau wie für Deutschland aus.

Bezüglich Baumarkt sieht es düsterer aus. Der weitest verbreitet K-Rauta ist teuer und hat keine gute Auswahl, allerdings kann man bei denen bei größeren Einkäufen feilschen. In Vantaa gibt es ein Bauhaus (die deutsche Kette), das hat bessere Preise und bessere Auswahl, wenn auch etwas teurer und schlechter als in Deutschland. Ist allerdings ein gutes Stück weg von Porvoo.

Bezüglich Wohnungen hast Du per Internet eigentlich die besten Möglichkeiten. Wir haben unsere neue Wohnung auch so gefunden. Dort gibt es einfach mehr Informationen, Bilder und den Grundriss, und man kann zielgerichteter suchen. In der Zeitung oder sonst wo sind natürlich die Anzeigen, wo Privatleute direkt verkaufen, aber das ist ein recht kleiner Anteil. Beim Huoneistokeskus hatte eine kurze Suche gerade ~25 Häuser in Porvoo ergeben, die auf Deine Kriterien etwa passen (4 Zimmer und größer, 120-180 qm.

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 11:13 am
von Micha
Heike,

ich denke, um Deine Kinder brauchst Du Dir in Finnland wirklich keine Sorgen zu machen.

Das kommunale Gesundheitssystem lässt zwar teils zu wünschen übrig, aber wem dies zu einem Besuchspreis von 11eur nicht genügt, muss oder kann auch zum privaten Arztzentrum gehen. Diese gibt es m.W. auch in Städten wie Porvoo.

Darüber hinaus kann ich empfehlen, eine Kinderkrankenversicherung zu nehmen (wir zahlen für 4 Kinder etwa 700 eur im Jahr), die diese privaten Arztkosten dann übernimmt.
Wir haben keinerlei Probleme mit dem Gesundheitssystem.

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 12:16 pm
von Babylon
Ich persönlich würde das deutsche Gesundheitssystem jederzeit dem finnischen vorziehen. Ich finde das staatliche System in Finnland schlecht; zwar relativ billig aber eben schlecht.

Du hast hier keine freie Arztwahl, ewige Wartezeiten, veraltete Einrichtungen und meiner Meinung nach, schlechten Service. Privat ist es besser, aber eben auch sehr teuer. Für mich ist das finnische Gesundheitssystem die vollendete Zweiklassengesellschaft. Wer Geld hat oder von der Firma einen Privatarzt zugeteilt bekommt, hat Glück, aber wer auf den Terveyskeskus angewiesen ist, muss warten.

Ich weiß nicht, wie es mit Kindern ist. Da könnte es besser laufen, weil die Finnen ja sehr Kinder-verrückt sind. Ich habe keine Kinder und kann nur auf eigene Erfahrungen und die meiner Freunde zurückgreifen. Ich hoffe, dass ich in Finnland nie ernsthaft krank werde.

Sorry Georg, dass ich Deine positive Meinung leider nicht teilen kann.

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 12:26 pm
von Babylon
zu Thema Immobilien:

Ich komme aus dem Kölner Raum und da die Preise dort sehr hoch sind, fand ich Finnland im Gegensatz relativ billig. Ich habe für meine 80qm Immobilie in Hämeenlinna (nettes Wohngebiet, See & Wald in der Nähe, Lebensmittelgeschäft mit Post 5 Min.) 87.000 Euro bezahlt. Das Haus war 14 Jahre alt, Badezimmer gerade renoviert. Ich finde das nicht zu teuer.

Porvoo gehört allerdings noch zum groben Einzugsgebiet von Helsinki und ist entsprechend teurer, dort hatte ich mich auch umgeschaut, hätte aber für das Geld nur 35 - 50qm Wohnfläche bekommen. Das war mir zu wenig.

Das Internet ist eigentlich der beste Marktplatz. Die großen Marklerbüros stellen ihre Angebote ins Internet. Wenn man dann einmal den Kontakt zu einem Markler hat, bekommt man ggf auch andere Immobilien gezeigt, die noch nicht im Netz stehen.

Mietobjekte gibt es relativ wenige und die sind entsprechend teuer.

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 12:38 pm
von Georg
Dass das Systeme (häufig unnötig) lange Wartezeiten produziert, ist leider wohl richtig. Ein weiteres Problem ist, dass viele Vorteile für die Patienten nicht direkt sichtbar sind. Und, um es nochmal zu sagen, das perfekte System ist das finnische auch nicht. Man darf es auch gerne kritisieren, und an etlichen Stellen auch berechtigt. Aber zu behaupten, dass die medizinische Behandlung schlecht sei, ist schlicht falsch. Dass würde man unter anderem an der Sterblichkeitsrate sehen.

Es wird z.B. ständig überprüft, wie man mit dem geringst möglichen finanziellen Aufwand die besten Ergebnisse erziehlt ("käypä hoito"). Dies ist durch zentrale Statistik möglich. Zentrale Statistiken gibt es in Deutschland aber nicht in nennenswertem Masse wegen übertriebenem Datenschutz und wegen der Kulturhoheit der Länder. Die führen - wenn sie denn führen - ihre Statistiken oft auf so unterschiedliche Weise, dass man sie nicht vergleichen kann.

Der Hauptgrund, warum ich das deutsche System nicht möchte, ist weil es denen bald um die Ohren fliegt, weil niemand es mehr bezahlen kann.
Ein Beispiel : viele Hausärzte haben ein eigenes Ultraschallgerät in Deutschland, dessen Möglichkeiten sie aber gar nicht richtig ausschöpfen können, weil sie keine Radiologen sind. Wenn Radiologen dafür eine sechsjährige Ausbildung machen, woher soll es ein Hausarzt dann bitte können?
Teuer ist das Gerät trotzdem, die Ärzte müssen also möglichst viele Untersuchungen mit dem Gerät bei der Krankenkasse abrechnen. Deswegen wird zum Beispiel ein sehr hoher Prozentsatz der Schwangerschaften zu Problemschwangerschaften deklariert, die in Wirklichkeit gar keine Probleme haben. Der Arzt kann dann aber mehr Ultraschalluntersuchungen abrechnen als bei einer normalen Schwangerschaft. Wo ist da der Vorteil, außer dass es mehr kostet?

Wenn die bessere Behandlung also aus mehr unnötigen Röntgenbildern, unnötigen Ultraschalluntersuchungen und unnötigen Medikamenten besteht, dann ist es mir nur recht, wenn man aus eigener Tasche dafür zahlen muss. Dann muss ich mich über die Krankenversicherungsbeiträge nicht daran beteiligen.

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 12:45 pm
von Babylon
Georg: Ich habe nicht behauptet, dass die medizinische Behandlung in Finnland schlecht ist. Das würde auch nicht stimmen.

Schlecht finde ich den Service: die Wartezeiten, keine Arztwahl, die Zweiklassengesellschaft.

Wenn das staatliche System so gut wäre, würden nicht alle Firmen, die etwas auf sich halten, ihren Mitarbeitern die private ärztliche Versorgung ermöglichen.

Das "System" an sich (zu viele Kassen, viele fragwürdige Gesetze, etc) finde ich in Deutschland natürlich auch nicht so gut. Aber ich fühle mich schon wohler, wenn ich gleich zu einem von mir gewählten Spezialisten gehen kann.

Wenn man beispielsweise im Terveyskeskus zum Frauenarzt gehen will, muss man erst zu dem zugeteilten Allgemeinmediziner und nur wenn der der Meinung ist man darf zum Spezialisten, geht es weiter. 2 lange Wartezeiten inklusive.....
Von Zahnärzten ganz zu schweigen.....

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 3:45 pm
von Sid
Heike, vergraulen will Dich keiner, aber wenn wir schon über Tatsachen sprechen, hilft es auch niemanden, Finnland inkl. rosarote Brille zu liefern :(

Ärztl. Versorgung

Ich muss sagen, ja Finnland ist kinderlieb, also da sollte es keine Probleme geben bzgl. ärztl. Versorgung.

Ist ja mein persönliches Problem mit KELA (dem Sozialsystem), das mich unangekündigt Anfang des Jahres wegen ihrer blöden Bürokratie aus dem System geworfen hat, trotzdem ich meine Steuern artig gezahlt habe (seit sechs Jahren) und unwissentlich mehrere Wochen unversichert war :shock: Ich hab es dann nur durch Zufall herausgefunden (Your club membership has been discontinued :twisted: ), ist ja aber eine längere Geschichte. Ich finde es unverantwortlich und ignorant.

Immobilien

Die Makler haben alle Angebote im Internet, es fragt sich nur, hast Du denn alle Links (und dazu kommt, fast alles ist auf Finnisch). Unsere Haussuche liegt gut 6 Jahre zurück, aber eins kann ich sagen, die Grösse ist durchaus gängig. Ich würde ältere Immobilien vorziehen. Ende 80er / Anfang90er sind viele "Problemhäuser" wegen der Rezession entstanden. Dazu sind dann auch die Grundstücke kleiner.

Natürlich kann man Fuss fassen, hab ich ja auch, aber es ist nun mal nicht die grosse internationale Welt hier in Finnland, wie es gerne vorgegaukelt wird. Man muss erst reinkommen...

Verfasst: Fr Okt 13, 2006 5:31 pm
von Antje
heike hat geschrieben: Antjes Mann hat doch auch zufriedenstellend Fuß gefaßt. Mit 2 Kindern in´s Ausland, dass macht man ja auch nicht mit Aussicht auf einen gekürzten Lohn bei höheren Kosten.
Wegen eines höheren Gehalts sind wir nicht her gekommen - das war sogar 50€ geringer. Meinem Mann gings um die Verbesserung seiner Arbeits- und unserer allgemeinen Lebensqualität. Das hat geklappt. Und gehts gut!

Heimwerken: In Finnland gilt: selbst ist der Mann/die Frau bzw. man kennt jemanden (aus der Familie...) Kostenvoranschläge für Küche und Bad haben uns schlucken lassen. Also leben wir mit den alten Instalationen. Muss für mich sagen, dass man hier mal wieder ein bisschen auf den Boden kommt und Wichtigkeiten besser einordnet. Alles ist funktionstüchtig - nur eben nicht ultramodern (haben auch ein altes Haus), aber ich kann damit leben. Jetzt. Am Anfang hätte ich auch am liebsten alles neu gehabt. Dafür brauchen wir dann also doch das 2. Gehalt...

Kider & Gesundheit: Die Kider haben 1x im Jahr einen allgemeinen Check up und einen Zahnarzttermin. Im Gesundheitszentrum holt man sich telephonisch einen Termin oder kreuzt einfach auf - meine Taktik. Bei akuter MOE meines Sohnes habe ich mich nicht mal auf die 2h Wartezeit eingelassen sondern so lange gefragt und genörgelt (fieberndes Kind und Baby auf dem Arm, Tochter muss aus Kiga abgeholt werden, Mann nicht da - nun macht mal!) Und sie haben - innerhalb von 30 Minuten waren wir mit Rezept wieder draussen.

Man darf halt nicht so finnisch sein und alles hinnehmen... :wink:

In der Notaufnahme des Krankenhausen sind wir jedesmal (2x nur bisher, das klingt vielleicht nach Rabeneltern!!) ganz schnell dran gekommen, obwohl sie uns eigentlich weiterschicken wollten: wieder gefragt, ob nicht doch gleich und hier was zu machen ist.

Mein Mann halt mit Zahnschmerzen am gleichen Nachmittag einen Termin bekommen, zur allgemeinen Vorsorge muss man mit bis zu 1Jahr Wartezeit rechenen - aber in D macht man ja auch nur 1x im Jahr Vorsorge und dann macht man eben gleich den neuen Termin, wenn man da ist. (persönlich noch nicht gemacht, habs schleifen lassen.. :oops: )

Ansonsten habe ich persönlich keine anderen Erfahrungen mit dem Gesundheitsdienst.


Und Sid hat recht: so international wie sie sich gern geben wollen, sind die Finnen noch lange nicht! Man darf nicht vergessen, wie klein dieses Land ist (bevölkerungstechnisch), vieles erscheint mir nicht vollkommen durchdacht oder reguliert, eben weil bei so wenigen Leuten Streitigkeiten /Unklarheiten relativ schnell/ ohne Gesetztesrevidierung geklärt werden können. (mein persönliche Eindruck!!!)

Und nochmals: auch hier gibt es Probleme, Kämpfe im KleinKlein - das empfinde ich in keiner Weise als schlimmer /besser als in D sondern einfach nur schwieriger, weil ich mich nicht immer unmissverständlich ausdrücken kann.


Aber jetzt bist Du ja doch wieder bei der 100% Voraussicht...
:wink:

Liebe Grüsse,
Antje.