Deutsche in Finnland

Pikkupossu hat geschrieben:Weisst du zufällig, wie aktuell dieses Dokument sein muss? Sonst könnten wir es ja im Weihnachtsurlaub einfach schon mitnehmen.
Ich glaube nicht, dass ein Dolmetscher da sein wird, da ich eigentlich ausreichend finnisch spreche um durchzukommen. Aber mal schauen, ich lass mich überraschen

Ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass dies aktuell genug ist.

Ich glaube die ziehen automatisch einen Dolmetscher hinzu, wenn es sich um Deutsche (will nicht Ausländer schreiben)handelt um sicher zu gehen.

Bei uns war definitiv kein Dolmetscher dabei und dabei war ich sogar schon dreimal dort ... und mein Finnisch ist unter aller Hunde. Vielleicht aber wollte Sie uns einfach nicht auf Schwedisch bedienen, was im Prinzip notwendig gewesen wäre.

Pikkupossu hat geschrieben:

Krankenhaus kann man sich hier (in Lahti) auch nicht aussuchen. Es gibt nur eins, in dem man gebären kann So werde ich einfach abwarten müssen. Am liebsten hätte ich ja im Geburtshaus oder zuhause entbunden, aber Geburtshäuser gibt es hier leider nicht und Hausgeburtshebammen auch nicht. Und ganz alleine möchte ich bei meiner ersten Geburt doch nicht entbinden. Allerdings bin ich gerade dabei eine Art Geburtsplan/Wunschliste für das Krankenhaus aufzustellen, da ich beim Thema Geburt eher auf einer etwas "alternativeren" Schiene fahre und daher ein paar Vorstellungen habe, die sich nicht immer mit der medizinischen Lehrmeinung decken

Hier gibt es Informationen zur "alternativen" Geburt und auch Hausgeburt. Vielleicht hilft dir die Seite http://www.lapsiperhe.net/aktiivinensyn ... kelit.php3

Danke, die Seite kenne ich. So richtig weitergeholfen hat sie mir allerdings leider nicht.
Es ist ja auch immer ein finanzieller Aspekt der beachtet werden will... traurig aber wahr, eine medizinische Krankenhausgeburt kostet weniger als eine natürliche Geburt. Die Logik dahinter muss man glaube ich nicht wirklich verstehen.

Ähm, tschuldigung, wenn ich eine dumme Frage stelle, aber was ist der Unterschied zwischen einer "nätürlichen" und einer "medizinischen" Geburt? Heißt medizinisch in diesem Fall Kaiserschnitt? Unsere zwei Kinder kamen im Krankenhaus auf sehr natürliche Art und Weise zur Welt; eins davon in Tammisaari, wo mehr Wert auf alternative Methoden gelegt wird. Auch in Jorvi war es kein Vergleich mit deutschen Krankenhäusern.

Mit dem Begriff "natürlich" lohnt es sich in dem Zusammenhang auch aus anderen Gründen vorsichtig zu sein. Ich weiss aus sicherer Quelle von einem Fall, in der eine schwangere Finnin eine Entbindung auf normalem Wege ablehnte, weil das "unnatürlich und schmutzig" sei.

Welche Erfahrung hast du Tammisaari? Wurde mir von einer Bekannten auch empfohlen, die hatte dort eine Wassergeburt.

Pikkupossu hat geschrieben:Es ist ja auch immer ein finanzieller Aspekt der beachtet werden will... traurig aber wahr, eine medizinische Krankenhausgeburt kostet weniger als eine natürliche Geburt. Die Logik dahinter muss man glaube ich nicht wirklich verstehen.

Das Wort medizinisch ist hier etwas unglücklich gewählt, ich würde es einfach mal als "Krankenhausgeburt" so stehen lassen. Wenn Du keine Spritze gegen die Schmerzen willst bekommst Du auch keine. Das Wartezimmer sah ziemlich gemütlich aus (auch wenn ich nie drin war, da wir beide Male auf dem letzten Drücker kamen ).
Ansonsten habe ich die Geburt meiner 2 Kinder in Jorvi genauso schön erlebt wie die Hausgeburt unseres ersten Kindes.

Das mit den Kosten ist immer eine Frage der Ressourcen bzw. des Landesüblichen Systems.

Mit medizinisch meine ich, dass eine Geburt in einem Krankenhaus oft als medizinisches Ereignis betrachtet wird - es "braucht" einen Arzt, ein CTG, ein wasweissich. Wenn's nicht richtig vorangeht, gibts Tabletten oder Gel zum Einleiten, wenns dadurch zu heftig wird gibts Schmerzmittel, und wenns dann immernoch nicht richtig weitergeht, gibts nen Kaiserschnitt. Dann wird blitzschnell abgenabelt, hier noch ne Glucoselösung, da noch Vitamin K und Augentropfen, und wenn man Pech hat wird von den Schwestern zugefüttert bevor man stillen kann.

Nun, meine bisherigen Neuvola-Erfahrungen lassen mich ja hoffen, dass es hier vielleicht etwas natürlicher zugeht, diesbezüglich. Allerdings kommen ja neuerdings im TV immer diese netten Krankenhausdokus, die schonmal einen kleinen Einblick geben... Und irgendwie sind die Frauen die dort gezeigt werden immer in einer Art winzigem Behandlungszimmer, steril, hell, mit irgendwelchen medizinischen Postern an der Wand, verkabelt und wie ein Käferchen auf dem Rücken (was ja neben Kopfstand die denkbar ungünstigste Gebärposition ist). Meine Freundin, die in Tampere entbunden hat, hat den Eindruck übrigens bestätigt.
Hier in Lahti kenne ich bisher nur eine, die entbunden hat, und so richtig bin ich auch noch nicht dazugekommen mit ihr zu reden. Die Kreissaalbesichtigung steht ja auch erst in 2-3 Wochen an. Darauf warte ich noch mit Spannung... aber mindestens ein Bisschen werde ich mich dennoch drauf einstellen müssen, meine (teils speziellen) Wünsche durchboxen zu müssen, wenn es soweit ist.
Einige meiner Bekannten haben an ihre Krankenhausgeburten (allerdings in Deutschland) keine so guten Erinnerungen, weil sie teilweise einfach irgendwie übergangen wurden. Sie wurden eben behandelt wie eine Patientin... Aber genau das möchte ich nicht sein. Ich bin schwanger und nicht krank, ich bin Gebärende und keine Patientin. Genau deshalb würde ich eben EIGENTLICH gerne in einem Geburtshaus oder zuhause entbinden. Aber das muss man sich eben leisten können.

Von Tammisaari habe ich übrigens schon gehört, dass es eher einem Geburtshaus nahekommt als einem Krankenhaus. Allerdings - mein ET ist mitten im tiefsten Winter. Ich möchte ungern mitten im Winter auf verschneiter Fahrbahn mit einem nervösen, aufgeregten Mann am Steuer stundenlang fahren, während ich dazu noch Wehen habe und im Auto aber logischerweise angeschnallt stillsitzen muss.
Was bleibt, ist das örtliche Krankenhaus... und die Hoffnung, dass meine Vorstellungen dort respektiert werden.
Ein Geburtsplan kommt auf jeden Fall in die Kliniktasche, und zusätzlich noch einer in das Formular, was ich demnächst zur Neuvola bringen muss, in dem auch ein Feld für "Wünsche an das Krankenhaus" ist.

So, Roman Ende

Seufz. Ich hab mir grad nochmal die Tammisaari-Homepage angeschaut. Da würde ich gerne entbinden! Aber etwa 200km mitten im Winter sind doch schon etwas heftig für meinen Geschmack.

Ist Tammisaari eigentlich das einzige seiner Art oder gibt es noch andere ähnliche Einrichtungen in Finnland?

Sandra hat geschrieben:Welche Erfahrung hast du Tammisaari? Wurde mir von einer Bekannten auch empfohlen, die hatte dort eine Wassergeburt.

Sowohl in Jorvi als auch in Tammisaari wurden die Wünsche der Gebärenden relativ weitgehend berücksichtigt, in Tammisaari waren die Möglichkeiten natürlich viel bessere. Wobei ich nicht behaupten kann, das objektiv beurteilen zu können, da meine Frau damals bis zu ihrem Mutterschaftsurlaub zum Personal der Geburtenstation gehört hatte, und zudem war ich an der Geburt ja nur als außenstehender beteiligt. Es ist auf jeden Fall eine relativ kleine Einheit, die soweit irgendmöglich die Wünsche der Mutter berücksichtigt. Wenn Du Hunger hast, bekommst Du was zu essen, bei Durst was zu trinken. Schmerzmittel nach Wahl, eben auch ohne, wenn es gewünscht ist. Dazu kommen dann noch diverse Alternativen wie Reflexzonenmassage, Akupunktur etc., die vielleicht nicht unmittelbar bei der Entbindung helfen, aber in den Tagen davor. Es gibt eine begrenzte Anzahl Familienzimmer, aber wenn ich es richtig weiß, wurde die Station renoviert, seit wir dort waren, so dass es vielleicht mehr geworden sind.
Eine normale, unkomplizierte Geburt wird quasi von der Hebamme alleine erledigt, der Arzt kommt erst nach der Geburt dazu. Ansonsten bietet es aber alle Möglichkeiten eines Krankenhauses: Gynekologe, Anästhesist und Kinderarzt in unmittelbarer Rufbereitschaft, falls es Probleme geben sollte. Aber ansonsten quasi das Gegenteil eines deutschen Krankenhauses, ohne jedoch zu sehr in Alternativmedizin zu versinken, wie es z.B. die Filderklinik bei Stuttgart gerne tut. Leider soll die Station in Tammisaari jedoch geschlossen werden.

Von Hausgeburten ist übrigens aus medizinischen Gründen dringend abzuraten. Die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen bei Geburten ist so hoch, dass bei Hausgeburten ca. eines von zwanzig Kindern stirbt oder schwere Schäden nimmt (Steißlage, CP wegen Sauerstoffmangels während der Geburt usw.), auch die Gefährdung für die Mutter steigt. Wenn sich z.B. die Plazenta nicht ablöst, verblutet die Mutter einfach bei einer Hausgeburt. Die meisten dieser Komplikationen - nicht alle - lassen sich in einem Krankenhaus leicht beheben. Und das sind keine Schauermärchen der Ärzte, die möglichst viele Patienten quälen wollen, sondern nackte Fakten.

Edit: Eine nette Episode, die ich noch hatte berichten wollen: in Tammisaari wird sehr natürlich entbunden, so natürlich, dass sogar Kreuzottern zum Entbinden kommen. Die Geburtenstation hat eine Tür hin zum Wald, die im Sommer bei großer Hitze offengehalten wird/wurde. Eines schönen Sommerabends Ende der Neunziger fand das Personal der Geburtenstation dort auf der Schwelle eine Kreuzotter, die gerade ihre Jungen zur Welt brachte - Kreuzottern sind ja lebendgebärend, die legen keine Eier.

Von Hausgeburten ist übrigens aus medizinischen Gründen dringend abzuraten. Die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen bei Geburten ist so hoch, dass bei Hausgeburten ca. eines von zwanzig Kindern stirbt oder schwere Schäden nimmt (Steißlage, CP wegen Sauerstoffmangels während der Geburt usw.), auch die Gefährdung für die Mutter steigt. Wenn sich z.B. die Gebärmutter nicht ablöst, verblutet die Mutter einfach bei einer Hausgeburt. Die meisten dieser Komplikationen - nicht alle - lassen sich in einem Krankenhaus leicht beheben. Und das sind keine Schauermärchen der Ärzte, die möglichst viele Patienten quälen wollen, sondern nackte Fakten.

Aus diesem Grund funktioniert eben wohl das System Hausgeburt in den Niederlanden (wo unser erster Sohn zur Welt kam) und in Finnland eben nicht, da die Wege zum Krankenhaus für den Notfall in Holland im Vergleich zu Finnland sehr kurz sind.

Statistisch gesehen sind Krankenhausgeburten allerdings "gefährlicher" als Hausgeburten - dort kommt es öfter zu Komplikationen als wenn man zuhause entbindet. Da spielt sicherlich mit rein, dass alle "vorbelasteten" Geburten, bei denen Komplikationen sowieso zu erwarten sind, in Krankenhäusern stattfinden - genauso Fakt ist aber auch, dass sich die Zahlen nicht verbessert haben, als es Mode wurde, nicht mehr zuhause sondern im Krankenhaus zu entbinden und die Sache einen Arzt erledigen zu lassen statt einer Hebamme. Eher im Gegenteil.
Fakt ist genauso, dass in den Niedlanden, wo die Hausgeburtenrate um ein Vielfaches höher ist, die Rate der Geburtsschäden auch nicht höher ist als anderswo. Sind Holländer alle anatomisch anders? Oder ist die Hausgeburt vielleicht doch nicht so unsicher, wie es von Skeptikern gern dargestellt wird?
(Unser Krankenhaus ist hier übrigens auch nicht weiter weg, als es in Deutschland der Fall wäre, das nur am Rande.)

Und gerade solche Sachen wie Geburtsstillstand etc kommen auch oft erst durch die Stresssituation im Krankenhaus zustande. Wenn dauernd Ärzte und Schwestern um einen herumscharwenzeln und einem dies und das und jenes andrehen wollen, dazu die eher sterile Atmosphäre in der man sich nicht wirklich in sich selbst zurückziehen kann, ist es kein Wunder, wenn die Konzentration auf sich selbst und die Geburt irgendwie flötengeht. Die Psyche spielt bei den Leistungen des Körpers eine unwahrscheinliche Rolle, das habe ich schon mehrmals am eigenen Leibe erfahren - warum sollte das ausgerechnet bei einer Geburt anders sein? Aber dazu muss man sich drauf einlassen können, auf sich selbst hören zu können, ohne ständig irgendwie abgelenkt zu werden.

@pikkupossu

Kann Dich beruhigen, hier in FIN war alles sehr entspannt (wenn man in dieser Situation davon überhaupt sprechen kann). Die Geburt hat die Hebamme alleine durchgeführt und als es dann wirklich soweit war kam noch eine Krankenschwester dazu. Die Ärztin hat nach der Geburt nur mal kurz reingeschaut und uns Gratuliert und irgendwelche Papiere unterschrieben.

Das Du realtiv Nahe beim Krankenhaus wohnst ist ja schön für Dich, trotzdem musst Du das ganze Situation für das gesamte Finnland anschauen.

Fakt ist genauso, dass in den Niedlanden, wo die Hausgeburtenrate um ein Vielfaches höher ist, die Rate der Geburtsschäden auch nicht höher ist als anderswo. Sind Holländer alle anatomisch anders? Oder ist die Hausgeburt vielleicht doch nicht so unsicher, wie es von Skeptikern gern dargestellt wird?

Hier kann ich aus Erfahrung sprechen. In der Niederlande wird die Hebamme sobald sie merkt das etwas nicht richtig läuft die Ambulanz anrufen und dann geht es schnell ins Krankenhaus. Ausserdem haben haben Sie auch Sauerstoffflaschen für den Fall der Fälle dabei. Das man nach der Geburt anrecht auf eine "Haushaltshilfe" für 10 Tage hat ist natürlich wunderbar, da der Vaterschaftsurlaub ja nur 2 Tage lang ist.

Wir waren lieber in der Nähe der scharwenzelnden Ärzte (in Tammisaari sahen wir den Arzt zweimal während der ganzen Entbindung, in Jorvi einmal) und nahmen das Risiko eines Kaiserschnittes in Kauf.
Aber das muss natürlich jede selber wissen, welches Risiko sie für sich und ihr Kind bereit ist einzugehen. Eine Freundin meiner Frau wäre bei ihrer ersten Entbindung (in D) schlicht und ergreifend verblutet, wenn sie ihrem ursprünglichen Plan folgend eine Hausgeburt gemacht hätte, und es war auf keine Art und Weise eine Risikoschwangerschaft. Die Anwesenheit eines Scharwenzlers hat ihr Leben gerettet. Dieser "läheltä piti" + die Fachkenntnisse meiner Frau reicht für meinen Bedarf.

Wie schon gesagt: muss jeder selber wissen.

Klingt doch ganz vernünftig Euer Tammisaari. Warum gibt es sowas nicht im Norden?
Ich gehe auf jeden Fall ins Krankenhaus. Hausgeburt ist mir leider auch zu gefährlich. Mein Freund wird aber noch darauf dressiert, was er den Ärzten zu verbieten hat und was ok ist. Für den Fall, dass ich nicht zurechnungsfähig bin in dem Moment. Aber erst warten wir den GVK Kurs ab, vielleicht sind die ja doch aufgeschlossener als gedacht?

Der letzte Neuvolagang am Freitag war ganz ok. Hatten diesmal ne Vertretung, die zwar deutlich jünger war als unsere normale, aber sehr viel weniger alternativ. Nachdem ich der gesagt hab, dass ich die achso tollen Obsidian-tabletten (Eisen) nicht nehme, sondern eine andere Sorte in der keine Gelatine drin vorkommt und keinerlei Probleme hab, sind wir uns fast gegenseitig an die Gurgel gesprungen also Ihr wisst schon, für finnische Verhältnisse. Wie kann ich aber auch tststs ein anderes Eisenpräparat nehmen? Unverschämt von mir!

Danke für die Tipps bezüglich der Dokumente. Dann werde ich mich da auch im Weihnachtsurlaub drum kümmern.

LG
Mirax