Deutsche in Finnland

> Wohnt Ihr gerne in Finnland?

Ja!

-Clemens

Clemens hat geschrieben:> Wohnt Ihr gerne in Finnland?

Ja!

-Clemens

Das ist die beste Antwort auf die Frage, die ich bis jetzt gelesen habe!

Leider können die meisten von uns das eben nicht so pauschal mit "ja" beantworten. Es gibt eben Vor- und Nachteile und da muss man abwegen.
Ich habe noch nichts gefunden, wo ich besser/lieber leben würde als hier und von daher lebe ich wohl gerne in Finnland und deswegen bin ich ja auch weiterhin hier. Aber viele Dinge nerven mich hier trotzdem.

Auch für mich gibt es Dinge die mir hier nicht gefallen. Nur ergibt die Abwägung bei mir ein klares Plus für Finnland, deswegen einfach mal "ja".

Eine halbwegs umfassende Auflistung der Für und Wider würde vermutlich nicht in 60.000 Zeichen passen, und da ich ja sowieso sonst schon allen die Ohren abkaue (=immer zu viel schreibe) hatte ich in diesem Fall es mal betont kurz gehalten

Wenn ich mal viiiieeeel Zeit habe mache ich so ne Auflistung in meinem eigenen "Stell Dich vor" Thread. Wer das dann da liest und Augenkrebs kriegt ist selber schuld...

Gruss,

Clemens

Als Grundannahme muss man einfach davon ausgehen, dass es das perfekte Land auf dieser Welt nicht gibt und nicht geben wird. In Finnland gibt es natürlich einige Sachen, die objektiv nicht gut sind, und dann noch solche, die einem persönlich gegen den Strich gehen, ohne jedoch tatsächlich schlecht zu sein.

Damit kann man auf zwei Arten umgehen: man kann das zu 50% gefüllte Glas als halb voll oder halb leer ansehen. Halb voll heisst hier, dass man die diversen Mankos zwar zur Kenntnis nimmt, sich aber über die vielen guten Dinge freut. Halb leer heisst, vor allem die negativen Dinge zu sehen ("boah, sind die Finnen doof, weil sie immer noch nicht kapiert haben, dass... und sich immer noch gefallen lassen, dass...") und es deswegen kaum noch zu schaffen, die positiven Dinge überhaupt zu registrieren.

Ich sehe das Glas lieber als halb voll an. Persönlich habe ich auch meine liebe Not mit Leuten, die in ein fremdes Land ziehen - ohne Zwang - und dann den Leuten dort erklären wollen, was sie zu tun und zu lassen haben.

Also für mich ist das Glas in diesem Falle eher dreiviertel voll ...

-Clemens

Georg hat geschrieben:In Finnland gibt es natürlich einige Sachen, die objektiv nicht gut sind, und dann noch solche, die einem persönlich gegen den Strich gehen, ohne jedoch tatsächlich schlecht zu sein.

Was heisst objektiv nicht gut oder dass man subjektiv denkt, es wäre schlecht ohne schlecht zu sein? Ist immer noch eine Ansichts- und Erfahrungssache, oder?

Mir ist jedoch gerade im DDR Museum in Berlin ein Licht aufgegangen und gut is'

Ich stimme noch für Option:

Georg hat geschrieben:die negativen Dinge zu sehen ("boah, sind die Finnen doof, weil sie immer noch nicht kapiert haben, dass... und sich immer noch gefallen lassen, dass...") und ...

trotzdem positives registrieren

Das Glas heben wir dann und prosten zu, egal ob halbvoll oder halbleer.

Clemens, von Dir lese ich auch gerne, nur zu

Sid hat geschrieben:

Georg hat geschrieben:In Finnland gibt es natürlich einige Sachen, die objektiv nicht gut sind, und dann noch solche, die einem persönlich gegen den Strich gehen, ohne jedoch tatsächlich schlecht zu sein.

Was heisst objektiv nicht gut oder dass man subjektiv denkt, es wäre schlecht ohne schlecht zu sein? Ist immer noch eine Ansichts- und Erfahrungssache, oder?

Nein, eben nicht. Nur weil ich eine Sache für schlecht befinde, ist sie das eben noch lange nicht. Das heisst zunächst nur, dass ich das nicht verstehe. Den eigenen Horizont als (einzigen) Maßstab für die Welt zu nehmen, ist - naja, was soll ich sagen - gefährlich und einschränkend. Es lohnt sich, Dinge in einem größeren Zusammenhang zusehen.
Aber es gibt natürlich auch Dinge, die ganz nüchtern gesehen schlecht sind.

Sid hat geschrieben:Ich stimme noch für Option:

Georg hat geschrieben:die negativen Dinge zu sehen ("boah, sind die Finnen doof, weil sie immer noch nicht kapiert haben, dass... und sich immer noch gefallen lassen, dass...") und ...

trotzdem positives registrieren

Also das halbleere Glas.

Georg hat geschrieben: Nein, eben nicht. Nur weil ich eine Sache für schlecht befinde, ist sie das eben noch lange nicht. Das heisst zunächst nur, dass ich das nicht verstehe. Den eigenen Horizont als (einzigen) Maßstab für die Welt zu nehmen, ist - naja, was soll ich sagen - gefährlich und einschränkend. Es lohnt sich, Dinge in einem größeren Zusammenhang zusehen.

Oder derjenige der jenes Sache (ich gebe jetzt bewusst kein Beispiel) geplant hat, hat auch nur so gehandelt, weil er es für richtig gefunden hat. Wir sind alle Menschen (und in Finnland besonders gleich). Deswegen bin ich sehr vorsichtig, mit als objektiv einzustufen.

Georg hat geschrieben:

Sid hat geschrieben:Ich stimme noch für Option:

Georg hat geschrieben:die negativen Dinge zu sehen ("boah, sind die Finnen doof, weil sie immer noch nicht kapiert haben, dass... und sich immer noch gefallen lassen, dass...") und ...

trotzdem positives registrieren

Also das halbleere Glas.

Nö, über Dinge sich eine Meinung bilden, diskutieren, einzusehen, und doch zufrieden leben und eigene Wahl zu treffen, ist kein halbleeres Glas. Negativer wäre für mich Maulkorb und bloss-nie-gegenschwimmen, liegt aber sicherlich an meinen Erfahrungen an der anderen Seite der Mauer, seinerzeit.

@Sid

Kann dem, was du geschrieben hast, nur zustimmen. Aus schlechten Dingen/Fehlern kann man nur lernen, aber dazu muss man sie aber erst einmal erkannt und analysiert haben .

> Den eigenen Horizont als (einzigen) Maßstab für die Welt zu nehmen,

"Manch einer hat einen Horizont vom Radius Null, das nennt er dann seinen Standpunkt."

(ich hab den zum ersten Mal von meinem Matheprof gehört, laut Web soll der Spruch
wohl mehr oder weniger von Einstein stammen...)

Also mein Horizont ist mindestens vom Radius Epsilon...

-Clemens

Sid hat geschrieben:

Georg hat geschrieben: Nein, eben nicht. Nur weil ich eine Sache für schlecht befinde, ist sie das eben noch lange nicht. Das heisst zunächst nur, dass ich das nicht verstehe. Den eigenen Horizont als (einzigen) Maßstab für die Welt zu nehmen, ist - naja, was soll ich sagen - gefährlich und einschränkend. Es lohnt sich, Dinge in einem größeren Zusammenhang zusehen.

Oder derjenige der jenes Sache (ich gebe jetzt bewusst kein Beispiel) geplant hat, hat auch nur so gehandelt, weil er es für richtig gefunden hat. Wir sind alle Menschen (und in Finnland besonders gleich). Deswegen bin ich sehr vorsichtig, mit als objektiv einzustufen.

> hat auch nur so gehandelt, weil er es für richtig gefunden hat.

genau... weil es zu der Zeit, unter den gegebenen Umständen, am sinnvollsten schien. Oder einfach nur "best guess" war...

Wobei da vieles mit im Spiel sein kann, ganz vorne zu nennen
a) Unwissenheit und/oder Faulheit sich überhaupt Gedanken zu machen
b) basierend auf falschen Voraussetzungen / Schätzungen / Erwartungen
c) Könnte sogar aus Sicht des Tuenden "objektiv" falsch, aber subjektiv das Richtige sein ( = "ich finds zwar idiotisch, aber mein Boss hats so befohlen also mach ich es so weil ich meinen Job behalten will")



> Deswegen bin ich sehr vorsichtig, mit "als objektiv" einzustufen.

ja. Ich würde nahezu soweit gehen zu sagen, dass alles was sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt, mit dem Wort objektiv nicht sonderlich gut zusammenpasst...

Egal wie "sieht doch jeder" - objektiv es sein mag, es wird sich trotzdem noch jemand finden der es wieder ganz anders sieht

Ich selbst renne eigentlich regelmässig immer wieder in die selbe Falle, dass ich mich darüber aufrege wie "dämlich/hirnlos" das doch ist was Person xy da grade fabriziert hat, nur um in mindestens der Hälfte der Fälle früher (oder später) die Zusammenhänge zu begreifen und dann zumindest ein gewisses Verständnis dafür aufbringen kann warum der/diejenige so gehandelt hat.

Wobei, wenn es Unwissenheit war, kann ich's verzeihen; wenn es "ist mir doch egal" war, eher weniger

-Clemens

Clemens hat geschrieben: genau... weil es zu der Zeit, unter den gegebenen Umständen, am sinnvollsten schien. Oder einfach nur "best guess" war...

Wobei da vieles mit im Spiel sein kann, ganz vorne zu nennen
a) Unwissenheit und/oder Faulheit sich überhaupt Gedanken zu machen
b) basierend auf falschen Voraussetzungen / Schätzungen / Erwartungen
c) Könnte sogar aus Sicht des Tuenden "objektiv" falsch, aber subjektiv das Richtige sein ( = "ich finds zwar idiotisch, aber mein Boss hats so befohlen also mach ich es so weil ich meinen Job behalten will")

Mein täglich Brot: man kann zwar nicht jedem recht machen, aber eine gewisse Forschung erlaubt es, dass man nicht nur ein Ding umsetzt, weil man es für richtig hält, dies sich aber schlichtweg in der Praxis nicht bewährt. Erwartungen und Schätzungen sind nicht genug. Vielmehr eine Definition, wem eine bestimmte Sache dienen soll (Zielgruppe), was derjenige damit erreichen soll, wie er mit der Sache/unter welchen Umständen umgeht. Am besten sind dazu Praxisbeobachtungen, lautes Denken (dem Endverbraucher zuhören, was allerdings nicht heisst, jeden Wunsch auch umzusetzen - meistens fehlen die Mittel oder es ist schwer bzw. nicht sinnvoll umzusetzen, aber gewisse Mehrheittrends erkennt man besser und kann somit viele Probleme aus der Welt schaffen).

Wenn im Feedback auffällig viel oder immer das gleiche beanstandet wird, dann müsste jeder noch so sachkundiger Urheber der Sache auf den Grund gehen.

Sonst gäbe es nur one size - fits nobody.

Moi!

Nach gut zwei Jahren in Espoo bin ich im Moment gerade total FINNLANDMÜDE! Ich bin so gelangweilt von dieser Stadt, die überhaupt keine ist. Aber auch das Umland reißt es mittlerweile nicht mehr heraus. Ich finde nichts mehr neues zu entdecken und die freizeitlichen Innovationen wie z.B. ein Flamingo in Vantaa stoßen mich einfach nur noch ab. Da walke ich doch lieber zum 1000. durch den Keskuspuisto, der allerdings auch von Jahr zu Jahr kleiner wird.
Keine Ahnung, wie es weitergeht? Könnten noch mal die finnische Provinz versuchen natürlich. Aber sieht doch eher danach aus, daß wir unsere Zelte wieder abbrechen und uns den mitteleuropäischen Gefilden zuwenden.

Moi!
Nach was fuer Freizeitbeschäftigungen suchst du denn?
Ich persönlich wuerde mich vermutlich in Espoo, Helsinki o.ä. auch zu Tode langweilen .. da kann man ja gleich in Mitteleuropa wohnen. Finnische Provinz is was fuer Leute mit Naturhobbies wie z.B. Spazieren gehen / Wandern / Skifahren, Naturfotografie, Beeren und Pilze sammeln, Jagen, im Garten herumwerkeln bzw. am Haus herumreparieren, Tiere, ...

Gruesse vom Rentier