Deutsche in Finnland

Ich stimme Poro zu: Ich habe auch eine zeitlang in hki gewohnt und lebe jetzt in Rovaniemi und muss sagen das ich mich hier noch nie gelangweilt habe.. In hki wurde es zum schluss doch etwas eintönig weil ich auch wirklich nicht mehr das gefühl hatte in finnland zu haben. Hier in der "provinz" ist es doch anders, man kann hier soviele dinge machen und erleben, und ich war hier noch nie finnlandmüde.. vielleicht ist hki und umgebung auch einfach zu "bequem" das man so nach einiger zeit denkt, ich weiss es nicht

Ich glaube wo immer man wohnt, mit der Zeit verliert alles ein wenig seinen Reiz und das Besondere wird zum Alltag. Ich wohnte in der Schweiz ein paar Jahre in den Bergen und ich war am Anfang jeden Tag auf's neue begeistert von den Gipfeln. Das hat sich aber mit der Zeit wieder gelegt, sowie mein tägliches "wau" nach 12 Jahren hier in Finnland, wenn ich am Morgen aufstand und auf den See vor dem Schlafzimmer schaute.

Ich glaube wo immer man wohnt, mit der Zeit verliert alles ein wenig seinen Reiz und das Besondere wird zum Alltag.

Das stimmt sicherlich. Andererseits ändert die Natur ständig ihr Aussehen - hier noch stärker als in Mitteleuropa: Jetzt ist der farbenfrohe Herbst schon vorbei, genauso die graue Zeit der Nebel - und heute hatten wir schon den ersten Schnee. Alles sieht anders aus als vor ein paar Wochen. Es gibt neue Fotomotive, die Leute gehen in die Moore Moosbeeren (Karpalo) sammeln. Oder jagen. Jetzt wird's wohl noch einen Monat abwechselnd schneien und tauen, dann bleibt's irgendwann liegen .. und alles sieht wieder anders aus. Dann beginnt die Zeit der Ski- und Schneeschuhtouren. Auch die Zeit der purpurroten Sonnenauf- und untergänge, die der kurzen Tage, dunkelblauen Nächte. Oder auch schwarzen, falls es bewölkt ist. Zeit, um am Feuer zu sitzen und glögi zu schluerfen. Oder sich auf einen Videoabend zu treffen.
Danach kommt die Kälte, die grossen Eiskristalle, tykkylumi, nix wie raus in den Schnee. Ab Mitte März wird's dann langsam warm tagsueber, helle Sonne, gleissendes Licht. Die Tiere beginnen sich zu regen, man kann viele Spuren im Wald finden und sich dabei ueberlegen, was fuer ein Tier dort was gemacht hat. Dann beginnt die Zeit der balzenden Birk- und Auerhuehner. Später kommen die ganzen Zugvögel in Scharen, alles fuellt sich mit Leben.
Dann schmilzt der Schnee - Nebel, Grau, Wasser .. zu der Zeit kann ich immer kaum noch das erste Gruen erwarten. Das kommt dann allerdings erst im Sommer, im Juni.
Dann ist auch schon die Zeit der hellen Nächte, man mag kaum schlafen, rennt ständig draussen umher. Irgendwie vergeht der Sommer immer sehr schnell, finde ich. Auch dieses Jahr war ich irgendwie geschockt, als die Leute schon im August von ihren Pilzreisen an zu reden fingen. Pilze gehören doch in den Herbst .. und der ist im Oktober - zumindest in Deutschland. Hier werden die ersten Blätter jedoch schon im August bunt .. und Indian summer ist spätestens in der zweiten Septemberhälfte.

So viel zum Thema Naturfreak .. wie man seine Umgebung erlebt, hängt natuerlich auch sehr viel von den eigenen Interessen ab.

poro hat geschrieben:

Ich glaube wo immer man wohnt, mit der Zeit verliert alles ein wenig seinen Reiz und das Besondere wird zum Alltag.

Das stimmt sicherlich. Andererseits ändert die Natur ständig ihr Aussehen - hier noch stärker als in Mitteleuropa: Jetzt ist der farbenfrohe Herbst schon vorbei, genauso die graue Zeit der Nebel - und heute hatten wir schon den ersten Schnee. Alles sieht anders aus als vor ein paar Wochen. Es gibt neue Fotomotive, die Leute gehen in die Moore Moosbeeren (Karpalo) sammeln. Oder jagen. Jetzt wird's wohl noch einen Monat abwechselnd schneien und tauen, dann bleibt's irgendwann liegen .. und alles sieht wieder anders aus. Dann beginnt die Zeit der Ski- und Schneeschuhtouren. Auch die Zeit der purpurroten Sonnenauf- und untergänge, die der kurzen Tage, dunkelblauen Nächte. Oder auch schwarzen, falls es bewölkt ist. Zeit, um am Feuer zu sitzen und glögi zu schluerfen. Oder sich auf einen Videoabend zu treffen.
Danach kommt die Kälte, die grossen Eiskristalle, tykkylumi, nix wie raus in den Schnee. Ab Mitte März wird's dann langsam warm tagsueber, helle Sonne, gleissendes Licht. Die Tiere beginnen sich zu regen, man kann viele Spuren im Wald finden und sich dabei ueberlegen, was fuer ein Tier dort was gemacht hat. Dann beginnt die Zeit der balzenden Birk- und Auerhuehner. Später kommen die ganzen Zugvögel in Scharen, alles fuellt sich mit Leben.
Dann schmilzt der Schnee - Nebel, Grau, Wasser .. zu der Zeit kann ich immer kaum noch das erste Gruen erwarten. Das kommt dann allerdings erst im Sommer, im Juni.
Dann ist auch schon die Zeit der hellen Nächte, man mag kaum schlafen, rennt ständig draussen umher. Irgendwie vergeht der Sommer immer sehr schnell, finde ich. Auch dieses Jahr war ich irgendwie geschockt, als die Leute schon im August von ihren Pilzreisen an zu reden fingen. Pilze gehören doch in den Herbst .. und der ist im Oktober - zumindest in Deutschland. Hier werden die ersten Blätter jedoch schon im August bunt .. und Indian summer ist spätestens in der zweiten Septemberhälfte.

So viel zum Thema Naturfreak .. wie man seine Umgebung erlebt, hängt natuerlich auch sehr viel von den eigenen Interessen ab.

Tja, da hab ichs einfacher. Ich hatte nie, auch am Anfang nicht, diesen "wow..." Effekt, Natur oder bla. Bei mir sind es wirklich mehr so die praktischen Abwägungen, wie wirken sich die Bedingungen in Finnland (verglichen mit D) auf mein Leben aus.

Gut, ein paar "rosa-Brillen-Blicke" habt ihr mir schon zerdeppert aber es ist noch genug übrig dass Finnland deutlich besser da steht

Grüsslis,

Clemens

Stefan hat geschrieben:Was aber nicht heißt, daß alles perfekt ist. Muß aber auch nicht. Wär ja langweilig sonst .

Och, ich könnt damit leben...

So ein paar Kilogramm Langeweile täten meinem Leben mal ganz gut...

-Clemens

Finnland ?
Ich hab mich noch nirgens so zu Hause gefuehlt, wie hier . Das hängt sicherlich auch mit meiner Lebenseinstellung und meinen Interessen zusammen . Grossartig finde ich z.B. die finnische Saunakultur, kenne alle meine Freunde nackt - das macht vieles unkomplizierter, denn ich brauch mich nicht mehr zum umziehen zu verstecken .
Die ganze Natur ist grossartig und der Sommer unbeschreiblich schön - wenn auch zu kurz - aber man kann nich alles haben im Leben !

Ich bin jetzt 30 Monate in Suomi und kann mir zumindest nicht mehr vorstellen nach D zurueckzugehen zum dortigen Leben, dann eher wieder Italien .

Doch am liebsten lebe ich hier in Finnland

Gruss aus Loviisa

Ich wohne ja hier seit immer, abgesehen von meinem knapp einjährigen Abstecher nach HB. Ich lebe eigentlich ganz gerne in Finnland (vor allem wegen Familie und Arbeit), aber wenn mal wieder in Dland, bin ich jedes Mal beim Abschied echt am heulen. Kein Scherz.

Ich fühle mich in Dland immer sofort zu Hause, so gut aufgehoben, ohne weiteres akzeptiert und geliebt. Ich kann dort als Finnin richtig frech werden und mich ausleben, und trotzdem recht bescheiden und zurückhaltend vorkommen. Ach, ich liebe es, wie man in der deutschen Sprache die Welt so anders in Worte fassen kann - man geniesst und gibt wörtliche Streicheleinheiten, ist frech und offen, und die Leute haben einander lieb und strahlen (all)es viel mehr aus. Man wird auch herzlich und höflich bedient, angesprochen, zugelächelt. In Dland sagen alle ohne weiteres was sie wollen und nicht wollen, was die mögen und nicht mögen, hier muss man viel mehr rätseln: anmuten was die anderen wohl (wirklich) wollen, bei Nachfrage meinen sie jedoch "ihan sama", ob die anderen ahnen was man selbst will (oft eben nicht), aber fordern oder eigene Wünsche durchdrängeln wäre auch unhöflich - vieles wird halt nicht in Worte gefasst. Druck ausüben oder selbst Schönigkeiten sagen hilft kaum, die Finnen fühlen sich überfordert damit, selbst irgendwie ähnlich zu beantworten oder immer eine eigene Meinung zu bilden. "Ich etwa ein hübscher Kerl, ich bin doch nur..."

Und die finnische Einheitskultur ist auch ein Thema für sich. Die Finnen meinen eher: "Ach, du bist genauso wie ich, lass uns Freunde sein". Die Deutschen kommen schon mal zum sagen: "Ach, du bist ja ganz anders, lass uns uns kennenlernen, ich möchte wissen, wie anders du eigentlich bist".