Deutsche in Finnland

Es ist jeden Herbst das Gleiche: in der Familie und in der Arbeit wird gekränkelt, die Viren sind wieder da und schlagen zu.
Einher geht dies immer mit dem selbstsicheren Kommentar etwas einfacherer finnischer Zeitgenossen in meinem Umfeld:
Es wird behauptet, daß jetzt einfach der Frost kommen muß, um die Viren zu töten.

"Kun pakkanen tulee, pöpöt kuolee pois."

Ich bin kein Mediziner/Bakteriologe aber mir erscheint das bisher eher eine Romantisierung des Winters darzustellen als eine fachliche Weisheit... V.a. wenn man die Leute kennt, die das sagen. Dann wäre ja im Winter jeder gesund, zumindest erkränke niemand an Viren. Gleichzeitig müßten ja im Sommer noch viel mehr krank sein als jetzt.

Ergo: die These war für mich bisher eher dummes Geschwätz, lasse mich aber hier gerne eines besseren belehren! Kann mal jemand hierzu bitte klaren Tisch machen? Danke!

Klar funktioniert das. Man muss nur mit reichlich Wodka nachhelfen.

Aus wohlinformierter Quelle wurde mir erläutert:
- Viren sind nicht gleich Viren. Manche erwischt's, manche vertragen selbst scharfen Frost oder große Hitze.
- Wenn es kalt genug ist, also so -15° - 20°C und man Sachen lang genug draussen lässt, erwischt es darin so ziemlich alles andere außer Viren. Besonders in Matratzen sammeln sich Milben u.ä. an, die für viele Allergiker problematisch sind, und gerade die Milben mögen Kälte gar nicht.

Alternativ, wenn der zu behandelnde Gegenstand das verträgt, kann man ihn auch in eine gut geheizte Sauna legen (80° aufwärts).

Für Menschen ist dann wieder eine andere Sache. Die kann man bekanntlich nicht tiefkühlen oder auf 80° erhitzen. Tatsache ist hier aber, dass bei der ersten Anzeichen (also so ein unbestimmtes Gefühl, dass was im Anzug ist) einer aufkommenden Grippe ein Saunabesuch hilft (siehe auch dt. Grog). Wenn man schon erste Symptome hat, sollte man das jedoch unterlassen.

(Der Teil kommt jetzt nicht mehr von meiner Quelle) Zu Sommer und Winter ist es so, dass der Mensch tendenziell im Sommer eine stabilere Immunabwehr hat (mehr Sonne, mehr Vitamine, allgemein besser drauf), dass im Winter die Ansteckung leichter geht. Auf der anderen Seite werden bei scharfem Frost sicherlich etliche Erreger leichter gekillt, z.B. im ÖPNV oder auf der Strasse, bevor sie jemanden anstecken können. Pauschal ist die von Micha zitierte Aussage wissenschaftlich nicht haltbar.

Wenn der Frost kommt, gehen die Leute wieder vermehrt in die Sauna... von "ganz kalt" (draussen) zu "ganz warm" (in der Sauna) ist es dann so ein grosser Unterschied, dass einerseits die Abwehrkräfte gesteigert werden, andererseits vielleicht auch wirklich einige Erreger die Kälte oder Hitze nicht überleben.

Ausserdem ist es ja erfahrungsgemäss so, dass die meisten Leute im Herbst krank sind - sprich, bevor es so richtig kalt wird. Eben in dieser komischen Übergangszeit. Das hat vielleicht mit dem tatsächlichen Frost selbst also weniger zu tun, sondern bezieht sich nur auf die allherbstliche Erkältungswelle allgemein...?

Übrigens gibt es ja auch eine Zeit im August, die wir wohl Hundstage ( ) nennen - in der angeblich Wunden stärker eitern oder anderweitig unlecker werden, und zwar ist die Quote dann höher als in anderen Monaten. Von ungefähr wird das ja nicht kommen - also ist vielleicht doch an der Froststory was dran, was zwar als Aberglaube gilt, aber wo doch irgendwie erfahrungsgemäss irgendwas dran ist...?

Es ist immer so schwierig mit der Umgangssprache etwas genau zu definieren, aber ich persönlich verstehe unter "pöpö" nur Bakterien, nicht Viren.

Wenn man auf der finnischsprachigen Wiki "pöpö" als Begriff eingibt, wird man auf "Bakteerit" weitergeleitet.

Die gängiste Aufbewahrung von Viren ist Gefrierung; Lebendimpfstoffe (nichts anderes als ungefährliche Viren) werden zum Transport und zur Aufbewahrung gefriergetrocknet. Also Einfrieren bringt nur bei wenigen, bestimmten Viren etwas.

Die meisten Bakterien werden ebenfalls nicht getötet, sondern nur 'inaktiver', d.h. weniger gefährlich, vermehren sich nicht mehr. Aber auch nur solange, wie sie in den niedrigen Temperaturen sind. Einmal im Körper haben sie wieder ein lauschiges Plätzchen gefunden und können wieder loslegen...

Ich denke, bei kaltem Wetter ist eher nur die Aktivität der Mikroorganismen eingeschränkt, damit auch ihr Potential (jetzt mit Z?!) krank zu machen. Ausserdem könnte trockene Luft sogenannte Tröpfcheninfektionen vielleicht reduzieren (vermutlich ziemlich weit herbeigeholt...), niedrigerer Infektionsdruck?!

Das einzige, was man wirklich abtötet, sind Parasiten (igitt!), wie die oben erwähnten Milben. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob nicht die Eier mancher doch ueberleben können.


Gab's hier im Forum nicht irgendwo Biologen?!

Selbst wenn die Eier der Milben bei drauf gehen würden ist der Rest vom Schlafzimmer immer noch mit Ihnen befallen. Und wer schleppt schon alles, Bettgestell, Lattenrost u.a. raus an die frische Luft?!

Viren und Bakterien sind wesentlich widerstandsfähiger. Also Bettwäsche regelmäßig waschen und sich selbst öfter in die Sauna stellen...das könnte helfen.

Ulle hat geschrieben:Selbst wenn die Eier der Milben bei drauf gehen würden ist der Rest vom Schlafzimmer immer noch mit Ihnen befallen. Und wer schleppt schon alles, Bettgestell, Lattenrost u.a. raus an die frische Luft?!

Tür zu, Fenster auf?

Zuviel Sauberkeit ist ungesund!

MfG
Sanna, auch bekannt als Riesenpossu

und weil frost ja sowas von keine bakterien abtötet, friert man fleisch ein (bei -20?) damit es haltbar bleibt.... finnischer winter... öööö -25/-30??

MissMurder hat geschrieben:und weil frost ja sowas von keine bakterien abtötet, friert man fleisch ein (bei -20?) damit es haltbar bleibt.... finnischer winter... öööö -25/-30??

Beim Einfrieren von Nahrungsmitteln werden die Bakterien nicht abgetötet, sondern lediglich in eine Art Ruheschlaf versetzt. Sobald die Temperaturen beim Auftauen wieder ansteigen vermehren sie sich auch munter weiter.

Edit: 1. pers. Erfahrung 1975, Lebensmittelvergiftung durch... Hackfleisch

MissMurder hat geschrieben:und weil frost ja sowas von keine bakterien abtötet, friert man fleisch ein (bei -20?) damit es haltbar bleibt.... finnischer winter... öööö -25/-30??

Und weil Frost ja sowas von abtötet, werden bei uns im Labor viele Bakterien-Stämme und Proben, aus denen später noch isoliert werden soll, immer tuechtig eingefroren. Wir muessen wohl ziemlich dumm sein...

Was die Milben angeht: meine Schwester ist heftige Hausstauballergikerin (stellt sie bei Besuchen bei uns immer wieder unter Beweis!) und ihre Ärztin meinte neulich, dass schon Temperaturen um 18 Grad (falls ich mich richtig erinnere!) die Milbenaktivität stark einschränkt und das Leben fuer sie angenehmer macht.

Ich bin ja eh 'Kaltschläfer', aber jetzt habe ich ein weiteres Argument fuer die abendliche Diskussion mit dem 'Warmschläfer'! Grins...

MissMurder hat geschrieben:finnischer winter... öööö -25/-30??

Ja, an ein paar Tagen im Jahr... gerade wenn ich mir da den letzten Winter angucke war es meistens um die 0 bis -5 Grad, vielleicht noch bis -15 runter... aber wirklich richtig knackekalt war es vielleicht mal ne Woche.

Aber vielleicht wird dieser Winter ja wieder besser - mit richtig viel Schneeeeeee Schliesslich regnet es ja schon fast das komplette Jahr durch - es wäre Ironie des Schicksals, wenn es genau zur Winterzeit damit aufhören würde. Aber man kennt ja Murphy

Aber gut, ich glaub ich schweif langsam vom Thema ab.