Deutsche in Finnland

Ich hatte mich wirklich gewundert, warum Kollegen alle variablen Zinsen hatte. Ich lernte, das ist normal in Finnland. Da es genauso aus dem Artikel steht dachte ich wäre es ein guter Link. Auch für die, die später einmal hier nach Finnland kommen und das noch nicht wissen (so wie eben ich vor mehr als einem Jahr).

http://www.faz.net/s/Rub42AFB371C83147B ... ntent.html

Es ist eigentlich der Wahnsinn: es gab diese unglaubliche Niedrigzinsphase, in der man dann auch noch z.T. für 15 Jahre einen festen Zinssatz (Sampo zumindest) abschliessen konnte. Feste Zinssätze hier in Finnland sonst eher nur für 5, max. 10 Jahre.

Die Leute nehmen aber lieber den variablen, weil er zum Zeitpunkt des Kreditangebots der Bank immer günstiger ist als der feste, allerdings bleibt der variable Zins nicht bei seinem Stand.

Nach einer Niedrigzinsphase gehen die Zinsen in der Regel nämlich hoch, wie seit Dezember 2005. Die Leute, die ihren Rückzahlungsplan dann noch unflexibel gestaltet haben, müssen dann die Kreditlaufzeit verlängern - und evt. zurückzahlen bis sie 65 oder 70 sind.

Aber ich sehe wegen der derzeitigen Finanzmarktsituation per se noch keine Gefahr für den finnischen Wohnungsmarkt.

Um die Jahrtausendwende war das in Finnland nicht normal, einen Kredit mit variablem Zinssatz zu nehmen. Wahrscheinlich konnten sich da die Leute noch an die Bankenkrise zehn Jahre davor erinnern. Naja, wer nicht lernen will muss fühlen, oder so. In Spanien ist der Immobilienmarkt gerade im freien Fall.

fax hat geschrieben:Um die Jahrtausendwende war das in Finnland nicht normal, einen Kredit mit variablem Zinssatz zu nehmen. Wahrscheinlich konnten sich da die Leute noch an die Bankenkrise zehn Jahre davor erinnern. Naja, wer nicht lernen will muss fühlen, oder so. In Spanien ist der Immobilienmarkt gerade im freien Fall.

Hätten die Finanzmarktakteure die Erkenntnisse Hyman Minskys beherzigt, wären sie während des zurückliegenden Kreditbooms womöglich umsichtiger ans Werk gegangen. Minsky, vor elf Jahren im US-Bundesstaat New York verstorben, war ein keynesianisch orientierter Wirtschaftswissenschaftler, der bereits Mitte der sechziger Jahre eine Theorie der Finanzmarktinstabilität entwarf. Seine Kernthese: Es sind gerade die Phasen der scheinbaren Stabilität, die Instabilitäten hervorrufen.

Minsky erkannte, dass Finanzmärkte auf Grund psychologischer Faktoren, irrationaler Entscheidungen und mangelnder Transparenz zwangsläufig in Phasen der kollektiven Übertreibung eintreten, in denen sich die Risikowahrnehmung vermindert und unhaltbare spekulative Blasen entstehen. Von Finanzmarktpraktikern werden seine Theorien oft bestätigt - sie passten aber lange nicht in den Mainstream volkswirtschaftlichen Denkens in den USA, der von der Effizienz und dem fast makellosen Funktionieren der Märkte ausging.

Im Verlauf eines Booms, so Minsky, steigen zunächst die Finanzmarktwerte, womit - scheinbar - auch die Bonität potentieller Schuldner zunimmt. Die Gewinnhoffnungen klettern, die realistische Wahrnehmung von Risiken leidet. Banken und Finanzhäuser intensivieren ihre Kreditvergabe, weil sie selbst problemlos an Kredite herankommen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,507469,00.html

Jetzt ist mir klar, warum hier alle (Immobilien-)Kredite mit variablem Zins aufnehmen. In der Regel wird alle 3 Monate der Zinssatz neu festgelegt. Bei der Gelegenheit kann man gegen Gebühr komplett zu einem festen Zinssatz wechseln. Die Gebühr ist zwar nicht ganz gering, aber das ist doch wesentlich besser als sich für das nächste Jahrzehnt(-e) unabänderlich festzulegen. Außerdem sind alle drei Monate problemlos Sondertilgungen möglich. Insgesamt finde ich, dass es wesentlich verständlicher und kundenfreundlicher als in Deutschland ist, einen Kredit aufzunehmen.

Wir hatten jetzt den festen Satz und sind gut damit gefahren. Nun läuft die Zeit ab (fest ist auch nur meines Wissens drei Jahre, kein Jahrzehnt). Und ich verstehe Kredite weder in D noch in Finnland, also so einfach wird es nicht sein . Mag daran liegen, dass mich das nicht interessiert