Deutsche in Finnland

Wenn es hier einmal um Finnlands Schulen geht:

Ich schreibe in der Schule eine Studienarbeit, die den Titel "Analyse des finnischen Bildungssystems unter besonderer Berücksichtigung der Pisastudie" trägt. (Hab ich mir selbst ausgesucht. xD) Jedenfalls ist der Thread hier ganz interessant... Ich hätte hinsichtlich der Arbeit mal ein paar Fragen, vllt kann mir jemand helfen.

- Meine Lehrerin hat mir vorgeschlagen, bei einer finnischen Schule anzufragen, ob ich sie mir mal wg. Fotos etc. ansehen darf. Meint ihr, das geht? Und wenn ja, wie und wo muss man da fragen?

- Fallen euch, da ihr ja in Finnland seid, ganz krasse Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland auf? Das ist ein Unterpunkt. Also etwas, das ich vllt nicht sofort in Quellen finde, das euch aber auffällt/aufgefallen ist. Ihr seid ja da etwas näher dran. xP

- Und letztens: Für die Raum-Deko hab ich mir jetzt schon überlegt, ein Grundschulbuch oder so, wäre vllt süß. Allerdings habe ich letztes Jahr in Helsinki nicht mal Schülerkalender gefunden. Gibt es da bestimmte Läden, oder war ich nur zu blind? O_O

Wär lieb, wenn ich ihr helft. ^^

Versuche mal bei Kiwi anzufragen, der kann evtl. weiter helfen.

ChrissyAleksi hat geschrieben: - Und letztens: Für die Raum-Deko hab ich mir jetzt schon überlegt, ein Grundschulbuch oder so, wäre vllt süß. Allerdings habe ich letztes Jahr in Helsinki nicht mal Schülerkalender gefunden. Gibt es da bestimmte Läden, oder war ich nur zu blind? O_O

Versuch es mal hier:
http://www.wsoyoppimateriaalit.fi/

Das Thema wurde aus einer anderen Diskussion abgetrennt und neu eröffnet..
Zur Info!

Ah, ok, danke.

Wenn Du Interesse hast, kannst Dir einiges zum Thema Erwachsenenbildung and "Fachhochschulen", also Ammattikorkeakoulu und e-learning (auch im Einsatz in Grundschulen) erzählen.

Ich bin interessiert an allem und die Erwachsenen-Bildung ist sicherlich ein interessanter Unterpunkt.

Sorry OT ich muss ja mal gerade sagen, dass mir der "riesige" Pisaunterschied zwischen DE und FI irgendwie gar nicht auffällt. Beim Betreuen von Studenten sind die Finnen nicht ein Stueck besser als die Deutschen. Können auch keinen Dreisatz
Oder habt Ihr das Gefuehl hier nur von Superhirnen umgeben zu sein?
Christina

Pisa Bashing ist besser unter diesem Thema aufgehoben: http://www.saksalaiset.fi/forum/viewtop ... f=4&t=1248

Finnrotti hat geschrieben:Sorry OT ich muss ja mal gerade sagen, dass mir der "riesige" Pisaunterschied zwischen DE und FI irgendwie gar nicht auffällt. Beim Betreuen von Studenten sind die Finnen nicht ein Stueck besser als die Deutschen. Können auch keinen Dreisatz

Unterschreib. Deutschland mag so gern sich selbst ohrfeigen. Vor allem wenn man mit 15 gut ist, heisst es längst nicht, dass auch im Beruf.

Finnrotti hat geschrieben: Oder habt Ihr das Gefuehl hier nur von Superhirnen umgeben zu sein?

Die Fibeln heissen Aapinen und können in Buchläden bestellt werden (ca 20e)

http://www.suomalainen.com/sk/

Interessant wäre es sicher, zu schauen, was sich die Finnen aus Deutschland mitgebracht haben. als sie vor 20-30Jahren besonders das Schulsystem der DDR ansahen. Die Unis Kiel und Rostkock haben vielleicht noch Material ueber diese Zusammenarbeit.

Da wird der Vergleich in Bezug auf PISA noch gleich viel spannender.

An der Grundschule fallen mir keine gravierenden Unterschiede auf - allerdings bin ich auch nicht auf dem neuesten Stand der Dinge, was dt. Grundschulen angeht.

Es gibt:
Sprachförderunterricht fuer nicht finnischsprachige Kinder
kostenpflichtige Frueh- und Nachittagsbetreuuung (durch Kirchen und CVJM) (max 75e fuer max 25h pro Woche)
kostenloses Schulessen
kostenloses Lehrmaterial

Ich habe das Gefuehl dass sich viel Lob auf die Grundschulen ergiesst, die Mittelschulen dann aber deutlich problematischer sind, was aber ungern diskutiert wird. Man spricht von einem rapiden und gravierendem Wechsel zwischen den Schulformen - traumatisch fuer Kinder und Eltern. Aber das ist fuer mich nur Hoerensagen - Erfahrungen aus erster Hand kann ich dazu erst in 5 Jahren weitergeben.

Darum: bitte nicht verniedlichen (wegens "suesser Gestaltung" mit Grundschulbuechern): Grundschule ist wichtig und läuft gut - ich mach mir grössere Sorgen um die weiterfuehrenden Schulen.

Bin gespannt, vom Fortschritt deinen Arbeit zu hören!

Finnrotti hat geschrieben: Oder habt Ihr das Gefuehl hier nur von Superhirnen umgeben zu sein?
Christina

Nein, im Gegenteil. Viele Schulkinder, die ich kenne, sind unselbständig, unkonzentriert, unmotiviert. Ältere Kinder/Jugendliche kommen mir extrem unambitioniert vor, sind scheu, unhöflich -- schlafen zu wenig und schauen zuviele (späte!!)Sportsendungen. Vielleicht liegts ja am Winter, aber ich sehe wirklich wenige "aufgeweckte" Kinder - physisch wie geistig!
Stundenten, naja,...eigentlich wie ueberall...ausser, dass sie noch länger studieren, als sogar in D?

Antje hat geschrieben:Stundenten, naja,...eigentlich wie ueberall...ausser, dass sie noch länger studieren, als sogar in D?

Ist es damit jetzt nicht auch in Finnland vorbei? Eine Studentin, die in unserer Gruppe arbeitet erzählte, dass sie bis Mai ihren Abschluss machen müsste. Gäbe es diese Regelung nicht, würde sie noch ewig weiterstudieren.

Die Unselbständigkeit vieler Studenten ist mir auch schon aufgefallen, aber das liegt vielleicht auch am sehr verschulten Unterrichtssystem. Die Kurse sind wohl alle vorgegeben, man hat einen Stundenplan und muss sich nicht alles selbst zusammenstellen und organisieren, wie das bei uns der Fall war. Häufig gibt es kleinere Tests während des Semesters, was aber sicher ganz gut ist, um den Stoff besser zu behalten. Die Prüfungen sind allerdings ein ziemlicher Witz im Vergleich zu dem, was ich aus D kenne. So musste meine Kollegin für die Masterprüfung in ihrem Hauptfach pro Prüfung nur ein Buch lesen! Bei mir war es früher so, dass die Themengebiete nur grob eingegrenzt wurden und man zwar Lesetipps bekam, sich aber sonst alles selbständig zusammenstellen musste. Das Studium in D erfordert nach meiner Erfahrung mehr Eigeninitiative hinsichtlich der Organisation (hier gibt es sicher Unterschiede bei den Studienrichtungen), was aber später von Vorteil ist.

Zum Thema Sport: Ich kann nur für Studenten sprechen, aber ich habe den Eindruck, dass sie hier sportlich sehr enagiert sind. Fast alle fahren mit dem Radl, viele spielen Eishockey und auch die Fitness-Angebote der Uni sind gut besucht.

Catl hat geschrieben: Ist es damit jetzt nicht auch in Finnland vorbei? Eine Studentin, die in unserer Gruppe arbeitet erzählte, dass sie bis Mai ihren Abschluss machen müsste. Gäbe es diese Regelung nicht, würde sie noch ewig weiterstudieren.

Ich glaube das Creditsystem wird gerade umgestellt. Und nach dem alten System erlangte Credits verfallen zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn man seinen Abschluss bis dahin nicht hat. Zumindest ist das bei zweien unserer Laboranten der Fall. Sie haben 'neben' dem Vollzeit-Job studiert, das hat natuerlich etwas länger gedauert, und haben jetzt Probleme.

Bei uns in der Fakultät werden die Studenten auf Händen getragen. Pruefungen können sie angeblich so oft machen, bis sie bestehen (wir in D waren beim dritten Mal draussen- und zwar endgueltig, Abiturient mit Fuehrerschein!). Eine Freundin von mir unterrichtet bei uns. Sie muss die Handouts fuer die Studenten einen Tag vor den Vorlesungen im Netz haben. Und einmal wurde eine ihrer Fragen in einer Klausur ganz dreist mit: 'Offensichtlich war Ihr Unterricht nicht gut genug, sonst hätte ich die Frage schliesslich beantworten können' beantwortet. Eine andere Studentin hatte einen Sommerjob bei uns im Labor. Nachdem sie drei Proben isoliert hatte, meinte sie, die restliche Routinearbeit könne ja wohl die Laborantin erledigen...

Vielleicht ist es ja ein 'Generationenproblem', aber ich finde zumindest 'unsere' Studenten teils saudreist.
Eine Kollegin meinte, dass das Evaluierungssystem nicht dazu gefuehrt habe, dass der Unterricht wirklich verbessert worden wäre, sondern eher nach dem Geschmack der Studenten gestaltet wird.

Ich kann dazu jetzt nicht so viel persönlich sagen, da ich nicht in Finnland studiere. Aber trotzdem habe ich eine gute Informationsquelle .

* ja, man darf nur noch eine bestimmte Anzahl Jahre studieren (ich glaube, es waren 6?)
* man kann zwischen vielen verschiedenen Prüfungsterminen, die mehrere Monate auseinander liegen, wählen und die Prüfung machen, wann es einem am besten passt. Fällt man durch, kann man, wenn ich mich nicht täusche, einfach beim nächsten Termin nochmal schreiben
* im Gegensatz zu Deutschland hat man nur sehr wenige Kurse und sitzt stattdessen mehr oder weniger ständig zu Hause oder in der Bibliothek im Selbststudium vor seinen Büchern
* im Allgemeinen erscheint es mir, als ob das Studieren in Deutschland sowohl chaotischer, selbstständiger als auch lustiger ist.
* die allgemeine technische Ausstattung ist wohl wirklich viel besser in Finnland (im Durchschnitt, zumindest in den Unis, die ich bisher gesehen habe)

@ChrissyAleksi:
Vielleicht wäre es gut, wenn du dir ein oder zwei Schwerpunkte raussuchen würdest? Über jede Art der Bildung (Grundschule, Gymnasium, Erwachsenenbildung, Studium) in einer Facharbeit zu schreiben könnte bei der Informationsfülle vielleicht etwas schwer werden (zumindest bei uns damals waren 15 Seiten mit 1,5 Zeilen Abstand das absolute Maximum...weiß nicht, wie es bei euch ist).