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Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 1:34 am
von susku
Für alle, die die Seiten noch nicht kennen und vielleicht einen Wuffi oder eine Miez haben möchten... in Fin wird ja oft gleich eingeschläfert bzw. haben viele Tierschutzvereine ihre Tiere nicht auf einer Website...

http://www.pelastetaankoirat.com
http://www.rekkurescue.com
http://www.viipurinkoirat.fi
http://www.kulkukoirat.com
http://www.espanjankoirat.com

Und der Gerechtigkeit halber doch noch der finnische Tierschutzverband ;)
http://www.sey.fi

Unser Hund ist übrigens von Pelastetaan Koirat vor 6 Jahren nach Finnland gekommen. Hat super geklappt, obwohl ich damals nur sehr sehr wenig finnisch konnte. Leider ist er jetzt schwer krank, ist vielleicht nur noch diesen Sommer bei uns *seufz*

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 8:20 am
von Swabian
susku hat geschrieben:Leider ist er jetzt schwer krank, ist vielleicht nur noch diesen Sommer bei uns *seufz*
was hat er denn ?

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 11:23 am
von Sid
Weiss jemand mehr, was hat die Sache auf sich, dass in Ylöjärvi zwanzig Hunde von der Polizei erschossen wurden, weil anscheinend die Bedingungen in dem Tierheim verheerend waren?

http://www.hs.fi/kotimaa/artikkeli/Poli ... 5237604394

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 1:33 pm
von Finnrotti
Ich bin da Stefans Meinung, man müsste erstmal an der Einstellung der Bevölkerung zu ihren Haustieren arbeiten um tatsächlich etwas zu erreichen. In Ländern wie Griechenland oder Spanien wird sich auf lange Sicht nichts ändern wenn man die Hunde von dort holt. Und dann ist da ja auch immernoch das Problem der Sozialisierung ausländischer Strassenhunde. Ich kenne genug Beispiele von solche, die in ihrem neuen "schönen" Zuhause in Deutschland einfach nicht klargekommen sind und dabei meinten die Leute es doch so gut mit ihnen...
Finnrotti

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 3:21 pm
von susku
Stefan hat geschrieben:Hm - ich möchte ja nicht meckern, aber ich bezweifle irgendwie, daß der Import von "außerfinnischen" Hunden an der Einschläfermanie der Finnen groß was ändert.
Nein, das meinte ich auch nicht. Sondern, dass jemand, der sich in den Kopf gesetzt hat, einem "gebrauchten" Hund ein Zuhause zu geben, eben auf diese Hunde eher stösst als auf die finnischen. Irgendwie überlege ich auch noch, ob es nicht für einen eng an den Besitzer gebundenen Hund besser ist, für immer einzuschlafen, als darauf zu warten, dass Herrchen wiederkommt, wenn er im Tierheimzwinger sitzt. Mmmh. Laut den Finnen leben Hunde im hier und jetzt...

Ich habe mich damals auch in Jyväskylä umgeguckt - nur zwei Spitzmischlinge waren damals zu vermitteln und die waren nichts für eine Stadtwohnung. Inzwischen weiss ich, in welchen Foren die anderen, ungewollten Tiere direkt von ihren Besitzern abgegeben werden, aber dort gibt es nur selten Bilder, nur vage Beschreibungen, zu viele Jagd- und Spitzrassen usw. Irgenwie habe ich das Gefühl, dass die Leute, die die Tiere von draussen holen, sich weitaus mehr engagieren und dadurch auch mehr Erfolg haben, ihre Viecher an den Mann zu bringen.

Hier in JKL habe ich einmal vorgeschlagen, doch jede Woche ein herrenloses Tier in der Zeitung vorzustellen. Antwort des örtlichen Tierschutzvereins war, dass sie sich keine eigene Kamera leisten könnten (!) und dass es ungerecht gegenüber den anderen Hunden bzw. Katzen wäre, wenn man nur einen vorstellt *haarerauf* :)

Bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die ein Tier möchten, wissen, wo sie anzurufen haben...

Jedenfalls sind da oben auf den Seiten einige wunderschöne Tiere, die gern ein passendes Zuhause hätten :)

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 3:27 pm
von susku
Swabian hat geschrieben:
susku hat geschrieben:Leider ist er jetzt schwer krank, ist vielleicht nur noch diesen Sommer bei uns *seufz*
was hat er denn ?
Hodenkrebs.... eigentlich müsste er "nur" kastriert werden, aber er hat seit einem Jahr auch einen Herzfehler und Verdickungen in der Brust. Das Risiko, dass er nicht mehr aufwacht, soll laut Tierarzt ziemlich hoch sein. Übermorgen schauen sie noch einmal per Ultraschall, ob sich eine Operation überhaupt lohnt oder ob die Zellen schon gestreut haben. Nun, er ist schon ein alter Herr, aber traurig ist es trotzdem.

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 6:48 pm
von Varis
Hallo,

ich kannte mal eine Tierärztin, die bei einem solchen Hund nur mit Beruhigungsmittel und örtlicher Betäubung operiert hat, aus ähnlichem Grunde wie bei dir. Da muessen natuerlich alle Voraussetzungen stimmen.

Ich wuensch dir in jedem Fall alles Gute und viel Glueck fuer deinen treuen Freund, ich musste im letzten Jahr auch einen Hund gehen lassen (mit 4 Jahren an Leukämie).

Zu der Tierheimproblematik in Finnland:
Ja, das ist mir auch ganz stark aufgefallen hier in Finnland, dass es unheimlich aufwändig ist an einen Tierheimhund zu kommen, wenn man es sich nicht leisten kann auf Verdacht einen Hund zu nehmen. Fuer mich war es wichtig, dass er mit Kind UND Katze UND anderem Hund gut harmoniert und das kann man im Internet nicht so gut ausprobieren.

Wir wollten ja gern einen Husky oder Huskymischling, eine ältere Huendin, und haben monatelang alles durchsucht und durchtelefoniert, aber entweder es gab sie nicht oder sie waren gleich weg (zweimal passiert).

Ich fand das äusserst schräg, denn in Deutschland allein gibt es zwei Nothundevermittlungen fuer nordische Hunde, die haben hunderte Ex-Schlittenhunde, die fuer den Betrieb zu alt geworden sind und jetzt in Privatfamilien vermittelt werden.

Und nun ausgerechnet in Finnland, einem der Schlittenhundeländer schlechthin, gab es nicht einen einzigen? Auch der Husky-Zuchtverband gab uns nur Adressen von Zuechtern mit Welpen.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von der Einschläfer-Manie in Finnland und bin dann aber schon selbst auf die Idee gekommen... was passiert in Finnland mit all den ausgemusterten Schlittenhunden? Werden die alle zu hunderten in den Profibetrieben auf dem Sofa gepflegt...? Wohl kaum. Und da begann es mir zu dämmern.

Wir haben uns dann jedenfalls einen Huskywelpen mit Stammbaum aus Lappland geholt und damit wohl ebenfalls dazu beigetragen, dass sich in Finnland so bald nichts ändert.


Liebe Gruesse von Varis

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 6:55 pm
von susku
Hallo Varis

ich bin froh (oder dann doch vielleicht eher traurig), dass Du das bestätigst, was ich mir so in 8 Jahren zusammenklamüsiert habe. Man schläfert ein, statt aufzubewahren oder weiterzugeben. Ich war mir immer nicht so sicher, weil ich noch nicht allzu viel lese und somit "nebenbei" mitbekomme. Die jungen Leute haben allerdings den starken Willen zu helfen und wenden sich dann den ausländischen Hunden zu. Übrigens ist es auch interessant zu sehen, wie Mischlinge oft verdammt werden, bei Meerschweinchen, Hunde, Katzen usw. Als ob jedes Tier ohne Papiere automatisch von einer bösen Hinterhofzucht stammt. Auf die Idee, dass es irgendwo "weggeworfen" wurde, kommen sie gar nicht. Aber die Diskussion haben wir ja in D auch - hilft man dem Individuum oder boykottiert man, um das Übel an der Wurzel auszurotten. Inzwischen ist zumindest das Tierheim in Tallinn, aus dem unser Nelson stand, richtig gut ausgebaut wurden. In Estland ist ein Hund aber immer noch weniger wert als hier bzw. gelten andere Kriterien. Als Deutsche würde ich jetzt allerdings wieder schreiben, dass dort zumindest nicht die "Todesstrafe" gilt. Keine Ahnung ;)

susku

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Mo Jul 07, 2008 11:45 pm
von Sid
susku hat geschrieben:Man schläfert ein, statt aufzubewahren oder weiterzugeben.
Ich kann mich wage erinnern, dass in irgendeinem Zusammenhang geschrieben wurde, dass obwohl diese Vorgänge in Finnland legal und in Deutschland illegal sind, die deutschen TA mindestens genauso schlimm sind wie die Finnen und einschläfern was das Zeug hält. :? Stimmt das?

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Di Jul 08, 2008 8:16 am
von Finnrotti
Übrigens ist es auch interessant zu sehen, wie Mischlinge oft verdammt werden, bei Meerschweinchen, Hunde, Katzen usw. Als ob jedes Tier ohne Papiere automatisch von einer bösen Hinterhofzucht stammt. Auf die Idee, dass es irgendwo "weggeworfen" wurde, kommen sie gar nicht.
Tatsache ist aber nunmal, dass Hunde, die aus sogenannten "Unfällen" oder "Hinterhofzuchten" kommen zu einem Spotpreis angeboten werden und es den Besitzern dann umso leichter fällt bei kleineren Problemen den Hund einfach abzugeben. Meiner Meinung nach liegt dort einer der Hauptgründe Grund für die überfüllten Tierheime und die unglaublichen Zustände in meist osteuropäischen Hundefabriken.
Finnrotti

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Di Jul 08, 2008 11:40 am
von Varis
Finnrotti,

man kann es aber auch umgekehrt sehen.

Wären die Leute nicht so wild auf "echte Rassehunde", wäre auch die Nachfrage nach "echten Rassehunden in billig" nicht so gross. Dann wuerde man eben wie frueher einfach den kleinen Betriebsunfall von Nachbars Waldi zuhause aufnehmen.

Ich nehme mich davon uebrigens nicht aus, ich wollte auch einen Collie und einen Husky, ganz absichtlich, weil ein Teil von mir glaubt, dass ich damit einen ähnlichen Hund wiederbekomme als einen, den ich schonmal hatte oder schonmal irgendwo anders gesehen habe.
Mein erster Hund war tricolor gefärbt und langhaarig (Berner Sennenhund). Also springt mein Herz automatisch ein Stueckchen höher, wenn ich einen Collie in der Färbung sehe. Das ist nichts worauf ich stolz bin, aber es hat jetzt sozusagen schon zweimal dazu gefuehrt, dass ich mir einen kleinen tricolor gefärbten Collie geholt habe. Meine Vernunft hat grade eben ganz knapp dazu beigetragen mir nicht nochmal einen Sennenhund zu holen, weil ich den zu gross finde (Lebenserwartung, im Notfall tragen können usw).
Fast alle meine Hundefreunde haben Huskies und die kenne ich, hab sie lieb, bin mal Schlitten gefahren mit ihnen und finde sie grossartig - ergo war ich auch Feuer und Flamme, als mein Finne sich einen Husky als Zweithund wuenschte.

Ich behaupte relativ aufgeklärt zu sein (Verhaltensbiologin) und bin dennoch nicht immun gegen diese Gefuehle. Man assoziiert nunmal bestimmte Eigenschaften mit der Optik eines Hundes. Das muss gar nicht wertend gut/böse sein, sondern kann auch sein:

- ich sehe eine schlafendende Bulldogge -> Gedanke "ganz schön gemuetliches Tier, der lässt es sich gut gehen!"
- ich sehe einen schlafenden Husky -> Gedanke "hui, der hat sich bestimmt gerade total verausgabt und ist jetzt geschafft!"

Ich denke, das ist es letztlich was dafuer sorgt, dass die polnische Produktionsmaschine auf Hochtouren läuft.
Und nach allem, was ich ueber die Interna der deutschen Zuchtverbände weiss, bin ich mir auch nicht mehr so sicher, ob es den "echten" Rassehunden tatsächlich immer zwangsläufig besser geht als den Hinterhofzuchten.

Ich sage das alles wohlgemerkt ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, denn ich habe zwei Hunde aus dem Tierschutz und einen vom Zuechter, bin also weder Rassehund-mit-Papieren-Fanatiker noch -Gegner.


Liebe Gruesse von Varis

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Di Jul 08, 2008 1:18 pm
von Finnrotti
Ich denke, das ist es letztlich was dafuer sorgt, dass die polnische Produktionsmaschine auf Hochtouren läuft.
Ich denke nicht die "Liebe" zu einem Rassehund ist das Problem, sondern mangelnde Aufklärung. Würden die Leute sehen was sich hinter den Kulissen skrupelloser geldgeiler Hundevermehrer abspielt und wüssten sie vorher was der Kauf eines Welpen solcher mit sich bringen kann würden die meisten (hoffentlich) zugunsten der Tiere verzichten und sich einen seriösen Züchter suchen.
Und nach allem, was ich ueber die Interna der deutschen Zuchtverbände weiss, bin ich mir auch nicht mehr so sicher, ob es den "echten" Rassehunden tatsächlich immer zwangsläufig besser geht als den Hinterhofzuchten.
Das steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber wer als Züchter immer wieder "Problemwelpen" abgibt wird auf lange Sicht gesehen kein Fuss mehr auf den Boden setzen, das spricht sich in solchen Kreisen ja ziemlich schnell rum.
Lg
Finnrotti

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Di Jul 08, 2008 8:01 pm
von Varis
Ich habe im Bekanntenkreis schon oft erlebt, dass die Aufklärung und Beratung durchaus reichlich vorhanden war und dann aus Geldgruenden oder weil man ein niedliches Foto zugeschickt bekommen hat oder aus Mitleid dann eben doch der Welpe aus der Hinterhofzucht genommen wird.

Es ist immer die schon erwähnte Abwägung zwischen "rette ich das Individuum?" und "opfere ich den einzelnen fuer die nachfolgenden Generationen?"

Und wie schwierig diese Abwägung ist, weiss ich seit ich in China auf dem Markt sedierte, erbärmliche Hundewelpen zum Verkauf gesehen habe. Angeblich natuerlich zum Spielen fuer Kinder (da wo der Tourismus regiert, versucht man Hund als Nahrungsquelle zu verbieten).

Ich habe zwar keinen Welpen gekauft, aber mir war noch Tage später schlecht.
Finnrotti hat geschrieben:Das steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber wer als Züchter immer wieder "Problemwelpen" abgibt wird auf lange Sicht gesehen kein Fuss mehr auf den Boden setzen, das spricht sich in solchen Kreisen ja ziemlich schnell rum.
Das ist leider etwas naiv gedacht, denn nicht alle Probleme lassen sich später auf den Zuechter zurueckfuehren und oft sitzen die grössten Betrueger recht weit oben in der Verbandshierarchie. Verhaltensauffälligkeiten werden als Erziehungsfehler abgetan und "mein" Tierarzt (also da wo ich gearbeitet habe) war selbst daran beteiligt eine grösser angelegte Schummelei mit HD-Röntgenbildern aufzudecken. Es gibt Zuechter, die werben mit gebarften Hunden und fuettern heimlich billiges Trockenfutter, Impfpässe werden gefälscht (in grossem Rahmen), Tierärzte bestochen, usw.

Da stehen einem die Haare zu Berge. Seitdem ist mir der Glaube an die Verbände und ihre Selbstregulierung etwas abhanden gekommen. Letztlich ist Welpenkauf immer ein Gluecksspiel. Und im Falle der Zuchtverbände eben auch noch ein teures...

Es bleibt einem nichts anderes uebrig als einem Welpenanbieter zu vertrauen, wenn man nicht gänzlich ohne Hund leben will (und wer will das schon!). :wink:
EDIT: Ich meine natuerlich HUNDEanbieter, nicht nur Welpen.


Liebe Gruesse von Varis

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Di Jul 08, 2008 10:35 pm
von Finnrotti
Hm, vielleicht bin ich naiv, ich hab von den deutschen Verbänden auch keine Ahnung, weil wir unseren ersten Hund erst hier gekriegt haben, dennoch vertraue ich den mir bekannten Züchtern. Schwarze Schafe gibts allerdings überall, da hast Du leider Recht.
Deprimierendes Thema :?
Finnrotti

Re: Ausserfinnische Hunde...

Verfasst: Di Jul 08, 2008 10:48 pm
von Varis
Hallo,

ach ich finde menschliches Vertrauen soll man sich dadurch auch nicht vermiesen lassen. Unserem Zuechter, wo wir die Huskine herhaben, wuerde ich auch immer wieder vertrauen, ebenso der Vermittlung wo wir den ersten Collie her hatten, das war auch ein Gluecksgriff (nur eben in Deutschland).

Ich vertraue immer noch Menschen - wem ich nicht vertraue, das sind Stempel, Siegel und Plaketten (und Stammbaumpapiere).


Liebe Gruesse von Varis