Vornamen

Fragen zum Familienleben: Partnerschaft sowie Kinder im deutsch-finnischen Umfeld.
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Antje
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Vornamen

Beitrag von Antje »

Meine Grossen wurden in D geboren und haben internationale Vornamen, die dann hier in Finnland zum Glück auch einfach und bekannt sind. Meine Kleine wurde in Finnland geboren und hat neben ihrem internat. Vornamen einen finn. Zweitnamen. Alle Finnen, die dies hörten, waren entzückt und nennen sie vorzugsweise bei diesem finn. Namen. Ich hab mich gefreut, dass sie sich drüber freuten und war sehr freudig überrascht über diese Reaktion.

Da mein Mann und ich beide keine Finnen sind, noch planen, den Rest unserer Tage hier zu verbringen, haben wir uns "nur" für den finn. Zweitnamen entschieden.

Wie macht Ihr das? Was für Namen haben Eure Kinder? Traditionell Finnische, Internationale, Deutsche?

Gibt es finn. Taditionen, nach denen das Kind etwa die Vornamen der Eltern/Grosseltern o.ä. haben sollte?

Ungewöhnlich finde ich die Tradition, den Vornamen des Kindes bis zu Taufe nicht preiszugeben - nicht mal den Grosseltern!

Wärend ich die geplanen Namen meiner Kinder nie verraten habe, so wurden sie doch sofort nach Ankunft bekannt gegeben.

So, und zum Schluss dieses etwas zusammengewürfelten Themas noch einer meiner liebsten (traditionell) finn. Vornamen:

Tuulia / Tuulikki

Schön, dass so viele Namen aus der Natur kommen.
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Ninni
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Beitrag von Ninni »

Meine Eltern haben mir einen Vornamen gegeben, den es in beiden Ländern gibt (allerdings skandinavische Schreibweise). Auch meine Geschwister haben in beiden Ländern gebräuchliche Namen. Persönlich finde ich das auch die beste Lösung.

In der Familie meines Freundes ist es ebenfalls so und auch ich würde meinen Kindern Namen geben, die es im deutschsprachigen und finnischen Raum gibt. Zwar tendiere ich etwas zu finnischen Vornamen, aber zumindest soll er dann im deutschsprachigen Raum nicht allzu ungewöhnlich klingen bzw schwer auszusprechen sein.

Traditionen (allgemein) zu Namen von Opa und Oma (usw) gibt es nicht. Ist eine persönliche Entscheidung und einige geben den Namen von Vorfahren dann als Zweitnamen.
Sanna B.
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Re: Vornamen

Beitrag von Sanna B. »

Antje hat geschrieben: Wie macht Ihr das? Was für Namen haben Eure Kinder? Traditionell Finnische, Internationale, Deutsche?
Unsere Kinder sind beide in D geboren und haben deutsche (erste) Vornamen, die es aber auch in Finnland gibt - wobei das eher Zufall ist.
Unsere Tochter hat als zweiten Vornamen den gleichen wie ich (also einen finnischen), der Sohnemann den ersten Vornamen von Papa :D

Etwas für Verwirrung hat jetzt der Kosename unserer Tochter (eine Abkürzung des "echten" Namens) gesorgt, mit dem sie bisher immer und überall gerufen worden ist. In KiGa wird nämlich der offizielle Name benützt, da dieser ja in den ganzen Anmeldungspapieren stand. Töchterlein selbst hat kein Problem damit.
Lustig ist noch daß just dieser Kosename einem dt. Jungennamen nordischer Herkunft ähnelt und damit schon mal verwechselt wird :wink:
Antje hat geschrieben: Gibt es finn. Taditionen, nach denen das Kind etwa die Vornamen der Eltern/Grosseltern o.ä. haben sollte?
Häufig ist es m.E. schon, daß Kinder - z.B. als zweiten/dritten Vornamen - alte Namen aus der Verwandschaft bekommen.
In meiner Familie ist es der zweite Vorname, mein Bruder hat den meines Vaters, ich den meiner Mutter, und meine Tochter eben auch.
Antje hat geschrieben: Ungewöhnlich finde ich die Tradition, den Vornamen des Kindes bis zu Taufe nicht preiszugeben - nicht mal den Grosseltern!
Oh ja, ich auch! Ich find es total seltsam, das Baby für viele Wochen nur Vauva zu nennen.
Aber dazu gibt's auch eine nette Anekdote...
Unsere Tochter wurde im Alter von 7 Monaten getauft. Als ich kurz vor der Taufe mit meiner Mutter telefonierte, fing sie plötzlich an, über Namen zu reden und hätte sooo gerne einen bestimmten Vornamen für die Enkelin vorgeschlagen - und konnte es irgendwie nicht so wirklich verstehen, daß unsere Maus schon seit einem halben Jahr (seit ihrer Geburt) einen Ganz Richtigen Namen hatte und daß die Taufe mit dem Namen doch nicht wirklich was zu tun hatte... :roll: :lol:
Antje hat geschrieben: Wärend ich die geplanen Namen meiner Kinder nie verraten habe, so wurden sie doch sofort nach Ankunft bekannt gegeben.
Beim ersten Kind hatten wir uns noch nicht vor der Geburt festgelegt (wußten auch nicht ob Bub oder Mädchen), aber der Kleine wurde schon im Bauch mit seinem echten Namen genannt.
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Ninni
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Beitrag von Ninni »

Nur "vauva" sind die wenigsten. Sie bekommen einen vorläufigen Namen..Beispiel: Mein Neffe wurde bis zur Taufe (2 Monate nach der Geburt) Jyrki genannt. Später bekam er den Namen Samu.

Spätestens 2 Monate nach der Geburt muss der spätere richtige Name des Kindes gemeldet werden.
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Antje
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Beitrag von Antje »

Nur "vauva" sind die wenigsten. Sie bekommen einen vorläufigen Namen..Beispiel: Mein Neffe wurde bis zur Taufe (2 Monate nach der Geburt) Jyrki genannt. Später bekam er den Namen Samu.

Spätestens 2 Monate nach der Geburt muss der spätere richtige Name des Kindes gemeldet werden.
Unvorstellbar! Ich kann doch mein Kind nicht 2 Monate lang A nennen und danach B!

Ja, so einen Arbeitstitel wollten sie von uns auch - ich habe mich aber geweigert, irgendeinen Namen aufzuschreiben (auch wir waren uns bis kurz vor der Geburt nicht so sicher, welcher Name es denn werden soll).

Ob nun Vauva oder "Klümpchen" (was auch immer das in Finnisch ist) oder mit dem Arbeitstitel - ich würde mein Kind nie vorläufig bei irgendeinem Namen rufen. Der Name ist wichtig, ich habe lange damit vebracht, ihn auszusuchen. Er soll/wird mein Kind sein ganzes Leben begleiten, und ich wollte einfach nicht, dass es auf dem Krankenhausformular ein ganz anderer ist- trotz der Beteuerungen der Angestellten, es sei doch nur kurz und für das Ident-armband. Nein! Was soll das: der Name meines Kindes ist nicht zum Ausradieren und Neu-einschreiben.
Entschuldigt, wenn ich meine Empörung nicht verbergen kann - aber diese Kranhausmitarbeiter haben wirklich noch in den Presswehen Druck gemacht ( :D ) ich sollte doch den Namen nennen! Meine Güte - die paar Minuten können sie doch noch warten. Mussten sie auch. Ich liess mich nicht erweichen.

Dies ist auch ein gutes Beispiel für die Rubrik "Andre Länder, andre Sitten" und eben eine Sitte, der ich mich nicht anpassen werde, weil sie einfach gegen mein persönliches Verständnis geht!!!

Nebenbei: welche frischgebackene Mutter hat nach 2 Monaten schon den Nerv eine Taufe zu organisieren. Mag ja für manche nur eine Formaltät sein, aber ich finde diesen Akt wichtig und dafür wollte ich ausgeruht sein (und ein bisschen Sonne haben :wink: )

Und beim Amt einschreiben lassen ja wohl die wenigsten hier. (ausser wir eigenwilligen Ausländer, bei denen immer alles anders sein muss!! :wink: )
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Ninni
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Beitrag von Ninni »

Ich finde es eine schöne Sitte. Die Eltern nennen das Kind natürlich beim richtigen Namen, nur in der Öffentlichkeit gilt dann das Geheimnis.Bei der taufe wird dann der Name feierlich bekannt gegeben.
Sanna B.
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Beitrag von Sanna B. »

Antje hat geschrieben:Unvorstellbar! Ich kann doch mein Kind nicht 2 Monate lang A nennen und danach B!
Dies ist auch ein gutes Beispiel für die Rubrik "Andre Länder, andre Sitten" und eben eine Sitte, der ich mich nicht anpassen werde, weil sie einfach gegen mein persönliches Verständnis geht!!!
Genau Deiner Meinung! :D
Und so stolpere ich von einer blöden Situation zur nächsten (bin ja so doof), weil mir immer als erstes ein "NaWieHeißtDennDasKleine" rausrutscht :oops:
Ich kann's mir einfach nicht merken.

Und es gibt wirklich Familien, die den Namen bis kurz vor der Taufe nicht wissen bzw. sich noch nicht geeinigt haben. Würde mich total wahnsinnig machen.
Sid
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Beitrag von Sid »

So aus Neugier - wie ist es mit Konfessionslosen? Davon gibt es in Finnland doch auch nicht gerade wenige. Wann wird's bekanntgegeben, oder soll ich mir nun Sorgen machen, dass mein Mann immer noch unterm Arbeitsnamen läuft? :lol:

Sehr merkwürdig das Ganze :roll: . Es gibt überhaupt keinen Bezug in der ersten Zeit zu dem "Arbeitsnamen" und die kann durchaus aus organisatorischen Gründen 2 Monate überschreiten. Woher kommt denn die Sitte, ist sie christlich oder heidnisch? Von solchen Mischungen gibt es doch auch einige hierzulande (wie z.B. die Hexen an Ostern).
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Antje
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Beitrag von Antje »

Sid hat geschrieben: die kann durchaus aus organisatorischen Gründen 2 Monate überschreiten. Woher kommt denn die Sitte, ist sie christlich oder heidnisch? Von solchen Mischungen gibt es doch auch einige hierzulande (wie z.B. die Hexen an Ostern).
Ich denke es hängt mit der hohen Säuglingssterberate zusammen - man musste halt bald taufen, damit der Teufel die Seele nicht bekommt. Eigentlich wurde ja deswegen im Mittelalter bis...? gleich am nächsten Tag oder, wenns schlimm um Mutter und Kind aussah, direkt nach der Geburt getauft. Weshalb es jetzt 2 Monate sind, weiss ich natürlich nicht. Eine Mischung aus mittelalterlichem Christentum und heidnischem Beamtentum??? :D
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Georg

Beitrag von Georg »

Nach einem Kurs in Folkloristik und einiges mehr in finnischer Geschichte habe ich mir zwei Erklärungen zurechtgebastelt für diesen Brauch der späten Taufe und Namensgebung:
- Der ganz praktische Aspekt ist die fast unglaubliche Größe der frühen Kirchspiele in Finnland. Das Gemeindegebiet konnte sich über 50-100km in einer Richtung ausdehnen, und das bei den damaligen Verkehrsverbindungen. Es war also unmöglich, mit dem Täufling in die Kirche zu kommen. Stattdessen reiste der Pfarrer einmal im Jahr, im Winter, wenn alle Sümpfe und Seen zugefroren waren und das Reisen deswegen leichter war, quer durch sein Gemeindegebiet, um Gestorbene nachträglich ins Grab zu segnen, Hochzeiten durchzuführen und Neugeborene zu taufen.
- Der Hintergrund im Volksglauben dürfte sein, dass man dachte, dass das Böse dem Kleinen nichts anhaben kann, wenn das Böse den Namen nicht kennt, oder wenn das Kind getauft ist. Also wurde der Name des Kleinen bis zur Taufe geheim gehalten.
Zuletzt geändert von Georg am Mo Nov 06, 2006 8:22 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Sid
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Beitrag von Sid »

Antje hat geschrieben:
Ich denke es hängt mit der hohen Säuglingssterberate zusammen
Ich dachte Finnland hat die niedrigste Sterberate?! :shock:

Lt. Statistik Plat 221 (3,57 aus 1000), (Deutschland höher 226 - 4,16/1000).
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Micha
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Beitrag von Micha »

Georg meint wohl die Rate im 19. oder frühen 20. Jahrhundert, als die Lebensbedingungen hierzulande andere waren, siehe Ausreisewellen nach Amerika usw.
?
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Georg

Beitrag von Georg »

Antje meinte das; aber das wird nach meiner laienhaften Meinung durchaus ein wichtiger Aspekt sein. Da kann ich wohl nur zustimmen.
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Antje
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Beitrag von Antje »

Und so stolpere ich von einer blöden Situation zur nächsten (bin ja so doof), weil mir immer als erstes ein "NaWieHeißtDennDasKleine" rausrutscht :oops:
Ich kann's mir einfach nicht merken.
Das war mein erstes Fettnäpfchen hier. Ein Kollege bekam nach langer schwieriger Geburt endlich sein Kind (bzw. seine Frau :wink: ). Dann kam er ins Kaffeezimmer und alle sagten brav ihren Glückwunsch aber niemand fragte nach Geschlecht, Namen, Grösse. Ich konnte es nicht fassen -endlich war das Baby da, nachdem alle durch die schwierige Schwangerschaft mitgefiebert hatten und keiner fragte!!! Ausser ich, natürlich... :roll: :oops:
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Antje
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Beitrag von Antje »

Georg hat geschrieben: nachträglich ins Grab zu segnen, Hochzeiten durchzuführen und Neugeborene zu taufen.
- Der Hintergrund im Volksglauben dürfte sein, dass man dachte, dass das Böse dem Kleinen nichts anhaben kann, wenn das Böse den Namen nicht kennt, oder wenn das Kind getauft ist. Also wurde der Name des Kleinen bis zur Taufe geheim gehalten.
Ja, klingt einleuchtend. Zeit sowohl als Namensrückhaltung. In China gibt man den Kindern z.B. hässliche Kosenamen, damit die bösen (eitlen?) Geister denken, es ist ein hässliches Kind und somit kein Interesse an ihm zeigen. Gar keinen Namen zu haben ist natürlich noch cleverer :wink:

Ist schon spannend, wie Traditionen aus Notwendigkeit und Aberglauben zustande kommen -und wie man sie beibehält obwohl kein praktischer Grund mehr besteht und der Glaube an böse Geister /den Teufel im Zuge der Säkularisierung ja wohl zurückgegangen sein sollte...
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