Deutsche in Finnland

Hallo ihr,

mich würde mal interessieren wie ihr lernt.
Ich habe schon den Thread gelesen mit welchen bÜcher ihr arbeitet, fast alle hab ich auch schon probiert. Mein Finnisch ist aber immer noch schlecht. Ich verstehe recht viel aber reden fehlanzeige bzw ich tue mich sehr schwer. Deswegen wollt ich mal wissen wie ihr lernt und mal fragen ob jemand Lust hätte über MSN oder so zu chatten und das versuchen auf finnisch zu tun und sich auch ggf zu korrigieren?

Ich lerne im Moment so das ich mit Buch lernen im Moment Yksi kaksi kolme. Außerdem lese ich mir finnische Zeitungsartikel oder Artikel im Internet duch und versuche so mehr zu verstehen. Und ich schaue im INternet finnische Nachrichten an. Ich bin im MOment leider nicht in Finnland deswegen bleibt mir leider nichts anderes übrig.

Danke schon mal für eure Antworten

Babsii

Ich hab in den ersten zwei Jahren an den Unikursen in Kielikeskus gelernt auf der Basis von den Büchern von Marjukka Kenttälä "Kieli käyttöön" (sie war selbst unsere Lehrerin und absolut topp!). Davor hab ich spasseshalber an der VHS Köln (Buch Suomea Suomeksi) gelernt. Danach hab ich laaange gewartet, bis ich mich traute, irgendwas zu sagen, hab aber immer mehr verstanden. Dann löste sich auch der Knoten, ich erledigte Alltagsdinge und später beschloss ich, (nützliche) Fächer zu studieren, um die Terminologie zu üben (Fehler sind da kein Beinbruch). Die Lehrgänge waren ausschliesslich unter Einheimischen.

Persönich find ich die Grundlage sehr wichtig (also Grammatik, Grundvokabular), aber ich fand es frustrierend, wenn man alles durch hat, immer noch reine Sprachkurse zu machen. Das Fachliche hat mir sehr viel gebracht und schliesslich nach laaanger Zeit wechselte ich meinen (englischsprachigen) Job gegen einen rein Finnischsprachigen. In dem letzten halben Jahr hab ich mehr gelernt als in den vergangenen zehn Jahren, in denen ich an dieser Sprache knabbere. Die vielen Imperfektionen werden mit der Zeit weniger, aber auch damit kann ich leben. Hab meinen Perfektionismus unter den Teppich gekehrt, anders kann man mit Finnisch nicht überleben

Ich denke Lerntypen sind unterschiedlich - beruht z.B. auf den Erfahrungen, wie man ansonsten Sprachen gelernt hat, usw.

Wie lange bist Du schon in Finnland? Nicht verzagen: das DAUERT!

Denn Satz von Sid würde ich mal ganz dick unterstreichen.

Sid hat geschrieben:Ich denke Lerntypen sind unterschiedlich

Finde raus wie Du lernst und geh über das hinaus, was (gemeinhin durch die Schule)
als Lernhandlung definiert wird. Such was was Dir Spass macht und sich mit dem Lernen der Sprache verbinden läßt.

Bücher, die ich benutzt habe findest Du wahrscheinlich nur noch im Antiquariat.
30 Stunden Finnisch für Anfänger, Ludwig Peters, Aappo Heikkinen, Langenscheidt
http://www.amazon.de/Stunden-Finnisch-A ... B0000BMAX9
Historisches Kleinod . Grammatik, viel und kompakt, aber kein Buch zum Sprache lernen.

Finnish for Foreigners, Maija-Hellikki Aaltio, Otava
http://www.amazon.com/Finnish-Foreigner ... 9511081454
Ich hatte ne ältere Version. Für mich war der mentale Umweg übers Englische recht nützlich.
Hatte eine kompakte Zusammenfassung von Regeln zur Dekli- und Konjugation.

Konversationskurse (Uni/VHS, Berlin) hab ich eigentlich erst besucht, als ich's schon konnte. Mehr aus sozialen Gründen und als 'Quotenverbesserer', damit die Kurse nicht zu gemacht wurden.
Sprachkasetten gab es kaum und sie waren öööööde.

So, das war das Traditionelle. Für mich klappte gut

• Nachmachen, man kann's auch Nachäffen nennen
  z.B. Finnische Band/Lied in Finnisch Nachsingen, -röhren, -krächzen, ... (ggf. auf akustische Isolation achten)
• Lesen von Material mit hohem visuellem Kontext (wau, ) ohne Wörterbuch
  z.B. Comics - Asterix, Lucky Luke, Ahmed Ahne
• Sprechen mit finnischen (Vorschul-) Kindern
  Einfache Sprache, weichen nicht auf Englisch aus, haben mehr Geduld und verzeihen eher Fehler, kein Schulmeisterverhalten, Aussprachefehler führen noch nicht zu Nichtverstehen (sind selbst noch am Lernen)
• Sprachbad (positiver 'Sprechzwang')
  In Situationen 'eintauchen', wo man finnisch sprechen muß. Sollten Spaß machen !!!
  Ich bin 6 Wochen im entlegensten Finnland rumgetrampt, habe keinen einzigen Bekannten besucht. Sie haben das erst gar nicht verstanden, aber für mich war's der Sprech-durchbruch. Trampen ist heute vielleicht keine Option mehr

Für den Sprachschatz und das Gefühl für die Sprache waren (etwas später) finnische Bücher gut; also von finnischen Autoren in Finnisch, die ich sowieso lesen wollte. Gedichte können auch einen guten Zugang eröffnen, weil sie mehr Gefühl vermitteln, freier von Formalitäten der Schriftsprache sind (aber siehe Zitat Sid). Und mir mache Dialekte Spaß.

Tja, und leg jeglichen Perfektionismus ab. Trotz PISA, kaum ein Finne spricht perfekt Schrift-Finnisch.

-erwin

Ich mache jetzt ein 'language tandem' mit meiner Kollegin. Im kleinen Stil. D.h. wir essen zusammen in der Kantine und versuchen dabei, abwechselnd Deutsch und Finnisch zu zprechen. Sie hat Deutsch in der Schule und bei Besuchen in Deutschland (ihre Schwester lebt dort) gelernt und möchte es weiterueben. Und ich muss anfangen, ueberhaupt einmal einen ganzen Satz auf Finnisch zu sagen. Mir hilft's, aber meine Kollegin hat auch eine Engelsgeduld und ist eine der wenigen Finninen/Finnen, die die Grammatik auch versteht! Nach ueber drei Jahren in Finnland und x Kursen ohne den Mund aufzumachen, habe ich jetzt Hoffnung, dass ich diese Sprache vielleicht irgendwann grob verstehen und mich verständlich machen kann.

Vielleicht findest Du ja jemanden, der Deutsch lernen möchte und im Gegenzug mit Dir Finnisch uebt. Wir machen echt nur ein Viertelstuendchen am Tag und ich bastel dabei manchmal nur drei Sätze... Trotzem kann ich's nur empfehlen.

Durchhalten!

Hessebub hat geschrieben:Denn Satz von Sid würde ich mal ganz dick unterstreichen.

Sid hat geschrieben:Ich denke Lerntypen sind unterschiedlich

@Katja

Ja, Sprachtandems sind gut bzw. jede Möglichkeit zu nutzen, zu reden, wenn sich der Knoten gelöst hat. Davor fehlt es leider an allen Ecken und Enden, insbesondere bei Finnisch Die ersten Schritte sind auch vielleicht aktiv hören.
Die SFP (schwedischsprachige Partei) hat mal Sprachtandems in einer der Multicultural Finnland Podiums geboten (allerdings für Schwedisch: wonach es im Publikum zu unangenehmen Eklats kam, da wir dort einen Troublemaker hatten, der seine Ablehnung Ausländern gegenüber offen kundgetan hat und die Moderation damit völlig überfordert war - ich schweife aber vom Thema ab). Jetzt müsste man nur noch überprüfen, wie gut Stefan Wallin jetzt Chinesisch spricht Sein Gegenpartner wurde ausgelost. Eine nette PR, wie ich finde. Hab ich aber nicht mitgemacht. Meine Schwedischmotivation geht in zig anderen Beschäftigungen unter. Vielleicht irgendwann mal.

Hessebub hat geschrieben: Tja, und leg jeglichen Perfektionismus ab. Trotz PISA, kaum ein Finne spricht perfekt Schrift-Finnisch.

Wie wahr.

Einer meiner Freunde hat einen Quantensprung in seinen Finnischkenntnissen erreicht, als er eine Stelle antrat, wo ein Kollege wirklich NUR Finnisch kann. Sowas hilft aber auch nur, wenn wenigstens eine kleine Basis schon vorhanden ist, wo man drauf aufbauen kann.

Hallo Babsii,
was machst du denn hier im Forum?
Um deine Frage zun beatworten: Ich lerne momentan Finnisch in einem Intensivkurs, also 6 stunden - 5 mal die Woche. Außerdem kriegen wir noch Hausaufgaben auf und ich lerne wie du mit dem Yksi Kaksi Kolme am Wochenende ein wenig.
Man muss einfach ständig dranbleiben, ich glaube sonst braucht man einfach zu lange um wenigstens sich ein wenig unterhalten zu können.
Auch hilft es sich mit Finnen auf finnisch zu unterhalten, das man sich zusmmensetzt und einfach redet und die einen dann korrigieren bzw. einem helfen wenn man nicht weiterkommt..
Es ist schwierig aber nicht aussichtslos

donald hat geschrieben:Einer meiner Freunde hat einen Quantensprung in seinen Finnischkenntnissen erreicht, als er eine Stelle antrat, wo ein Kollege wirklich NUR Finnisch kann. Sowas hilft aber auch nur, wenn wenigstens eine kleine Basis schon vorhanden ist, wo man drauf aufbauen kann.

Bei mir sind es knapp 300, nicht nur einer . Zwar können sie nicht nur Finnisch, aber es ist die Sprache, die hier (zumindest in meiner Unit; knapp 1/3 der Firma) benutzt wird, schriftlich wie mündlich. In der grösseren Unit gibt es tatsächlich Englisch als Firmensprache. Dennoch haben sie mich hier bewusst gesteckt (hier bin ich die einzige nicht-Finnin). Es muss eine Basis sein, stimmt, und je nach Aufgabe etwas grösser als "eine kleine Basis", und dann dass es einem zugetraut wird /man so akzeptiert wird steht etwa 1:1000000000000000000000000000, ganz nüchtern gesehen. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen. Hab ja Frustration befürchtet (wenn man es nicht packt), aber was rauskam ist eigentlich genau das Gegenteil, ein unabwischbares Grinsen jeden Tag wenn ich hier morgens komme und abends wieder raustanze

Jap, ich glaub man muss wirklich nur einmal die Scheu verlieren.
Ich lerne selbst ganz viel mit Büchern (hauptsächlich Assimil und dann abwechselnd Hei Suomi, was schrecklich ist und Yksi Kaski Kolme zum üben) und habe festgestellt, dass ich Redewendungen und Vokabeln am besten lerne und behalte, wenn ich mir viel die CDs anhöre und die Sachen mehrmals aufschreibe statt nur zu lesen. So behält man den Rhytmus und hat es selbst schonmal reproduziert, die Hand hat die "Bewegung schonmal gemacht".
Während meiner Au Pair Monate hab ich auch am Anfang kaum den Mund aufgekriegt, bis ich mir eines schönen Abends einfach dachte "ach Mist, jetzt bin ich hier, jetzt muss ich auch sprechen, ich kann ja nicht die ganze Zeit stumm bleiben, keiner erwartet von mir perfektes Finnisch, die Kids schon gar nicht" und dann gings so langsam immer mehr. Irgendwann hat's dann richtig Spaß gemacht und ich hab bei jeder Gelegenheit nachgenervt "Wie sagt man dies?" "Was heißt das?" "Kann man das und das so sagen?" und so weiter. Das hat viel geholfen. Und seit ich hier in meiner WG mit Leuten von überall her zusammen wohne haben wir das hier so kultiviert und mittlerweile hab ich dadrüber zum Beispiel schon wahnsinnig viel Italienisch gelernt, einfach so durchs Anwenden. Oder neulich hatten wir Besuch aus Holland und wir haben 2 Tage lang die ganze Zeit fake-Holländisch geredet, weil nach ner Zeit so die Hemmschwelle runtergeht, dass man einfach alles nachplappert und kein Problem mehr damit hat, Dinge auszuprobieren, auch wenn man keinen Plan hat, ob das jetzt richtig ist oder nicht. Ich denke an den Punkt muss man einfach versuchen zu kommen. Man muss ein Spiel draus machen.
Oder wir hatten auch mal einen Tag irgendwann den Anfall, die komplette Wohnung mit Vokabel-Karten vollzupflastern auf sämtlichen Sprachen, einen Zettel mit Grammatik an die Wand vors Klo hängen oder im Wohnzimmer haben wir eine große Tafel, wo wir immer eine Liste mit "Vokablen der Woche" haben. Manchmal wenn meinem Lieblings-Italiener und mir langweilig ist, spielen wir auch zum Beispiel so Sachen wie das "Vegetable Game" oder so. Das heißt er sagt ein Gemüsewort auf Italienisch und ich rate, was es heißt. Funktioniert erstaunlich gut und macht echt Spaß! Das gleiche natürlich auch andersrum (immer mit Englisch in der Mitte halt) ich sag was auf Deutsch und er rät. Bisher hatten wir Gemüse, Obst und diverse Tiere. Mal gucken, was noch kommt
Ja und in Bezug auf mein Finnisch speziell hab ich bald wahrscheinlich Privatunterricht. Mal gucken, wie lange ich mir das leisten kann und ob sich das lohnt. Und vielleicht geh ich bald Babysitten in ner finnischen Familie hier in Berlin falls die Anzeige noch aktuell war. Und im Februar geh ich für meine Semsterferien zurück in den Norden und gucke mal, wie das dann so klappt da


edit: Bitte entschuldingt meinen verwirrten Schreibstil, manchmal kann ich nicht anders...

Hessebub hat geschrieben:[*]Sprechen mit finnischen (Vorschul-) Kindern
Einfache Sprache, weichen nicht auf Englisch aus, haben mehr Geduld und verzeihen eher Fehler, kein Schulmeisterverhalten, Aussprachefehler führen noch nicht zu Nichtverstehen (sind selbst noch am Lernen)

Hei, das stimmt wirklich! Und Kinder kann man auch einfach so ansprechen, die rennen (in der Regel) nicht weg, und sind interessiert. Also ich kanns auch nur empfehlen