Deutsche in Finnland

OK, ich weiß mal wieder nicht wo ich das posten soll *denk*
Aber hier passt es vlt...

Bevor ich hier nach Finnland kam liefen in Deutschland immer wieder
Berichte über Familien die Auswandern wollten.
Ich kenne bis jetzt drei Familien, eine davon plante Schweden als Ziel, die andere Spanien und ich glaube die letzte war Norwegen oder Russland, aber ich weiß es nicht mehr genau!
Alles wurde über pro7 berichtet. Ich habe mir regelmäßig an den Kopf gefasst als ich das angeschaut habe! Alle Familien konnte kein Wort der Landessprache (vlt gerade hallo sagen oder etwas ähnliches) und auch der Erfolg in der Englischen Sprache liegt nicht sehr hoch.
Klar ist es für den Zuschauer lustiger zu sehen wie eine Familie versucht klar zu kommen ohne ein Wort zu verstehen, so ist es wohl auch geplant, sonst hätten sie natürlich auch andere Familien auswählen können!

Ich frage mich nur, wie man so "dumm" sein kann. Und glaubt, in einem Land arbeit zu finden ohne jegliche Sprachen zu können die vlt zum Erfolg beitragen könnten?
Selbst ich, die ja eigentlich nicht darauf angewiesen ist finnisch so schnell wie möglich zu lernen, ärgert sich ,weil sie so langsam im lernen ist.
Klar, ich kann fast alles auf Englisch regeln und auch erklären aber für mich gehört es einfach dazu, wenn man in einem anderen Land ist auch die Sprache zu beherschen!

Von den Familien hat man nach den Berichten nichts mehr gehört.
Ich nehme an keine von ihnen lebt noch dort.

Ich würde gerne wissen was ihr darüber denkt?!
bin aber der Ansicht ihr werdet mir zustimmen:
Ohne die Sprache des Landes zu können*bzw schnellst möglich zu erlernen* ist so ein versuch auf lange Zeit gesehen sinnlos!

lieben Gruß
Krusi

Da hab ich mich auch regelmäßig drüber amüsiert. Wie kann man so dumm sein?! Aber du hast wohl recht, ist eben ein höherer Unterhaltungswert...

Allerdings muss ich auch sagen das ich diese Auswanderer Sendungen sehr gerne schaue. Ich glaube es gibt die auf drei Sendern. Ich meine es waren neben Pro 7 Kabel 1 und Vox, wobei letztere "seriösere" Dokus machen. Da haben die Leute sich teilweise schon was im neuen Land aufgebaut, haben einen Job, etc. Das finde ich gut und realistisch.
Und irgendwie werde ich wenn ich so etwas schaue immer ganz sentimental..

oh ja, die von Vox habe ich vergessen - die war allerdings gut *zustimm*

das mit dem sentimental kenne ich

Au ja, die Reimanns in Texas... Als ich umgezogen bin, kannte ich auch fast kein Finnisch. Es ist ein Muss - das sehe ich auch so. Allerdings hatte ich gerade eine Zeitschrift in den Händen, in der über zwei Fälle berichtet wurde, dass gerade gut ausgebildete Ausländer grosse Probleme auf der Jobsuche in Finnland haben. Es handelte sich um eine Tschechin, die mit Auszeichnung ein Studium (auf Finnisch!) in Jyväskylä im Bereich Kunst und Kultur abgeschlossen hat. Sie beherrschte die finn. Sprache (und einige andere), hatte Referenzen aus vielen Ländern (inkl. USA, und das wird in Finnland besonders geschätzt). Sie konnte keinen Fuss fassen, ausser gelegentlich in unifinanzierten Projekten, ohne richtig Geld zu verdienen, zu arbeiten. Verstehe ich nicht, gerade Kultur ist Finnen so wichtig, und wird als international angepriesen. Ausser Absagen, eisernen Schweigen oder Angeboten über Putz- und Kellnerstellen zum Schleuderpreis kämpft sie immer noch um eine angemessene Stelle.

Eine Aussage fand ich schön "Ich habe eine kostenlose Hochschulausbildung von Finnland bekommen, wieso wollen sie den Nutzen davon nicht entgegen nehmen". Wie wahr.

Also Finnland als Auswanderland mit höheren Jobchancen ist in seltenen Fällen geeignet (Wissenschaftler, Ingenieurwesen). Ich kann mich zwar glücklich schätzen, dass es nahtlos geklappt hat, aber wie ich schon berichtet habe, ein Jobwechsel gelingt nicht. Bin ja schliesslich auch nicht stehen geblieben und ausser 6 J. mehr Erfahrung habe auch die kostenlose oder -günstige Fortbildung genossen.

Für die Auswanderer aus den neuen EU-Ländern hat Finnland kaum Anreiz obwohl Finnland recht fortschrittlich mit der Aufhebung der Arbeitssperren umgegangen ist.

Huuh..da hast du die Esten vergessen. Gerade aus Estland kommen viele Menschen die in Finnland arbeiten möchten (vor allem im Handwerk oder Baubereich gibt es gute Chancen).

Habe selber einige dieser Sendungen auf RTL gesehen. Dort konnten die meisten Auswanderwilligen allerdings wenigstens einigermaßen schon die Landessprache.Besonders interessant fand ich eine deutsche Familie, die nach Lappland zog. Der Vater war Arzt und fand dort viel bessere Arbeitsbedingungen als in Deutschland sowie war alles viel familienfreundlicher. Allerdings stelle ich mir das Leben dort auch sehr schwierig vor (Klima, man lebt sehr abgeschieden). Aber da geht es ja jedem anders...was für den einen gar nicht in Frage kommt, ist für den anderen gerade interessant.

Die Rede in dem Artikel ist von Akademikern. Es sind zwar estische Ärzte und Mitarbeiter im Gesundheitswesen (Gott sei dank, denn es gibt ja bekanntlich zu wenig Kräfte, weil so viele Finnen nach Norwegen und England ausgewandert sind), aber deutlich weniger als erwartet (im finnische Fall eher "befürchtet"). Lediglich ein zehntel von der erwarteten Zahl ist nach Finnland gekommen. Die Rekrutierung im Handwerk erfolgt vor allem wegen der niedrigen Gehältern bzw.es gab Fälle wo Firmen YT Entlassungen angemeldet haben um Subcontractor aus Estland zu rekrutieren. Das ist wiederrum nicht unbedingt, was man anstreben sollte...

Kleine Fakten:

- in den meisten Regionen ist die Arbeitslosigkeit unter Ausländern doppelt so hoch wie die der Einheimischen.

- tatsächlich werden dringend Arbeitskräfte aus dem Ausland benötigt, wenn bloss nicht die Auffassung wäre das nicht-Finne = billig
Hierzu ein Projekt:
http://www.hs.fi/english/article/Helsin ... 5222026434

- kürzlich gab es in der Wirtschaftspresse einen Fall, in dem berichtet wurde, dass eine neuangesiedelte estische Firma Probleme mit der Rekrutierung von lokalen Arbeitskräften hatte. Die Meinung der Finnen - sie sind zu stolz um für Esten zu arbeiten. Es war immer anders rum.

- der Anreiz fehlt http://www.yle.fi/news/id46646.html

- die zahlreichen Fälle wie auch bei Superfast und Finnair sprechen für sich, wofür Rekrutierung aus Estland oder Asien gut ist. Um Kosten zu sparen.

Sid hat geschrieben:..., aber deutlich weniger als erwartet (im finnische Fall eher "befürchtet"). Lediglich ein zehntel von der erwarteten Zahl ist nach Finnland gekommen.

Wenn man sich mit jungen Esten unterhält merkt man das diese nicht unbedingt nach Finnland orientiert sind, eher Schweden, D, England.
Was mich allgemein sowieso überrascht hat, welche Anziehungskraft D im Allgemeinen im Ausland hat.

Finnland ist halt kein attraktiver Standort.

Wenn man mal die USA und Russland nicht berücksichtigt, leben in Finnland die meisten Auslandsesten (12 000) Gefolgt von Schweden (10 000), Deutschland (etwa 4500), der Ukraine (4000), Lettland (2500) und England (2000).

... und arbeiten für 700 Euro

Lt. Presse sind die meisten arbeitenden Esten Wochenendfahrer, also sie haben auch keinen Status von Einwohnern, sondern leben in eigenem Land.

Und auch diese Methoden sind fraglich:

http://www.eiro.eurofound.eu.int/2006/0 ... 6019i.html

In the spring of 2005, the Estonian shipping company, Tallink, bought three cargo ships sailing between Finland and Germany from a Greek company. Subsequently, Tallink dismissed the entire crew of 300 Finnish and German employees and replaced them with Estonian workers who were paid a third of the wages of the previous crew (und auch die waren nicht berauschend ). This helped to reduce Tallink’s labour costs and gave it a competitive advantage in northern ports.

Nevertheless, on 2 June 2006, SM-U and Tallink concluded a wage agreement, which increased the salaries of workers on the three cargo ships to an acceptable level. The agreement was quickly accepted, enabling Tallink to continue delivering cargo without paying fines and losing customers.

As a result of the wage agreement, the salaries of workers on these ships now represent 60% of the Finnish wage level in the same sector. Furthermore, by 2008, the salaries will be increased to 100% of the Finnish wage level.

Es ist leider überall so, dass viele Ausländer die Arbeit machen, die bei Einheimischen nicht so beliebt ist bzw unterbezahlte Arbeit (gutes Beispiel sind da Erntehelfer in D)

Ja, genau das wollte ich ausdrücken, als ich mich zuerst auf die gutausgebildete akademische Fachkraft bezog, die nur Putzstellenangebote bekam.

Und noch was - denkst Du die Arbeit für die 300-köpfige Belegschaft von Tallink war "unbeliebt", daher waren sie froh, dass sie über Nacht mit Billigkräften erstetzt wurden? Ich kenn nämlich einige davon. Ich finde so eine Aussage schlichtweg naiv .

Ich habe nicht gesagt, dass es generell so ist....ich schrieb von "viele" nicht "alle".....................

Ein Problem das Akademiker hier nicht so einfach Arbeit finden könnte sein, dass Finnland im Schnitt viel mehr Akademiker hervorbringt als andere Länder. Schaut euch doch nur mal an wie viele Finnen Abitur haben und wie viele Deutsche... Klar gehen da viel mehr Leute Studieren.
Problem Nummer 2 ist dann die Sprachbarriere. Muss ich hier glaub ich nichts weiter zu schreiben Es scheint einfach so das der Markt an Akademikern mehr als gesättigt ist, ich kann irgendwo schon verstehen das da erst Einheimische mit perfekten Sprachkenntnissen bevorzugt werden
(Ich hoffe inständig das ich nicht eines Tages vor dem Problem stehen werde... )