Deutsche in Finnland

Im finnischen Parlament gibt es 200 Sitze. Keskusta hat 51 und Kokoomus 50, das wäre also schon eine Mehrheit. Ich kann verstehen, dass die SFP (Schwedische Volkspartei) aus historischen und partizipativen Gründen mit ihren 9 Sitzen dazu genommen wurde. Aber warum sind die Grünen mit 15 Sitzen auch in der Regierungskoalition? Kennt da jemand die Hintergründe?

Das habe ich mich damals auch gefragt. So wie ich das sehe, gibt es da zwei mögliche Erklärungen. Nummer 1: Bei zwei kleineren Parteien in der Regierung hat keine von beiden wirklich was zu sagen, da alles auch ohne sie beschlossen werden könnte. Daher reicht es, wenn sich keskusta und kokoomus verständigen, die anderen müssen wohl zähneknirschend zustimmen. Nummer 2: Vanhanen (keskusta) war ja zu dieser Zeit irgendwie mit Merikukka Forsius (damals Grüne, jetzt Kok.) verbandelt und da war das vielleicht naheliegender. Ich könnte mir sowas durchaus vorstellen, aber habe dafür keinerlei Anhaltspunkte (und hoffe, dass mich Vanhanen jetzt nicht verklagt, so wie... naja, lassen wir das lieber).

Beide Gründe sind aber meines Erachtens nicht durchschlagend. Nur mit zwei Parteien (und einer Stimme Mehrheit) wär's wohl allerdings ein wenig arg knapp gewesen. Ich an seiner Stelle hätte es aber bei drei Parteien belassen. Zumal die Grünen ja - soweit ich das mitkriege - öfter mal Bauchschmerzen mit diversen Regierungsentscheidungen haben.

jordekorre hat geschrieben:Ich an seiner Stelle hätte es aber bei drei Parteien belassen. Zumal die Grünen ja - soweit ich das mitkriege - öfter mal Bauchschmerzen mit diversen Regierungsentscheidungen haben.

Das sehe ich persönlich genauso. Aber ich habe nochmal nachgeschaut, es scheint in Finnland wohl einfach Tradition zu sein, sehr stabile Mehrheiten zu formen. Als die Grünen 2002 die Regierung aus Protest gegen das neue Atomkraftwerk verließen, gab es unter Lipponen eine Koalition zwischen SDP (51), Kokoomus (46), Linksbündnis (20), SFP (11) und Grünen (11). Auch wenn das Linksbündnis ebenfalls ausgestiegen wäre, hätten sie noch bequem zu Ende regieren können.

Dieses ziemlich breite Spektrum wäre in Deutschland ja vollkommen unvorstellbar, wo ja bekanntermaßen auch eine Stimme als stabile Mehrheit verkauft wird. Aber vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlecht, wenn die Parteien eine Grundhaltung des Miteinanders haben.

Eins ist "hüben wie drüben" wohl gleich. Sie sind allesamt furchtbar machtgeil!

Hans hat geschrieben:Eins ist "hüben wie drüben" wohl gleich. Sie sind allesamt furchtbar machtgeil!

Du hast da den exklusiven Einblick?

Guck dir doch den Abgang von Schröder vor ein paar Jahren an, oder schau mal auf unseren neuen Wirtschaftsminister, der seine Befähigung aus der Leitung seines Familienunternehmens zieht. Dieses Familienunternehmen umfasst 3 Angestellte und ist an sich nur für die Verwaltung des eigenen Vermögens zuständig...haha...
Vor 15 Jahren hatte ich 30 Angestellte und fühle mich dadurch noch lange nicht in der Lage die Wirtschaft eines Staates zu lenken, trotz Kaufmanns-Gehilfenbrief und einigen Semestern BWL.
Ist es da ein Wunder, wenn man die Leute nicht mehr ernst nehmen kann, die sich hier (Toni Halme damals, unsere damalige Schönheitskönigin und damalige Kulturministerin, heutige Abgeordnete, oder die Ex von unserem finnischen Stadionbauer...) wie auch in D tummeln. Es reicht nicht Geld zu haben. Macht macht auch noch sexy.

Mein Zwillingsbruder in Hamburg ist vor Jahren in einen Ortsverein der FDP eingetreten. Nach 4 Wochen war er schon stellvertretender "Vorstand" dieser Ortsgruppe und das blieb er auch solange bis er bemerkte, dass die FDP in HH niemals an die Verantwortung kommen wird.

So ist das eben mit den Volksrepräsentanten. Wenn sie hochgebildete elitäre Establishment-Kinder sind, dann gelten sie als abgehoben und nicht volksnah. Und wenn einige von denen auch nur die Fähigkeiten ihrer Wähler haben, dann gelten sie als unfähig. C'est la vie!

Hans hat geschrieben: Mein Zwillingsbruder in Hamburg ist vor Jahren in einen Ortsverein der FDP eingetreten. Nach 4 Wochen war er schon stellvertretender "Vorstand" dieser Ortsgruppe und das blieb er auch solange bis er bemerkte, dass die FDP in HH niemals an die Verantwortung kommen wird.

Du willst aber deinem Zwillingsbruder jetzt nicht unterstellen, dass er machtgeil ist, oder? Denn wenn er das ganze aus reinem Idealismus gemacht hätte, dann wäre er ja immer noch im Vorstand, selbst ohne Aufsicht auf einen verantwortungsvolleren Posten... nicht wahr?

Lex Nokia, Doppelpost (gibts schon wonader) Gruss, dingen

jordekorre hat geschrieben:

Hans hat geschrieben: Mein Zwillingsbruder in Hamburg ist vor Jahren in einen Ortsverein der FDP eingetreten. Nach 4 Wochen war er schon stellvertretender "Vorstand" dieser Ortsgruppe und das blieb er auch solange bis er bemerkte, dass die FDP in HH niemals an die Verantwortung kommen wird.

Du willst aber deinem Zwillingsbruder jetzt nicht unterstellen, dass er machtgeil ist, oder? Denn wenn er das ganze aus reinem Idealismus gemacht hätte, dann wäre er ja immer noch im Vorstand, selbst ohne Aufsicht auf einen verantwortungsvolleren Posten... nicht wahr?

Einen gewissen Idealismus würde ich ihm schon unterstellen, wenn man nach 4 Wochen schon stellvertretender "Vorstand" einer Ortsgruppe ist und dann das blieb er auch solange bis er bemerkte, nochmal Zeit benötigt um zu merken niemals an die Verantwortung kommen wird. Der Umstand zeugt mMn von Idealismus! Dann noch FDP mit Guido und Pieper! Hochgradig Idealist!
Normalerwiese ist doch das Durchrutschen zum Vorstand schon ein sicheres Zeichen das etwas nicht stimmt!

Verantwortung hat im dem Sinn wie ich meine auch etwas mit verändern können zu tun.


Ach so !
Der TELEKOM Song
http://www.youtube.com/watch?v=UjS9mN4R ... re=related

Hans hat geschrieben:bis er bemerkte, dass die FDP in HH niemals an die Verantwortung kommen wird.

Seit wann übernehmen Politiker Verantwortung ? Das ist mal wieder was Neues !

Immer wieder interessant, das es in der finnischen Politik Sachen gibt, die es so in D nicht geben würde bzw. die zumindest akzeptiert werden!

Perussuomalaiset nakertavat keskustan kannatusta

Besonders das finde ich interessant!
Perussuomalaisten kannattajissa on enemmän työväkeä kuin vasemmistopuolueiden kannattajissa.
http://yle.fi/uutiset/talous_ja_politii ... 55161.html

Hans hat geschrieben: ...dass die FDP in HH niemals an die Verantwortung kommen wird.

Weil's mir noch eingefallen ist. Soweit ich mich erinnere Stand in der Der Campus von D. Schwanitz. Ein Nebenschauplatz waren dort die politischen Intrigen in HH. Über die ich glaube es war die Linke Schulbehörde schrieb er: Das wäre wie Tschernobyl, da kommt auch niemand ran!