Deutsche in Finnland

Hallo Leute,

wir haben die letzten 10 Jahre unsere Urlaube in Finnland verbracht; zunächst sind wir von Süd nach Nord und Ost nach West im Land herumgekurvt, nun haben wir beschlossen, daß wir uns ein Mökki am See kaufen wollen. Da es nicht so weit weg von Helsinki sein soll, haben wir eines in der Nähe von Hämeenlinna ausfindig gemacht und wollen es nächste Woche kaufen.

Das Problem: Baujahr 1974, Außentoilette mit Sickergrube - so wie es meistens anzutreffen ist, Zustand: naja...

Unsere Pläne: Ein Abwassersystem von biolan einbauen, das alte Haus abreißen und ein neues Holzhaus bauen. Da wir bisher noch nie so richtig mit Finnen im Alltag in Kontakt waren, wollte ich Euch mal fragen, wie Ihr das seht. Was haben wir dort an Schwierigkeiten zu erwarten ? Wir haben vor 10 Jahren ein finnisches Holzhaus hier in Deutschland gebaut und hatten auch hier mit deutschen Firmen unsere Freude im Sinne von Unzuverlässigkeit, ungeplante Verzögerungen etc. Da waren die finnischen Arbeiter, die das Haus selbst gestellt haben noch einer der Zuverlässigsten. Abgesehen vom Alkoholkonsum

1. Bauantrag, Antrag zum Abriß: gibt es in Finnland die gleiche Bürokratie wie in Deutschland ( Formular A, B, C etc...) ?

2. Finnische Baufirmen: wie zuverlässig wird dort gearbeitet ? Während der Bauphase werden wir ein paar Wochen Urlaub nehmen, aber da müssen die Bauarbeiter halt auch da sein und nicht 2 Wochen später kommen, wenn wir wieder nach Hause müssen. Wie ist die Arbeitseinstellung ?

3. Nachbarn: wie laut darf man den Bauarbeiten nachgehen, wo ist die Toleranzgrenze ?

4. Gibt es sonst noch Gründe warum man es besser sein lassen sollte ?

5. Wie gut kann man sich im Baumarkt verständlich machen ?

6. Welche Sachen sind in Finnland besonders teuer oder unbrauchbar und sollte man besser aus Deutschland kommen lassen ?

Ich hoffe, manche von Euch können mir aus ihrer Erfahrung etwas zu unseren Fragen und Bedenken sagen.

Liebe Grüße und Danke

Gregor

schmittg hat geschrieben:2. Finnische Baufirmen: wie zuverlässig wird dort gearbeitet ? Während der Bauphase werden wir ein paar Wochen Urlaub nehmen, aber da müssen die Bauarbeiter halt auch da sein und nicht 2 Wochen später kommen, wenn wir wieder nach Hause müssen. Wie ist die Arbeitseinstellung ?

Das kann man nicht so pauschal sagen. Kommt ganz auf den Einzelfall an. Wenn ihr nicht ständig vor Ort sein könnt, würde ich einen Generalunternehmer bestellen und einen Werkvertrag abschließen mit Vertragsstrafen bei Verspätung. Die meisten Handwerker sprechen nur finnisch.

schmittg hat geschrieben:3. Nachbarn: wie laut darf man den Bauarbeiten nachgehen, wo ist die Toleranzgrenze ?

Solange ihr euch an die Zeiten haltet, in denen man Krach machen darf, sollte es wenig Probleme geben. Glücklich macht man damit natürlich niemanden.

schmittg hat geschrieben:5. Wie gut kann man sich im Baumarkt verständlich machen ?

Schwierig. Das jüngere Personal kann meistens englisch, bei den älteren klappt das selten. Fachbegriffe verstehen nur sehr wenige. In Bauhaus sind viele Artikel deutsch ausgezeichnet, aber das nutzt natürlich wenig, wenn man Beratung braucht. Außerdem gibt es Bauhaus nur in ein paar großen Städten.

schmittg hat geschrieben:6. Welche Sachen sind in Finnland besonders teuer oder unbrauchbar und sollte man besser aus Deutschland kommen lassen ?

Keine Ahnung, schon allein wegen der Garantie haben wir nur in Finnland gekauft. Außerdem kostet das so weniger Zeit, jedenfalls wenn man hier wohnt. Generell unterscheiden sich die Gewohnheiten, wie und was gebaut wird, schon deutlich von Deutschland, auch wenn die Sachen, die hier verkauft werden, oft in Deutschland hergestellt wurden. Ich würde also nur Sachen kommen lassen, von denen man weiß, dass die Finnen damit zurechtkommen. Holzprodukte würde ich immer hier kaufen.

Wo wollt ihr eigentlich bauen?

1. Zuerst sollte man beim zuständigen Grundbuchamt/Vermessungsamt die Grundstueckeinträge ansehen. Da kann man feststellen, ob da irgend welche Beslastungen/Auflagen vorhanden sind.
2. Sich beim Bauamt orientieren ueber die Bauauflagen und benötigten Bewilligungen.

Die Baubestimmungen haben in den letzten Jahren stark geändert. Vor allem bei fliessendem Wasser/WC im Haus, sind die neuen Vorschriften zu beachten. Sollte grösser gebaut werden als das alte Haus kann es auch wieder Probleme geben. Man kann auch nicht unbedingt am alten Standort neu bauen.

Es gibt natuerlich dieses und jenes, was zu beachten ist.
Zufahrt zum Haus event. Kosten, Zufahrt auch im Winter.
So als Faustregel sollte man eigentlich kein Grundstueck im Winter kaufen, wenn Schnee liegt und der See noch gefroren ist.
Woher kommt das Wasser? Kann man einen Brunnen bohren?
Stromanschluss 220V/380V.
Baulärm ist nicht speziell zu beachten.
Der Abriss sollte keinerlei Probleme geben, denn das Haus steht ja sicher nicht unter Denkmalschutz.

Grundsätzlich sollte man sich natuerlich schon ueberlegen, ob sich ein eigenes Mökki ueberhaupt lohnt. Wir standen frueher auch mal vor dieser Entscheidung und haben uns dann entschlossen eine eigene Huette zu kaufen. Bei uns war es so, dass wir uns pro Jahr im Minimum 3 Monate in der Huette aufhielten, meistens aber mehr. Es fallen aber auch jährliche Kosten an. Man zahlt Steuern, Versicherung Strom und allg. Unterhalt. Sollte das Mökki ueber fliessendes Wasser verfuegen, sind entweder die Wasserleitungen fuer den Winter total zu entleeren oder es muss el. durchgeheizt werden.
Eine Vertrauensperson, welche ab und zu mal vorbeischaut ist auch zu empfehlen.

Danke schon mal für Euer Feedback,
die Arbeiter sprechen oft nur finnisch, das ist wahr. Ich hätte allerdings einen Deutschen, der Blockhäuser baut und in Vaasa lebt, also habe ich da schon mal gute Karten, allerdings muß der Elektriker und der Wasserinstallateur halt dasein, bevor die Innenwände zugemacht werden. Das richtige Timing ist gefragt.
Ob ich natürlich eine Baugenehmigung bekomme für ein etwas größeres Mökki an der gleichen Stelle bekomme, ist fraglich. Der Makler behauptet, dass man Baurecht auf 120 qm hat. Derzeit steht das Haus etwa 50 m weg vom See und ist 6 x 6m; Das neue soll etwa 7 x 9m sein.

Strom ist vorhanden, allerdings nur 220 Volt/ 40 Ampere; ein Brunnen ist in Betonrohr gefasst, sieht ganz gut aus.

Was zahl ihr so an Strom, Versicherung, Müllabfuhr, Steuern im Jahr ?

Gruß
Gregor

Hallo Gregor!

Du hast PN.

Gruß,

Thomas

So, nun haben wir den ersten Bauabschnitt hinter uns gebracht
Bei Traumwetter letzte Woche errichteten wir aus Blockbohlen die Aussenwände und das Dach ist auch dicht; Einige Freunde und wir bauten in 5 Tagen unser Traummökki, zumindest die groben Arbeiten sind nun abgeschlossen, der Innenausbau wird uns die nächsten Wochen beschäftigen. Wir alle haben Bürojobs, die schwere körperliche Arbeit steckt uns noch heute in den Knochen.

Es taten uns die Nachbarn leid, denn viele der Häuser um den See sind natürlich um diese Jahreszeit bewohnt, der Lärm der kreischenden Säge und das ständige gehämmer war bestimmt nicht angenehm, aber keiner hat sich beschwert, noch nichteinmal am Sonntag. Wir wohnen in Bayern und da wäre so etwas undenkbar, nach dem dritten Hammerschlag würde die Polizei auf der Matte stehen, die von einem Nachbarn gerufen worden wäre...

Das Highlight war dieses Mal die Anlieferung des Holzes für das Haus. Ein LKW mit 10 m Länge und Ladekran versuchte sich an unserem schmalen Waldweg; Um besser abladen zu können, wollte der Fahrer den LKW drehen. Da es ich um eine Sackgasse handelt suchte er sich eine der Einfahrten der Nachbarn aus, um den LKW rückwärts zu setzen, um dann hoffentlich mit der Schnauze drehen zu können; da alles sehr schmal ist, fuhr er so ca. 10 mal vor und zurück, die Räder sanken immer tiefer in den Waldboden, irgendwann ging nichts mehr. Vor dem LKW ein grosser Baum, hinter dem LKW ein großer Baum und die Räder 30 cm tief in der Erde.
Wir dachten, nun brauchen wir größes Gerät, um ihn da wieder herauszubekommen...Da kam die Besitzerin des Grundstückes und meinte nur, daß wir einfach die Bäume absägen sollten, es würde ihr nichts ausmachen. Das war unsere Rettung, und ein wirklich feiner Zug unserer neuen Nachbarn. Das ist doch mal eine freundliche Geste, und das, obwohl sie uns bisher gar nicht kannte. Wir haben ihr dann in den kommenden Tagen eine Flasche Sekt gebracht, als eine kleine Entschädigung.

Wir freuen uns schon auf die nächsten Erlebnisse...

Hallo Gregor!

Schön zu hören, dass doch alles gut geklappt hat. Die Nachbarn machen natürlich keine Umstände. Ferienhäuser werden nun mal im Sommer gebaut und jetzt gibt es mindestens 30 Jahre lang Ruhe... Daß der Nachbar euch eben die Bäume fällen ließ anstatt wegen Beschädigungen am Waldboden zu verklagen ist eben Finnisch und damit recht undeutsch....

Tomppa