Deutsche in Finnland

Es wird viel von ihr gesprochen, weltweit. Mit immer neuen Superlativen wird die Wirtschaftskrise umschrieben, die die Staatshaushalte der grossen Industrienationen gewaltig in Beschlag nimmt: Banken müssen hier und da gestützt, nicht selten (teil-)verstaatlicht werden. Internationale Konzerne schreien um Hilfe, die Regierungen der Welt überbieten sich mit Konjunkturpaketen.
Finnische Nachrichten habe ich in letzter Zeit weniger verfolgt, aber zumindest gab es vom Bankensektor weniger Aufregung, von Konjunkturpaketen glaube ich sogar gar nichts gehört zu haben (eigentlich seltsam, gibt es sie doch von Washington über Berlin bis Peking).

So richtig sichtbar ist die Krise in meinem Alltag allerdings auch nicht: es hat sich eigentlich nichts geändert. Zum Glück, muß ich sagen. Ich hoffe, es geht den anderen hier auch so. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ein paar berichtet haben, ihre Arbeit hätten sie verloren.
Wie empfindet Ihr persönlich die Wirtschaftskrise? Business as usual oder Angst um den Arbeitsplatz etc.?

Ich will keine Panik verbreiten, aber einen Punkt, der neben Österreich und die BRD auch insbesondere Finnland betreffen dürfte, sollte nicht ausser Acht gelassen werden:
Gefahr dürfte insbesondere aus Osteuropa drohen, welches durch stark abwertende Währungen und eine hohe Auslandsverschuldung bereits spürbar zu leiden hatte. Aufgrund des hohen Verflechtungsgrades der finnischen Wirtschaft mit diesen Staaten (Rußland, Baltikum) wird dies wohl spürbare Auswirkungen auf finnische Unternehmen haben. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass die Krise auch in Finnland sichtbarer wird.

leider habe ich mit meiner familie die Wirtschaftskrise ziemlich nahe gebracht bekommen. bei uns in der firma wurde das budget für dieses jahr 1/3 gekürzt und deshalb wurden auch 1/3 der arbeitsplätze abgebaut. da wir aber im moment nicht mal an das gekürzte budget herankommen werden alle die weiterarbeiten durften 2 wochen bis 3 monate in den zwangsurlaub geschickt. und wir können nur hoffen dass unsere kunden langsam mal wieder ein bischen bestellen...

In meiner Firma wird es demnächst Kurzarbeit und Beurlaubungen geben, aber es werden wohl keine Leute entlassen werden aber auch keine neuen eingestellt - bislang. Aber meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch hier zum "Rundumschlag" geladen wird.

Ich glaube die erste finnische Firma, die direkt gehandelt hat, war Moventas. Da gingen vor Weihnachten gnadenlos die Entlassungen raus.

Sandra hat geschrieben:Ich glaube die erste finnische Firma, die direkt gehandelt hat, war Moventas. Da gingen vor Weihnachten gnadenlos die Entlassungen raus.

ganz so stimmt es nicht. entlassen wurde bei moventas erst nach den YT verhandlungen und die waren am 19.2. vorbei...und bei metso geht es ja wohl auch bald rund...

Micha hat geschrieben:Ich will keine Panik verbreiten, aber einen Punkt, der neben Österreich und die BRD auch insbesondere Finnland betreffen dürfte, sollte nicht ausser Acht gelassen werden:
Gefahr dürfte insbesondere aus Osteuropa drohen, welches durch stark abwertende Währungen und eine hohe Auslandsverschuldung bereits spürbar zu leiden hatte. Aufgrund des hohen Verflechtungsgrades der finnischen Wirtschaft mit diesen Staaten (Rußland, Baltikum) wird dies wohl spürbare Auswirkungen auf finnische Unternehmen haben. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass die Krise auch in Finnland sichtbarer wird.

Die Wirtschaft ist das eine aber gerade in Österreich teilweise auch Schweiz wird es nochmal Probleme bei den Banken geben, da diese Unsummen von Geld in Staaten wie zB. Ukraine gepumpt haben und diese kurz vor dem Kollaps stehen.

Micha hat geschrieben:Finnische Nachrichten habe ich in letzter Zeit weniger verfolgt, aber zumindest gab es vom Bankensektor weniger Aufregung, von Konjunkturpaketen glaube ich sogar gar nichts gehört zu haben (eigentlich seltsam, gibt es sie doch von Washington über Berlin bis Peking).

Ein Konjunkturpaket gibt es. Den Arbeitgebern wird ein Teil der Lohnnebenkosten erlassen, wurde erst neulich beschlossen. An genaue Details kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube, es gab noch ein paar kleinere Maßnahmen. Aber was soll Finnland da auch wirklich tun. Für die großen in Finnland basierten Firmen ist der finnische Markt ziemlich unbedeutend.

In unserer Firma mit Sitz in USA sind schon viele entlassen wurden. Mein Projekt hat es zum Glück nicht getroffen im Gegensatz zu früheren Entlassungswellen, die Firma kriselt schon länger vor sich hin. Von daher fühlt sich das für mich nicht so anders an. Allerdings kommen die Entlassungen hier in Finnland erst noch, betrifft mich allerdings nicht direkt, weil mein Projekt in USA aufgehängt ist.

Also, persönlich freue ich mich bis jetzt eher an den guten Seiten der Wirtschaftskrise, als dass mich die negativen Auswirkungen betreffen würden:

- praktisch keine russischen Autotransporte mehr vom Turkuer Hafen nach Russland
- die Wohnungen werden schön billig - habe mir soeben eine geschnappt
- Unsere Firma kann gewisse Dienstleistungen billiger beziehen, die wir früher selbst erledigt haben (so richtige Drecksarbeit, die wir jetzt outsourcen können )

...und das BESTE: Die nervtötenden und absolut stupiden Radiowerbungen von Glitnir haben auf einen Schlag aufgehört

Klar, so lange mein Job noch steht, ist alles im Grünen, aber auch meine Stelle ist nicht grundsätzlich vom Downsizen geschützt. Hoffen wir mal das Beste...

Bei uns in der Firma wurden bereits 8 Leuten (vier kurz vor Weihnachten und 4 vor einem Monat) gekündigt und einige sind zur Zeit "Lomautettu", und dies bei 25 Mitarbeitern. Im Moment besteht das Prinzip Hoffnung und bald kommt wohl die nächste Runde. Uns hat vor allem die Krise in England und Hong Kong stark getroffen. Ich denke aber, dass bis 2010 dies noch durchaus so weitergehen wird, wenn man sich umschaut.

donald hat geschrieben:- die Wohnungen werden schön billig - habe mir soeben eine geschnappt

Davon habe ich noch nicht viel gemerkt. Ich meine die Preise sind immer noch recht hoch und stabil.

Ich auch nicht, die Immobilienpreise sind zumindest in Helsinki nur wenig runter (gefühlte 3-5%, habe gerade keine Zahlen), aber davor waren sie ja auch so stark angestiegen. Von einer Verbilligung im eigentlichen Sinne kann man leider noch nicht sprechen: sonst würde ich nämlich auch endlich zuschlagen wollen...

hekse hat geschrieben:..und bei metso geht es ja wohl auch bald rund...

dort wurde schon letzten November beurlaubt.

Metso Paper lomauttaa 1 100 työntekijää, Outokumpu 1 500
10.11.2008 13:23, päivitetty 10.11. 14:19

http://www.iltasanomat.fi/uutiset/kotim ... id=1614713

Tenhola hat geschrieben:

donald hat geschrieben:- die Wohnungen werden schön billig - habe mir soeben eine geschnappt

Davon habe ich noch nicht viel gemerkt. Ich meine die Preise sind immer noch recht hoch und stabil.

davon habe ich auch noch nichts bemerkt

roelli hat geschrieben:

hekse hat geschrieben:..und bei metso geht es ja wohl auch bald rund...

dort wurde schon letzten November beurlaubt.

Metso Paper lomauttaa 1 100 työntekijää, Outokumpu 1 500
10.11.2008 13:23, päivitetty 10.11. 14:19

http://www.iltasanomat.fi/uutiset/kotim ... id=1614713

ja, beurlaubt sind die schon bei metso, aber im moment laufen ja die verhandlungen über entlassungen... und nachdem nokia jyväskylä auch verlassen will...

Persönlich hat mich bisher noch keine Krise getroffen. Ich bin da auch eher optimistisch, was unsere eigene Situation betrifft. Für diejenigen, die es schaffen, ihren Job zu behalten, könnten sich im Gegenteil doch eher bessere Möglichkeiten auftuen. Der Immobilienmarkt ist ja schon angesprochen worden. Ich beobachte den seit geraumer Zeit und ich habe schon feststellen können, dass es jetzt einfacher ist, etwas zu kaufen. Zumindest ist in den angegebenen Preisen teilweise deutlicher Spielraum nach unten. Allerdings sind auch nicht so viele Objekte auf dem Markt, da eben momentan auch nur verkauft, wer muss. Das kann allerdings bald auch ein paar mehr Leute treffen.

Und selbst wenn mein Job flöten gehen sollte ... jede Krise bietet auch eine Chance. Natürlich gibt's sicher anders gelagerte Fälle und deswegen möchte ich das nicht verallgemeinern. Aber auch wenn's noch schlimmer kommt bleibe ich erstmal optimistisch.

Was mir eher Sorgen bereitet sind teilweise die Gegenmassnahmen, die die Regierungen derzeit treffen. Es wird wahnsinnig viel Geld in den Markt gepumpt, und einige Staaten verschulden sich sehr stark. Ich glaube, dass uns das noch Jahrzehnte lang Probleme bereiten wird, z.B. in Form von Inflation und Zinszahlungen des Staates, selbst wenn die akute Krise schon lange vorbei ist.

also auch wenns bei uns in der firma inige getroffen hat kann ich mich im prinzip jordekorre anschliessen. ich hatte auch schon einen genauen "notplan" was ich mache falls ich den job verliere. was die immobilien angeht, da haben wir es zum glück nicht eilig und warten mal noch ein bischen ab ob noch was kommt was uns 100% zusagt.
bei den gegenmassnahmen der regierungen weis ich auch nicht so richtig wo das noch alles hinführen soll. irgendwo muss das ganze geld ja her genommen werden...