Finnair und Streiks

[vole04]

Also ich kann es mir nun nicht verkneifen einen Eintrag zu Finnair zu machen.
Beim Pilotenstreik bin ich der Katastrophe gerde noch entgangen. Nun beim Bodenpersonal stecke ich im Chaos. Alles nicht so dramatisch und ob Recht oder nicht geht es mir hier nicht wirklich.
Viel mehr denke ich über folgendes nach (und das erst einmal unabhängig wie es der Finnair finanziell zur Zeit geht).
Der grösste Eigner der Finniar ist doch immer noch der finnische Staat, oder?
Da müsste doch mehr Kontrolle und ein wenig sozialer orientierte Arbeitsbedingungen oberstes Gebot sein? Und wenn man sich überlegt, dass Finnair sich National Carrier schimpft und welche Auswirkungen solche Streiks auf die Realwirtschaft haben, dass wüsste ich gerne mal. Gerade in dieser Zeit müsste doch gerade dem Staat daran gelegen sein, dass Unternehmen nicht zusätzlich Geld verlieren, dass sicher die Einnahmen des Staates und senkt auch möglich notwendige Unterstützung.
Ich weiss ja auch, dass sich der Staat eigentlich nicht einmmischen sollte und es 1000 andere Gründe, warum es dem Staat nicht so viel ausmacht, aber irgendwie ist es schon frustrierend, wenn reisende (und ich kenne solche) innerhalb 2 Wochen so sehr beeinflusst oder getroffen werden. Wenn das einmal im Jahr wäre oder so ...

[Micha]

Ja, bei Finnair ist vieles im Bereich der Arbeitsbedingungen und -strukturen aus alten Zeiten (Staatsbetrieb) und dies zu "modernisieren" hat sich die Fùhrung auf die Fahnen geschrieben. Der jetzt scheidende Geschäftsführer Heinonen hat sich dabei schon mehrmals die Zähne ausgebissen - und das Handtuch geworfen, keine Lust mehr gehabt.
Der Nachfolger (von NSN) dürfte um ähnlich unpopuläre Maßnahmen nicht herumkommen, sprich weitere Auseinandersetzungen und Streiks dürften in den nächsten Jahren anstehen. Geht ja gar nicht anders.

[fax]

Wobei es beim letzen Streik darum ging, dass die Piloten mehr verdienen wollen. Bei m.W. einem Monatsverdienst von 20.000 € lässt sich eine Erhöhung gerade bei einem Staatsbetrieb kaum rechtfertigen.

[vole04]

Wobei es beim letzen Streik darum ging, dass die Piloten mehr verdienen wollen. Bei m.W. einem Monatsverdienst von 20.000 € lässt sich eine Erhöhung gerade bei einem Staatsbetrieb kaum rechtfertigen.

Ich dachte es ging wesentlich um Macht, Einfluss und Outsourcing. Die Piloten waren doch sogar bereit auf Gehalt zu verzichten.

Ich kann das nicht beurteilen ... aber so geht es doch auch nicht ...

[Micha]

Nee, die Piloten haben Gehaltssenkungen akzeptiert, allerdings gegen Beschäftigungsgarantien.
Die Geschäftsleitung möchte nämlich mehr Flüge über Finncomm ausführen lassen. Deren Piloten kosten etwas mehr als die Hälfte.

[Murderdoll]

Ich war vom Pilotenstreik betroffen. Flog zwar erst am 18.11. und jener Streik wurde am Abend des 17.11. beendet, aber am nächsten Tag gab es noch so viel Chaos, wer nun fliegt, wer nicht, etc. Wurde dann umgebucht (aber auch erst nachdem das Zauberwort Schwangerschaft fiel) und flog mit Finncomm von Oulu nach Helsinki und dann mit SAS nach Kopenhagen und von dort nach Düsseldorf. Da die Umbuchung zu SAS auch noch Probleme verursachte, musste ich dann in Helsinki zum Check-In, dann 45 Minuten warten, einchecken, wieder Sicherheitskontrolle und dann in den komplett ausgebuchten Flieger. Bei der Landung in Kopenhagen war dann das Boarding für den nächsten Flieger schon komplett in Gange und das hieß einmal vom einen Ende des Flughafens zum komplett anderen zu laufen. Oh, was eine Freude. Die Maschine war komplett ausgebucht, die Belüftung konnte man in die Tonne treten und man fühlte sich eher in der Sauna, als nur in einem Flugzeug. Ich bin zwar dankbar, dass Finnair mir den Flug umbuchen konnte, aber den Stress hätte ich mir sehr gerne erspart. Beim Rückflug hatte ich auch ausgerechnet den 30.11. als Rückflugstag gewählt, aber flog um 12.50 nach Oulu und der Streik vom Bodenpersonal fing ja erst um zwei an.
Finnair hat aber auch geschrieben, dass man per SMS oder eMail eine Benachrichtigung kriegen sollte, ob der Flug gegancelt wurde, oder nicht. Kam nichts an, nur eine Nachricht, dass der Streik beendet wurde dann am Dienstag Abend. Und am 18.11. gab es Einige, die sehr laut und offen über Finnair fluchten. Vor allem beim Check-In bei SAS.

Es wunderte mich nur, wie leer die Maschine von Düsseldorf nach Helsinki war. 19 Reihen á 4 Sitze im Flieger und es waren gerade einmal knapp vierzig Leute im Flieger. In Oulu waren es noch weniger (und die Maschine war auch wieder mit 19 Reihen ausgestattet).
Mich riefen am 17.11. dann auch meine Schwiegereltern an, ob ich denn fliegen könne und daraus wurde eine große Diskussion über Finnair. Das meistgenannte Argument war dann immer, dass die Piloten hier schon sehr, sehr gut verdienen, vor allem bei Finnair und sie DIE Fluggesellschaft in Finnland sind. Wobei einiges auch nicht stimmte. Wurde u.A. gesagt, dass nur Finnair nach Oulu fliegt von Helsinki aus. Gibt ein paar mehr Fluglinien, die das tun (z.B. SAS).
Die Gründe für den Streik wurden mir auch immer anders erklärt. Mal war es eine Forderung nach mehr Gehalt, mal ein Protest gegen das Einstellen ausländischer Arbeiter und die ganze Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen, etc.

[pw77]

Wobei ich sagen muss, dass es die Finnair mit dem Outsourcing mittlerweile schon übertreibt. Manchmal hat man das Gefühl, dass ihnen am liebten wäre, dass nur noch die Chefetage bei Finnair angestellt ist, und alles andere in irgendwelche andere Gesellschaften ausgegliedert werden soll.
Ich arbeite bei einer deutschen Fluglinie in Deutschland, lebe aber teilweise in Finnland, und fliege daher auch natürlich oft mit Finnair, und der Service am Boden, lässt schon sehr nach. Und ab und zu frag ich dann schon schmunzelnd "in welcher Firma sind Sie dieses Jahr angestellt?" In Turku ist es wohl schon die 4. Firma die AY-Flüge eincheckt.(in 3 Jahren!)
Und nun wird wohl geplant, das Bodenpersonal in Vantaa auch noch in eine Leihfirma auszugliedern. Bei Lufthansa macht man zumindest in Frankfurt und München alles selbst, und das Personal ist natürlich dann schon anders motiviert, und hinterfragt bei Handlungen auch die Kosten die der Airline entstehen. Das ist bei einem Handling Agenten schon ganz anders. Und gerade in Deutschland merkt man jetzt schon deutlich, dass von Finnair niemand mehr ein Auge auf die Abfertigung wirft. Ich bin schon froh wenn da jemand in der Lage ist mich ohne Komplikationen einzuchecken. Das ist mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. Kann man aber niemanden Vorwerfen, der für 7EUR pro Stunde arbeitet, und nie eine richtige Schulung bekommen hat.
Ich finde man sollte nicht alles Outsourcen, und schon gar nicht die Jobs die im Kundenkontakt stehen. In Helsinki erwartet ein Kunde jetzt schon Finnair-Personal. Noch ist Northport ja Finnair-Tochter, und das sollte es auch bleiben. Denn sonst sinkt die Qualität mit Sicherheit, und man kann gleich mit Ryanair fliegen. Wobei SAS wohl den gleichen Fehler macht, denn wenn man hört, was die Kollegen von ISS so erzählen, dass kommt einem schon das Grauen....

[Neumi]

Das mit dem outsourcen ist leider immer mehr ein globaler Trend grösserer Firmen. Das dadurch die Arbeitsqualität und Motivation stark eingeschränkt wird scheint im Management niemanden zu stören, solange man Kosten spart und die Flexibilität erhöht. Feste Arbeitsverträge sollen vermieden werden.
Nein, ich verstehe sehr gut dass die Piloten nicht nachgeben wollen, denn gibst Du erst mal den kleinen Finger ...

Espoo Stadt einer der grössten Arbeitsgeber hier in der Region will zukünftig alle Teilzeitarbeiter über eine Arbeitskraftsbüro "outsourcen".

[fax]

Der Bodenservice in Helsinki ist schon traurig. Ich kann mich noch erinnern, wie es vor 10 Jahren war, als der Flughafen zum besten Flughafen der Welt gewählt wurde. Seitdem ging's steil bergab.

[Luonto]

Der Bodenservice in Helsinki ist schon traurig. Ich kann mich noch erinnern, wie es vor 10 Jahren war, als der Flughafen zum besten Flughafen der Welt gewählt wurde. Seitdem ging's steil bergab.

Ich weiß zwar nicht, wie es damals war, aber habe heute auch schon gemerkt, dass in Helsinki häufig etwas unbeholfene Teenies die Abfertigung übernehmen (werde ja prinzipiell gerne von jungen Mitarbeitern bedient - aber eingelernt sollten sie schon sein). Letztes Mal war ich etwas spät, erst 15 Minuten vor Check-In Schluss in der Schlange. Vor mir war aber nur eine Familie. Es hat über 10 Minuten (!) gedauert, diese Familie abzufertigen und zwischendurch ist der Teenie-Mann vom Check-In noch mit denen zum Gate verschwunden (sie hatten so viel Gepäck), dass ich da NIEMAND mehr war und ich alleine da 5 Minuten vor Check-In Schluss stand .

Als ich ankam, waren übrigens noch zwei Schalter besetzt gewesen, aber die Dame am zweiten Schalter erklärte mir ruppig, dass da jetzt geschlossen sei. War echt kein guter Service...

Kann mich dem Protest gegen das Outsourcen nur anschließen. Wo soll das alles noch enden ?

[Loma]

Bei Lufthansa macht man zumindest in Frankfurt und München alles selbst, und das Personal ist natürlich dann schon anders motiviert, und hinterfragt bei Handlungen auch die Kosten die der Airline entstehen.

Gerade mit der Lufthansa habe ich eigentlich die schlimmsten Erfahrungen mit arrogantem Personal am Check-In gemacht. Das war so heftig, dass ich mich dann beim Lufthansa Call-Center über das Verhalten am Check-Inn beschwert habe. Dort scheinen Beschwerden aber auch nicht ernst genommen zu werden, es gab per Mail auch nur Geschwafel und keine konstruktiven Vorschläge zur Lösung des Problems...

naja, ich habe meine Konsequenzen gezogen und blicke inzwischen auf 3 glückliche, lufthansafreie Jahre zurück!

Finnair ist vom Service her meiner Meinung nach o.k., allerdings sind die Gehälter (und Gehaltsvorstellungen der Mitarbeiter) wohl noch aus der "guten alten Zeit" wo es ein Staatsbetrieb ohne Gewinnorientierung war. Da wird es sicherlich noch so einiges an Verhandlungen und Streiks in den kommenden Jahren geben

[fax]

Erinnert mich an einen Flug nach Bangalore mit Lufthansa. Zwei Reihen vor mir saß ein Brite, der die üblichen Querelen mit Lufthansa beim Checkin mit seinem Handgepäck hatte. Er musste es einchecken, weil es zu groß oder schwer war. In der Mitte des Fluges kam dann ein Steward, der die unerfreuliche Aufgabe hatte, ihm mitzuteilen, dass das Personal vergessen hatte, sein Handgepäck einzuchecken und es immer noch am Flughafen stand...

[vole04]

Der Bodenservice in Helsinki ist schon traurig. Ich kann mich noch erinnern, wie es vor 10 Jahren war, als der Flughafen zum besten Flughafen der Welt gewählt wurde. Seitdem ging's steil bergab.

Wie mit einigem in Finnland und in dieser Welt.

Das mit dem Outsourcing stimmt ... aber in manchen Firmen lernt man, dass man gewisses Grundwissen braucht, sonst klappt es mit dem Oursourcen gar nicht. Aber es ist eher die Ausnahme.
Ich habe das bei Finnair auch schon bemerkt. Wenn z.B. das Gepäck nicht ankommt, so war es füher Finnair die sich darum kümmerte. Den Outgesourcten ist es ziemlich wurscht, Argumten wurden ja genannt. Ich denke es würde den Meisten von uns so gehen.

Ach ja, ich habe mein Gepäck am Ankunftsort sogar bekommen. Ich war halt nur 24,5h unterwegs, anstatt ~ 16 h...

Und so vie geschimpft wird, ich finde das es noch schlimmere Fluggesellschaften gibt. Von SAS bin ich z.B. gar kein Fan ... habe schlechtge Erfahrung gemacht. Ob es Einzelfälle waren oder nicht kann ich schlecht beurteilen. Aber Finnair ist auf dem besten Weg dorthin ... Problem ist nur, wenn sie die Einsparungen nicht hin bekommen, könnte Finnair verschwinden oder zum mindest das Anegbot drastisch verringert werden. Das ist wirklich zur Zeit für ale beteiligten schwer.
Und wir alle wollen viel Service für wenig oder gar kein Geld.

Die Flieger von den europäischen Städten sind so kalkuliert, dass möglichst viele auf die Asienroute kommen, mit der Finnair dann das Geld verdient. Zur Zeit sind viele Flieger recht leer. Ich habe aber (vor der F-Kriese) Zeiten erlebt als fast jeder Flug wohin ich unterwegs (innerhalb kurzer Zeit viele Flüge) fast immer bis auf wenige Plätze ausgebucht war.

[vole04]

Erinnert mich an einen Flug nach Bangalore mit Lufthansa. Zwei Reihen vor mir saß ein Brite, der die üblichen Querelen mit Lufthansa beim Checkin mit seinem Handgepäck hatte. Er musste es einchecken, weil es zu groß oder schwer war. In der Mitte des Fluges kam dann ein Steward, der die unerfreuliche Aufgabe hatte, ihm mitzuteilen, dass das Personal vergessen hatte, sein Handgepäck einzuchecken und es immer noch am Flughafen stand...

Ich glaube ich bin froh, dass ich kein Fluggasbegleiter bin ...

[Swabian]

[quote="vole04"][quote="fax"]

Ach ja, ich habe mein Gepäck am Ankunftsort sogar bekommen. Ich war halt nur 24,5h unterwegs, anstatt ~ 16 h...

Na, das ging ja zügig mit Deinem Gepäck. Bei unserem Rückflug von Frankfurt nach Oulu in diesem Herbst,
kam der erste Koffer nach einer Woche, und die Reisetasche nach 10 Tagen bei uns zu Hause an.
Irgendwie hat man sich gefreut, dass das Gepäck überhaupt gekommen ist