Deutsche in Finnland

Weiss jemand, wo die unterschiedlichen Traditionen des Weihnachtsessens in Deutschland herkommen, Karpfen und Gans? Könnte das stimmen, was ich irgendwo gelesen habe, dass der Karpfen katholisch ist, weil bei denen der 24. noch in der Fastenzeit liegt, während bei den Protestanten die Fastenzeit schon am 23. endet und die deswegen an Heiligabend schon Gans essen können? Und gibt es noch andere typische Weihnachtsessen?

Und habt Ihr irgendwelche "typischen" Weihnachtsessen? Bei uns ist eigentlich nur Tradition, dass das ganze Sortiment der finnischen Aufläufe (laatikko) auf den Tisch kommt, und (selbst) eingelegter Hering (silakka) sowie Fischrogen.

keine ahnung woher, aber viele essen an heiligabend kartoffelsalat mit würstchen...

ausserdem kenn ich viele hamburger, die immer "rundstück warm" essen müssen.
wiki beschreibt das ganze so:

Als Rundstück warm bezeichnet man in Hamburg einen warmen Imbiss, bei dem eine Scheibe warmer Schweinebraten in das halbierte Rundstück gelegt wird und das unmittelbar vor dem Servieren mit Bratensoße übergossen wird. Als Beilagen dienen Gewürzgurken und Gelee aus dem Schweinebratenfond

wir selbst haben mit omma aus pommern (also so gar nicht katholisch) karpfen gegessen. seitdem sie uns vom himmel her beobachtet, gibt's traditionell raclette - ganz einfacher grund: damit keiner zu lange in der küche stehen muss.

Karpfen kommt auch aus Schlesien und ist seeeehr katholisch. Bin zwar inzwischen evangelisch aus Überzeugung geworden, aber Karpfen fehlt mir in Finnland seeeehr

Die Fastenzeit beginnt doch erst nach dem Aschermittwoch und geht bis zum Karsamstag, oder habe ich bei meinem Religionsunterricht was verpasst ?
Bei uns zu hause (katholische Familie) gab es gar keine Weihnachtsessenstradition. Hauptsache was gutes.

Gruss
Neumi

In Polen wird sogar an allen Freitagen weitgehend auf Fleisch verzichtet (bin da nicht so im Thema aber als Gedenktag an den Karfreitag). Man sollte eigentlich im Advent auch fasten (in D nicht machbar - Weihnachtsmärkte und Verkauf von Weihnachtsspezialitäten locken). Heiligabend soll man sich an die Geburt Christi vorbereiten, fasten und eben kein Fleisch essen. Bis zur Abendmahl (traditionell, wenn der erster Stern am Himmel erscheint) eben gar nix. Erst nach der Christmette (Hirtenmesse), die meistens um Mitternacht gefeiert wird und ewig lange dauert, wird es geschmaust. Das ist als "easy care" in Deutschland irgendwie ganz untergegangen, auch unter Katholiken (Westfalen essen z.B. meistens auch die Weihnachtsgans).

Habe es andererorts schon mal preisgegeben, aber hier passt es nochmal:
In Deutschland gibt es bei uns Heiligabend tagsüber nur was Schnelles zwischendurch, weil keiner so richtig Zeit hat zu kochen, auch eine Art Fastenvorbereitung für die Völlerei der nun folgenden Tage. Ab nachmittags nach der Kirche ( Krippenspiel) geht es mit Buttercremetorte, Stollen, 20 Sorten selbstgebackenen Plätzchen und anderem Naschwerk los.
Meine Oma kommt aus Schlesien, deshalb und daher gibts dann den "Kartoffelsalat" der mehr alles andere als nur Kartoffeln enthält und den es so auch nur Weihnachten gibt. Dazu gibts Würstchen (Wiener und gebratene Weisswürstln). Meine andere Oma kommt aus Wittenberg, Hochburg der Lutheraner, und bei der gibts Karpfen. Den mag ich aber nicht.
Seit nunmehr 7 Jahren kommen zum Salat mit Wurscht auch noch Joulukinkku und verschiedene Aufläufe( Steckrübe, Karotte, Kartoffel) dazu.
Am 25. gibts auf jeden Fall Ente oder Gans mit Rohen Klössen (hmmm!) und Rotkohl. Der zweite Feiertag ist weniger streng, da geht es nach Angebot und Nachfrage, meistens aber Wild zu. Als Dessert, welches es in dieser Form ebenfalls nur Weihnachten so gemacht wird, gibt es einen hochprozentigen Obstsalat mit Mandeln, Nüssen und Rosienen + frisches leckeres Obst und natürlich viel Schlagsahne.
Abends gibts dann wieder Kartoffelsalat, solange der Vorrat reicht.

Rosi hat geschrieben: Meine Oma kommt aus Schlesien, deshalb und daher gibts dann den "Kartoffelsalat" der mehr alles andere als nur Kartoffeln enthält und den es so auch nur Weihnachten gibt.

Und lecker isser oder? Meinst Du jetzt Kartoffel, saure Gurken, Fleischwurst/Schinken, hartgekochtes Ei, Zwiebel, Kapern ggf. Erbsen und Möhren sowie nicht zuviel Mayo? So ist er bei mir auch, aber nicht an Weihnachten.

Komme gerade aus der Fazerkantine, es gab Weihnachtsessen. Laatikot esse ich nicht, aber alles andere war hervorragend Mjam.

Eier und Erbsen/ Möhren nicht, aber Bratenfleisch, Salzheringe, Äpfel, eine Prise Zucker, alles sehr klein geschnitten und in grossen Mengen!

Salzheringe sind mir neu, aber der Rest kommt optional darein, ja.

Klingt ein bischen wie Rosolli. Wo liegt der Unterschied, außer dass keine Roten Beete drin sind?

Da ich Rosolli noch nicht gegessen habe, kann ich dazu nicht viel sagen. Allerdings ist der Anteil an Salzheringen eher gering und nur für eine leichte Fischnote (in etwa so wie Sardellenpaste in Königsberger Klopsen oder Anchovis im Janssonin kiusaus) Der Fleisch und Wurstanteil ist auf jeden Fall höher. Und dann sind da ja auch noch die Kartoffeln...nicht zu vergessen.

Nee, Rosolli ist nur geschniebeltes Gemüse. Schlesischer Kartoffelsalat ist wie Kartoffelsalat nur noch mehr gewürzt, mehr "Substanz" und natürlich mit Mayo (aber nicht so "fliessend Mayo" wie der deutscher Kartoffelsalat. Es soll inzwischen aber auch Rosolli mit Mayo geben (nix gutes davon gehört). Noch ein Geheimtipp: einen Spritzer Mayo - macht was her.

Georg hat geschrieben:Weiss jemand, wo die unterschiedlichen Traditionen des Weihnachtsessens in Deutschland herkommen, Karpfen und Gans?

hier stehts:
http://www.weihnachtswunderland.com/weihnachtsgans.html

Bei uns gabs oft Gans - aber nicht mehr aus bewusst religiösen Gründen.

Grad heute beim Zahnarzt wurde ich gefragt, ob wir denn in England auch Plumpudding essen? Ist das hier aus dem Englischunterricht bekannt? Ist nicht das erste Mal, dass ich nach Plumpuddig gefragt werde.... Jedenfalls gibts keinen Plum- sondern "nur" Christmaspudding, also mehr gemisches Obst als Pflaumen.

Desweiteren sah ich ein Rezept in der Pikka Zeitung für 'englantilainen' Weihnachtspasteten - das sollten wohl mince pies sein. Aber von der Zutatenliste kam ich aus dem Kopfschütteln und Augenrollen gar nicht mehr heraus! Verfälscher Britischer Weihnachtskost!!!!! Wie sie richtig gemacht werden, sagt die Kochauthorität Englands schlechthin: http://www.deliaonline.com/search/?qx=mince+pies Ich habe das mince meat jedenfalls schon im Oktober angesetzt und dieses Wochenende gibts dann die pies! Hmmmmm....

Sid hat geschrieben:Nee, Rosolli ist nur geschniebeltes Gemüse.

In unseren Rosolli kommt auch Hering (silli) und Zwiebeln rein.

Genau, stimmt. Aber ich meinte jetzt die "Konsistenz" also Mayo. Angeblich gibt es inzwischen dann eine Mayoversion, sollte aber nicht allzu gut sein. Der normale Rosolli kommt auf jeden Fall auf den Tisch, ist lecker, nur halt ganz anders - das wollte ich damit ausdrücken