Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
ich habe nun versucht die einzelnen Topics mehr oder weniger zu lesen, wobei ich schon viele interessante Informationen gefunden habe. In einigen Topics bin ich immer wieder auch auf negative Meinungen genüber Finnland oder den Finnen gestossen. Nicht immer direkt negativ, aber doch oft kitisierend, manchmal auch ein "bischen" überheblich bevormundent (Entschuldigung, wenn ich das so ausdrücke, es sich soll sich bitte keiner persönlich angegriffen fühlen). Also wir sind doch in einem "Gastland" und in meinen Augen muß ich mich anpassen, bzw. mindestens die Gegebenheiten hier akzeptieren (das verlangen doch die Deutschen immer wieder von den Ausländern). Selbstverständlich gibt es immer und überall etwas zu kritisieren.
Ich persönlich wundere mich immer wieder über die finnischen Autofahrer: im Sommer immer 5 - 10 km langsamer als die zugelassene Geschwindigkeit und im Winter immer 5-10 km schneller (weil endlich Schnee und mit Spikes kann man wie auf den Sandwegen fahren, der Rallyfahrer kommt endlich raus)
Und das mit dem Zebrastreifen, das ist doch bei der Verkehrsdichte hier kein Problem, als Fußgänger habe ich fast keine Wartezeit, als Autofahrer muß ich bremsen, anhalten, wieder anfahren und an Kreuzungen oder da wo viel Verkehr ist, stehen doch Ampeln.
Ich kenne Finnland nun schon seit über 15 Jahren und kenne es trotzdem noch nicht. Ich bin seit 10 Jahren mit einer Finnin verheiratet und kenne trotzdem die Finnen noch nicht und ich will meinen Lebenabend hier verbringen, denn die positiven Dinge gegenüber DE überwiegen hier eindeutig.
Was mich wirklich stört sind die Preise hier, gerade für alltägliche Artikel, es gibt natürlich auch Sonderangebote und hier muß man auf "Ale" warten können. Aber ich brauchte gestern eine Nüsterklemmleite, 7 EUR in DE im Baumarkt 1,5 EUR !!!
Also mich würde nun interessieren was stört euch, die ihr nun schon länger hier wohnt, wirklich.
Der nächste Negativschock kommt dann nächte Woche "Winterreifen kaufen"
Ich persönlich wundere mich immer wieder über die finnischen Autofahrer: im Sommer immer 5 - 10 km langsamer als die zugelassene Geschwindigkeit und im Winter immer 5-10 km schneller (weil endlich Schnee und mit Spikes kann man wie auf den Sandwegen fahren, der Rallyfahrer kommt endlich raus)
Und das mit dem Zebrastreifen, das ist doch bei der Verkehrsdichte hier kein Problem, als Fußgänger habe ich fast keine Wartezeit, als Autofahrer muß ich bremsen, anhalten, wieder anfahren und an Kreuzungen oder da wo viel Verkehr ist, stehen doch Ampeln.
Ich kenne Finnland nun schon seit über 15 Jahren und kenne es trotzdem noch nicht. Ich bin seit 10 Jahren mit einer Finnin verheiratet und kenne trotzdem die Finnen noch nicht und ich will meinen Lebenabend hier verbringen, denn die positiven Dinge gegenüber DE überwiegen hier eindeutig.
Was mich wirklich stört sind die Preise hier, gerade für alltägliche Artikel, es gibt natürlich auch Sonderangebote und hier muß man auf "Ale" warten können. Aber ich brauchte gestern eine Nüsterklemmleite, 7 EUR in DE im Baumarkt 1,5 EUR !!!
Also mich würde nun interessieren was stört euch, die ihr nun schon länger hier wohnt, wirklich.
Der nächste Negativschock kommt dann nächte Woche "Winterreifen kaufen"
Ärgerlich ist der Moment, wenn das finnische Den-anderen-sein-lassen in völlige Gleichgültigkeit umschlägt, z.B. wenn ein Ehepaar um die 50 einem direkt vor der Nase die Ladentür zufallen lässt, wenn man mit Kinderwagen und zwei Kindern genau durch diese Tür durch will.
Das Vertrauen gegenüber Parlament und Regierung - so groß die Vorteile dessen auch sind gegenüber der Dauernörgelei und Besserwisserei vieler deutscher "mündiger" Bürger - schlägt bisweilen um in eine höchst störenden Blauäugigkeit, wie sie am allerbesten unter Kekkonen zu bewundern war.
Interessant ist in der Tat auch der Straßenverkehr - nach meiner Beobachtung gibt es zwei große und eine kleine Gruppe von Autofahrern. Die erste große Gruppe rast wie die Bekloppten. Die zweite fährt prinzipiell 10 km/h langsamer als erlaubt. Die dritte und kleinste Gruppe besteht aus denjenigen, die einigermassen normal fahren. Extrem nervend finde ich in Finnland die Taxifahrer, die so wichtig sind, dass sie offentlich glauben, selbst vor einem Rettungswagen auf Einsatzfahrt Vorfahrt zu haben.
Das Vertrauen gegenüber Parlament und Regierung - so groß die Vorteile dessen auch sind gegenüber der Dauernörgelei und Besserwisserei vieler deutscher "mündiger" Bürger - schlägt bisweilen um in eine höchst störenden Blauäugigkeit, wie sie am allerbesten unter Kekkonen zu bewundern war.
Interessant ist in der Tat auch der Straßenverkehr - nach meiner Beobachtung gibt es zwei große und eine kleine Gruppe von Autofahrern. Die erste große Gruppe rast wie die Bekloppten. Die zweite fährt prinzipiell 10 km/h langsamer als erlaubt. Die dritte und kleinste Gruppe besteht aus denjenigen, die einigermassen normal fahren. Extrem nervend finde ich in Finnland die Taxifahrer, die so wichtig sind, dass sie offentlich glauben, selbst vor einem Rettungswagen auf Einsatzfahrt Vorfahrt zu haben.
Re: Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
Es sind aber nicht alle hier in einem Gastland...Engelbert hat geschrieben:Also wir sind doch in einem "Gastland" und in meinen Augen muß ich mich anpassen, bzw. mindestens die Gegebenheiten hier akzeptieren (das verlangen doch die Deutschen immer wieder von den Ausländern). Selbstverständlich gibt es immer und überall etwas zu kritisieren.
Daß man sich anpaßt, heißt für meine Begriffe nicht, alles über sich ergehen zu lassen, ohne sich zu wehren oder wenigstens sich darüber auszulassen, wenn man sich schon nicht wehren oder etwas ändern kann.
Es ist nicht gesund, Ärger in sich reinzufressen Also raus damit!
Du hast eindeutig zu lange Zeit in Finnland verbrachtEngelbert hat geschrieben:Und das mit dem Zebrastreifen, das ist doch bei der Verkehrsdichte hier kein Problem, als Fußgänger habe ich fast keine Wartezeit, als Autofahrer muß ich bremsen, anhalten, wieder anfahren und an Kreuzungen oder da wo viel Verkehr ist, stehen doch Ampeln.
So geht's hier ja mit der Wichtigkeit im Straßenverkehr, Autofahrer kommen immer zuerst... Macht mich rasend vor Wut.
Ist Dir je in den Sinn gekommen, daß man "beim bremsen, anhalten, wieder anfahren" sitzt, statt steht? Daß die Einkäufe im Kofferraum sind, statt in den Tüten an den bereits taubgewordenen Armen? Daß es im Auto selten windet/regnet/schneit/eiskalt ist - wie auf der Straße?
Ich persönlich finde es unglaublich arrogant jemanden sein Recht abzusprechen, nur weil es "doch nur um eine Kleinigkeit geht". Hyi sinua.
PS: gehöre zu den Autofahrern. Und ich bremse, immer. Und hoffe jedesmal, daß ein Autofahrer wie Du, hinter mir stehen bleiben muß.
PPS: ja, das war gemein. War auch so gemeint.
Re: Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
Absolut gesunde Einstellung Sanna Es ist sicher typabhängig, manche brauchen die Verdrängung, manche müssen es rauslassen. Wieso sollte man alles unkritisch hinnehmen und sich bevormunden lassen?Sanna B. hat geschrieben: Es ist nicht gesund, Ärger in sich reinzufressen Also raus damit!
Meine Meinungen haben übrigens auch schon desöfteren missfallen. Aber ich habe nicht vor, sie deswegen zu ändern.
Nochmal zusammengefasst (auch wenn ich hier der Liebe, der Natur, des tollen Zuhause wegen bleibe), macht mich folgendes rasend:
Diskriminierung auf dem Jobmarkt, vor allem in höheren Positionen sowie lächerliche Gehälter
Hörigkeit den Politikern, Alkoholpolitik und alkoholisierte Mitbürger
Auto als Luxus, lahmar... Fahrer, Autofahrer mit Scheuklappen (vor allem am Zebrastreifen)
keine eindeutige Rechtsprechung
pseudo-kostenlose Gesundheitsvorsorge und die Wartezeiten
nicht-existenter Kundenservice, vor allem in Restaurants
schmuddlige Hotels
die eisige Schicht bei neuen Kontakten, sowie Manieren der Masse (keine Begrüssung, keine kleinen Freundlichkeiten, nebeneinander Leben)
gelegentlich: aufgewärmter Hass gegenüber Deutschen
Re: Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
ich dachte da natürlich an 'Deutsche in Finnland.Es sind aber nicht alle hier in einem Gastland...
Meine persönliche Anwesenheit in FIN war bisher eher kurz, aber öfter und dann sieht man Land und Leute halt als Tourist, aber nun geht es in die permanente Zeitspanne und die wird sicherlich andersDu hast eindeutig zu lange Zeit in Finnland verbracht
Das muß ich aber näher erklären:PS: gehöre zu den Autofahrern. Und ich bremse, immer. Und hoffe jedesmal, daß ein Autofahrer wie Du, hinter mir stehen bleiben muß.
PPS: ja, das war gemein. War auch so gemeint.
ich persönlich halte auch am Zebrastreifen, nur wenn ich zu Fuß unterwegs bin habe ich kein Problem damit zu warten, ich habe ja auch keinen Kinderwagen. Deinen Ärger kann ich natürlich verstehen.
Was ich aber auch merkwürdig und nervig finde ist die Vorfahrtsregelung, die manchmal auf einer "Hauptstraße" auf rechts vor links ändert.
Re: Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
hast du dazu Beispiele?Sid hat geschrieben: 1 keine eindeutige Rechtsprechung
2 gelegentlich: aufgewärmter Hass gegenüber Deutschen
mit 1 bin ich noch in in Konflikt gekommen, aber das geht manchmal schneller als man denkt. Gibt es Rechtsschutzversicherungen?
mit 2 habe ich noch keine negativen Erfahrungen gehabt
Ich hatte bei Nr. 2 zwar nur ein Beispiel, das mir leider aber für das nächste Jahrtausend reicht . Möchte aber dazu öffentlich keine Details geben.
Rechtsprechung für jedemann: ich finde Ämter wie Kela haben zu viel Ermessensspielraum, so dass alle parieren müssen. Bei einer Angelegenheit gibt es x Lösungen, was sie gerade von jemanden verlangen, was sie ablehnen oder bewilligen. In Deutschland sind die Regeln steifer (kann auch nachteilig sein), aber man weiss woran man ist.
Rechtsprechung für jedemann: ich finde Ämter wie Kela haben zu viel Ermessensspielraum, so dass alle parieren müssen. Bei einer Angelegenheit gibt es x Lösungen, was sie gerade von jemanden verlangen, was sie ablehnen oder bewilligen. In Deutschland sind die Regeln steifer (kann auch nachteilig sein), aber man weiss woran man ist.
Re: Bei aller Liebe, aber es gibt auch etwas zu kritisieren
Das ist mir auch schon aufgefallen, aber da geh ich mit gutem beispiel voran: muttis mit kinderwagen die treppe runterhelfen, aus dem bus raushelfen, der omi im bus den platz anbieten, den nachbarn anlächeln und hallo sagen. anfangs bin ich noch belächelt worden, aber inzwischen grüssen alle freudig zurück.Sid hat geschrieben:Sanna B. hat geschrieben: die eisige Schicht bei neuen Kontakten, sowie Manieren der Masse (keine Begrüssung, keine kleinen Freundlichkeiten, nebeneinander Leben)
allerdings, "eisige Schicht bei neuen Kontakten", wohl wahr. manche im freundeskreis tauen - auch wenn man finnisch mit ihnen spricht - erst auf, wenn 1 flasche kossu leer ist. wobei wir damit wieder beim thema alk sind...
ansonsten würde ich nicht sagen, man sollte/müsste sich anpassen, ich würde eher sagen, man sollte sich versuchen, in die gesellschaft zu integrieren...
Kann ich nur bestätigen! Manchmal frage ich mich, ob die Leute auch mal um sich herum schauen und andere sehen.Georg hat geschrieben:Ärgerlich ist der Moment, wenn das finnische Den-anderen-sein-lassen in völlige Gleichgültigkeit umschlägt, z.B. wenn ein Ehepaar um die 50 einem direkt vor der Nase die Ladentür zufallen lässt, wenn man mit Kinderwagen und zwei Kindern genau durch diese Tür durch will.
Home is where the heart is.
Nein, tun sie nicht, denn sie brauchen Platz. Ich raste in der Schwimmhalle regelmässig aus. Nach der Schwimmaerobicstunde dackeln alle zu der Beckenleiter und gehen hintereinander hoch. Die Vorgängerin ist fast dabei Kinnhaken mit der Ferse zu verteilen, denn sie merken nicht, dass viele aus dem Wasser raus wollen. Bei mir ist es instinktiv, entweder schaue ich nach hinten oder versuche möglichst "flach" die Leiter hoch zu kraxeln. Aber ansonsten war es oft eng und die Zahnarzkosten hoch
Auch ohne Kinderwagen sind zufallende Türen sowie Anrempeln nervig und unerzogen.
In der Firma (viele grosse Firmen unter einem Dach, meinstens SW-Ingenieure). Meine Kolleginnen haben nicht schlecht gestaunt, wenn unbekannte Ingenieure mir/uns Vortritt lassen, Tür aufhalten, Aufzug nochmal aufmachen. Ich glaube meine bösen Blicke haben sie gelehrt. Eigentlich sind alle ganz nett und zivilisiert, wenn sie's wollen
Auch ohne Kinderwagen sind zufallende Türen sowie Anrempeln nervig und unerzogen.
In der Firma (viele grosse Firmen unter einem Dach, meinstens SW-Ingenieure). Meine Kolleginnen haben nicht schlecht gestaunt, wenn unbekannte Ingenieure mir/uns Vortritt lassen, Tür aufhalten, Aufzug nochmal aufmachen. Ich glaube meine bösen Blicke haben sie gelehrt. Eigentlich sind alle ganz nett und zivilisiert, wenn sie's wollen
es gibt auch etwas zu kritisieren
Nun ja, alles ein wenig grob gewebt in Finnland. Höflichkeit, Fein- und Taktgefühl, bleiben oft nebulös im Verborgenen. Knigge unter Quarantäne.
Sollte man respektieren und akzeptieren. Andere Länder, andere Sitten.
Sollte man respektieren und akzeptieren. Andere Länder, andere Sitten.
Sid hat geschrieben:In der Firma (viele grosse Firmen unter einem Dach, meinstens SW-Ingenieure). Meine Kolleginnen haben nicht schlecht gestaunt, wenn unbekannte Ingenieure mir/uns Vortritt lassen, Tür aufhalten, Aufzug nochmal aufmachen. Ich glaube meine bösen Blicke haben sie gelehrt. Eigentlich sind alle ganz nett und zivilisiert, wenn sie's wollen
Das hat m.E. auch mit der Tasa-arvo Manie zutun, die man hier mancher Orten antrift, da öffnet eben jeder auch seine Tür selber.
Da muss man sich wahrscheinlich zwischen Gehältern und zugeklatschten Türen entscheiden!Beidesgehtwahrscheinlich nicht!Sid hat geschrieben: Beim Stichwort tasaarvo (oder vermeintlich tasa-arvo) wären mir die Gehälter lieber als zugeklatsche Türen.
Sonst finden sich bestimmt Leser die das Thema in den Thread: Was wir von den Finnen lernen können verschieben würden.