Wäre vielleicht interessanter, wenn du was zum Finnischen Biosiegel sagen könntest (ich denke, sowas hier noch nie gesehen zu haben in Bezug auf Fleisch/Wurst, ich hab nur die verwässerten sauteuren Bio-Tomaten in Erinnerung) anstatt Deutsches hier zu quoten - was nützt uns das, wenn wir in D nicht mal kurz einkaufen gehen können? Ich vermute die wenigsten Finnen juckt es, wie ihr Schnitzel/Filee whatever auf den Tisch gekommen ist und unter welchen Umständen es vorher gelebt hat.Luonto hat geschrieben:Natürlich werden die meisten Schweine auch nicht artgerecht gehalten, unbetäubte Ferkelkastration ist ja nur eine der gängigen Praxen . Deshalb liegt es ja auch nahe, Fleich dort zu kaufen, wo man den Zuchtbetrieb kennt oder eben auf mit Biosiegel gekennzeichnetes Fleisch umzusteigen (da müssen zumindest dann die Kriterien der EG-Öko-Verordnung erfüllt sein).
Aber dein Argument ("ist überall schlimm") ist meiner Meinung nach noch lange keine Rechtfertigung für den Verzehr von im Discounter angebotenen Puten.
(Quelle: Deutscher Tierschutzbund)Tierschutzprobleme der derzeitigen Putenhaltung
Puten werden in Deutschland in Bodenhaltung bei Besatzdichten von 52 beziehungsweise 58
kg/m² gehalten, das sind am Ende der Mast etwa drei Hähne beziehungsweise 5 Hennen. Am
Ende der Mast ist der Mindestflächenbedarf für wesentliche Verhaltensweisen
(Fortbewegung, Flügelstrecken, Gefiederpflege, Sandbaden etc. nicht erfüllt (Knierim, 2000).
Die Tiere sind zudem unsauber und weisen vermehrt Hautreizungen auf.
In Deutschland wird der im Ausland gezüchtete Hochleistungs-Masthybrid B.U.T. Big 6
gemästet. Nach der Mast von 19 Wochen haben die Hähne dieser schweren und
breitbrüstigen Zuchtlinie ein Schlachtgewicht von ca. 20 kg. Damit sind sie etwa 3 mal so
schwer wie eine adulte Pute der Wildform (Öster et al 1997).
Aufgrund des zuchtbedingt hohen Brustmuskelanteils verlagert sich der Körperschwerpunkt
nach vorn und die Puten leiden an Gleichgewichtsstörungen. Infolge der hohen Gewichte
entstehen erhebliche Schäden an Gelenken, Sehnen und Knochen. Die Oberschenkel können
nach innen oder nach außen gedrückt werden. 85-97 % der Tiere haben bei Mastende keine
normale Beinstellung mehr und können sich nicht mehr artspezifisch fortbewegen (Öster et
al. 1997). Die Tiere liegen viel und lange auf der Einstreu. Infolgedessen entstehen
schmerzhafte Brustblasen (eitrige Herde durch Sekundärinfektionen und/oder
Ammoniakwirkungen aus der Einstreu (Tierschutzdienst Niedersachsen, 1998)).
Der Platzmangel, die angezüchteten Probleme des Bewegungsapparates und die strukturlose
Umgebung verhindern, dass Puten ihr arteigenes Verhalten ausüben können. Die Folgen sind
Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus, die bis zum Tod der Puten führen
können.
Diese Verhaltensstörungen werden symptomatisch mit dem Schnabelkürzen bekämpft.
Mittels Laser, zweiseitiger Schere oder einer 700 °C heißen Metallplatte wird den Tieren ohne
Betäubung und anschließender Schmerzbehandlung ein Teil des hochinnervierten
Oberschnabels amputiert. Horn, Knochen, Nerven-, Epithel- und Bindegewebe werden
zerstört. Es entstehen umfangreiche Blutungen und Koagulationen. Die Tiere haben starke
akute Schmerzen (Tierschutzdienst Niedersachsen, 1998). Oft wird dieser Eingriff im Akkord
durchgeführt, eine individuelle Anpassung der jeweiligen Schnabelgröße ist technisch und
praktisch nicht möglich. Es kommt zu schmerzhaften Neurombildungen (Wucherungen des
Nervengewebes), die chronische Schmerzen verursachen. Z.T. haben die Tiere aufgrund des
amputierten Schnabels Atemprobleme und Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme. Z.T.
können sie ihre Nahrung nicht mehr pickend, sondern nur noch schaufelnd zu sich nehmen.
Auch die Fähigkeit, das Gefieder zu putzen, können sie verlieren.
Da sage ich nur: Guten Apetit zum Fest der Liebe !
Übrigens gibt es teilweise schon enorme Haltungsunterschiede zwischen denn einzelnen Tierarten, wie mir meine Agrarwissenschaften studierende Mitbewohnerin neulich erläuterte. So sind zumindest in Großbetrieben Kühe von den meisten Tieren am besten untergebracht, da sich bei ihnen schlechte Haltungsbedingungen direkt auf die Leistung auswirken. Leider ist das bei Schweinen und anderen Tieren nicht so, weshalb man bei ihnen uch keine Rücksicht auf den Tierschutz nimmt. Der Konsument will's ja billig, nicht wahr?
Tierschutz ist hier um einiges inkonsequenter als in D (siehe Pferde in Ständerhaltung, Haltung von Herdentieren in "Einzelhaft" usw.). Da muss man hier einiges aufholen.
Wenn du z.B. mal in finnische Wursttheken guckst, wirst vielleicht verstehen, warum viele auf Lidl-"deutsche" Ware umsteigen.
Ich selber esse hier nur noch ab und zu Fleisch - Wurst ganz ganz selten.