Berufseinstieg- und Chancen

Ideenaustausch zum Thema Leben in Finnland.
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chris25
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Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von chris25 »

Hallo,
ich bin neu hier im Forum.
Auch auf die Gefahr hin, dass an dieser Stelle schon viele ähnliche Beiträge und Fragen verfasst worden sind möchte kurz meine Situation erläutern, mich nebenbei kurz vorstellen und hoffe einige Anregungen zu bekommen.

Im Laufe meines Studiums (Politikwissenschaft und VWL) war es mir möglich ein Jahr in Finnland (Tampere) zu verbringen. Es hat mir natürlich gefallen, aber darum soll es hier nicht gehen, denke da erzähle ich keinem etwas neues, da ich annehme, dass die ganz große Mehrheit in diesem Forum freiwillig in Finnland lebt und arbeitet ;)

Vielmehr habe ich in Finnland meine jetzige Freundin kennen gelernt. Nachdem ich nach Deutschland zurück musste um hier mein Studium zu beenden, war es ihr glücklicherweise ebenfalls möglich sich für ein Jahr hier einzuschreiben.
Nun geht dieses Jahr im Juni zu Ende und sie geht im Sommer zum Arbeiten und im anschließenden Herbst zum studieren nach Helsinki bzw. Tampere zurück.
Ich denke den meisten ist nun bereits klar, weil des Öfteren gehört, worauf es in diesem Thread hinausläuft: Wie kann ich den Schritt nach Finnland und in den dortigen Arbeitsmarkt schaffen?

Ich beende mein Studium voraussichtlich im September/Oktober. Schwerpunkt ist eigentlich Arbeitsmarktpolitik und Gesundheitsökonomie, jedoch will ich mich in meiner Abschlussarbeit Richtung Finnland bewegen, zur Debatte stehen Themen wie Wohlfahrtsstaatsmodell oder aber finnische Außen- und Sicherheitspolitik (wovon letzeres nach letzen Gesprächen mit dem Professor wahrscheinlich). Damit möchte ich schonmal einen Studiumsbezug zu Finnland herstellen, ich hoffe im Verlauf der Arbeit auch Kontakte zu Knüpfen und eventuelle Arbeitsfelder genauer kennenzulernen.

Zu meinen Sprachkenntnissen: Ich habe in meinem Studienjahr in Tampere Sprachkurse belegt, in denen ich auch im großen und Ganzen gut zurechtgekommen bin. Ich denke die Erfahrung haben aber die meisten hier gemacht, dass dies mitnichten einer nur ansatzweisen Beherschung der Sprache gleich kommt...
Ich habe denn auch hier in Deutschland bis dato Sprachkurse besucht, angeboten von der finnischen Gesellschaft (allerdings in Luxemburg, wohne nah an der Grenze). Jedoch bin ich denke ich vom Sprachniveau nicht wesentlich weiter gekommen. Ist halt doppelt schwer wenn man im Alltag nicht mehr mit dem Finnischen Konfrontiert wird, ich habe auch ehrlich gesagt nicht die Zeit neben Studium und Job noch 30 Vokabeln am Tag zu lernen, leider.
Dafür ist mein Englisch ausgezeichnet und genügt jeglichen Ansprüchen.


Ich denke die Ausgangslage ist damit relativ bescheiden, wenn auch nicht aussichtslos. Ich nehme an der einfachste Weg, den auch die meisten hier beschrieben haben werden, ist die Ergreifung eines Berufs im technischen oder informatischen (sagt man das so??) Bereich, da in Finnland viele Firmen in diesen Sektoren Stellen an nicht-finnisch Sprechende ausschreiben und die Firmensprache Englisch ist.
Nun fehlt mir natürlich ein entsprechendes Studium oder eine Fach-Ausbildung.

Seht ihr trotzdem Chancen einen Beruf in Finnland zu finden? Ich habe natürlich zuerst an sämtliche deutsche Einrichtungen in Finnland gedacht, bin mir aber selbstverständlich im klaren, dass hier offene Stellen eher die Ausnahme als die Regel sind.
Ich bin auch flexibel, soll heißen nicht zu schade Jobs anzunehmen die eigentlich kein Studium vorraussetzen. Um einen "Fuss in die Tür zu kriegen", sprich den start zu schaffen und vor allem um mit meiner Freundin weiter zusammen leben zu können ist mir mehr oder weniger alles recht.

Anregungen und Tipps würden mich sehr freuen. Auch wenn ich weiß, dass es schwer wird, danke schon einmal fürs lesen, hat gut getan sich die Dinge mal von der Seele zu schreiben. Dieses in der Luft schweben und nicht zu wissen wie es weiter geht belastet schon sehr.

Viele Grüße
C.
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fax
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von fax »

Ich kann dir nur erzählen, was bei mir geklappt hat (auch wenn ich mit einem technischen Beruf gesegnet bin). Ich habe an meiner deutschen Uni alles angequatscht, um eine Möglichkeit zu finden, meine Diplomarbeit in Finnland zu machen. Letztendlich hatte ich dann damit Erfolg, weil sich ein Institut an einem EU Projekt beteiligt hat, bei der auch eine finnische Firma dabei war. Die Chance, einen Praktikanten für die Dauer der Diplomarbeit umsonst zu bekommen, haben die sich nicht entgehen lassen (war allerdings trotzdem ein ziemlicher K(r)ampf, bis das geklappt hat). Offiziell fand die Diplomarbeit an der deutschen Uni statt, aber der Professor/Betreuer war da flexibel. Danach hat mich die Firma übernommen.

Generell sind Praktika die mit Abstand einfachste Methode, um frisch von der Uni einen Job zu bekommen. Praktisch alle finnischen Studenten suchen sich in den Sommerferien regelmäßig Jobs bei potentiellen zukünftigen Arbeitgebern. Diplomarbeiten werden zumindest in meinem Bereich in Finnland fast immer in der Industrie gemacht (was an meiner Fakultät in Deutschland nicht so möglich gewesen wäre), und viele werden dann auch direkt übernommen.
chris25
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von chris25 »

Hallo, danke für die schnelle Antwort. Super wie das hier läuft :)

An Praktika habe ich natürlich auch gedacht. Werden diese den generell in Finnland bezahlt? Ich kann es mir kaum leisten in, sagen wir einmal Helsinki, zu leben ohne festes Einkommen. Viel muss es ja nicht sein, aber wenn ich an die Mieten und Preise in Finnland denke sollte es ja schon deutlich mehr sein als der der deutsche 400 Euro/minijob-Lohn...
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Luonto
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von Luonto »

Ich habe schon versucht, in Finnland ein Praktikum bekommen (öffentlicher Sektor, Stadtplanung etc.) und es war in diesem Bereich nicht möglich, bzw. ich habe einfach nichts gefunden. Als Begründung hat mir der Praktikumsbeauftragte der Abo Akademi geschrieben, dass in Finnland die meisten Praktikas in Kooperation mit der Uni stattfinden. Für bestimmte Unis gibt es eine bestimmte Anzahl Plätze und die Unis bezahlen dann den Praktikantenlohn.
Wenn ich irgendwo wegen Praktikum angerufen habe, war die erste Frage in der Tat oft: "Aha, du bist aus dem Ausland. Aber bezahlt deine Uni denn auch dein Praktikum?" oder "Unsere Praktikumsplätze sind schon alle an die Studenten der Uni XY vergeben". Meine Antwort, dass ich auch ohne Entlohnung das Praktikum machen würde (So waren bei mir schließlich auch alle Praktika in D :roll: ) hat mir auch nicht weitergeholfen...

Ich wünsche dir aber trotzdem viel Glück, vielleicht ist es in deinem Bereich ja einfacher.
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fax
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von fax »

Bei mir war das gewissermaßen noch Teil des Studiums, insofern sind keine wesentlichen Mehrkosten angefallen.
poro
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von poro »

In Finnland läuft viel ueber Beziehungen und persönliche Kontakte. Insofern ist ein Finnlandaufenthalt (Diplom hier machen, Praktikum, ...) auf jeden Fall besser als ein Studium in Deutschland mit rein thematischem Finnlanddbezug.

Die Diplomarbeit hier zu machen, ist eine gute Möglichkeit - wie fax schon geschrieben hat. In manchen Studienrichtungen ist es sogar ziemlich ueblich, sie in einem Betrieb zu machen, wobei man dann schon Lohn bekommt. Hier ist es auch gar nicht so selten, dass Studenten vor Abschluss quasi schon richtig in einem Betrieb arbeiten und die Diplomarbeit so nebenher machen (was dann natuerlich ewig dauert). Mit dem deutschen Modell (erst fertig werden, dann Arbeit suchen) hast du ggf. hier in Finnland das Problem, dass dir dann nach Abschluss die nötigen Beziehungen und Kontakte fehlen.
Ich weiss jetzt nicht, wie es in deinem Bereich aussieht. Möglicherweise kann dir aber die Uni in Tre weiterhelfen, wenn du nach Kontakten zu Unternehmen fragst (meist gibt's an den Unis Studien- bzw. Karriereberater).
Offiziell fand die Diplomarbeit an der deutschen Uni statt, aber der Professor/Betreuer war da flexibel.
Das wuerde ich genau pruefen, weil das individuell sehr verschieden sein kann. Ich wollte es genauso machen, stand dann aber vor dem Problem, dass die Vorstellungen meines deutschen und finnischen Betreuers am Ende ueberhaupt nicht miteinander vereinbar waren. Dazu ist in Deutschland die Zeit fuer die Dauer der Diplomarbeit genau festgelegt (zumindest war's bei mir so), in Finnland jedoch nicht. Das hat zur Folge, dass der deutsche Betreuer z.B. ziemlich genau planen will, der finnische jedoch alle Zeit der Welt hat (zwischendurch mal fuer längere Zeit weg ist, Geräte sind ausser Betrieb oder in Betrieb eines anderen, ...). Man kann da ggf. als Diplomand ziemlich zwischen die Räder geraten. Mir ist das passiert und ich stand dann vor der Entweder-Oder-Entscheidung. (Ich habe mich dann fuer Finnland entschieden und einen rein finnischen FM ("Diplom") gemacht).
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fax
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von fax »

Interessant. In meinem Fall war keine finnische Uni involviert, insofern gab's da nur einen deutschen Betreuer. Da ich kein Gehalt bezogen habe, haben mir die Finnen in der Firma auch nicht viel reingequatscht und ich konnte mich hauptsächlich auf die Diplomarbeit konzentrieren. Hat eben alles so seine Vor- und Nachteile.
poro
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Re: Berufseinstieg- und Chancen

Beitrag von poro »

Das hängt vermutlich sehr von der Studienrichtung ab. Ich habe im Rahmen meiner Diplomarbeit einiges an Laboranalysen und Messungen gemacht, daher brauchte ich auch einen Betreuer vor Ort.
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