Schulanfang - was wird erwartet?

Fragen zum Familienleben: Partnerschaft sowie Kinder im deutsch-finnischen Umfeld.
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Varis
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Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von Varis »

Hallo,

ich wollte mich mal erkundigen was von den Schulanfängern in der Schule so erwartet wird an Grundvoraussetzungen, da ja später eingeschult wird als in Deutschland. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass Grundrechenarten und Lesen/Schreiben erst mit 7 Jahren eingeführt wird. Die meisten Kinder werden doch bei Schulantritt schon mehr oder weniger lesen, schreiben und rechnen können, oder?

Meine Tochter ist jetzt 5 Jahre alt und soll kurz nach ihrem 6. Geburtstag ein Jahr die Vorschule besuchen und dann mit 7 Jahren regulär eingeschult werden. Zuhause üben wir spielerisch nebenbei ein bisschen Buchstaben lesen und schreiben und rechnen mit selbst gebastelten Euromünzen. Ich könnte sicherlich mehr mit ihr machen, möchte es für uns aber auch nicht zum lästigen Zwang werden lassen und den Druck wenn möglich rauszulassen. Auf der anderen Seite möchte ich natürlich auch, dass sie nicht noch mehr als ohnehin schon aus der Gruppe heraussticht und dass sie mithalten kann.

Was konnten eure Kinder bei der Einschulung, wieviel leistet die Vorschule in einem Jahr und denkt ihr ich sollte sie zuhause noch mehr vorbereiten? Ich habe leider keine Ahnung was dann mit 7 Jahren auf sie zukommt und wieviel in Finnland von den Kindern erwartet wird.


Liebe Grüße
Varis
Joen suu
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von Joen suu »

Nur keinen Stress machen :-)
Man kann es sicher nicht verallgemeinern, aber ich sehe es so, dass in der Vorschule erst mal Zahlen und Buchstaben gelernt werden, spielerisch. Kommt sicher auch auf das Kind an. Bei uns im Kindergarten war die Vorschule vormittags, und nachmittags dann normaler Kindergarten mit den anderen.
Unserer älterer Sohn hatte im Sommer vor der Schule die ersten Wörter gelesen, aber sicher die Hälfte seiner Mitschüler konnten noch nicht lesen. Aber dann ging es sehr schnell, man will ja auch fernsehen und etwas verstehen (Untertitel) :-)
Der jüngere Sohn kommt auch nach dem Sommer in die Vorschule, und da sein Bruder als Vorbild dient, schreibt er auch Buchstaben und Zahlen, aber wir machen keine Übungen mit ihm, das kommt alles von alleine.
Lehrer sind ja auch verschieden, die Lehrerein unseres älteren Sohnes ist recht locker, Lesen, Schreiben, Rechnen ist natürlich wichtig, aber ebenso wichtig seien die sozialen Aspekte, andere in acht nehmen, sich gerecht zu verhalten etc. Lehrer haben recht grossen Spielraum, aber dadurch auch Verantwortung: "Kein Kind wird zurückgelassen" und "alle haben gleiche Möglichkeiten" sind keine lehren Phrasen.
An seiner Schule gibts auch gleich Nachhilfe-Unterricht wenn die Lehrerein merkt, dass ein Schüler nicht so gut mithalten kann, was ich prima finde. Und auch dann, wenn man mal krank war, gleich gibts Nachhilfe, um den Anschluss zu bekommen.
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teddykarhu
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von teddykarhu »

Joen suu hat absolut recht.

Nur kein Stress, und das gilt in den unteren Klassen doppelt. 8)
Die ersten Jahre sind doch sowieso nur die minimal Basics, und wenn die sitzen bis er oder sie 10-12 ist passt es doch, erst dann wird es interessant.
Tut euch also bitte nicht den Stress an und quält euch mit iergend einem Scheiss der später sowieso vom Himmel fällt, d.h. der so extrem low level ist das man es sowieso kann ohne nachzudenken (iergendwann ein spannendes Jugendbuch.... rat mal wie schnell sie lesen lernt :lol: ).

Dieses .... verzeiht mir... "popp" (<- interessant, das wird wohl automatisch geändert, bei mir stand da was seeehr ordinäres :oops: das ich gerade selbst ändern wollte) wie es in D fabriziert wird, von wegen mit 6 oder vieleicht sogar 5 in die Schule zum lesen lernen, 12-jährigem Gymi, und natürlich mit Schulbeginn 0630, wenn man Glück hat 0700 ist der grösste Blödsinn den man sich und seinem Kind antun kann. Das ist nichts anderes als Kinderquälerei.

Dieses Theater wird oft von Lehrern ausgelösst bei denen es gerade mal zum Grundschullehrer/Lehrer/Professor/etc. gelangt hat.
Das lösst dann im vorauseilenden Gehorsam den , ich nenne ihn mal so, "guten Mutter Komplex" aus und verwandelt Mütter in hysterisch kreischende Etwas. :evil:
Beziehe es nicht auf dich, das ist eine grobe Verallgemeinerung!

Ich selbst hatte in der Grundschule nur die Note 5 in D und Mathe.... Die wollten das ich in die Sonderschule gehe.
HEUTE, habe ich Abi (in By, VOS Technischer Zweig) mit 13 Punkten von 15 in Deutsch und studiert (ok, Mathe gabs nur 5 :mrgreen: ).

Meine Mutter ist Erzieherin in D und arbeitet zu 90% mit sogenannten "schwer erziehbaren" Retalin-Junkies. Die Jüngsten die sie hat sind gerade mal 7.
Ja, Grundschule 1. Klasse.
Rate mal wie oft sie sich über genau diesen Mist aufregt. Entweder das Elternhaus taugt nichts oder die Eltern sind zu gute Eltern, und ein Lehrer der ein kleines Kind nicht unter Kontrolle bringt (wenn er gerade mal 20-25 in der Klasse hat) taugt nichts. Ich war in der 5. Klasse (Waldorfschule) einer von 45 Rotzlöffeln (der Alptraum aller Vertretungslehrer), und unser Klassenlehrer hatte uns gut im Griff.

Fazit: Lass es ruhig angehen, das wird schon werden. Hier in Finnland gleich 2 mal.
Meine Schwiegermutter war Lehrerin für "schwächere" Schüler (einen sieht man hin und wieder im als Politiker in Anzug und Krawatte), um hier unterzugehen muss man sich schon anstrengen. Nichts wird so heiss gegessen wie es gekocht wird.

Gruss, ein in jungen Jahren wirklich schlechter Schüler :wink:
Toivossa on hyvä elää. (zu D: In Hoffnung ist es gut zu leben)
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Varis
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von Varis »

Hallo,

uh-oh, da hab ich ja gleich einen guten Eindruck hinterlassen. :mrgreen:

Nein ich hatte natürlich nicht vor das Kind von nun an um 6:30 in frisch gebügelter Schuluniform stramm antreten zu lassen und mit ihr dann bis in die Nacht stramm altbabylonische Kunstgeschichte und lateinische Konjugationen runterbeten zu lassen. Ich bin nur selbst in Deutschland Lehrerin gewesen, habe mich wegen akuter Amtsschimmel-Allergie dann lieber zur Biologin weiter ausbilden lassen und habe nur noch privat Nachhilfe gegeben - und habe dort live und in Farbe die Opfer mütterlicher Hysterie von ihrer Schulpanik wieder runterbringen müssen und oftmals die angeblich lernbehinderten, ADS- und Legasthenie-geplagten Kinder quasi "geheilt" (nicht dass ich sie je für krank gehalten hätte), indem ich mit ihnen gesprochen und ihnen geholfen habe Stress und Druck abzubauen.

Natürlich habe ich Lust mit ihr zu üben, aber alles eben nur soweit wie sie es selber wissen will. Zum Beispiel "liest" sie Pferdezeitschriften und hätte gern eine Brieffreundin, würde gern eine Postkarte an Oma schreiben, einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann... und da erwacht durchaus eigenständiges Interesse, das ich im Moment einfach nur "füttere", ohne mit Druck da hinterher zu sein. Außerdem bekommt sie ihr eigenes Taschengeld und liebt es Einkaufsladen zu spielen. Dabei spielen wir ein bisschen rechnen, aber auch eben alles nur soweit sie es lustig und spannend findet. Und gut zu wissen, dass ich das weiterhin völlig locker sehen kann.

Also keine Sorge, ich bin wirklich nicht der Eislaufmutti-Typ, im Gegenteil - ich bin ja total froh darüber, dass man hier in Finnland so frei alles entscheiden kann und die Kinder erst so spät in die Schule kommen. Meine Tochter ist nämlich ein eher introvertierter Typ und ihr tut die Umgebung im Perhepäivähoito total gut. Ich bin mir auch sicher, dass sie im kleinen Kreis unter Freunden und Vertrauten sehr viel besser finnisch lernt als in einer großen Institution, egal wieviel gute Theorie dahintersteckt. Deshalb soll sie auch erst im nächsten Jahr in die Vorschule, obwohl wir schon letztes Jahr gekonnt hätten. War mir gefühlsmäßig einfach noch zu früh für sie.

Mir wird übrigens umgekehrt wiederum öfter vorgeworfen, dass ich da zu nachlässig sei. Aber das kommt natürlich vorwiegend von Deutschen. :angel7

Dankeschön für euer Feedback, ich finde das sehr beruhigend!


Liebe Grüße
Varis
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teddykarhu
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von teddykarhu »

Na dann ist ja gut, hatte schon eine aufgelösste Mutti mit wirrem Haar und rotem Kopf kurz vor der Zwangseinweisung befürchtet. :twisted:

Gibt es recht häufig wie du ja selbst weisst.

Gruss
Toivossa on hyvä elää. (zu D: In Hoffnung ist es gut zu leben)
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roelli
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von roelli »

Lies mal das hier, ist wohl im Moment ziemlich populär in Amerika.

Zwang funktioniert
Von Bethge, Philip
Die amerikanische Juraprofessorin Amy Chua über das Drillen ihrer Töchter, den strengen chinesischen Erziehungsstil und das Verbrennen von Kuscheltieren als Lernanreiz

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76551050.html
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fax
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von fax »

Populär ist glaube ich der falsche Ausdruck, kontrovers schon eher. In der Zeit gab es einen ziemlich herben Kommentar dazu: http://www.zeit.de/2011/05/China-Erziehung
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Micha
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von Micha »

Ich kann mich an obiges nur anschliessen. Erinnern kann ich mich auch daran, dass wir vor der Einschulung einen Zettel erhalten haben, worauf stand, was das Kind können bzw. lernen sollte, um am Schulalltag teilnehmen zu können:
Auf der Liste stand dann u.a. sich selbst an- und ausziehen, auf der Toilette alleine zu recht kommen, usw. Das Anspruchsvollste für unsere Kids war wohl, Kartoffeln schälen zu können (wir essen nämlich kaum gekochte Kartoffeln :mrgreen: ).
WEITERSAGEN!
- jetzt auch auf Twitter: @saksalaiset
laku
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von laku »

kartoffeln schälen :?: ... wieso das denn?

Naja, da würde selbst soooo manch Erwachsener dran scheitern. :twisted:
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Georg
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von Georg »

Ganz einfach: weil in Finnland Pellkartoffeln ungeschält serviert werden. Schade für die Erwachsenen, wenn die damit überfordert sind
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Neumi
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Re: Schulanfang - was wird erwartet?

Beitrag von Neumi »

Bei uns kommt das dritte Kind nach den Sommerferien in die Vorschule. Er kann weder schreiben, noch lesen und hat gerade erst angefanngen ein wenig Interesse am Zeichnen zu zeigen. Er spielt halt viel lieber mit seinen Freunden Bakugan und dies finde ich auch richtig und wichtig.
Ich mache mir darüber kaum Gedanken, mein Vertrauen in die Vorschule ist recht gross, die werden schon merken, ob unser Sohn reif für die Schule ist oder nicht. Wenn die uns sagen werden, es wäre besser noch ein Jahr zu warten, weil er noch nicht reif ist, dann ist es wohl auch das Beste fürs Kind.
Unser älteste Sohn konnte beim Eintritt in die Schule auch nicht lesen / schreiben. Jetzt in der dritten Klasse liest er schon Harry Potter Bücher, auch wenn es es nocht recht laaaangsam geht.

Zugegeben, unsere Tochter hat in der Vorschule bereits lesen und schreiben gelernt (beim grossen Bruder abgeschaut) und hatte es dadurch recht leicht in der Schule. Dies war bei Ihr ein grosser Vorteil, da sie in einer recht grossen Klasse mit 26 Schülern war und die meiste Energie der Lehrerin verbraucht wurde um die Klasse still zu halten...
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