Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Ideenaustausch zum Thema Leben in Finnland.
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yowanwe
Beiträge: 28
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Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von yowanwe »

Tervehdys!

Mich würde mal interessieren, wie ihr, die ihr wie ich in einem kleinen Dorf lebt, in dem es nicht wirklich viele Freizeitmöglichkeiten gibt, den Winter übersteht.
Ich bin vor kurzem nach Lappi (gehört offiziell zu Rauma, ist aber 20km davon entfernt) gezogen und mache hier ein Praktikum bei Lappi-Hunaja. Vielleicht kennt ihr die Firma. Eigentlich möcht ich ja in Turku Übersetzen studieren, hab aber die Aufnahmeprüfung aus reiner Unorganisiertheit verpasst und nicht geschnallt, dass man sich an finnischen Unis wirklich nur einmal im Jahr einschreiben kann. Daher warte ich jetzt quasi ein Jahr und arbeite in der Zeit hier.

Lappi hat 3000 Einwohner und ich habe kein Auto. Ziemlich ungünstige Voraussetzungen. Aber ich glaube, dass man den Winter auf dem Dorf irgendwie überstehen kann, wenn man nur eine gesunde innere Einstellung und gute Überlebensstrategien hat. Meine bisherigen Pläne sind: Langlaufskier kaufen und Kantelespielen lernen. Eine Kantele hab ich schon.:)
Andererseits fand ich den Winter in Turku, was man ja wirklich als Stadt bezeichnen kann, und 3 Monate als Au-Pair im Sommer mitten im Nirgendwo (Ii, Nähe Oulu) schon schwer, daher würde ich mich einfach gerne ein bisschen mit euch austauschen, die ihr alleine in kleinen Orten oder sogar in der Wildnis lebt.

Gibt es hier jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist wie ich und alleine auf dem Land lebt? Ich fürchte ja eher nicht, schätze, die meisten von euch haben hier entweder Familie oder studieren, machen Au-Pair, etc... Aber nachfragen möchte ich trotzdem mal! :-)

Liebe Grüße,
Alena
carotomm
Beiträge: 121
Registriert: Sa Jul 05, 2008 8:56 pm
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Re: Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von carotomm »

Moi!
Endlich mal noch jemand in Lappi!

Wir wohnen ebenfalls irgendwo im Nirgendwo, zu unserem "Dorf" gehören wohl so 20 Häuser, die meisten aber nur im Sommer bewohnt.... :mrgreen: Wirklich viel oder intensiven Kontakt gibt es nicht zu den Nachbarn - im Sommer läuft man sich mal über den Weg, aber im Winter findet das Leben doch eher in den eigenen vier Wänden statt.

Ich finde den Winter hier überhaupt nicht schlimm, allerdings arbeiten wir in der Wintersaison auch ziemlich viel.
Langlaufskier kaufen ist schon mal ein guter Anfang! Wir haben auch Schneeschuhe, da kann man mal eben einfach querfeldein wandern, außerdem wohnen ja auch noch 11 Schlitten hunde bei uns - da hat man schon einige Möglichkeiten!

Ansonsten: Sauna und "Wellness", mit den Katzen kuscheln, zu Weihnachten wünschen wir uns immer viele neue Bücher und DVDs :wink: , Plätzchen backen, kochen... Ich genieße es allerdings auch alleine zu sein und muss nicht ständig Menschen um mich rum haben! Ab Januar, wenn das Licht wiederkommt, freut man sich schon wieder über die helleren Tage, die unterschiedlichen Licht- und Farbverhältnisse draußen, Polarlichter, Sternenhimmel etc. ist besser als jede künstliche lightshow!

Wie du schon schreibst: die innere Einstellung macht eine Menge aus, wir jedenfalls freuen uns jetzt schon auf unseren 3. Winter im "Winter-Wunder-Land" :D

Liebe Grüße
Carola
poro
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Registriert: Fr Feb 23, 2007 2:04 am
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Re: Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von poro »

Hmmm; entweder man fuehlt sich wohl alleine bzw. braucht nicht so oft/viel Gesellschaft, oder man muss sich gut beschäftigen.

Ich wohne sonst in Oulu, habe aber mal fuer ca. 8 Monate in einem Visitor Center eines Nationalparks gearbeitet und in der Zeit auch in der Gegend gewohnt. Da war dann eigentlich nix, ausser einem winzigen Dorf mit einer eher "geschlossenen" Gesellschaft und sonst halt Wald, Wald, Wald - bzw. der Nationalpark. Ich habe mir da fuer die Zeit eine Ferienhuette quasi mitten im Wald gemietet - was anderes gab's dort nicht :) .
Ueber die Einsamkeit hatte ich mir da auch Gedanken gemacht und aus dem Grunde von einer befreundeten Farm einen Husky in Pflege genommen. Mit dem bin ich nach der Arbeit oft losgezogen - erst mit Skiern, dann Fahrradtouren (dabei hatte ich dann einen "Motor" :mrgreen: ), oder im Sommer per pedes quer durch den Wald auf Erkundungstouren. Der Hund war da nicht schlecht, weil der halt abends nicht so gerne herumhängen wollte, sondern los. Das war dann oft ein Ansporn. Aber auch so bin ich eher ein Natur-, Wander- und Fotografiefreak; insofern hat's dort trotz mangelnder Kinos, Theater, Bars etc. quasi nicht an Freizeitmöglichkeiten fuer mich gemangelt. Eigentlich bietet jede Jahreszeit viel zu entdecken in der Natur. Alles ändert sich ja ständig.

Ist aber auch alles etwas von den eigenen Interessen abhängig. Skier und Kantele sind sicherlich eine gute Strategie. Ebenso Buecher, Filme, Fernsehen, Internet - halt alles, was ggf. wenn man sich mal zu einsam fuehlt ablenkt bzw. einem sozusagen Verbindung zur Aussenwelt verschafft ...

LG, poro
carotomm
Beiträge: 121
Registriert: Sa Jul 05, 2008 8:56 pm
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Re: Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von carotomm »

Ooops, Lappi ist in diesem fall wohl nicht gleich Lappi :oops: :oops:
Aber so oder so, einsam scheint es auch in "deinem" Lappi zu sein -
yowanwe hat geschrieben:Lappi (gehört offiziell zu Rauma, ist aber 20km davon entfernt)
petri-triumph
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Registriert: Mo Sep 20, 2010 11:59 am

Re: Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von petri-triumph »

Bin vor zweieinhalb Jahren nach Sastamala ( äetsä ) gezogen und hab Sprachschwierigkeiten gibt;s bei mir in der nähe auch jemand der Kontakt sucht.
Heisse Petra und bin 42 Jahre alt.
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zoolkhan
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Registriert: So Apr 29, 2007 10:16 am
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Re: Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von zoolkhan »

ich wohn im nichts. die nächste kleinstadt ist 12km entfernt, und wenn wir "unser dorf" sagen meinen wir
die ansammlung heuser und landwirtschaftlicher betriebe dessen herz wohl die schule ist. (holzhaus, 2 klassenraeume und ein super netter rektor)

wir haben keine langeweile und immer was auf dem zettel:
die kleinstadt hat ein Xte-liga hockeyteam, wir sind bei jedem heimspiel in der eishalle und jubeln.

die nachbarschaft laed sich gegenseitug zum kaffee ein

wir hängen viel am internet

wir arbeiten in unserem hauptberuf

wir kuemmern uns um die pferde/schafe/hunde/katzen etc - im winter mehr arbeit als im sommer. (wasser eimer tragen, heu fuettern etc)

inzwischen haben wir viele einheimische freunde (auch ausländische, d.h. nicht finnische mitbuerger)

mit denen man was unternehmen kann.

....wo ist das problem?

-------

was wäre anders in der stadt? nichts. das kind wuerde uns auch dort daran hindern jeden tag auf den putz zu hauen.
die nachbarn wuerden irgendwas gegen unseren hund erfinden. (zumindest in deutschland war das so, dannach hab ich nicht mehr in der stadt gelebt)

hach ich weiss nicht.

Es gibt nur 2 wirklich negative faktoren die mir einfallen:

- benzin, alles was man unternimmt ist mit fahren verbunden, ÖPNV wie man ihn aus der stadt kennt
ist nicht existent. (ist in anderen ländern auf dem land auch nicht besser)

- arbeit; ich arbeite nunmal in der IT ; IT basierte jobs auf dem land sind aber eher selten
und wenn dann vergleichsweise trivial und nicht geeignet mein darlehen zu finanzieren.
(gelegenheits admin einer arztpraxis?; pc schraub nothilfe? .. etc)

ich habe momentan einen beruf der beide probleme erschlägt. (dienstwagen, benzin firmenfinanziert, homeoffice)

Wenn sich das einmal ändert dann sehe ich alt aus und muss mir was einfallen lassen :( Aber daran will
ich heute nicht denken.
Ein Finne ist einer der antwortet wenn er nicht gefragt wird,
fragt wenn nicht geantwortet wird, antwortet nicht wenn gefragt wird.
goma
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Re: Leben auf dem Dorf - Strategien gegen die Einsamkeit

Beitrag von goma »

Hm, wir haben gerade wegen der Einsamkeit in Ämmälä am Kemijärvi unser Mökki gebaut und haben erfahren, dass wir dort viel öfter Besuch und Kontakte haben als in Deutschland. :D
Freies Lappland! ;-)
Sirpa & Uli
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