Finnisch lernen - unmöglich oder leicht?

Beiträge auf Finnisch, Verständnis- und Übersetzungsfragen
Georg

Finnisch lernen - unmöglich oder leicht?

Beitrag von Georg »

Machen wir daraus doch einfach einen neuen Thread (oder sollte man sagen Threat???)
Katja hat geschrieben:
Micha hat geschrieben:
Anissa hat geschrieben: Wie lang lehrnt ihr denn schon finnisch? Das würde mich auch noch interessieren Smile .
ich glaube, die meisten können's nach langem Studium schon..
...also ich habe seit sieben Jahren immer mal wieder Finnisch-Kurse in Deutschland und auch Finnland besucht. Hatte sogar Privatunterricht an einer Sprachschule. Ich bin jetzt seit fast zwei Jahren hier und habe in dieser Zeit 4 Kurse gemacht und die schriftlichen Tests bestanden. Voller Stolz habe ich festgestellt, dass ich jetzt fast immer die Grundform der Wörter erahnen und sie im Wörterbuch finden kann. Mit Wörter- und Grammatikbuch bewaffnet kann ich kurze Texte uebersetzen aus meiner 'Selko-uutiset'.

Aber mit jemandem zu sprechen? Oder erahnen worueber sich die Leute unterhalten am Kaffeetisch? Den Meetings mit Anwesenheitspflicht auf der Arbeit folgen? Null.

Ich kann Dreiwort-Sätze basteln und manche Sachen fragen. Aber die Antwort habe ich noch nie verstanden. Ich denke, es ist wirklich zwecklos bei mir. Sad

Kann man sich irgendwo einen Chip ins Hirn implantieren lassen? Und zahlt Kela das?
Dieses, wenn ein Thema überhaupt, ist ein subjektives. Offensichtlich bin ich, wie mir ein liebes Forummitglied mal per PM mitteilte, dermaßen finnlandisiert, dass ich finnisch nicht als schwierig, sondern nur als anders als andere Sprachen sehe, und schon nach wenigen Jahren lernen gut damit zu rande kam, auch wenn ich weit davon entfernt bin, perfektes Finnisch zu sprechen.

Nach meiner Beobachtung gibt es für Finnischlernende, anders als bei anderen Sprachen zwei Hindernisse. Das eine sind die Unterschiede darin, wie leicht es unterschiedlichen Leuten fällt, neue Sprachen zu lernen - manchen geht es schnell von der Hand, andere schaffen es nie. Das zweite hingegen ist zwischen den Ohren, die vorherrschende Meinung , dass Finnisch eine ach so schwere Sprache sei, die man eh nicht lernen könne, und das Lernen deswegen sowieso als aussichtslos angesehen wird.

Was sind Eure Erfahrungen - unmögliche Sprache oder persönliche "Eingeschränktheit"? Oder ist, wie ich selbst glaube, Finnisch letztenendes entgegen aller (Vor-)Urteile gar nicht so schwer?
Zuletzt geändert von Georg am So Apr 15, 2007 9:30 am, insgesamt 1-mal geändert.
Katja
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Beitrag von Katja »

Ich fuerchte bei manchen kommt beides zusammen... :oops:

Ich hatte in Englisch konsequent eine ueble Note, bis in die Oberstufe. Erst jetzt, wo ich täglich Englisch spreche, komme ich mit dieser Sprache allmählich zurecht. Auch wenn ich wohl immer einen sehr eingeschränkten Wortschatz haben werde, da ich mir neue Vokabeln einfach nur sehr schwer merken kann...

Die andere Sprache, die ich dann später in der Schule lernen musste, war Latein. Grammatik bis zum Umfallen. Das kommt mir jetzt zugute. Ich bin eh eher ein Naturwissenschaftler als ein Schöngeist. Die finnische Grammatik ist fuer mich zum Grossteil nachvollziehbar (auch wenn es ziemlich irre Ausnahmen gibt!), weil 'berechenbar'. Die Grammatiktests in den Kursen habe ich immer mit guter Punktzahl bestanden. Das war schon in Latein so, Grammatik gut, Vokabeln null Punkte. Nur leider braucht man im wirklichen Leben die Vokabeln dringender. Und die sind fuer mich (bis auf wenige, die es irgendwie in meine Hirnwindungen geschafft haben) einfach nur wirre Buchstabenkombinationen. Mit vielen Doppelvokalen und -konsonanten. Wenn ich ein Wort nachgucke und es mir eine Minute später wieder unterkommt, sind es einfach nur wieder zehn Buchstaben in wilder Reihenfolge, mit denen ich nichts mehr anfangen kann.

Aber da ich auch ausreichend Englisch gelernt habe (wenn auch mit einigen Jahren Verspätung), gebe ich nicht auf, gehe weiter tapfer zu meinen Kursen und hoffe, die Zeit bringt's. Ich spiele inzwischen ernsthaft mit dem Gedanken, dafuer den Fernseher wieder anzuschliessen und die Muumins und andere Kinderprogramme zu gucken... :roll:
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vole04
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Beitrag von vole04 »

Bei mir ist es wohl ähnlich wie bei Katja, was das Wörter lernen angeht. Leider kommt noch hinzu, dass ich nie ein Grösus in Grammatik war. Ausser in Englisch hat mir das nie Spass gemacht und als Kind habe ich nie verstanden warum man in der Muttersprache irgend eine Grammtik, die man doch eh anwendet, noch lernen muss.

Dennoch muss ich sagen, dass neben den schon erwähnten Eigenheiten, noch eine weitere hinzu kommt, die Einstellung. Wenn man schon von vorne herein sagt, "die sprechen doch eh alle Englisch", ist das auch eine Möglichkeit. Ich für meinen Teil versuche immer ein wenig dazu zu lernen. Wenigstens mehr zu verstehen, später noch mehr sprechen. Leider kommt zu dem Problem des Wörterlernens noch eine Faulheit hinzu. Ich kann leichter ein trockenes Fachbuch lesen, als mich zu zwingen Wörter zu lernen. Dabei wäre alles andere dann so viel einfacher. Dir Grammtik kommt aus der Anwendung (besser ist vielleicht trotzdem sie gelernt zu haben) und wenn man mehr und mehr Wörter kennt, versteht man die Formen usw.

Ich gebe nicht auf, aber neben Job und Freizeit noch die Sprache zu lernen fällt mir nicht sehr einfach, obwohl das Umfeld auf jeden Fall stimmt.

Wenn jemand noch ein paar gute Tipps hat ... ich bin immer offen dafür, aber mit dem Wörterlernen habe ich wirklich einen persönlichen Kampf !! Manchmal suche ich da die Schuld bei den Lehrern in der Mittelstufe, aber da mache ich es mir sicher ein wenig zu leicht :wink:
Man soll bei allem was man tut immer man selbst bleiben.
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Jakob
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Beitrag von Jakob »

Finnisch ist nicht schwer, und schon gar nicht unmöglich zu lernen!

Tja, ich glaube, ich bin mit den folgenden Aussagen eine große Ausnahme hier im Forum, aber ich bin im Bezug auf Finnisch zugegebenermaßen auch ein ziemlicher Freak. Das ist jedenfalls so mein bisheriger Erfahrungsbericht zum Finnisch-Lernen:

Ich war im Rahmen einer internationalen Jugendbegegnung das erste Mal im Sommer 2005 (also vor knapp zwei Jahren, da war ich 16) in Finnland, und das Land hat mich wirklich begeistert, sodass ich dann angefangen habe Finnisch zu lernen. Die Grundzahlen konnte ich schon vom Bingo spielen her, hier in Berlin hab ich dann erstmal mit diesem komischen Kauderwelsch-Band Finnisch angefangen, und dann hab ich im Herbstsemester einen Anfängerkurs an der Volkshochschule besucht. In dieser Zeit habe ich aber mehr oder weniger alles nur so in mich reingeschlungen, und in dem VHS-Kurs hab ich mich dann auch sehr schnell unterfordert gefühlt. Ich hab mir dann "Fred Karlsson: Finnische Grammatik" gekauft, und die im Herbst während unseres zweiwöchigen Familienurlaubs auf Zypern durchgenommen. Mein Wortschatz war da natürlich noch ziemlich klein, aber ich wusste von da an im Prinzip bei jedem fremden Wort, was mir begegnet ist, wie die Grundform lautet. Auch der Rest der Grammatik war mir danach klar, an die ganzen Partizipialkonstruktionen oder Sachen wie Potential musste ich mich natürlich erstmal noch gewöhnen.

Das nächste war dann, dass ich mir aus der Bibliothek der Humboldt-Uni die beiden Teile von "Suomea suomeksi" (Finnischlehrbuch auf Finnisch) kopiert habe, womit ich dann erstmal die ganze Grammatik gefestigt habe. Spätestens dann brauchte ich auch ein anständiges Wörterbuch, was ich zum Glück von meiner Kusine bekommen habe (die war vorher schon mal in Finnland, und hatte es sich dort gekauft). Außerdem habe ich mich mit der Sprache dank Internet und dem Online-Angebot von YLE täglich visuell und akustisch konfrontiert: Nachrichten lesen, hören und gucken (Selkouutiset war dafür wirklich ideal) - das ganze natürlich immer mit Wörterbuch. Bei den TV-Nachrichten habe ich verständlicherweise anfangs kaum etwas verstanden, aber das wurde dann schnell besser, und Weihnachten 2005 (sprich nach vier Monaten lernen) habe ich dann schon das meiste verstanden. Im Internet sind die Sendungen ja nicht live, d.h. also wenn ich etwas nicht verstanden habe: zurückspulen, noch mal genau hinhören, im Wörterbuch nachgucken (zum Glück wird ja alles so gesprochen wie geschrieben), in die Vokabelliste schreiben, und dann lernen. Vokabeln lernen ist sowieso (wie bei jeder Sprache) die ganze Zeit das A und O. Zu der Zeit hab ich täglich bestimmt 30 neue Vokabeln gelernt. Wichtig ist es dabei, dass man die ganzen verbalen und nominalen Ableitungssuffixe kennt, weil man dann z.B. nicht erst die Bedeutung eines Substantivs nachschlagen muss, wenn man das Verb kennt, von dem es abgeleitet ist. Und man muss die Vokabeln natürlich auch regelmäßig wiederholen.

Naja, auf jeden Fall hab ich mich dann im Frühjahrssemester 2006 an der VHS für den Fortgeschrittenenkurs angemeldet (habe also ein paar Kurse übersprungen), musste aber feststellen, dass der hauptsächlich aus alten Leuten bestand, die gern in Finnland Urlaub machen. Zum Sprechen-Üben war's trotzdem OK. Da hab ich dann auch gemerkt, dass es in Berlin ein Finnland-Institut gibt. Die haben dort auch eine Bibliothek, wo man sich kostenlos finnischsprachige Bücher ausleihen kann. Ich hab mir dann regelmäßig Jugendbücher ausgeliehen, und die gelesen, was meinen Wortschatz beträchtlich vergrößert hat und gleichzeitig auch Spaß gemacht hat. Als ich im Sommer in Helsinki war, habe ich mich dann ausreichend mit Lesestoff eingedeckt. Und es fühlte sich verdammt gut an, einfach jemanden aus Spaß auf der Straße anzusprechen, und mit demjenigen Finnisch reden zu können!
Im Wintersemester 06/07 hab ich dann als Gasthörer an einem Kurs am Nordeuropa-Institut der HU teilgenommen. Das ist natürlich ein ganz anderes Niveau als an der VHS, aber so wirklich gut Finnisch können die ganzen Skandinavistik-Studentinnen da nach vier Semestern auch nicht. Aber die Themen waren interessant, und ich konnte wirklich viel Sprechen üben.

Für mich sind die Vorteile am Finnischen: Nur vier Zeitformen, keine unregelmäßigen Verben, auch sonst alles logisch. Ich gehe zwar auf eine Sprachschule, aber ich bin eigentlich kein Sprachentyp, und wirklich gut kann ich außer Finnisch nur Englisch (muss ich auch, denn mein erster Leistungskurs ist obligatorisch Englisch, und außerdem ist bei uns PW und Geschichte auf Englisch). Ich hatte zwar ab der 7. Kl. Russisch (ja, ich gehe im Ostteil Berlins zur Schule), und ab der 8. Französisch, aber wegen Russisch war ich schon mal versetzungsgefährdet (!), und hab es dann nach der 11. Kl. auch abgewählt. Französisch musste ich jetzt bis zur 13. Kl. machen, kann es aber trotzdem überhaupt nicht. Und mein Vater ist zwar Rumäne, aber rumänisch kann ich leider auch nicht.
Naturwissenschaftlich bin ich hingegen wirklich begabt (Mathe-Olympiade usw.), und vielleicht finde ich Finnisch deshalb so leicht. Andererseits glaube ich, wenn man eine Sprache wirklich lernen will (freiwillig!), und Spaß dabei hat, dann kommt einem das immer viel leichter vor, als wenn man dazu gezwungen wird, sie zu lernen. Und dass Finnisch angeblich so schwer sein soll, hab ich erst gehört, als ich es schon relativ gut konnte. Aber um solche Art von Vorurteilen schere ich mich eh wenig; einfach machen, und dann wird man ja sehen, wie es ist.

Davon abgesehen ist Berlin auch so ziemlich der beste Ort Deutschlands, um Finnisch zu lernen: VHS, Finnland-Institut, Unis, Bibliotheken. Ich war sogar schon mal als "kaukaisin katsoja" im finnischen Fernsehen (bei Uutismixi, einem Jugendprogramm).
Am wichtigsten war und ist für mich aber trotzdem das Internet: Ohne die tägliche "Dosis" Finnisch könnt ich die Sprache jetzt bestimmt bei weitem nicht so gut. Von der Warte her gibt es heute natürlich ganz andere Möglichkeiten zum Sprachen lernen als noch vor z.B. zehn Jahren!
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich als Schüler, der ich meinen Lebensunterhalt noch nicht selber verdienen muss, auch relativ viel Zeit für Hobbys habe.

Um es also zusammenzufassen: Ich hab Finnisch praktisch in einem Jahr gelernt (ich hätte selbst nicht gedacht, dass man eine Sprache so schnell lernen kann!), und das einzige Problem ist eben, dass ich hier in D kaum Möglichkeiten habe sprechen zu üben (aber das ändert sich ja hoffentlich ab dem Sommer). Trotzdem: Wenn mir vor zwei Jahren jemand erzählt hätte, dass ich heute fließend Finnisch spreche, hätte ich dem vielleicht einen Vogel gezeigt, und gedacht, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Inzwischen hab ich im Finnischen einen größeren Wortschatz als im Englischen, kann finnischsprachige Bücher lesen, und ich verstehe zumindest im Radio und Fernsehen alles problemlos. Ein Wörterbuch brauch ich nur noch selten. Manchmal träume ich sogar auf Finnisch!
Naja, und neben der Sprache habe ich noch vieles mehr gelernt, erstens mal natürlich über das Land selbst: Bevor ich angefangen habe Finnisch zu lernen, wusste ich zwar, dass es ein Land Namens Finnland gibt, und wusste auch ungefähr, wo das liegt, aber das war's auch. Inzwischen habe ich schon eine ganz gute finnische Allgemeinbildung (Kultur, Geschichte, Geographie, etc.), und bin über das finnische Tagesgeschehen bestimmt besser informiert als über das bundesdeutsche. Und zweitens weiß ich jetzt schon ganz gut, wie es an einer Uni so zugeht, und wie man sich eben wirklich alles selber organisieren muss, wenn man was erreichen will - in der Schule wird einem ja doch fast alles vorgesetzt.
Ja, und neue Leute hab ich durch das alles natürlich auch ständig kennen gelernt. Es stimmt natürlich schon, dass im Prinzip alle Finnen Englisch, nicht wenige sogar Deutsch können. Aber es kommt doch einfach mal viel geiler, wenn ich z.B. mit finnischen Jugendlichen Finnisch spreche! Da kann dann auch auf einmal jemand ein paar Sätze Deutsch, obwohl er noch eben behauptet hat, er könne kein Wort! Außerdem ist es sowieso viel besser, wenn man versteht, worüber sich die Leute um einen herum unterhalten.

Das hört sich jetzt alles viel an, aber natürlich ist Finnisch für mich bisher nur ein Hobby, und wesentlich wichtiger sind natürlich die Schule und das Abi und auch noch ein paar andere Dinge…
Trotzdem ist Finnisch für mich einfach mal die beste Sprache, die es auf der Welt gibt, und die zu lernen ist wirklich eine der besten Sachen, die mir bisher im Leben so passiert sind! Es ist unheimlich interessant, ich lerne viel Neues, und habe dabei auch noch eine Menge Spaß!
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Anita
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Re: Finnisch lernen - unmöglich oder leicht?

Beitrag von Anita »

Georg hat geschrieben:Was sind Eure Erfahrungen - unmögliche Sprache oder persönliche "Eingeschränkheit"? Oder ist, wie ich selbst glaube, Finnisch letztenendes entgegen aller (Vor-)Urteile gar nicht so schwer?
Meiner Meinung nach ist es relativ einfach die finnische Grammatik zu erlernen. Die ist logisch aufgebaut und ich habe sie ähnlich wie Latein schnell verstanden und auch erlernt. Ich bezeichne mich als mittelmässig sprachbegabt.
Das eigentliche Problem der meisten Ausländer ist das Sprechen selbst und natuerlich die gesprochene Sprache, die sich ja doch ganz anders als im Sprachkurs anhört!
Zu Anfang habe ich immer sehr lange gebraucht um einen vollständigen Satz zu sagen, da es sehr schwierig ist die durchaus logische Grammatik auch in einer Unterhaltung anzuwenden. Man muss sich stets ueberlegen welche Endung ist es denn jetzt. Schon bei kleinen Fehlern wird man oft nicht verstanden im Gegensatz zu Englisch oder den romanischen Sprachen. Das frustriert zu Anfang.
Das zweite Problem ist die gebräuchliche Umgangssprache. Auch nach meinen Sprachkursen habe ich kaum einer Unterhaltung folgen können. Auch sehr frustrierend!
Letztendlich zählt aber der Wille die Sprache zu erlernen. Mein Umzug nach Finnland war eine langfristige Entscheidung und fuer mich ist es selbstverständlich die Sprache zu erlernen.
Ich hatte von Anfang an ausschliesslich finnische Arbeitskollegen, die mir sehr geholfen haben, zum grössten Teil gesprächige Nachbarn und einen Ehemann, der bis zum heutigen Tage wirklich jeden Fehler bei mir korregiert. Wir sind da ein eingespieltes Team und merken das selber kaum. Fuer andere immer etwas gewöhnungsbeduerftig. Die meinen immer ich fuehle mich verletzt, wenn mein Mann mich korregiert.

Nach fast 7 Jahren Finnland spreche ich ganz gut, obwohl auch ich weit davon entfernt bin perfektes Finnisch zu sprechen. Es wuerde mir wahrscheinlich noch mehr helfen, wenn ich finnisches Fernsehen schauen wuerde und finnische Buecher lesen wuerde. Aber ausser Nachrichten und gelegentlich ein Spielfilm ist deutsches Fernsehen angesagt und ich lese nur die finnische Tageszeitung und halt was auf der Arbeit anfällt.
Weiterhin ist es bei mir so, dass sich bemerkbare Fortschritte in Schueben einstellen. Manchmal kommt es mir vor, dass ich monatelang auf der Stelle trete und dann mit einem Mal kommen mir Sätze wesentlich einfacher von den Lippen und mein Wortschatz hat sich auch vergrössert. So wird es mir jedenfalls von meinem Umfeld mitgeteilt, ich selber kann das nicht so gut beurteilen.
Wäre mein Aufenthalt in Finnland zeitlich begrenzt gewesen, hätte ich mir das Erlernen dieser Sprache auf jeden Fall erspart.
Katja
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Beitrag von Katja »

Ich habe im Moment das Gefuehl, dass der kleine Platz in meinem Hirn, der fuer Vokabeln reserviert ist, sich derzeit, wenn ueberhaupt, eher mit englischen als finnischen Vokabeln fuellt. Denn die brauche ich zur Zeit eben eher als finnische, da ich sowohl auf der Arbeit als auch im Privatleben Englische spreche.

Aber im Hinterkopf spukt die ganze Zeit das Wissen, dass es ein Leben nach der Arbeit an der Uni geben muss- und dafuer brauche ich Finnisch. Und das frustriert. Vermutlich muesste ich mich stärker darauf einlassen, die wenigen Worte, die ich kenne, zu benutzen, um dann darauf aufzubauen... Und natuerlich wirklich Vokabeln pauken. Puh.

Wir haben auch darueber nachgedacht, zuhause einen 'finnischen Sprachtag' in der Woche zu haben. Aber irgendwie ist das Leben antrengend genug. Und ich werde dann auch zu schnell ungeduldig, werfe mit Gegenständen und mache meinen Freund persönlich fuer diese Sprache voller uo und ou und ie und ei verantwortlich. Leider ziemlich kontraproduktiv. :oops:

Wie gesagt, ich hoffe, die Zeit bringt's. Weiter in die Kurse, weiter Selkouutiset lesen. Und nie aufgeben!

Munter bleiben!!
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Anita
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Beitrag von Anita »

Katja hat geschrieben:Denn die brauche ich zur Zeit eben eher als finnische, da ich sowohl auf der Arbeit als auch im Privatleben Englische spreche.
Ich habe auch zu Anfang mit meinem Mann english gesprochen (ca. 2 Jahre). Als dann irgendwann die Grammatik und die Vokabeln im Kopf waren und ich es dann geschafft habe beides zu kombinieren und halbwegs richtige Sätze zu sprechen haben wir langsam Richtung Finnisch gewechselt. Ich denke, das war fuer meinen Partner schwieriger als fuer mich. Der hat ja am Anfang wie mit einem Kleinkind sprechen muessen. Ich bin dann auch noch ein ungeduldiger Mensch und manchmal habe ich mich strikt geweigert auch nur ein Wort finnisch zu sprechen, wenn ich dann mal wieder total frustiert war. Aber mit der Zeit................! Aber es war auf jeden Fall ein langer Weg dorthin!
Nicht aufgeben!
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Impa
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Beitrag von Impa »

Also bei mir klappt's auch ums verrecken nicht (sorry fuer den Ausdruck bin aber schon relativ frustriert).
Leb nun schon 2 Jahre hier und genauso lange lern ich den Spass nun auch schon. Zuerst an der Uni in Hel und dann in der TKK in Otaniemi. Besteh jedesmal die Pruefung aber spätestens 2 Wochen später weiss ich nix mehr davon, da ich es auch nicht brauch. War schon immer in Sprachen schlecht (englisch, franz) aber da war es mir relativ egal, da ich dachte ich brauch's eh nicht. OK nun brauch ich mein englisch sehr oft (arbeit, Freundin) und es klappt auch ohne Probleme mitlerweile, aber das mit dem finnishc wird wohl nie was. Auch vielleicht weil meine Freundin sich meistens weigert mit mir zu reden wenn ich fuer jeden Satz 5 Minuten brauch.
Kurzum ich glaub ich lern das nie und so langsam ist's mir auch schon egal :roll:
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit;aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
Albert Einstein (1879-1955)
Sid
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Beitrag von Sid »

Weil ich Sprachen liebe, war ich natürlich anfänglich sehr enttäuscht, dass nach Jahren immer noch kein sinnvoller Satz zustande kommt. Passive Kenntnisse (Verständnis) wurde immer besser. Am Anfang hab ich die Helsinki University Kurse im Eiltempo besucht und mit sehr gut abgeschlossen. Die Grammatik ist in der Tat logisch, dennoch für mich nicht so verlockend. Aber ich sehe es wie ein Instrument für Integration und Alltag. Leider war keine aktive Nutzung der Sprache in Sicht. Der Knoten hat sich wohl nach knapp 3 Jahren gelöst. Perfekt ist es längst nicht. Ein Hindernis ist wohl die "Firmensprache Englisch" und kaum eine Aussicht auf einen Jobwechsel in ähnlich guten/gutbezahlten Job in einem finnischsprachigen Unternehmen (was ich mir sehr wünsche). Um weiter das fachliche Vokabular zu verbessern, studiere ich interessante Fächer und hier hab ich wohl den grössten Vorsprung gemacht. Auch in unseren Alltag kommt immer mehr Finnisch vor. Die Gewohnheit ist immer noch Englisch, aber das legt sich.

Der Unterschied nach 6,5 Jahren:

passives Verstehen - statt konzentriert jedes Wort zu filtern, kann ich auch nebenbei hören und verstehen

aktives Sprechen - kommt natürlich, ohne erstmal nach Worten zu ringen, hätte mir noch mehr Vokabular gewünscht (Finnen finden's erstaunlich umfangreich, ich will mehr), mehr Sorgfalt bei Regeln statt drauflos zu reden. Mit r und Umlauten hab ich keine Probleme.

Kurse werde ich wohl nicht mehr besuchen, aber Ohren offen halten. Das beste ist, dass in den meisten Fällen wird der Versuch, Finnisch zu reden, von Finnen sehr geschätzt. Auch wenn die Arbeitswelt noch recht konservativ gegenüber "Akzentsprechern" ist.
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Thorsten
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Dann oute ich mich hier auch mal!!

Beitrag von Thorsten »

Impa hat geschrieben:Also bei mir klappt's auch ums verrecken nicht (sorry fuer den Ausdruck bin aber schon relativ frustriert).
Leb nun schon 2 Jahre hier und genauso lange lern ich den Spass nun auch schon. Kurzum ich glaub ich lern das nie und so langsam ist's mir auch schon egal :roll:
Ja dann bin ich ja nicht der einzige er sich wegen seiner finnisch Kenntnisse verstecken muss!
Also ich wohne nun seid über 2,5 Jahren hier. Das erste Jahr war ich auf Erasmus und habe praktisch keinen ernsthafen Gedanken darauf verschwendet diese Sprache zu lernen.

Naja, dann bin ich nach Abschluss des Studiums doch hier geblieben und somit rückte das Thema natürlich in der Prioritätenliste weit nach vorne. 10 Monate lang habe ich dann verschieden Kurse belegt und zumindest theoretisch Wissen hinzugewonnen. Ich weiss natürlich das ohne Anwendung, der beste Sprachkurs nicht helfen kann, das Erlerntes auch angewendet werden muss. Aber ich gehöre leider auch zu der Kategorie denen einfach nix im Kopf hängen bleibt. Zumindest nicht wenn es über die Ohren in den Kopf geht. Deswegen ist Anwendung auch einfacher gesagt als getan. Andere Leute hören einen Song 2 mal und singen dann komplett mit, ich bin froh wenn ich nach dem zweiten mal den Refrain noch im Kopf habe. Mit Finnisch ist das sogar noch schlimmer, keine Ahnung ob es an der Anzahl der Silben liegt oder an der Häufigkeit der Vokale aber ich sag mir ein Wort 10 mal vor, spätestens am nächsten Tag ist es weg.

Zumindest über die Augen fliesst Information ins Hirn, so das ich nach so vielen Monate wenigstens über einen ausreichend grossen "Basiswortschatz" verfüge. Was heisst das ich meistens verstehe was Schilder bedeuten oder auf Plakaten angepriesen wird. Auch kann ich Menüs im Restaurant lesen aber wenn ich Leute sprechen höre dann hilft mir das alles wenig, ich versteh praktisch gar nichts. :?
Der Einzige Mist auf dem nichts wächst ist der Pessimist!
Hannele
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Beitrag von Hannele »

XXXXXXXXXX
Zuletzt geändert von Hannele am Di Okt 02, 2007 12:05 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Varis
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Beitrag von Varis »

Bei mir ist es ähnlich wie bei Sid.

Ich bin geradezu ein Sprach-Fan, ich habe Sprachen gesammelt um von möglichst vielen Sprachen die Basis zu erkennen, spreche spanisch, englisch, holländisch, norwegisch fließend ohne nachzudenken, kann Latein ohne Wörterbuch übersetzen und beherrsche Grundkenntnisse in japanisch, irisch, altfranzösisch, mittelhochdeutsch und habe in jungen Jahren auch klingonisch, vulkanisch und sindarin (Elben-Umgangssprache nach Tolkien) gelernt, einfach aus Lust am Sprachen lernen.

Ich habe mich immer für wahnsinnig begabt gehalten. :oops:

Also ging ich damals - da war noch keine Rede vom Umzug nach Finnland - einfach um meine Neugier zu befriedigen und meinem neuen (inzwischen alten 8) ) Liebsten eine Freude zu machen an die Uni Hamburg in den Finnischkurs. Drei Jahre lang.

Das war wohl die niederschmetterndste Erfahrung in meinem bisherigen Sprachleben, denn obwohl ich alle fünf Kurse mit "sehr gut" bzw fast voller Punktzahl bestanden habe, wäre ich immer noch heillos überfordert, wenn ich auch nur ein Bier bestellen müsste.

Nach zwei Jahren habe ich alles komplett vergessen und muss von vorn anfangen wie Sysiphos der seine Steinkugel den Berg raufrollt. Und genauso fühle ich mich auch.

Ausgerechnet Finnland!

Aber ich befinde mich gerade auch am Umbruch von panischer Angst zu kribbelnder Vorfreude und denke, dass ich finnisch irgendwann mal heiß lieben werde, gerade weil es meine große Herausforderung war. Ich werde auf jedes einzelne Wort stolz sein und immerhin ist es die Sprache die ich für den Rest meines Lebens hauptsächlich zu sprechen gedenke.

Ich werde auch das irgendwann packen. :wink:


Liebe Grüße von Varis
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Herttua
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Wohnort: Berlin :|: Järvenpää

Beitrag von Herttua »

Moinsen....

hm, wie anfangen? Die Zeit, daß ich meinen Lebensmittelpunkt in Finnland hatte, ist nun schon ein paar Jahre her...so um die 24 um genau zu sein (war als Austauschschüler dort)....heutzutage eben nur noch zu Urlaubszwecken ;-) Dennoch...narürlich ist so eines weg von den div. Redewendungen und Wortschatz-Fundamenten...aber dennoch habe ich zumindest wenig Probleme auch heute noch mich zurechtzufinden ;-) Also so super-schwer hatte (und habe) ich das Finnische nie empfunden...eine der Sprachen, die wohl sehr logisch aufgebaut sind...

-> laßt euch nicht entmutigen
-> sprecht mögl. nur noch finnisch
-> Fehler müssen gemacht werden, um zu lernen
-> jeder Finne wird unterstützend wirken

==> es ist nicht unmöglich!

8) T:Herttua
Amelie

Beitrag von Amelie »

hei erstmal :D las mir gerade eure ganzen Posts durch und naja wollte mal was dazu schreiben.
Ich kam Anfang diesen Jahres nach Finnland um hier als Au Pair zu arbeiten. War vorher auch schon begeistert vom Land und so... die Worte die ich aus Deutschland mitbrachte waren 1,2,3 yksi kaksi kolme :wink: und dann halt noch sowas wie mitä kuuluu und hei... Am Anfang verstand ich nur, klang alles sehr komisch, ich verstand kein einziges Wort im TV...
Im Februar besuchte ich dann in Helsinki nen Sprachkurs für Beginner der 2 mal pro Woche war (falls jemandem Kalliolla was sagt?)
Mein erster Eindruck der Sprache nach ein paar Stunden war, dass alle Wörter wie Legosteine sind und man nimmt sie immer wieder auseinander... es gibt für alles regeln und irgendwie alles ziemlich clever gemacht
Der Kurs ging 2 einhalb Monate und danach verstand ich dann schon einfache Sachen aber konnte mich nicht wirklich unterhalten. Den Kurs den ich danach besuchte war für etwas fortgeschrittene und nur noch 1 mal pro Woche. Naja von da an ging es etwas abwärts. 1 mal pro Woche war einfach zu wenig und ich ließ es hängen was nicht gut war. Trotzdem las ich auf finnische Zeitschriften versuchte immer wieder neue Wörter zu lernen aber war doch ziemlich faul.
Jetzt hab ich mir als Ziel gesetzt mich bis zum Ende diesen Jahres nochmal voll reinzuhängen. Wieder mit Kurs und jeden Tag lernen sonst wird das nie was...
natürlich kommt man in Finnland auch mit englisch zurecht aber es ist halt schwer... auch bei der Jobsuche... ich MUSS es jetzt lernen
drücke euch anderen auch die daumen, nicht aufgeben... Jakob hat es auch geschafft :wink:
@Jakob: ich bewunder dich!!
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jutta
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Beitrag von jutta »

ohne sprachkurs ist es für nen deutschen wohl unmöglich finnisch zu lernen, also wenn man halt noch in D wohnt, oder?
es geht hier nicht direkt um mich (ich bin halbfinnin und spreche danke meiner mutter auch finnisch), sondern um meinen freund...es ist unser lebenstraum nach finnland auszuwandern, nur fragt sich halt wie man das mit der sprache geregelt bekommt...hierzulande gibts zumindest in der nähe keine vhs oder so die finnischkurse anbietet...er hat sich zwar lehrbücher usw für anfänger bestellt, aber ich hab mir die mal angesehen, und wir waren uns beide einig, dass die im grunde echt nicht geeignet sind für jemanden, der kein wort finnisch spricht. schon auf den ersten seiten findet man nur noch finnische sätze, die bedeutung muss man sich dann offenbar selbst denken, was unmöglich ist, wenn man wirklich nichts außer "yksi, kaksi, kolme" kann...
ich habe wirklich keine ahnung, wie man das angehen kann, wir haben auch schon überlegt, dass ich ihm auf jeden fall helfen könnte beim lernen, das würde ich auch wirklich gern, nur WIE geht man sowas an? wo fängt man an? ich habe echt keine ahnung...
und wir hier schon gesagt wurde, "nur" englischkenntnisse (auch wenn sie wirklich überragend sind) reichen bei der jobsuche oft wohl nicht aus...
hat jemand vllt nen tipp oder so? bin echt ratlos :-/
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