Was wir von den Finnen lernen können
Was wir von den Finnen lernen können
Zugegeben, etwas verallgemeinernder Thread Titel, aber ich wollte mal in die Runde fragen was ihr jetzt so praktisch vor Ort in eurer finnischen Umgebung für Tipps und Wsenszüge und Alltagsbegenheiten aufgeschnappt habt, von denen man sich wirklich eine Scheibe abschneiden kann. Sieht doch im Land selbst etwas anders aus als in der handelsüblichen Finnland Glorifizierung im SPIEGEL und Co.
- Ein intaktes Nationalgefül -aus naheliegenden Gründen bei uns schwerst geschädigt, auch wenn dann die finnischen Freunde und (Studien)Kollegen nie so recht verstehen können/wollen warum man denn so ein emotional distanziertes Verhältnis zu seiner Heimat haben "muss" wie wir.
Viele Finnen finden diesen Wesenszug bei uns zutiefst unnatürlich...und wenn man erstmal im Ausland sitzt und Deutschland mit den Augen eines Fremden betrachtet kann man eigentlich nur sagen: "Die Finnen haben Recht."
- (Bis auf Alkohol-Themen) Weitaus sachlichere und ruhigere Nachrichtenprogramme im TV (sogar Privatfernsehen!!!)! SEHR erholsam! Die gefühlsduselige Meinungsmache in den "News"auf RTL und Co ist ja total gehirnerweichend!
- Ein intaktes Nationalgefül -aus naheliegenden Gründen bei uns schwerst geschädigt, auch wenn dann die finnischen Freunde und (Studien)Kollegen nie so recht verstehen können/wollen warum man denn so ein emotional distanziertes Verhältnis zu seiner Heimat haben "muss" wie wir.
Viele Finnen finden diesen Wesenszug bei uns zutiefst unnatürlich...und wenn man erstmal im Ausland sitzt und Deutschland mit den Augen eines Fremden betrachtet kann man eigentlich nur sagen: "Die Finnen haben Recht."
- (Bis auf Alkohol-Themen) Weitaus sachlichere und ruhigere Nachrichtenprogramme im TV (sogar Privatfernsehen!!!)! SEHR erholsam! Die gefühlsduselige Meinungsmache in den "News"auf RTL und Co ist ja total gehirnerweichend!
Zuletzt geändert von Markus am So Okt 22, 2006 6:20 pm, insgesamt 2-mal geändert.
Bewundere bis hin zu beneide ich:
Nationalstolz (gesund, aber aus unserer Sicht manchmal ein bisschen zuviel - wiederrum hier gehirneinweichend "in Finnland geboren zu sein ist ein sechser in Lotto" lautet ein Sprichwort.
Umgang mit Schnee im Strassenverkehr - meistens aufgeräumt, (recht gut) vorbereitet, alles geht ihren Weg
Innovation in ICT - darunter die Ausstattungen der Unis und Lernstätten mit PCs, Software, tools etc.
Ehrlichkeit und Akzeptanz unter Freunden - man kann ungeschminkt sagen, wenn man sich eine Weile zurückziehen möchte. Das wird so hingenommen. Sicher gibt es auch solche Deutsche, die das können. Ich hab gegenteilige Erfahrungen gemacht
Zusammenhalt im Team - hab ich so erlebt. Nur selten Neid und Wettbewerb. Zwei meine früheren Vorgesetzten waren später in meinem Team und die Rollen haben sich geändert, ich wurde Vorgesetzte. Keine Vorwürfe, keine Enttäuschungen ausleben. Sehr selten so unkompliziert wenn man in Deutschland befördert wird. Auch in Krisensituation gibt es viel mehr Zusammenhalt
Kein I'm the big boss syndrom (u.U. gibt es, aber nicht so oft) - durch flache Hierarchien wird es nur selten betont "Ich bin hier der grosse Projektleiter".
Das fällt mir spontan ein.
Zum Thema Nationalstolz, viele wissen es nicht mal, dass uns dieses Jahr bei der WM das Aushängen von Fahnen soviel Überwindung gekostet hat
Nationalstolz (gesund, aber aus unserer Sicht manchmal ein bisschen zuviel - wiederrum hier gehirneinweichend "in Finnland geboren zu sein ist ein sechser in Lotto" lautet ein Sprichwort.
Umgang mit Schnee im Strassenverkehr - meistens aufgeräumt, (recht gut) vorbereitet, alles geht ihren Weg
Innovation in ICT - darunter die Ausstattungen der Unis und Lernstätten mit PCs, Software, tools etc.
Ehrlichkeit und Akzeptanz unter Freunden - man kann ungeschminkt sagen, wenn man sich eine Weile zurückziehen möchte. Das wird so hingenommen. Sicher gibt es auch solche Deutsche, die das können. Ich hab gegenteilige Erfahrungen gemacht
Zusammenhalt im Team - hab ich so erlebt. Nur selten Neid und Wettbewerb. Zwei meine früheren Vorgesetzten waren später in meinem Team und die Rollen haben sich geändert, ich wurde Vorgesetzte. Keine Vorwürfe, keine Enttäuschungen ausleben. Sehr selten so unkompliziert wenn man in Deutschland befördert wird. Auch in Krisensituation gibt es viel mehr Zusammenhalt
Kein I'm the big boss syndrom (u.U. gibt es, aber nicht so oft) - durch flache Hierarchien wird es nur selten betont "Ich bin hier der grosse Projektleiter".
Das fällt mir spontan ein.
Zum Thema Nationalstolz, viele wissen es nicht mal, dass uns dieses Jahr bei der WM das Aushängen von Fahnen soviel Überwindung gekostet hat
dass man bei Wind und Wetter tatsächlich draussen sein kann
dass man praktische Wetterkleidung für Kinder und Erwachsene machen kann
dass ein neues Auto nicht das wichtgiste Ding der Welt ist
dass Sauna ein soziales Ereignis ist, das Spass macht
dass das Leben kein einziger Wettbewerb ist
Soweit so gut. Je länger ich aber drüber nachdenke, um so mehr Dinge fallen mir ein, die die Finnen noch lernen könnten... ABER ich halt mal an mich...
dass man praktische Wetterkleidung für Kinder und Erwachsene machen kann
dass ein neues Auto nicht das wichtgiste Ding der Welt ist
dass Sauna ein soziales Ereignis ist, das Spass macht
dass das Leben kein einziger Wettbewerb ist
Soweit so gut. Je länger ich aber drüber nachdenke, um so mehr Dinge fallen mir ein, die die Finnen noch lernen könnten... ABER ich halt mal an mich...
Kurz: Dass man die Umstände nimmt, wie sie kommen. Durchhaltewillen. Im schlimmsten Fall halt mal ein V**** oder P****** aber danach hört das Jammern auch schon auf. Eine Entscheidung fällen und sie durchziehen. Rückgrat haben. Andere sein lassen wie sie sind. Wissen was einen nichts angeht. Ncht dauernd sich um des Nachbarn Bier kümmern und anderen dreinreden.
All das habe ich hier oben sehr schätzen gelernt.
All das habe ich hier oben sehr schätzen gelernt.
Iss keinen gelben Schnee!
Was gefällt an Finnland:
Grosser Pluspunkt für Kinderfreundlichkeit, auch wenn ich selber keine habe, aber es fällt schon auf, dass die Knirpse hier wichtiger genommen werden als in Deutschland, z.B. Kinderspielecken in fast jedem Restaurant, Kinderstühle, Spielplätze in Wohngebieten, Kinderbetreuung...
Mir gefällt auch das System mit dem Ruokaetu, die Mittagspause gehört auch zu den täglichen Höhepunkten im Arbeitsleben hier. In Deutschland ist man jeden Tag auf der Suche nach einem schnellen Snack zwischendurch, oder halt Fast Food.
Man muss wirklich mit niemandem reden, wenn man nicht will. Ich kenne Tage, da spricht einen niemand im Büro an
Die Tonnen von Süssigkeiten in den Videotheken! Verlockend!
Ich überlege noch weiter, fällt mir bestimmt noch was ein.
Grosser Pluspunkt für Kinderfreundlichkeit, auch wenn ich selber keine habe, aber es fällt schon auf, dass die Knirpse hier wichtiger genommen werden als in Deutschland, z.B. Kinderspielecken in fast jedem Restaurant, Kinderstühle, Spielplätze in Wohngebieten, Kinderbetreuung...
Mir gefällt auch das System mit dem Ruokaetu, die Mittagspause gehört auch zu den täglichen Höhepunkten im Arbeitsleben hier. In Deutschland ist man jeden Tag auf der Suche nach einem schnellen Snack zwischendurch, oder halt Fast Food.
Man muss wirklich mit niemandem reden, wenn man nicht will. Ich kenne Tage, da spricht einen niemand im Büro an
Die Tonnen von Süssigkeiten in den Videotheken! Verlockend!
Ich überlege noch weiter, fällt mir bestimmt noch was ein.
Der Schein trügt.... Finnland ist nicht kinderfreundlich.Rosi hat geschrieben:Grosser Pluspunkt für Kinderfreundlichkeit, auch wenn ich selber keine habe, aber es fällt schon auf, dass die Knirpse hier wichtiger genommen werden als in Deutschland, z.B. Kinderspielecken in fast jedem Restaurant, Kinderstühle, Spielplätze in Wohngebieten, Kinderbetreuung...
Finnland ist elternfreundlich: es gilt möglichst einfach die Kinder loszuwerden, beschäftigt wissen (damit man sich nicht selbst mit ihnen beschäftigen muß) und sie nicht am normalen Leben dabei zu haben .
Spreche aus eigener Erfahrung, bin hier aufgewachsen und lebe hier jetzt, mit Kindern
Kinder sind hier keine Menschen - sie sind eben nur Kinder. Sie werden z.B. nicht begrüßt, was unsere Tochter anfangs schrecklich fand ("Mama, warum sagt die Frau nicht Grüß Gott obwohl ich's gesagt hab?" Naja, jetzt ist sie schon so finnisch daß man sie jetzt daran erinnern muß, Wiederschauen zu sagen...)
Nur in ausgewählten (bäh) Restaurants kann man mit Kindern essen gehen, und möglichst nicht abends (naja, mir tun was mir woin )
Mir kommt es auch so vor, daß die meisten Eltern in Finnland auf nichts verzichten wollen wg. der Kinder, d.h. Taulutelevisio und (nach Finnenmaß) schickes Haus muß her, auch wenn dafür die Kinder 10h-Tag in Kiga schieben. Aber das ist ja dann ein ganz anderes Thema...
Naja, ganz so einfach würde ich das nicht abtun mit der Kinderfreundlichkeit. Man bekommt zum Bespiel frei bei der Arbeit, wenn ein Kind krank ist. Es gibt viel mehr Spielplätze als in Deutschland, die man dann sogar auch zwischen 12 und 14 Uhr benutzen darf. Es herrschaft einfach ganz allgemein eine größere Toleranz gegenüber Kinderlärm und anderen Dingen, wo sich in D die Leute nur aufregen und beschweren würden.
Uh, das kann durchaus auch Erwachsenen passierenSanna B. hat geschrieben: Kinder sind hier keine Menschen - sie sind eben nur Kinder. Sie werden z.B. nicht begrüßt, was unsere Tochter anfangs schrecklich fand ("Mama, warum sagt die Frau nicht Grüß Gott obwohl ich's gesagt hab?"
Das System von Ganztagsbetreuung wird so toll gefunden. Und ich denke, die Möglichkeiten sind gegeben.
Aber was ich als beobachter schrecklich finde ist, dass Jugendlichen in kleineren Städten kaum sinnvolles geboten wird, so dass eine Versammlung rund um Mäyräkoira (12 Pack Bier) das einzig Interessante ist
Das stimmt, hier kann jeder ja Krach machen, wieviel und wann er will; "geht doch die anderen nichts an, was ich in meiner Freizeit mache".Georg hat geschrieben:Es herrschaft einfach ganz allgemein eine größere Toleranz gegenüber Kinderlärm und anderen Dingen, wo sich in D die Leute nur aufregen und beschweren würden.
Besonders hoch schätze ich diesen Liberalismus, wenn unser (rotznäsige 20-jährige) Nachbar Samstags um 22:30h anfängt, seine Schlafzimmerwände mit dem Schlagbohrer durchzusieben. Dann hat er ja sicher auch nichts dagegen, daß unsere Engelchen nächsten Morgen um 6:30h "Anne Kaffeekanne" voll aufdrehen.
Ja, es ist wirklich wunderbar, daß man hier keinen Anstand haben braucht!
PS: Wohnzimmer mit der Anlage ist direkt neben seinem Schlafzimmer
Das mit dem Schlagbohrer ist mir in Deutschland auch passiert. Der gleiche Nachbar hat auch ein Klavier, das er gerne nach 20.00 Uhr bedient. Anderherum gilt das natürlich nicht; da kommt dann der gleiche Nachbar sofort sich beschweren. Da ist mir die finnische Variante deutlich lieber, die ohne Zweifel auch ihre eigenen Nachteile hat. Aber man kann eben nicht alles haben.
Ja, aber von Nachbarschaftstreitigkeiten leben Heerscharen von Anwälten in Deutschland, hier wird vieles nur so hingenommen, sei es Ticket für´s Zuschnell-Fahren, schlechte Qualität beim Service, fehlender Service oder eben auch Lärm vom Nachbarn. Keiner reklamiert/ widerspricht/ beschwert sich. Vovon leben Anwälte in Finnland? Kann allerdings auch ein Vorteil sein, man regt sich halt ungern auf.
@Sanna B
Ich muss Dir widersprechen, ich finde Finnland durchaus Kinderfreundlich. Bei uns im Quartier gibts mehr Spielplätze als in meiner gesamten Heimatstadt.
Das Menschen hier nicht Grüssen ist wohl eher ein allgemeines Problem (wenn man überhaupt von Problem sprechen will) und kein Kinderspezifisches Problem.
Abends geh ich mit meinen Kindern eh nicht essen, dann gehören die nämlich ins Bett . Ansonsten habe ich nur gute Erfahrungen mit Kindern und Restaurant gemacht, ist aber in CH auch nicht schlechter.
Workoholic die lieber arbeiten und ein teures Haus haben wollen als Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen gibts überall.
Was ich jedoch als sehr Elternunfreundlich empfinde ist, dass die Schulen 2.5 Monate Sommerferien haben, aber kein normal arbeitender hat jedoch soviel Urlaub. Wie wir das Problem lösen, wenn die Kinder in die Schule gehen ... wir werden sehen.
Ich denke mal, Kinder haben es gut hier in Finnland. Vor allem gibt es zumindest in unserem Quartier viele Kinder und man sieht nicht das Phänomen, dass man kaum noch Kinder sieht, wie es in Mitteleuropa immer deutlicher wird.
Ich muss Dir widersprechen, ich finde Finnland durchaus Kinderfreundlich. Bei uns im Quartier gibts mehr Spielplätze als in meiner gesamten Heimatstadt.
Das Menschen hier nicht Grüssen ist wohl eher ein allgemeines Problem (wenn man überhaupt von Problem sprechen will) und kein Kinderspezifisches Problem.
Abends geh ich mit meinen Kindern eh nicht essen, dann gehören die nämlich ins Bett . Ansonsten habe ich nur gute Erfahrungen mit Kindern und Restaurant gemacht, ist aber in CH auch nicht schlechter.
Workoholic die lieber arbeiten und ein teures Haus haben wollen als Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen gibts überall.
Was ich jedoch als sehr Elternunfreundlich empfinde ist, dass die Schulen 2.5 Monate Sommerferien haben, aber kein normal arbeitender hat jedoch soviel Urlaub. Wie wir das Problem lösen, wenn die Kinder in die Schule gehen ... wir werden sehen.
Ich denke mal, Kinder haben es gut hier in Finnland. Vor allem gibt es zumindest in unserem Quartier viele Kinder und man sieht nicht das Phänomen, dass man kaum noch Kinder sieht, wie es in Mitteleuropa immer deutlicher wird.
Ich habe das Gefühl, dass viele Eltern einfach arbeiten müssen (beide) bei den schmalen Gehältern.Sanna B. hat geschrieben: Finnland ist elternfreundlich: es gilt möglichst einfach die Kinder loszuwerden, beschäftigt wissen (damit man sich nicht selbst mit ihnen beschäftigen muß)
Ich habe aber in der Nachbarschaft auch einige Mütter, die bewusst zu Hause bleiben, um mit den Kindern zusammenzusein.
Andererseits pochen die Finnen aber auch so sehr auf das "Kinder länger Kinder sein lassen" und rechtfertigen damit den späten Schulstart. Bloss, wenn sie dann mal in der Schule sind, sind sie noch länger allein!! gelassen, denn nach den paar Unterrichtsstunden sind sie meist/oft allein zu Haus, weil beide Eltern ja arbeiten. Ich gaube, da hört die Engmaschigkeit der Kinderbehütung vom Staat auf und je älter die Kids werden, destso mehr werden sie allein gelassen.
Übrigens werden die Kinder nicht nur "beschäftigt" (in meiner Erfahrung), sondern vielseitig gefördert und zwar in einer Art, die ich allein zu Hause nicht anbieten könnte. Ich bin sehr zufrieden mit unserem Kiga bzw. unserer Vorschule. Ich habe trotzdem noch Zeit mit meinen Kindern (wenn ich nicht gerade online bin, ich Rabenmutter!)
Ja, Kinder sind nur Menschen, sie werden nicht ständig diskutiert (wie in D ) Das finde ich elternfreundlich!