Quelle: tagesschau.de http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html"Minister wollen Korrekturen vor Veröffentlichung
Wirbel um UN-Bericht über deutsches Schulsystem
Die deutschen Bildungsminister versuchen offenbar, Korrekturen an einem Bildungsbericht der Uno zu erreichen, bevor dieser veröffentlicht wird. Die Presseagentur dpa bestätigte mit Verweis auf Informationen aus dem Kreis der Kultusministerkonferenz einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Welt". Demnach wollen die Minister den UN-Menschenrechtsbeauftragen Vernor Munoz mit einer gemeinsamen Stellungnahme dazu drängen, Korrekturen "von sachlichen Fehlern" und "problematischen Aussagen" an seinem Bericht über das deutsche Schulsystem vorzunehmen.
Ähnliche Ergebnisse wie in Pisa-Studie
Laut "Welt" bezeichnet Munoz in seinem Bericht das deutsche System mit der frühen Aufteilung von Zehnjährigen auf Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien als "extrem selektiv". Es diskriminiere zudem Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund. Zu ähnlichen Schlüssen war bereist die Pisa-Studie gekommen. Munoz verweist zudem darauf, dass nach mehreren internationalen Untersuchungen in keinem anderen vergleichbaren Industriestaat der Welt der Bildungserfolg eines jungen Menschen so abhängig von seiner sozialen Herkunft sei, wie in Deutschland.
Munoz hatte während seines Deutschlandbesuchs im Februar vergangenen Jahres zahlreiche Gespräche geführt und elf Schulen in Berlin, Potsdam, München, Bonn und Köln besichtigt. Der Bericht soll am 21. März offiziell vorgestellt werden. Nach Angaben der Grünen-Abgeordneten Priska Hinz soll er am 28. März im Bildungsaussschuss des Bundestages diskutiert werden.
Komplexität des Schulsystems nicht erkannt?
Bildungsministerin Annette Schavan wies den Bericht als "sachlich falsch" zurück. Munoz nehme bei einigen Kritikpunkten "nicht die Differenzierung des deutschen Schulsystems" wahr. Über andere Aussagen des Reports können man streiten, ganz sicher dürften sie aber nicht als bildungspolitische Wahrheiten gehalten werden, so die Ministerin.
Der Bericht hatte zuvor bereits auf Länderebene für Entrüstung gesorgt: "Herr Munoz hat offenbar das deutsche Bildungssystem nicht verstanden", zitiert die "Welt" einen Sprecher des nordrhein-westfälischen Kultusministeriums. Der Bericht sei für die bildungspolitische Debatte in Deutschland "völlig unbrauchbar". Kritisch hatten sich zuvor bereits Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann und der Wissenschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Jan-Hendrik Olbertz, geäußert. Kernargument der kritischen Äußerungen ist, dass Munoz bei seinem knapp zehntägigen Deutschlandbesuch vor einem Jahr "die gesamte Komplexität" des deutschen Schulsystems nicht habe erkennen können."
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf. (Wilhelm Busch)