Sozialleistungen und Gesundheit (war: Zahnarztvorsorge)

Ideenaustausch zum Thema Leben in Finnland.
Georg

Beitrag von Georg »

Sid hat geschrieben:Wenn eine junge sportliche Frau gelähmt ist, weil die Hilfe zu spät kam [...]
Eine=alle?

Es lohnt sich, sich mit der Gesamtheit zu befassen. Genau das ist das Problem auch mit den qualitativ "guten" Medien, in D wie in Fin. Einzelbeispiele sind schlimm, aber erzählen nicht die gesamte Wahrheit.
Sid
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Beitrag von Sid »

Genau, eine.
SILMINNÄKIJÄ: KOLME RATKAISEVAA TUNTIA

Suomessa sairastuu aivoverenkiertohäiriöihin joka vuosi 14 000 ihmistä. Kyseessä on kolmanneksi tappavin kansantautimme ja vain neljäsosa aivohalvauksen saaneista toipuu työkykyiseksi. Aivohalvauksen sattuessa kysymys on taistelusta aikaa vastaan, sillä kolme ensimmäistä tuntia ovat ratkaisevat potilaan paranemisen kannalta. Vielä kolme tuntia halvauksen alkamisesta tukkeutunut verisuoni voidaan avata liuottamalla.

Aivohalvauksen hoidon osalta suomalaiset ovat kuitenkin hyvin eriarvoisessa asemassa. Hoidon tason ja saatavuuden määrää asuinpaikka. Vain joka neljäs suomalainen saa akuutin aivoverenkiertohäiriön yllättäessä kansainvälisten hoitosuositusten tasoista hoitoa. Vain joka toisella suomalaisella on mahdollisuus saada liuotushoitoa, mikäli halvaus iskee virka-ajan ulkopuolella.

"Ei olla tajuttu sitä, että keskimäärin 60 000 euroa maksava tauti olisi monissa tapauksissa hoidettavissa pienellä 4 500 euron investoinnilla. Samalla voitaisiin peruuttaa koko inhimillinen tragedia", toteaa neurologi Jyrki Ollikainen.

Ja liian monille aivohalvauksesta hengissä selvinneille entinen elämä on ohi. "Olen koko ikäni urheillut, ollut näppärä, hoksaava ja nopea. Nyt olen yksikätinen ja menettänyt kaiken sen, mitä aiemmin olin", kertoo aivohalvauksen saanut Niina Hätinen.

Solistiyhtye Suomen keulakuva Pekka Hartonen puolestaan sai aivoinfarktin viime keväänä. Samalla päättyi Hartosen pitkä ja maineikas muusikon ura. "Sain aivoinfarktin yöllä. En meinannut kontallani pysyä. Huimasi, teki pahaa, näin kaksoiskuvia ja oikea puoli oli halvaantunut", kertoo Pekka Hartonen.

Toimittaja Juha Portaankorvan raportti kertoo kuinka oikea hoito oikeaan aikaan olisi potilaalle ratkaisevaa ja samalla se säästäisi myös valtavasti veronmaksajien rahaa kuntoutus- ja hoitokuluissa. Kysymys kuuluu miksi hoitojärjestelmää ei rakenneta koko kansaa kattavaksi?

Tuotanto YLE Ajankohtaisjournalismi
http://www.yle.fi/silminnakija
Georg

Beitrag von Georg »

Sid hat geschrieben:
Kysymys kuuluu miksi hoitojärjestelmää ei rakenneta koko kansaa kattavaksi?
-Weil Finnland teilweise so dünn besiedelt ist
- Weil finnische Ärzte - wie alle anderen Ärzte - leider auch nur Menschen sind und keine fehlerfreien Roboter
- Weil der Notruf nicht oder falsch abgesetzt wird
- Weil die Passanten, die einen Hirninfarktpatienten sehen, denken, er sei betrunken- Problem des Gesundheitssystemes?
- usw.
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fax
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Beitrag von fax »

Scheint ein allgemeines Problem zu sein, das nicht unbedingt direkt mit dem System zu tun hat: http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/0 ... hlaganfall
Sid
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Beitrag von Sid »

Fax, die Lyse-Therapie scheint es zu sein. Ja.

Ich finde es dennoch gut, dass diverse Probleme angesprochen werden z.B. was man selbst machen kann (Symptomendeutung, Bewusstsein, welche Therapiemöglichkeiten es gibt, Bewusstsein, wie z.B. der Partner beim schnellen Handeln vorgehen kann) statt wie einstig Statistikenergebnisse, die nie das System und den Service in Frage gestellt hätten. Natürlich gibt es viel schlimmeres in der Welt, dennoch ist es fair, manche Zustände näher bringen und sich damit ausseinanderzusetzen (man muss es nicht). Die sind sehr vielfältig:

19.6. - Bürokratie bei Bearbeitung der Fälle von pflegebedürftigen Personen
26.6. - Alkoholiker verrecken lassen (trotz Steuereinküfte, die doch für entsprechende Massnahmen sorgen sollten)
3.7. - Krisenmanagement
10.7. - Mangel an Arbeitskraft und Plätzen (ja, sicher auch in D) in der Altenpflege
17.7. - hohe Diabeteszahlen in Finnland
24.7. - Behinderte im Beruf
31.7. - Langlebigkeit
7.8. - Mangel an Ärzten im öffentlichen System
14.8. - Häufigkeit und Behandlung von Potenzproblemen
21.8. - unnötige Cholesterinmedikation

Die Aussenumstände in Finnland als einem kleinen, karg bevölkerten Land sind verständlich, aber man muss nicht alles hinnehmen bzw. darüber schweigen. Wo's das Problem überhaupt?

Übrigens, nicht helfen weil man annimmt, jemand sei betrunken ist zwar kein Problem des Gesundheitssystem, aber ein Problem der Gesellschaft und Erziehung -- viel schwerwiegender.

EDIT: Und mit meinem Originalpost hab ich lediglich den Link mit der Zusammenfassung der Sendung durch die Redation und absichltlich unkommentiert gepostet, weil ich mich nicht wieder auf die Hoheitbeleidungskonfrontationen einlassen wollte. Die Sendung kam nun in YLE, und es ist mir rätselhaft, wieso ich wieder Georgs Aggressionen ausgelöst habe, sobald der Titel auch irgendwas negatives erahnen lässt. Das hatte ich nicht vor und ich gebe jetzt auf.
Georg

Beitrag von Georg »

Ich wusste nicht, dass Widerspruch oder Kommentar zu einer weiteren negativen Schlagzeile aus der Presse so schlimm ist. Kritisieren ist leicht, aber kritisiert werden offenbar nicht.
Diese negativen Schlagzeilen wären ja gar nicht so elend - selten sind sie unwahr, sie sind meistens nur einseitig oder betrachten nur einen schmalen Ausschnitt aus der Gesamtheit -, wenn dann nur nicht immer um die positiven Mitteilungen so ein großer Bogen gemacht würde, in der Presse wie hier.
Das hängt natürlich vom Ziel ab, das man verfolgt. Will man ein objektives Bild schaffen, muss man alle Seiten in Betracht ziehen. Will man etwas niedermachen, braucht man nur die negativen Seiten zu präsentieren.
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Neumi
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Beitrag von Neumi »

Sid hat geschrieben:
Neumi hat geschrieben:Zahnarzt Espoo : Bei mir : Angemeldet im Januar, Termin für Mitte August bekommen. --> Wartezeit somit ~7 Monate.
Bei meiner Frau : Angemeldet im Januar, Termin für Anfang Juni bekommen. --> Wartezeit somit ~5 Monate.
Vorfreude ist die schönste Freude :lol:
Bei meiner Frau hats prima geklappt, Zahnarzt hatte gar Zeit um Ihre Löcher zu flicken, obwohl sie nur für eine Kontrolle dort war. :appl
Sid
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Beitrag von Sid »

@Neumi

Supi. Ich hab meinen Paradontosevorsorgetermin & professionelle Reinigung nächste Woche :D (wurde vom Zahnarzt direkt reserviert mit dem Vorlauf von weiteren 8 Wochen, aber auch die Wartezeit ist verlaufen).
Georg hat geschrieben: Kritisieren ist leicht, aber kritisiert werden offenbar nicht.
Wie, Kritik nicht vertragen? Ich hab es so verstanden, dass Dein Überdruss aufgrund des Reporters/Linkinhalts kam, doch nicht weil ausgerechnet ich es "ausgegraben" habe. Ist ja egal.
Georg hat geschrieben: Diese negativen Schlagzeilen wären ja gar nicht so elend - selten sind sie unwahr, sie sind meistens nur einseitig oder betrachten nur einen schmalen Ausschnitt aus der Gesamtheit -, wenn dann nur nicht immer um die positiven Mitteilungen so ein großer Bogen gemacht würde, in der Presse wie hier.
Finnen jonglieren gerne mit Zahlen der STAKES & co. Solche Berichte sind ganz stark damit untermalt.
Georg hat geschrieben: Das hängt natürlich vom Ziel ab, das man verfolgt. Will man ein objektives Bild schaffen, muss man alle Seiten in Betracht ziehen. Will man etwas niedermachen, braucht man nur die negativen Seiten zu präsentieren.
Dann nix wie her mit den positiven Schlagzeilen. Lese ich immer wieder gern.

Mich hat z.B. das Erfolg des SPECIMA Integrationsprojektes für Ärzte in Finnland sehr beeindruckt, das tatsächlich Abhilfe bei Bekämpfung der Unterbesetzung vieler Zentren schafft :thum und dem hab ich auch kundgetan, wenn ich mich richtig erinnere. Ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung. Ebenfalls finde ich, dass manche Firmen eine topp geldwerte Leistung in Form eines Vorsorge-/und Betreuungspaketes anbieten. Das weiss man zu schätzen und findet sicherlich kaum in anderen (EU-)Ländern.
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Anita
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Beitrag von Anita »

Sid hat geschrieben:
Ebenfalls finde ich, dass manche Firmen eine topp geldwerte Leistung in Form eines Vorsorge-/und Betreuungspaketes anbieten. Das weiss man zu schätzen und findet sicherlich kaum in anderen (EU-)Ländern.
Das ist natuerlich eine prima Sache, aber davon profitieren natuerlich nur die Personen, die im Arbeitsleben stehen und auch da ist der Umfang des Leistungspaket stark vom Arbeitgeber abhängig!
Der Grossteil der Bevölkerung ist auf das staatliche Gesundheitssystem angewiesen.
Es duerfte mittlerweile wohl jedem bewusst geworden sein, dass das Hauptproblem im Ärztemangel liegt. Das ist auch keine einseitige negative Schlagzeile, sondern Tatsache. Die Folgeprobleme sind halt Behandlungsfehler, lange Wartezeiten, Ueberlastung der Ärzte etc..
Man kann nur hoffen, das Finnland das Problem in den Griff bekommt durch einerseits Rekrutierung aus dem Ausland und attraktive Studienplätze und Jobaussichten im Inland. Die Situation betrifft uns schliesslich alle, die wir gedenken hier alt werden zu wollen. Hinzu kommt die generelle Ueberalterung, die ja fast ganz Europa betrifft.
Ich wuensche mir natuerlich ganz egoistisch , dass ich im Bedarfsfall eine angemessene Versorgung bekomme und Statistiken interessieren da weniger.
Auch andere europäische Gesundheitssysteme weisen Mängel unterschiedlicher Art auf und man kann nur hoffen, dass eine vernuenftige Gesundheitspolitik Abhilfe schafft. Aber nur durch Aufdeckung von Missständen und Aufzeigung dieser in Presse (und sei es nun die Bild-Zeitung!) und Medien erfolgt doch erst eine Reaktion seitens der Bevölkerung und der Politik. Auch der Bild-Zeitungsleser ist ein potentieller Wähler!
Wieviel alte Menschen mussten denn erst in Deutschland in Pflegeheimen verhungern, verdursten, mit Medikamenten ruhiggestellt werden, bis dies an die Öffentlichkeit gedrungen ist und Pflegeheime nun im Visier der Öffentlichkeit und der Politik stehen.
Sid
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Beitrag von Sid »

-- doppelt --
Zuletzt geändert von Sid am Do Jun 14, 2007 9:21 am, insgesamt 1-mal geändert.
Sid
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Beitrag von Sid »

Ha, gerade wollten sie mich mit der Zahnfleischbehandlung :mrgreen: um weitere 2 Monate vertrösten (Zahnarzthelferin krank). Ich blieb standhaft und es gibt nur 1 Woche Verschiebung und einen Termin in einem anderen Zentrum. :thum

@Anita
Anita hat geschrieben: Das ist natuerlich eine prima Sache, aber davon profitieren natuerlich nur die Personen, die im Arbeitsleben stehen und auch da ist der Umfang des Leistungspaket stark vom Arbeitgeber abhängig! Der Grossteil der Bevölkerung ist auf das staatliche Gesundheitssystem angewiesen.
Genau das meinte ich, dass es bei "manchen" so ist. Und die Leistungsspanne sehr unterschiedlich ausfällt. Und die Firmen wissen schon genau, wieso sie gerade darin investieren. Dann ist der Service topp.
Anita hat geschrieben: Ich wuensche mir natuerlich ganz egoistisch , dass ich im Bedarfsfall eine angemessene Versorgung bekomme und Statistiken interessieren da weniger.
Ich verstehe schon. Auch ich bin so "ignorant" :roll: , aus purem Egoismus denke ich, dass ich nur ein Leben habe und dicke Richtlinienbücher und wieso dies oder jenes nicht perfekt (oder weit von perfekt entfernt ist) helfen mir nicht weiter.
Anita hat geschrieben: Auch andere europäische Gesundheitssysteme weisen Mängel unterschiedlicher Art auf
So ist es.

Übrigens, spricht man in Finnland denn überhaupt über Dinge wie Darmkrebsvorsorge u.ä? Ausser Neuvolaeinladung für Frauen zu all 5-jährigen (!) Vorsorge und Mitt-40er Männer zur Infoveranstaltung, die idR im Werbemüll landet, hab ich keine aktive Info gemerkt, sofern man sich nicht selbst darum kümmert.
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