Finnland strahlt

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Ulle
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Beitrag von Ulle »

Andere Länder, andere Sitten... :idea:
Friedward

Finnland strahlt

Beitrag von Friedward »

"Eurajoki - elektrische (nuklear) Lebensfreude".
evoziert kollektive Synergie :
Die ultimative Formel für positives Denken; don't worry, be happy



http://www.zeit.de/2006/14/Tschernobyl?page=all

http://www.spiegel.de/panorama/zeitgesc ... 70,00.html
poro
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Beitrag von poro »

Tja ... in der Gegend von Kuusamo planen sie ja auch eine Urangrube. Bei Keminmaa oder Kemijoki auch, soweit ich weiss. Es war auch in der Presse, dass der Bau eines Atommeilers am Oulujärvi-See ueberlegt wird. Der Gag an der Sache: Aus dem See entspringt der Oulujoki-Fluss, von dem sämtliche Dörfer und nicht zuletzt die Stadt Oulu ihr Trinkwasser bekommen.
Es hat dann hier in Oulu ein Meeting zur Gruendung einer Anti-Atombewegung gegeben. Aufstand gegen all den Atomquatsch hier. Da war einiges an Betroffenen mit dabei. Der Haufen schien mir allerdings ziemlich unorganisiert (wollten ihre Meinung durch "Telefonwerbung" unter die Bevölkerung bringen) ... war auch zuerst interessiert, glaube aber nicht, dass die so was gebacken bekommen ... ehrlich gesagt :?

Zum Thema Tschernobyl und Lebensmittel:
http://www.65degreesnorth.com/content/view/442/50/
Das war im September in den Zeitungen, als die Studie veröffentlicht worden ist. Dazu gab es dann im Radio auch Interviews mit verschiedenen Leuten auf der Strasse - so nach dem Motto, ob die noch finnische Pilze essen wuerden. Fast alle Antworten gingen in die Richtung: "Ach, die wissenschaftliche Studie ist doch Quatsch! Finnische Naturprodukte sind die reinsten und gesuendesten der Welt!" Manchmal denke ich, hier haben alle eine Gehirnwäsche abbekommen :eusa_wall

Nun ja, sooo verschmutzt wie im dicht bevölkerten Zentraleuropa ist es hier ja nicht. Trotzdem muss man vielleicht auch etwas relativieren und nicht blind nach dem Motto "Finnische Produkte sind die Besten" gehen ..
Sid
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Beitrag von Sid »

Dem ist nichts hinzuzufügen. :shock:

Mir ist noch aufgefallen, dass wenn man auch zugibt, dass Fisch und Pilze belastet sind (nicht nur Strahlung, aber auch Schwermetale), wird es abgetan, dass man erst Tonnen verspeisen müsste, um irgendwelche Folgen davon zu tragen.

Der Glaube versetzt Berge.

Neulich verlangte die EU zusätzliche Bodenmessungen, die Finnland verweigert hat.
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zoolkhan
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Beitrag von zoolkhan »

:cry:

sehr schade
Ein Finne ist einer der antwortet wenn er nicht gefragt wird,
fragt wenn nicht geantwortet wird, antwortet nicht wenn gefragt wird.
Nordlicht

Bessere Aufklärung der Bevölkerung!

Beitrag von Nordlicht »

Was meiner Ansicht nach tatsächlich vernachlässigt wird ist die Aufklärung der Bevölkerung über erste Schutzmaßnahmen bei einem schweren KKW-Störfall.

Nebst finnischen haben wir in relativer Nähe zwischen der estnischen Grenze und St. Petersburg gelegen das russische KKW Sosnovyi Bor mit vier Reaktoren (Typ Tschernobyl) aus den Baujahren 1973 – 1981. Zum Vergleich: Die EU machte es Littauen zur Aufnahmebedingung ein KKW gleichen Typs (Ignalina) zu schließen.

Das Zentralamt für Strahlenschutzfragen Säteilyturvakeskus informiert auf ihrer Website http://www.stuk.fi > Säteilyvaaran uhatessa (Verhalten bei radioaktiver Strahlengefahr) zwar über erste Schutzmaßnahmen. Die Bevölkerung ist darüber jedoch völlig unzureichend im Bild. Die Anordnung z.B. im dichtbevölkerten Südfinnland von breit angelegten Strahlenschutzübungen wäre angezeigt.

Die Behörden halten meines Wissens für einen Ernstfall zur Abgabe an die Bevölkerung Jodtabletten bereit. Wir haben solche daheim in der Hausapotheke, denn eine Verteilungsaktion kommt eher zu spät um sich rechtzeitig schützen zu können.

Ohne Angst scheuern zu wollen hier dennoch:
Erste Schutzmaßnahmen bei Strahlengefahr:

- Einen geschlossenen Raum aufsuchen.
- Türen, Fenster und Kanäle der mechanischen Raumbelüftung verschließen. Raumbelüftung abschalten.
- Radio hören. Telefonieren vermeiden (Überlastung der Systeme).
- Lebensmittel und Getränke in luftdichten Gebinden aufbewahren.
- Jodtabletten erst auf Aufforderung der Behörden einnehmen.
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roelli
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Re: Bessere Aufklärung der Bevölkerung!

Beitrag von roelli »

Ulle hat geschrieben:Andere Länder, andere Sitten... :idea:
Der Artikel wäre ein 1A Vorlage für einen Propagandisten, inhaltlich dann je nach dem Kennzeichen D oder Schwarze Kanal angepasst , sieht dann ungefähr so aus: "Wir fördern für den Frieden"
Nordlicht hat geschrieben:Was meiner Ansicht nach tatsächlich vernachlässigt wird ist die Aufklärung der Bevölkerung über erste Schutzmaßnahmen bei einem schweren KKW-Störfall.
Das wäre aber total kontraproduktiv, so Marketingmässig, den schliesslich will man jetzt erst mal in aller Ruhe eine funktionierende Atomindustrie aufbauen. In so einem Fall, kann man doch nun nicht der Anti-atomkraftlobby Wasser auf die Räder schütten.

Vorstellungen hast Du! :wink:

Nebst finnischen haben wir in relativer Nähe zwischen der estnischen Grenze und St. Petersburg gelegen das russische KKW Sosnovyi Bor mit vier Reaktoren (Typ Tschernobyl) aus den Baujahren 1973 – 1981. Zum Vergleich: Die EU machte es Littauen zur Aufnahmebedingung ein KKW gleichen Typs (Ignalina) zu schließen.
Die Schliessung hatte wohl eher politische Gründe, den technische. Den für Ersatzteillieferungen wären wohl nur russische Firmen in Frage gekommen.

Ohne Angst scheuern zu wollen hier dennoch:
Erste Schutzmaßnahmen bei Strahlengefahr:
No, da habe ich mir auch schon mal Gedanken drüber gemacht.
- Einen geschlossenen Raum aufsuchen.
- Türen, Fenster und Kanäle der mechanischen Raumbelüftung verschließen. Raumbelüftung abschalten.
- Radio hören. Telefonieren vermeiden (Überlastung der Systeme).
- Lebensmittel und Getränke in luftdichten Gebinden aufbewahren.
- Jodtabletten erst auf Aufforderung der Behörden einnehmen.
Für das Radio sollte man, aber Batterien bereithalten.

In welcher Zone muss man den Leben, damit dies noch Sinn macht?
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roelli
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Beitrag von roelli »

Standpunkt: Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, über die ökonomischen Grenzen der Kernenergie
Keine Spur von einer Renaissance der Kernenergie

VDI nachrichten, Berlin, 2. 11. 07, moc - Eine Studie der Energy Watch Group konfrontiert die Hoffnungen der Nuklearindustrie mit den Grenzen des verfügbaren Urans. Ihr Fazit: Der Atombrennstoff wird knapp und die Preise steigen. Ein Ausbau der Atomenergie erscheint damit immer unrealistischer, schreibt Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie- und Technologiepolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag.

Seit die finnische Regierung im Jahr 2002 den Beschluss zum Bau eines neuen Atomkraftwerkes fasste, wird von einer Renaissance der Kernenergie gesprochen.

Angetrieben wird diese Hoffnung immer wieder von Meldungen wie diesen: Russland plane 30 neue Atomkraftwerke, China wolle 40 bis 50 neue Reaktoren bauen, und "Marktbeobachter" erwarteten über 30 Bauanträge für neue Meiler in den USA.

Mit dem Klimasekretariat der Vereinten Nationen gewann die Nuklearindustrie jüngst noch ihren prominentesten Fürsprecher. Das UNFCCC fordert in seinem Bericht an den Klimagipfel, die Investitionen in Atomkraftwerke im Jahr 2030 von 15 Mrd. € auf 40 Mrd. € fast zu verdreifachen.

Ob diesen Ankündigungen auch Taten folgen, ist nicht nur eine Frage des politischen Willens, sondern auch der Finanzierung und nicht zuletzt der verfügbaren Ressourcen. Doch das Uran wird zunehmend knapp. Schon heute laufen die 439 weltweit betriebenen Atomkraftwerke auf Reserve, wie eine Studie der Energy Watch Group ergab. Nur rund 60 % des derzeit für Atomkraftwerke benötigten Urans wird aktuell in Uranminen gewonnen.

Die fehlenden 40 % kommen aus Lagerbeständen, die überwiegend in der Zeit vor der Uran-Förderspitze zu Beginn der 80er Jahre angehäuft wurden. Jede zehnte Kilowattstunde Atomstrom stammt sogar aus dem Waffenuran rückgebauter, ehemals sowjetischer Atomsprengköpfe.

In sechs Jahren enden diese Lieferverträge und Russland will sie nicht verlängern. Stattdessen will das Land in Zukunft selbst Uran importieren.

Erst Anfang September unterzeichneten Präsident Putin und der australische Premierminister Howard ein Lieferabkommen. Nicht einmal im flächengrößten Land der Erde finden sich also ausreichend Reserven, um auch nur den eigenen Bedarf zu decken.

Schon jetzt führt die absehbare Verknappung von Uran zu steigenden Kosten. So hat sich der Spotmarkt-Preis für Uranoxid von 7 Dollar je Pound (ein Pound = 453,6 g) im Jahr 2000 auf über 130 Dollar/Pound bis Mitte 2007 fast verzwanzigfacht. Selbst der zwischenzeitliche Rückgang des Spotmarktpreises werde den langfristigen Trend nicht umkehren, so Analysten.

Als Gründe für die steigenden Uranpreise identifizieren Wissenschaftler neben der Abhängigkeit von Lagerbeständen vor allem die Erschöpfung ergiebiger Uranvorkommen. Nur Kanada verfügt noch über Lagerstätten mit einem Erzgehalt von 1 %.

In anderen Ländern sind es nur 0,1 %, bei mehr als zwei Dritteln aller Lagerstätten weniger als 0,06 %. Bei solch geringer Konzentration lohnt sich die Urangewinnung lediglich als Nebenprodukt beispielsweise des Kupfererz- oder Gold-Abbaus. Doch nur etwa 10 % des Urans lagern in solch lukrativer Gesellschaft.

Da die günstigsten Vorkommen zur Neige gehen, bleiben vor allem Minen mit magerem Erzgehalt. Ihre Erschließung wird immer aufwändiger und teurer und der Energieverbrauch für die Urangewinnung steigt. Sinkt der Uranerzgehalt unter 0,02 %, wird die Energiebilanz sogar negativ und damit die Uranförderung sinnlos.

Wie schwierig selbst die letzten hochprozentigen Lagerstätten zu erschließen sind, illustriert der Hoffnungsträger "Cigar Lake" in Kanada. In diesem weltweit größten und einzigen Minenprojekt mit guter Erzqualität sollte 2007 der Abbau beginnen - 26 Jahre nach der Entdeckung und nach einem aufwändigen umweltpolitischen Genehmigungsverfahren.

Sollten selbst alle bisher geplanten Maßnahmen zur Steigerung des Uranabbaus realisiert werden, könnte die schon jetzt absehbare Lücke damit nur teilweise geschlossen werden. Um allein den Bedarf der bestehenden Kraftwerke zu decken, müsste die weltweite Förderkapazität kurzfristig um mehr als die Hälfte steigen. Tatsächlich ist die Uranförderung aber im Jahr 2006 sogar um 5 % gesunken. Die Preise für Uran werden also auch ohne neue Kraftwerke deutlich steigen.

Vor diesem Hintergrund verbreitete die Führungsspitze des zweitgrößten Lieferanten für Kernbrennstäbe, James C. Cornell und Jeffrey R. Faul von Nukem Inc., auf Uran-Konferenzen in New York und Toronto im Februar dieses Jahres Goldgräberstimmung. Trocken kommentierte Cornell die aktuelle Lage: "Vergessen Sie die Renaissance der Kerntechnik...Uranpreise werden auch in der vorhersehbaren Zukunft weiter steigen."

Seit Neuestem wird Uran für Kraftwerksbetreiber ebenso zum Kostenfaktor wie Kohle, Erdgas und Erdöl. Die Wissenschaftler der Energy Watch Group haben errechnet, dass sich eine Steigerung des Uranpreises um 100 Dollar/Pound mit jeweils 0,5 Eurocent Mehrkosten pro Kilowattstunde niederschlägt. Ein Uranpreis von beispielsweise 700 Dollar/Pound würde die Stromerzeugungskosten in Atomkraftwerken glatt verdoppeln.

Doch selbst wenn die alte Formel "Uranbrennstoff kostet praktisch nichts" weiter gelten würde: Atomkraft ist viel teuerer, als die offiziellen Preise suggerieren.
http://www.vdinachrichten.com/vdi-nachr ... 1&id=35686
Friedward

Beitrag von Friedward »

Europäische Antiatom-Bewegung im Aufschwung


http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1025887
poro
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Beitrag von poro »

Und die finnische:
http://www.ydinverkosto.net/index.php

Ist noch ziemlich in den Anfängen .. aber wer weiss?
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

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roelli
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Beitrag von roelli »

Wohnort nahe Atommeiler erhöht Krebs-Gefahr
07. Dez 22:28


Ein Wohnort neben einem Atommeiler erhöht für Kinder die Gefahr, an Krebs zu erkranken


Wohnen kleine Kinder in der Nähe eines Atommeilers, haben sie ein deutlich höheres Risiko, an Krebs zu erkranken, als andere Kinder. Ein Experte nennt die Ergebnisse einer Studie sogar «untertrieben». ...
http://www.netzeitung.de/deutschland/837390.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 13,00.html
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roelli
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Beitrag von roelli »

Es gibt jetzt Havarieübungssets.
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