Ausgewandert/Eingewandert?

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Antje
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Ausgewandert/Eingewandert?

Beitrag von Antje »

Wie seht Ihr eigentlich Euren Status hier? Seid Ihr Eingewanderte, Zugezogene, Ansässige, Lägerbleibende, Besucher...?

Wir haben zwar keine Ahnung, wie lange wir hier bleiben, aber ein Umzug/Wegzug ist doch mehr als wahrscheinlich. Ich glaube auch nicht, mein Leben in D aufgegeben zu haben und mein Mann seins in UK auch nicht. Ausgewandert mit abgebrochenen (oder engl. abgebrannten) Brücken sind wir also nicht. Ich würd mich mal als mittelfristig Bleibende bezeichen.

Wie sieht's bei Euch aus? Bleibt Ihr, habt Ihr einen 3,5,10-Jahresplan?

Bei Leuten mit familiärer Bindung sieht es gewiss etwas anders aus. Da richtet man sich doch schon eher auf eine Bleiben ein, oder? Wir haben keine familären Bindungen hier. Unser Bleiben und Gehen hängt am Job.

Ist auch jemand aus Idealismus hergezogen, ohne dass Partner oder Job die primären Gründe waren? Das wären ja dann die "richtigen" Auswanderer und keine blossen Mitglieder der "mobile work force" wie unsereiner... :wink:
Sid
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Beitrag von Sid »

Ich bin langfristig hier.

Deutschland kommt nicht in Frage (sag niemals nie).

Eventuell werden wir mal (nach einem Lottogewinn oder so) die kalte Jahreszeit in Andalusien oder so verbringen. Das Land hat nämlich unsere Gunst erobert.

Österreich wäre auch nicht schlecht.

Auf Dauer kriege ich meinen Finnen von hier nicht weg. Und ich bin glücklich, wenn wir zusammen sind. Alles andere ist nebensächlich :D Da können mir nicht mal pampige, nicht grüssende Nachbarn was an.
harald
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Beitrag von harald »

Bin nun schon 15Jahre hier (am Donnerstag ist`s genau soweit). Die ersten 5 Jahre liefen gaz gut, aber inzwischen würde ich lieber heute als morgen nach D zurück gehen - aber als Grufti hat man nun mal keine Möglichkeit für einen Neustart - leider. Also heisst`s nur Augen zu und durch, wer weiss was die Rente bringt
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Antje
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Beitrag von Antje »

Sid hat geschrieben: Auf Dauer kriege ich meinen Finnen von hier nicht weg.
Ich habe schon das Gefühl gehabt, dass Finnen zwar auch mal woanders wohnen/arbeiten/studieren, aber irgendwann IMMER zurückkehren.

Und ich bin glücklich, wenn wir zusammen sind. Alles andere ist nebensächlich Very Happy Da können mir nicht mal pampige, nicht grüssende Nachbarn was an.

"Home is where the heart is", sagt der Engländer, und es stimmt! Mir ist egal, wo ich bin, solang ich mit den Meinen zusammen glücklich bin.
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Kristina
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Beitrag von Kristina »

ich weiß gar nicht was mein genauer Status ist.
Gibt es solche Unterschied überhaupt für EU Bürger? Ich meine, wo ist der Unterschied für eine Mitglied der alten EU Staaten zwischen Eingewandert und permanent Ansässig? Ich sehe da höchstens einen minimalen, nämlich den, dass bei letzteren ein Wegzug irgendwann in Frage kommt; jedoch nicht in nächster Zeit.

Ich bin hier permanent registriert. Also permanent ansässig.
Als Eingewandert würde ich mich vielleicht bezeichnen wenn ich einen Finnischen Pass habe. (Den werde ich auf jeden Fall beantragen sobald es möglich ist. Wenn ich hier lebe möchte ich auch die Regierung mitbestimmen können!).
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Antje
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Beitrag von Antje »

Kristina hat geschrieben:ich weiß gar nicht was mein genauer Status ist.
Gibt es solche Unterschied überhaupt für EU Bürger?
ich meinte das gar nicht so offiziell und bürokratisch, sondern eher persönlich, wie man sih selbst in diesem Land vorkommt und was die Planung fürs Hierbleiben ist.

Wir haben übrigens nur begrenzte Aufenthaltsgenehmigung für 5 Jahre und müssen diese erneuern.
tina
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Beitrag von tina »

Antje hat geschrieben:... aber irgendwann IMMER zurückkehren.
seh ich ähnlich :) - aber ich kenn eine, die möcht hier nicht mehr leben. urlaub immer wieder gerne, aber dann auch bitte wieder gen "heimat" = deutschland.

ich selbst - ganz bürokratisch - bin finnin (und deutsche) und sehe mich teils als zurückgekommen, teils als einwanderin, teils als zwischenwanderin...

wir wissen, unser aufenthalt hier ist endlich; wir wissen aber nicht, ob wir nicht vielleicht dann wieder nach finnland "zurück"kehren. und selbst wenn, dann wohl wieder nicht, für wie lange...

zum einen finde ich es blöd, dass wir nicht "sesshaft" werden, zum anderen fühle ich mich damit so "dynamisch". schaun mer mal, wie es mit kind/ern aussieht?!
Sid
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Beitrag von Sid »

Kristina hat geschrieben:ich weiß gar nicht was mein genauer Status ist.
Gibt es solche Unterschied überhaupt für EU Bürger?
[/quote]

Im Vergleich zu "anderen Ländern" haben wir es wirklich einfach, sogar in Finnland :P . "Nur" noch registrierung, keine Aufenthalts- oder schon gar nicht Arbeitsgenehmigung, (halbwegs) freier Personen, Waren, Dienstleistunge, Kapitalverkehr, Anerkennung von Führerscheinen, teilw. Anerkennung von Arbeitslosengeld, recht problemloser Antrag auf KELA Karte, Anerkennung priv. Rentenversicherungen, Erlaubnis Eigentum zu erwerben, ... was noch... direkter Schriftverkehr statt Amtsweg (über die Botschaften) der kostet (jedes Schreiben kann dann gut 50-70 Euro Gebühren kosten), EU-Wahlen, egal wo man ansässig ist (nicht jetzt so wichtig), teilw. Anerkennung von Schul- und Studienabschlüssen (daran happert's noch).

Zumindest auf dem Papier gilt das alles. In der Praxis kann es ganz anders aussehen.
Antje hat geschrieben: Wir haben übrigens nur begrenzte Aufenthaltsgenehmigung für 5 Jahre und müssen diese erneuern.
Bloss nicht! Nicht mehr. Wenn die abläuft (so eine kleine Plastikkarte mit Foto "Oleskelulupa"?), dann beantragt ihr nur noch ein Blatt Papier mit Unionin Kansalaisen Oleskeluoikeuden rekisteröinti todistus, der unbefristet gilt (1-2 Fotos und knapp 20 Euro Gebühr sind dennoch notwendig). Der Unterschied ist klein aber fein. Es ist keine lupa (Erlaubnis) mehr, sondern oikeus (Recht). Dies ist dann unbefristet, wenn sich die Lebensumstände nicht ändern (Grundlage: Job, Heirat, Studium, etc.)
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Sandra
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Beitrag von Sandra »

Antje hat geschrieben:
Sid hat geschrieben: Auf Dauer kriege ich meinen Finnen von hier nicht weg.
Ich habe schon das Gefühl gehabt, dass Finnen zwar auch mal woanders wohnen/arbeiten/studieren, aber irgendwann IMMER zurückkehren.
Das kann ich zu 100% bestätigen!
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Rosi
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Beitrag von Rosi »

Ich bin seit 2 Jahren und 2 Monaten in Finnland, davon war ich insgesamt 6 Monate in Deutschland und ich würde lieber heute als morgen meine Koffer packen und zurückgehen. Es wird für mich immer ein fremdes Land bleiben, auch wenn ich die Sprache spreche und mich über Kontakt nicht beschweren kann. Ich bin gerne Deutsche und Deutsch ist meine Sprache, in der ich mich ausdrücken kann, ohne über die passende Anwendung grammatischer Regeln nachzudenken. Ich lebe gerne in Deutschland auch wenn es da auch nicht immer einfach ist und je länger ich von zu Hause weg bin, um so bewusster wird mir das. Und ausserdem bin ich ständig neidisch auf das Wetter daheim. Besonders jetzt.
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Anita
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Beitrag von Anita »

Ich lebe jetzt seit 6 Jahren in Finnland und fuehle mich eigentlich als europäischer Buerger, der in Nordeuropa lebt. Ich habe frueher im Tourismus gearbeitet und schon in relativ vielen Ländern gelebt und gearbeitet. Irgendwie kann ich nicht sagen, dass ich nach Finnland ausgewandert bin. Dazu liegt es zu nah an Deutschland. Ich fuehle mich hier im Moment "zu Hause" und hoffe, dass es noch lange so bleibt. Ausserdem gibt es genug Billigfluggesellschaften, so dass man auch mal fuer ein langes Wochenende die Eltern oder Freunde besuchen kann. Von uns aus (Tampere) fliegt die Ryanair nach Hahn. Fuer mich optimal.

Das A und O ist natuerlich die Sprache. Seitdem meine Sprachkenntnisse so gut sind, dass ich relativ problemlos kommunizieren kann, fuehle ich mich auch irgendwie zur Gesellschaft zugehörig. Ich habe zum Glueck nach einem neunmonatigen Intensivsprachkurs (vom Arbeitsamt aus) sofort Arbeit gefunden und war dann auch dort die einzige Ausländerin. Ich war also gezwungen finnisch zu sprechen und das hat mir natuerlich auch geholfen die Sprache schnell zu lernen.
Ich vermisse hier natuerlich meine Freunde. Leider kenne ich in Tampere keine anderen Deutschen mehr. Alle Deutschen, die ich hier näher kennengelernt habe, sind mittlerweile wieder in Deutschland. Der Hauptgrund lag wohl in der Einsamkeit und der sozialen Isolation. Da es sich meist um deutsch-finnische Ehepaare gehandelt hat, war der deutsche Partner hier meistens arbeitslos und hat sich natuerlich zu Hause zu Tode gelangweilt und irgendwann ging es dann wieder zurueck nach Deutschland.
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Sandra
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Beitrag von Sandra »

Anita hat geschrieben:Alle Deutschen, die ich hier näher kennengelernt habe, sind mittlerweile wieder in Deutschland. Der Hauptgrund lag wohl in der Einsamkeit und der sozialen Isolation. Da es sich meist um deutsch-finnische Ehepaare gehandelt hat, war der deutsche Partner hier meistens arbeitslos und hat sich natuerlich zu Hause zu Tode gelangweilt und irgendwann ging es dann wieder zurueck nach Deutschland.
Jup, war bei mir auch so, bevor der Integrationskurs im April anfing, saß ich erstmal den ganzen Tag in der Pampa. Da wird man schon "griesgrämig". Ich hab dann allerdings zum "Zeitvertreib" den Finnischkurs an der Helsingin Yliopisto gemacht.
Sid
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Beitrag von Sid »

Find ich auch besonders wichtig! Inzwischen kann ich kaum freie Flecken im kalender finden, soviel sozialer "Stress". Aber ich brauch diesen Umgang mit Menschen. Ohne gehe ich ein :(
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Antje
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Beitrag von Antje »

Sid hat geschrieben:Find ich auch besonders wichtig! Inzwischen kann ich kaum freie Flecken im kalender finden, soviel sozialer "Stress". Aber ich brauch diesen Umgang mit Menschen. Ohne gehe ich ein :(
bist Du etwa auch ein Zwilling? :D

Mein Mann und ich haben inzwischen einen elektronischen Kalender, damit wir immer wissen, was der andere gerade geplant hat. Im Moment wirds gerade ein bisschen viel und wir planen bewusst die Wochenenden aus, damit mans auch mal ruhig angehen lassen kann...
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Sid
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Beitrag von Sid »

Nein Skorpion :D
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