Deutsche in Finnland

Die berühmt berüchtigte Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) scheint in deutschen Pilzbüchern in einem völlig anderen Kapitel zu stehen

Wie steht ihr dazu: esst ihr korvasieni? Muss man sich Gedanken machen? Ich recherchiere gerade für einen Artikel und selbst hab ich es auch ohne Vorbehalte gegessen. Neulich haben unsere Nachbarn wieder welche gebracht, allerdings noch ungekocht, also mussten sie auch meine Hand beim Auskochen halten Aaaangst, was wenn ich es falsch mache? Wenn ich fertiggekochten eingefrorenen korvasieni bekommen habe, hab ich sie trotzdem noch mal ausgekocht...

Deutsche Mykologen sagen, dass das Auskochen nicht wirklich alles beseitigt, und der Pilz immer noch ein schweres Nervengift beinhaltet. Auch andere Pilze gehören in D nicht zu den "edlen", wie z.B. diese haarigen "Karvarousku" (Lactarius torminosus), Birkenreizker - dieser schmeckt allerdings noch nicht mal gut, ganz im Gegenteil korvasieni

Wenn es nach diversen dt. Buechern gehen wuerde, muesste ein sehr grosser Teil der Finnen
incl. meine Familie schon längst auf dem Friedhof liegen.

Die Frühjahrslorchel, fin. Korvasieni (Gyromitra esculenta) ist giftig aber es ist einer der Pilze, bei welchem man das Gift (Gyromitrin) durch vorkochen und abschuetten des Kochwassers entfernen bzw. reduzieren kann. Die dt.-sprachigen Buecher raten aber trotzdem ab.
Selbst bin ich von diesem Pilz sowie auch von den Morcheln nicht so begeistert, da ich mir wegen schlechter Säuberung (im Restaurant) durch ein Sandkorn einen Zahn beschädigt habe.
Ich meine Birkenreizker fin. Karvarousku (Lactarius torminosus), ist ein sehr guter Salatpilz und auch dieser sollte vorher abgekocht werden.

Pilze, die wenn nicht richtig zubereitet, giftig sind? Oder "nicht mehr so giftig", man weiss es nicht genau, die Literatur ist sich unschlüssig?

Danke, verzichte! Zum Glück gibts in meiner finnischen Familie keine Pilze. Bestenfalls mal Birkenpilze (wenn sie am Mökki eh so in Massen rumstehen), und auch die essen dann nur meine Schwiegermutter und ich...

-Clemens

Laien sollten auf jeden Fall die Finger von den Pilzen lassen.

Tenhola hat geschrieben:Laien sollten auf jeden Fall die Finger von den Pilzen lassen.

aus diesem Grund bleibe ich beim Pils, manchmal dürfen es auch mehrere Pilse sein

Pils bitte auch zweimal kochen, um es vom giftigen Ethanol zu befreien.

Geschmacklich finde ich korvasieni klasse, in Sahnesoße mit Spaghetti, hmmm. Allerdings ist mir die Reinigungsprozedur zu aufwändig. Ich habe das ein paar Mal gemacht, aber so toll schmeckt er dann auch wieder nicht. Außerdem gibt es immer ein paar Winkel, die man nicht voll erwischt, und die sind dann nicht nur giftig, sondern schmecken auch bescheiden.

Birkenreizker mag ich auch, schmeckt schön nussig. Aber offensichtlich bin ich ein Pilzfan, wer Pilze nicht so mag, ist wohl am besten mit Champignons bedient (solange man die nicht selbst pflückt ).

Ju, als Laie kann man beim Selbstpflücken wilder Champignons leicht Bekanntschaft mit Herrn Höckerstedt machen.

Georg hat geschrieben:Ju, als Laie kann man beim Selbstpflücken wilder Champignons leicht Bekanntschaft mit Herrn Höckerstedt machen.

Herr Höckerstedt??? Ist das ein Insiderwitz?
Aber meine eigentliche Frage ist: Gibt es in Finnland auch Steinpilze?

Krister Höckerstedt ist einer der führenden Transplantchirurgen in in Finnland, u.a. im Bereich Leber. Die amselt nämlich auf, wenn man wilde Champignon mit Knollenblätterpilzen verwechselt.

Catl hat geschrieben:Aber meine eigentliche Frage ist: Gibt es in Finnland auch Steinpilze?

Ja, die werden tonnenweise von Thailändern (Ukrainer sind zu teuer) gesammelt und nach Italien verschifft, weil sie hier keiner isst. Der finnische Name ist herkkutatti. Den schwedischen Namen finde ich aber hübscher, "Carl-Johan svamp", endlich mal ein Pilz mit einem anständigen Namen.

Was noch nicht zur Sprache kam: Generell sollte man bei finnischen/estnischen/etc. Pilzen sparsam sein, weil die Cäsiumbelastung sehr hoch sein kann.

Georg hat geschrieben:Krister Höckerstedt ist einer der führenden Transplantchirurgen in in Finnland, u.a. im Bereich Leber. Die amselt nämlich auf, wenn man wilde Champignon mit Knollenblätterpilzen verwechselt.

Ah, jetzt bin ich im Bilde!

fax hat geschrieben:Den schwedischen Namen finde ich aber hübscher, "Carl-Johan svamp", endlich mal ein Pilz mit einem anständigen Namen.

Das ist der Steinpilz! Gut zu wissen.

fax hat geschrieben:Was noch nicht zur Sprache kam: Generell sollte man bei finnischen/estnischen/etc. Pilzen sparsam sein, weil die Cäsiumbelastung sehr hoch sein kann.

Das gilt dann aber genauso für Beeren, Rentier- und Elchfleisch etc.

Catl hat geschrieben:Aber meine eigentliche Frage ist: Gibt es in Finnland auch Steinpilze?

Im Superjahr 2003 habe ich um die 150 Kg. Steinpilze gesammelt. Es werden jedes Jahr tonnenweise Steinpilze nach Italien exportiert. Der Export ist auch fest in italienischen Händen. Die Pilze gehen mit Kuehlwagen, nicht mit Schiffen.

http://koti.aina.net/~zop/p1a.gif

Danke für das Feedback. Na,es ist schon ein Unterschied wenn man Pilze grundsätzlich nicht mag und wenn man diese zwiespaltige Geschichte mit korvasieni betrachtet... Hm, ich werd's immer noch tun, auch wenn äusserst selten (die Gerichte sind auch teuer...).

Catl hat geschrieben:

fax hat geschrieben:Was noch nicht zur Sprache kam: Generell sollte man bei finnischen/estnischen/etc. Pilzen sparsam sein, weil die Cäsiumbelastung sehr hoch sein kann.

Das gilt dann aber genauso für Beeren, Rentier- und Elchfleisch etc.

Auch noch die Tschernobylausläufer, wenn man anhand der Grösse der Pilze urteilen würde .Und bei Fisch waren das noch Quecksilberwerte, die so hoch waren, oder so? Die EU wollte Gewässer und Boden weiteruntersuchen, aber Finnland hat sich vehement gewehrt. Wie kommt's?

Grundsätzlich gilt: sagt es nicht laut vor Finnen. Da kommt sofort das empörte "se on puhdas suomalainen". Ich esse alles, aber eben solche Dinge isst man wohl nicht sooo oft (ausser Fisch: der muss sein. Welche Wahl hat man schon, er ist ja so lecker!). Ausserdem, womit sonst wir noch im Industriealltag in Berührung kommen, wer weiss? In Schlesien waren (in meiner Jugend) die Maximumgrenzwerte an Schwermetallen & co. täglich mehr als 10 Fach überschritten (sprich man konnte die Luft sehen und schnee war anthrazitmetallic). Dann gab's besserung, allerdings nur dadurch, weil die Grenzwerte angehoben worden sind. Dann kam Tschernobyl, von dem wir als letzte erfahren haben und im Entwickungsalter (war damals 15) war es natürlich besonders prickelnd, dies abzubekommen. So gesehen, nennt mich E.T.

Tenhola hat geschrieben:

Catl hat geschrieben:Aber meine eigentliche Frage ist: Gibt es in Finnland auch Steinpilze?

Im Superjahr 2003 habe ich um die 150 Kg. Steinpilze gesammelt. Es werden jedes Jahr tonnenweise Steinpilze nach Italien exportiert. Der Export ist auch fest in italienischen Händen. Die Pilze gehen mit Kuehlwagen, nicht mit Schiffen.

http://koti.aina.net/~zop/p1a.gif

Es wurden sogar echte Trüffeln vor 1-2 Jahren in Lahti gefunden

Sid hat geschrieben:... Dann kam Tschernobyl, von dem wir als letzte erfahren haben und im Entwickungsalter (war damals 15) war es natürlich besonders prickelnd, dies abzubekommen. So gesehen, nennt mich E.T.

Ach deswegen bist du immer so strahlender Laune!

(sorry, eigentlich unpassendes Thema für einen Witz aber ich konnst nicht lassen...)

-Clemens

Clemens hat geschrieben: Ach deswegen bist du immer so strahlender Laune!

(sorry, eigentlich unpassendes Thema für einen Witz aber ich konnst nicht lassen...)

Ne, macht nix. Man kann schlecht was beweisen, allerdings die rasende Kurzsichtigkeit (bei mir innerh von 1-2 Jahren von 0 auf -6) war sehr weit verbreitet (der Himmel war damals sehr hell, die Regentropfen sehr lang und die Sonne quadratisch) und geringe Abweichungen (bisher) in Schilddrüsenwerten. Das schlimmste war halt die Lügerei.