Analyse des finnischen Bildungssystems

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Sid
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Sid »

Huch, jetzt soviele subjektive und degradierende Erfahrungen, hoffentlich sind wir nicht alle neidisch hier :wink:

Zwar fand ich die (praktische) Art an AMKs und in HKKK recht gut, habe aber sogar auf Finnisch keine grösseren Probleme gehabt, den Abschluss oder Prüfungen zu bestehen. Wenn man genügend Gebühren bezahlt, kann man in Erwachsenenbildung die Prüfung so oft wie möglich machen. Bei regulären Studiengängen kenn ich es auch von der deutschen FH nur so, dreimal durch und raus! Vor den International Business Prüfungen bei HKKK hab ich immer gezittert, da ich immer den Eindruck hatte, nicht genug gelernt zu haben (berufsbedingter Zeitmangel) und hab die meisten mit 80-90 aus 100 Pkt bestanden, gerade für die so erwünschte Meinungsbildung zu den behandelten Themen statt zitierter Bücher. Weniger hätt mir auch gereicht ;) Die rege Diskussion der Prüfungsthemen hat man wohl erst mit (Berufs)erfahrung drauf, hat mir zumindest ein Prof gesagt. Diese Auffassung gefällt mir.

Ansonsten schliesse ich mich an, vieles wird überbewertet und dient der Imageaufpolierung. Hatte schon mal einen E-Learning course from hell. Das war vielleicht eine Schande für das Niveau :twisted:

@Luonto - (fast) überall ist die Ausstattung sehr gut, technisch gesehen, ja.
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Jakob
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Jakob »

Bei meiner Facharbeit war das max. 30 Seiten, was ich auch ausgeschöpft habe, allerdings gingen ein paar Seiten schon für Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Quellenverzeichnis, Dokumentation der Arbeitsprozesses und Selbständigkeitserklärung drauf. Ist es dann bei dir auch so, dass du die Arbeit noch "verteidigen" musst?
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Catl
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Catl »

Apropos e-learning: Die weitverbreitete Nutzung elektronischer Medien finde ich in Finnland richtig gut. So gibt es einige Kurse online (z.B. von der Uni in Hel, hab selber aber noch bei keinem mitgemacht) und auch unsere Bibliothek hat Zugang zu fast allen relevanten elektronischen Medien (e-journals und e-books). Zudem gibt es an der Uni und in der Stadt ein kostenloses WLAN-Netz (dafür aber keine "normalen" Telefonzellen mehr, aber das ist ein anderes Thema).
Nur bei der sonstigen Ausstattung hapert es bei uns etwas, aber das hängt wohl vom Institut ab (Drittmittel etc.).

Sonst ist mir noch aufgefallen, dass hier wesentlich mehr Wert auf Veröffentlichungen gelegt wird. So müssen die Studenten zusätzlich zu ihrer Masterarbeit ein Paper schreiben, das wohl zumindest in einer Uni-Reihe veröffentlich wird. Auch beim PhD halte ich das kumulative Prinzip (mehrere Artikel in peer-reviewed journals während der Promotion veröffentlichen) im Vergleich zur deutschen Monographie für sinnvoller, da man bereits mehr Veröffentlichungen hat, diese aktueller und vor allem einem internationalen Fachpublikum zugänglich sind.
ChrissyAleksi
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von ChrissyAleksi »

Ich muss sie auch verteidigen. Und 10 Seiten muss sie mindestens lang werden, ich glaube Schriftgröße 12, Arial oder so...

Schwerpunkte werde ich auf jeden Fall setzen, aber ich versuche mir erst einmal einen größtmöglichen Überblick zu verschaffen, um hinterher zu entscheiden, was ich wie wo schreibe.

In meiner Studienarbeit sollen die 2 Grundaussagen sein, dass das Finnische Bildungssystem auch seine Macken hat, zwar gut ist und in der Pisa hoch abgeschnitten hat, aber eben wie jedes andere Bildungssystem nicht perfekt. Und zweitens, dass es nicht auf Deutschland übertragbar ist.
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Luonto
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Luonto »

@Chrissy:
Ich finde es ehrlich gesagt etwas unklug von einem jetzt schon feststehenden Schlussatz auszugehen. Das ist NICHT wissenschaftlich korrekt! Ich wollte es dir nur vorher sagen, nicht dass du dir das nachher vom Lehrer anhören musst ;).

Entweder du gehst induktiv vor, d.h. du stellst einfach deine Frage und schaust, was als Antwort bei raus kommst ODER du gehst deduktiv vor, d.h. du hast die Hypothese
"dass das Finnische Bildungssystem auch seine Macken hat, zwar gut ist und in der Pisa hoch abgeschnitten hat, aber eben wie jedes andere Bildungssystem nicht perfekt. Und zweitens, dass es nicht auf Deutschland übertragbar ist."
und du überprüfst, ob es stimmt. Es kann dann aber auch sein, dass deine Hypothese falsch ist und du einfach sagen musst: Okay, ich bin davon ausgegangen, dass es so und so ist, aber in Wirklichkeit ist es doch anders.

Von einem festen Schlussatz auszugehen, der auf Biegen und Brechen bewiesen werden muss, ist nicht objektiv und bringt dir doch auch gar keine neue Erkenntnis, wenn du nicht offen bist zu lernen, wie es wirklich ist :wink: .*oberlehrermodus aus*
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fax
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von fax »

Schließe mich Luonto beim wundern an. :-) Die armen Hessen: http://www.zeit.de/2008/03/Ypsilanti?page=2 . Naja, egal, bekommen wahrscheinlich keine Mehrheit.
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Finnrotti
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Finnrotti »

Stundenten, naja,...eigentlich wie ueberall...ausser, dass sie noch länger studieren, als sogar in D?
Super freudscher Verschreiber, den muss ich mir merken! Oder war das vllt sogar Absicht????
:mrgreen:
Finnrotti
ChrissyAleksi
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von ChrissyAleksi »

ChrissyAleksi hat geschrieben:Ich muss sie auch verteidigen. Und 10 Seiten muss sie mindestens lang werden, ich glaube Schriftgröße 12, Arial oder so...

Schwerpunkte werde ich auf jeden Fall setzen, aber ich versuche mir erst einmal einen größtmöglichen Überblick zu verschaffen, um hinterher zu entscheiden, was ich wie wo schreibe.

In meiner Studienarbeit sollen die 2 Grundaussagen sein, dass das Finnische Bildungssystem auch seine Macken hat, zwar gut ist und in der Pisa hoch abgeschnitten hat, aber eben wie jedes andere Bildungssystem nicht perfekt. Und zweitens, dass es nicht auf Deutschland übertragbar ist.
Schon gut. ^^ Na ja, es ist ja nicht so, dass ich mich noch nicht informiert hätte und wir müssen Thesen bringen, ob sie bewiesen werden oder nicht, sieht man dann bei der Arbeit. Und das sind meine Thesen, ist das, was bei meinen bisherigen Nachforschungen so ganz grob rauskam. Auf Deutschland zu übertragen ist z.B. nicht so einfach wg. der viel höheren Zahl von Schülern und dem starken Sozialgefälle und und und... ^^

Trotzdem Danke für den Hinweis. ;)
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roelli
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von roelli »

Antje hat geschrieben:Interessant wäre es sicher, zu schauen, was sich die Finnen aus Deutschland mitgebracht haben. als sie vor 20-30Jahren besonders das Schulsystem der DDR ansahen.
Fällt mir gerade ein, was sie nicht mitgebracht haben: - das Lehrerweiterbildung nur in den Schulferien stattfindet.
Sid
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Sid »

Catl hat geschrieben:Apropos e-learning: Die weitverbreitete Nutzung elektronischer Medien finde ich in Finnland richtig gut. So gibt es einige Kurse online (z.B. von der Uni in Hel, hab selber aber noch bei keinem mitgemacht) und auch unsere Bibliothek hat Zugang zu fast allen relevanten elektronischen Medien (e-journals und e-books). Zudem gibt es an der Uni und in der Stadt ein kostenloses WLAN-Netz (dafür aber keine "normalen" Telefonzellen mehr, aber das ist ein anderes Thema).
Das find ich auch, sehr aktiv darin ist Hämeenlinna. Dort hab ich auch gelernt, wie man richtige E-Learning Kurse entwickelt :) Von Pädagogik bis Multimedia und das war auch im Einsatz. Woanders hab ich mal erlebt, dass ein nicht existenter/erreichbarer Lehrer, einen Batzen pdfs (mit Tippfehlern übersäht), auf die auf Homepage hochlädt und ein unlesbares Forum, in dem jeder Verbesserungvorschlag und "dumme" Frage mit RUMBRÜLLEN des auf einmal auftauchenden Lehrers abgetan wird, auch E-Learning genannt wird hang
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Antje
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Antje »

Finnrotti hat geschrieben:
Stundenten, naja,...eigentlich wie ueberall...ausser, dass sie noch länger studieren, als sogar in D?
Super freudscher Verschreiber, den muss ich mir merken! Oder war das vllt sogar Absicht????
:mrgreen:
Finnrotti
Leider nicht, aber wirklich merkenswert!

Habe gerade "Stundenten", die furchtbar aufgeregt sind, weil sie in 8 Wochen ihre BA Arbeit schreiben muessen. (15Seiten!!) Ich habe in 8 Wochen meine Examensarbeit geschrieben - und die war 75 (?) Seiten!
Vielleicht sollte man sie mal aufklären, dass sie nicht Teilzeit studieren...

Fairerweise muss ich zugeben, keine Ahnung von ihrem wöchentlichen Stundenpensum zu haben. (bei mir anno dazumal in Hauptstudium 36Wst - naja, ich war aber auch IMMER gestresst - das kann man ja keinem mehr zumuten, und schon gar nicht den empfindlichen Pflänzchen in der Lichtentzugsphase...)
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Finnrotti
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Finnrotti »

Vielleicht ist es ja ein 'Generationenproblem', aber ich finde zumindest 'unsere' Studenten teils saudreist.
Jau, den Eindruck hab ich von unseren auch. Bei einem Kurs meinte eine Studentin um 16:00 Uhr, das jetzt jawohl Feierabend wär, obwohl wir noch mittendrin in einer Analyse steckten. Das war nicht nur dreist, sondern auch peinlich, da wir einen Gastdozenten aus Schweden da hatten. Der finnische Prof stand nur daneben und hat nix gesagt. In DE hätte ich mir sowas NIE erlaubt und wenn wär ich gleich rausgeflogen!

Die Diplom Regelung war bei mir aus sinnvoller. 6 Monate fuer Versuche, Analysen und Zusammenschreiben (80 Seiten, gebunden), nur einen Tag zu spät abgegeben heisst "durchgefallen". Ausnahmen werden nur selten genehmigt. Zum Teil sehe ich hier Studenten, die vor 3 Jahren ihre Versuche gemacht und immernoch kein Wort geschrieben haben, wie kann sowas sein?

Zum Thema "Buchexamen" möcht ich mich lieber nicht äussern.

Muendliche Pruefungen gibts hier anscheinend auch nicht, warum? Keine Ahnung!

Und noch mehr OT:
habt Ihr Euch schonmal ueber das hiesige Ausbildungssystem informiert? Anscheinend lernen die hier einen Beruf (z.B. Klempner) entweder in einer speziellen Schule ODER in einem Betrieb. Also kommen entweder reine Theoretiker raus, die noch nie richtig praktische Erfharungen sammeln durften ODER praktische Arbeiter, die aber eigentlich gar nicht wissen warum so oder so gearbeitet wird. Ist das in allen Berufen so oder nur bei den Handwerkern?
Finnrotti
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Ninni
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Ninni »

Zum Letzteren:

In Finnland kann man eine Ausbildung (z.B.im handwerklichen Bereich usw) entweder in einer Berufsschule oder im dualen System absolvieren. Ersteres ist eher die Regel. Man hat Berufsschule in Vollzeit, allerdings in der Schule auch z.B. eigene Werkstätten für den praktischen Teil der Ausbildung. Ebenfalls muss man mehrwöchige Praktika in verschiedenen Betrieben machen, die dort vom Ausbildungsleiter bewertet werden.
Im dualen System arbeitet man im Betrieb und hat meist im Blockunterricht Schule.Z.B 3 Wochen im Betrieb und 1 Woche Schule. Während der Zeit im Betrieb hat man zusätzlich noch Aufgaben für die Schule zu machen, man muss ein berichtsheft führen und es gibt regelmäßige Gespräche Azubi, Lehrer, Ausbildungsleiter. Meistens gibt es ebenfalls Praktika in anderen Betrieben.
Man hat also sowohl in der Berufsschule als auch im dualen System ein Mix aus Theorie und Praxis.


Wenn ich persönlich wählen könnte, dann würde ich mich für das finnische Schul-und Ausbildungssystem entscheiden. Ich empfand einen viel besseren Kontakt zu Lehrern,man bekam echte Hilfe, die Ausstattung in der Schule war besser (in den ersten beiden Ausbildungsjahren bis Schuljahr 98/99 mussten wir in in der Berufsschule (in Ba-Wü) noch auf altmodischen Schreibmaschinen tippen. Erst im letzten Schuljahr bekamen wir dann PC´s.Im Gymnasium davor hatten wir zwar PC´s,aber die mussten sich 2-3 Leute teilen.Wir saßen auf hässlichen alten Holzbänken und die Tische waren so verkratzt, das man eine dicke Unterlage gebraucht hat.).
In meiner deutschen Berufsschule waren wir anfangs 32 Schüler. Im letzten Schuljahr waren wir nur noch 11, davon schafften 2 den Abschluss nicht. Das waren zwei Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien, die mangelnde deutsche Sprachkenntnisse hatten. Natürlich weiß ich nicht, ob sie den Abschluß auch mit Hilfe nicht geschafft hätten, aber während der Berufsschulzeit bekamen sie keinerlei Hilfe und wurden einfach hängengelassen.
In meiner Schule in FIN habe ich auch die Schüler viel diszipliniertere empfunden, aber auch gleichzeitig mit weniger Angst vor dem Lehrer. Das ist aber natürlich auch in jeder Schule anders und auch von Person zu Person. Solche und solche Schüler und Lehrer gibt es in jedem Land.

Meine persönliche Erfahrung mit dem Schulsystem war in Finnland jedoch um einiges besser als in Deutschland.
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Sid
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Sid »

Stimmt: noch nie eine mündliche Prüfung erlebt! :angel7 Höchstens eine Präsentation.
Finnrotti hat geschrieben: Zum Thema "Buchexamen" möcht ich mich lieber nicht äussern.
Ich aber :lol: Jo, Prüfername angegeben, wenn man Kontakt sucht, wird die Mail nicht gelesen. You ain't see me. Man will schon wissen, wie die Prüfung angegangen werden soll. Hab zwei mal gemacht, Project Management und Organisational Culture, mit einem flauen Gefühl, und dann mit fast maximaler Punktzahl :kidra

Ich kann (persönlich) nur dankbar sein, dass ich dank deutscher Steuerzahlern ein Studium abgeschlossen habe, das mir nahtlos zu einem akademischen Job in Finnland verholfen hat (dank der Entschlossenheit der Briten, nicht Finnen). Jetzt zahl ich ja selbst Steuern und samt saftiger Beihilfen der EU können die Studis Flachbildschirme haben, die sie vor 10 Jahren noch nicht hatten. Auch nicht in Finnland 8)

Als einzige nicht-Finnische Studentin in finnischsprachigen Aufbaustudien wurde ich (nach dem anfänglichen Schock der Lehrer und Mitstudierenden :lol: ) nie in Samthandschuhen angefasst. Man wurde mitgerissen, aber nicht ignoriert. Wenn ich dennoch Hilfe brauchte, hab ich sie immer bekommen, genauso wie in Köln, wenn man danach gesucht hat. Studienberatung find ich in Deutschland persönlicher, aber auch hier kann ich schlecht den Stand der Dinge vor zehn Jahren verglechen :roll: . Hier hab ich leider noch keinen Ansprechpartner gefunden, der mir nicht gleich den Application Guide in die Hand drückt. Wie soll das gehen? Gerade im Aufbaustudium hat man keinen 08/15 Bedarf mehr, sondern möchte sinnvoll die Ausbildung ergänzen.

In Deutschland bin ich öfters mal durchgefallen :oops: In Finnland hab ich bei fast jeder Prüfung ein schlechtes Gewissen, dass ich mehr hätte vorbereiten müssen. Das geht aber zeitlich nicht immer wegen Vollzeitjob und Famillie. Alle Prüfungen hab ich mit einer überraschend hohen Punktzahl bestanden. Erwachsenenbildung ist hier oft mit normalen (Studi-)Kursen vermischt, also wird keinesfalls "schonender" gearbeitet. Es gibt viel Eigeninitiative Gruppenarbeit, Analysen und Präsentationen. Zwar kann ich jetzt auch nicht Äppel mit Birnen vergleichen, weil der Bereiche, die ich hier und da studier(t)e zu unterschiedlich sind, aber man lässt viel mehr Raum für Diskussion in Prüfungen (Wirtschaft). Man soll nicht nur Bücher runterbeten, sondern Stellung beziehen. Besonders kritische Analyse und Erfahrungswerte sind scheinbar sehr willkommen. In mehr "sachlichen" Abschlussarbeiten hat man nie das Gefühl, dass nach Fehlern und Mängeln gesucht wird, sondern man wird angehört und es gibt Anregungen, was man hätte besser machen können und z.B. bei Weblösungen oder Studien wird es nicht danach beurteilt, ob das Ergebnis dem Lehrer "gefällt" sondern, wie das ganze Vorgehen war, etc.

Im diesjährigen Studium waren wir am Anfang nur 10, davon Abschluss an 3. Letztes Jahr waren wir 25. Abschluss an 8, 2 Nachzügler. Die schwelle Abzubrechen ist so gering, weil die Angebote idR recht günstig sind. Sehr schade.

Ich würde mich immer nach der Qualität der Schule entscheiden, z.B. hat die Fernuni einen sehr guten Ruf. In Finnland gibt es hier und da Möchtegern E-Learning, so dass sich einem Kenner die Haare sträuben. Wiederrum gibt es längst nicht soviele Möglichkeiten (und Eigeninitative), sich in D weiterzubilden, wenn man im Beruf ist. Nur Firmen sind grosszügiger.

Fazit: Vor Reinfällen und harten Schulbänken schützt Finnland nicht.
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Jakob
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Re: Analyse des finnischen Bildungssystems

Beitrag von Jakob »

Antje hat geschrieben:Vielleicht sollte man sie mal aufklären, dass sie nicht Teilzeit studieren...
Ich glaube aber, genau das machen hier viele. Was ich bis jetzt so gehört habe, haben die meisten einen mehr oder weniger grossen Nebenjob, weil der opintotuki bei den Lebenshaltungskosten zumindest in der Hauptstadtregion (trotz HOAS) vorne und hinten nicht reicht, und von den Eltern auch nichts kommt, weil die eine Wohnung/ein Eigenheim abbezahlen müssen.
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