Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Ideenaustausch zum Thema Leben in Finnland.
Sid
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Sid »

8) Das kann man besonders vor den Sommerferien, wenn es mit zurückgeschraubter Kapazität gearbeitet wird, nun wirklich gebrauchen...


http://www.hs.fi/kotimaa/artikkeli/Tiet ... 5237149052

Mind. der dritte Fall in so kurzer Zeit nach Sampo und KELA, der alles lahm legt.
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Georg
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Georg »

Heute über die hier so gerne propagierte Ineffektivität des finnischen Gesundheitswesens:
http://www.hs.fi/kotimaa/artikkeli/Ruot ... 5237163508
Sid
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Sid »

Ui, aivan eri mieltä sind die, die darunter Kommentare schreiben, recht viel Überdüss aus Erfahrungen. Sie haben scheinbar etwas falsch gemacht. Man spricht über Faktoren, die über resourceneffizienz eine Aussage geben, nicht über Faktoren, die eine 7-Stunden oder monatelange Wartezeit verkürzen.
Tehokas olisi systeemi, jossa ei tarvitse jonottaa viittä tuntia kiireelliseen hoitoon ja puolta vuotta kiireettömään.
Kustannustehokas taas on sitä, että saadaan mylly pyörimänn mahdollisimman vähillä resursseilla.
Täällä Lahdessa
...
syntyy tehokkuus siitä, että ei pääse edes enään ajanvaraukseen soittamalla.
Wir akzeptieren es am besten, wie es ist.
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Georg
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Georg »

Ich weiss: vergessen wir einfach so nebensächliche Probleme wie die Finanzierung des Gesundheitswesens; Hauptsache, die Leute sind zufrieden. Führen wir dazu noch ein paar unnötige Untersuchungen durch, die nichts bringen, aber der Patient will sie unbedingt haben. Das Gefühl des Patienten ist ausschlaggebend, nicht irgendwelche langweiligen Fakten. Das Geld dazu wächst auf den Bäumen.

Eigentlich können wir ja auch die Ärzte abschaffen, weil man ja im Internet alles findet.
Kathrin
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Kathrin »

So nun bin ich seit ueber einem Jahr wieder in Finnland und bin eigentlich sehr froh darueber. Ich habe keine Probleme mit den Nahrungsmitteln hier auch wenn es mich nach einigen deutschen Spezialitäten luestert. Ich hatte bisher auch keinen Grund zu meckern. Ab heute schon. Also ich versuche es kurz zu formulieren. Mein Lebensgefährte trainiert beruflich Trabrennpferde und fährt auch selber Trabrennen. So auch heute. Wir waren gemeinsam auf einer Veranstaltung in Jämsä. Kurz vor dem Start bekam unser Pferd Panik und stieg-ich hoffe Ihr wisst was ich meine- Das Pferd fiel rueckwärts und genau auf meinen Freund. Er lag regungslos auf dem Boden,das Pferd lief davon und die Sanitäter kamen zwar recht flott. Wussten aber anscheinend nicht was zu tun ist. Ein Freund der Feuerwehrmann ist hat dann erst mal wirklich fachmännisch zugepackt. Danke Ihm auf diesem Weg!!!! Während dessen der Sani wahrscheinlich allmögliche Rettungsversuche vorher noch mal im Kopf durchgegangen ist. Der Rettungswagen war nun unterwegs ins Krankenhaus Jämsä. Der Unfall geschah gegen 16.00 Uhr.Nachdem
ich mit anderen Helfern das Pferd eingefangen hatte-dem Pferd geht es gut- die 2 anderen Pferde versorgt
und den LKW wieder startklar hatte, waren ca. 30 min.vergangen. Dann fuhr mich eine nette Frau ins Krankenhaus. Dort schaute man mich an als wäre ich ein Älien. Es wurde kein Notfall eingeliefert, bekam ich als Antwort. Na prima, Krankenhaus verwechselt oder was. Nach ca. 15 min kam mein Notfall dann auch mal an. Der Weg bis zum Hospital war keine 10 min. Da frage ich mich,waren die noch Kaffee trinken!!! Nach der ersten Untersuchung kam raus, mehrere Rippenbrueche. Er muss nach Tampere. Okay das geschah sehr sehr flott. Gegen 17.30 startete er ,Richtung Tampere. Jetzt hatte ich gegen 21.00 im Krankenhaus Tampere angerufen, hatte nach einigen neuen Telefonnummern die man mir gab auch endlich einen am Telefon der mir sagte. Es ist noch kein Doktor da,- er liegt noch so wie er angekommen ist da-. Also keine Röntgenbilder, keine genaue Diagnose,einfach nix. Morgen werde ich hoffentlich mehr wissen. Fazit meines Tages: Ich liebe Finnland, aber bitte lass mich oder den Rest meiner Familie niemals wieder in eine Notsituation kommen. In Deutschland gibt es den Spruch- Ein Unfall ist schon bitter, dann kommen auch noch die Johanniter!!!! Aber in Finnland, dafuer habe ich keine Worte!! Hätte da noch so ne kleine Storie, war mit unserem Sohn -3 Jahre-beim Arzt. Er hatte seit 4 Wochen Husten. Ich hatte nur Angst wegen Allergie oder das es chronisch werden wuerde. Der Arzt sagte - Was wollen Sie fuer ein Medikament?? Meine Antwort war- Bin ich der Arzt oder Sie??? So ist nun doch etwas ausfuehrlicher geworden. Ich entschuldige mich im Vorfeld fuer aufgetretene Schreib und Grammatikfehler. Aber es ist schon spät
, kann nicht schlafen und muss den Tag erstmal verarbeiten.
LG aus Hämeenkyrö Kathrin
Agricola
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Agricola »

Mal wieder der Nachweis für das unglaublich schlechte Gesundheitswesen in Finnland:

http://www.hs.fi/kotimaa/artikkeli/Harv ... 5238024675

Ist doch wirklich unerhört, dass die sich in diesem Land auf solche Fälle mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu einer Million nicht angemessen vorbereiten! Oder???!
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Georg
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Georg »

Kathrin hat geschrieben:waren ca. 30 min.vergangen. Dann fuhr mich eine nette Frau ins Krankenhaus. Dort schaute man mich an als wäre ich ein Älien. Es wurde kein Notfall eingeliefert, bekam ich als Antwort. Na prima, Krankenhaus verwechselt oder was. Nach ca. 15 min kam mein Notfall dann auch mal an. Der Weg bis zum Hospital war keine 10 min. Da frage ich mich,waren die noch Kaffee trinken!!!
@Kathrin, in dieser Situation bist Du sicherlich sehr angespannt und nervös. Ich würde Dich dennoch bitten, mit Vorwürfen gegen die Helfer vorsichtig zu sein. Sehr oft können gerade Angehörige von Opfern nicht wirklich beurteilen, was die Rettungskräfte da gerade machen. So ist schnelles Handeln alleine nicht unbedingt die Rettung, wenn die Sanitäter erst mal herausfinden müssen, was denn GENAU passiert ist. Natürlich war ich aber nicht dabei und kann so nicht behaupten, dass alles richtig lief. Eine mögliche Erklärung für die Verzögerung wäre, dass der Rettungswagen zuerst im örtlichen Gesundheitszentrum (terveyskeskus) vorbeifuhr und dann auf Weisung des dort diensthabenden Arztes ins Krankenhaus.
Kathrin hat geschrieben:Gegen 17.30 startete er ,Richtung Tampere. Jetzt hatte ich gegen 21.00 im Krankenhaus Tampere angerufen, hatte nach einigen neuen Telefonnummern die man mir gab auch endlich einen am Telefon der mir sagte. Es ist noch kein Doktor da,- er liegt noch so wie er angekommen ist da-. Also keine Röntgenbilder, keine genaue Diagnose,einfach nix.
Wieder kann ich nur an Dein Verständnis appellieren. Es kann - gerade in einem Universitätsklinikum - passieren, dass wegen eines dringenden Notfalles der diensthabende Chirurg UND der diensthabende Oberarzt auf mehrere Stunden in einer OP gebunden waren. Höchstwahrscheinlich hat ein Arzt Deinen Lebensgefährten untersucht und festgestellt, dass er zwar eine behandlungsbedürftige, jedoch keine unmittelbar lebensbedrohende Verletzung hat. Die genaue Diagnose kann also warten, wenn dringendere Fälle vorliegen. Das ist natürlich belastend für Dich und Deinen Partner - vielleicht hat der zuständige Arzt gerade aber einem anderen Patienten das Leben gerettet. Auf jeden Fall war der Arzt nicht Kaffee trinken; das kann ich Dir garantieren.
Ich könnte jetzt auch noch über die vielen Stunden berichten, die ich in deutschen Notaufnahmen als Patient zugebracht habe; das wird Dich gerade jedoch herzlich wenig interessieren.

Als nüchternes Fazit:
- man kann - auch wenn manche Finnen das auch tun - außerhalb großer Städte nicht erwarten, dass der Krankenwagen in 5 Minuten vor der Tür steht. Es wäre einfach nicht zu bezahlen. Über diese Tatsache muss man sich im Klaren sein, wenn man in Finnland aufs Land zieht.
- Das Personal hierzulande ist sehr gut ausgebildet und kann und darf (besonders die Besatzung von Rettungswagen) oft mehr als in Deutschland
- Das Personal hierzulande tut alles in seinen Kräften stehende. Leider muss es dabei manchmal Prioritäten setzen, die für den Betroffenen Stunden des Wartens bedeuten uns anscheinend unsinnig sind. Es macht jedoch keine unnötigen Kaffeepausen. Meine Frau arbeitet im Gesundheitswesen und ist nach ihren Wochenenddiensten (24h am Stück) jeweils völlig fertig gewesen. Bestimmt nicht, weil sie zu viel Pausen hatte.

Natürlich wünsche ich Dir, dass Dein Partner sich möglichst bald erholen möge, und das Euch keine weiteren Unglücke widerfahren mögen. In Deutschland wärt Ihr jedoch- objektiv, also vom Endergebnis her gesehen - nicht besser versorgt worden.
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Tenhola
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Tenhola »

Georg hat geschrieben: Wieder kann ich nur an Dein Verständnis appellieren. Es kann - gerade in einem Universitätsklinikum - passieren, dass wegen eines dringenden Notfalles der diensthabende Chirurg UND der diensthabende Oberarzt auf mehrere Stunden in einer OP gebunden waren.
Da kann ich Dir nur beipflichten. Auch Universitätsspitäler haben keine Chirurgen und vor allem keine Spezialisten für alle Belange auf Vorrat in der Schublade. Es ist doch so, dass nicht jeder Unfall auch ein Notfall ist (sein muss). Als Angehöriger und Betroffener sieht man das natürlich nicht so nüchtern, denn man hat ja auch eine gewisse Angst, aber das haben auch die Andern welche zur gleichen Zeit Hilfe benötigen.
Kathrin
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Kathrin »

Tenhola und Georg in einem Punkt gebe ich Euch Recht. Ich war als Partner in dieser Situation mehr als angespannt und nervös. In diesem Moment hatte ich ein absolutes Chaos im Kopf,da war mein Partner der mit höllischen Schmerzen am Boden lag ,unser Pferd was planlos in der Gegend rumlief und auch noch mehrere Besucher und Helfer verletzen konnte und mein 3 jähriger Sohn den ich mal eben an der Makara Bude abgegeben hatte. Meine Meinung ueber den Sani bestätigte sich von mehreren Seiten. Er war ja schnell am Unfallort. Ich fuehlte mich nur um einiges besser als unser Feuerwehr Freund fachmännisch angepackt hatte, da ich zu dem Sani nun leider kein Vertrauen hatte. Aber dazu möchte ich mich nicht mehr äussern. Meine Frage nun an Euch, Wieso wusste ich Deutsche mit Alltagssprachkenntnissen noch bevor der Rettungswagen losfuhr, wo sie meinen Partner hinbringen und war auch noch vor dem Opfer da? Das Sie keine Kaffeefahrt gemacht haben war mir klar und ich hätte diesen Satz auch unter Sicherheits Verwahrung in meinem Kopf lassen sollen. Das das Krankenhaus in Jämsä nicht ueber die nötige Ausstattung verfuegt ist in Ordung fuer mich. Er bekam dort die erste Hilfe und wurde umgehend nach Tampere gebracht. Soweit alles in Ordnung. Allerdings in Tampere angekommen hat man Ihn gegen 03.00 Uhr nachts erst geröngt. Nun meine 2. Frage. Ist es wirklich normal, das man in einem doch recht grossem Krankenhaus wie Tampere, nicht genuegend Personal hat um ein Mann umgehend -ich will damit nicht sagen sofort- zu röntgen. Es sind immerhin 500 kg auf Ihn gefallen. Mein gesunder Menschen Verstand sagt mir,das dies nicht ohne schmerzhafte Folgen ist. Diagnose ist nun links 4 gebrochene Rippen, Loch in der Lunge und Blut läuft wohl aus der Leber. Da ich ein absoluter Laie auf dem medizinischen Gebiet habe ich gestern nacht ein wenig im Web geforscht, nachdem ich bei der Leber Diagnose angekommen war und nur das Wort Transplantation gelesen habe, war es mir doch lieber den Laptop auszumachen um keine schlaflose Nacht zu haben. Das in diesem Land alles etwas ruhiger verläuft,weiss ich und dafuer liebe ich dieses Land auch. Das es evtl. wichtigere Notfälle gibt,darueber bin ich mir auch im klaren. Jedoch gibt es viele Dinge in diesem Gesundheits System womit ich nun garnicht einverstanden bin, ich aber auch nicht die Macht habe es zu ändern. Da rumpesten nun garnicht mein Ding ist,wollte ich auch nur meine Meinung äussern und niemanden persönlich angreifen. Ich hoffe nun das alles wieder gut wird und wir nie wieder in so eine Situation geraten. Fuer mich heisst es jetzt in den nächsten Wochen mit unserem Kind den Hof und 12 Pferde zu managen, dann ab ins Krankenhaus und irgendwann ins Bett. Ich bin sehr froh das es dieses Forum gibt auch wenn man nicht immer einer Meinung ist.
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Georg
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Georg »

1. Lange Anfahrt - zum konkreten Fall kann ich nichts genaues sagen, ich war ja nunmal nicht dabei. Kannst Du mit Sicherheit ausschliessen, dass sie nicht zuerst ins Terveyskeskus und dann ins örtliche Krankenhaus sind?

2. Nein, es ist unmöglich, entsprechende Resourcen vorzuhalten. Es ist nicht zu bezahlen. In Deutschland ist das nicht anders; dort merkt man es nur nicht unbedingt so, weil z.B. ein anderes Krankenhaus in erreichbarer Nähe ist, anders als hier. Hier wären die Alternativen eine Fahrt nach Turku oder Helsinki.

Röntgen alleine bringt ja aber auch nichts. Da muss dann immer noch ein Arzt sein, der das Röntgenbild gründlich anschaut und dann die Behandlung durchführt. Wie gesagt: ich gehe davon aus, dass ein Arzt Deinen Partner untersucht hat und ihn dann in der Priorität nach weiter hinten gestellt hat, weil andere Patienten bedrohlichere Verletzungen hatten. Man kann solche Untersuchungen durchführen, mit der man die Bedrohlichkeit der Verletzung einschätzen kann, ohne zu Röntgen. Wenn Du nachfragst, wird man Dir sicher Auskunft erteilen im Krankenhaus. Dein Partner hat auch das Recht, seine Krankenakte einzusehen, dort ist vermerkt, wann welche Untersuchung und wann welche Behandlung durchgeführt wurde.
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donald
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von donald »

Aus aktuellen Anlass schreibe ich hier von meiner kleinen Odyssee von heute Abend. Nichts drammatisches, aber eben, als Beitrag zur Aktueller Diskussion:

War grad heute ex temporae in einem Terveyskeskus, etwa um 21 Uhr. Beim Mökki ein Unfall mit dem Luftgewehr, nein, ich habe keine Kugel abgekriegt, sondern mein Freund (der kein Finne ist, nicht damit hier ein Gemecker über die etwaige Unsorgfältigkeit der Finnen losgelassen wird...) hat beim Laden versehentlich den Auslöser gedrückt. Dabei hat die Kraft der Spannfeder den nicht eingerasteten Lauf in die Höhe gespickt, der mich dann an der Schläfe traf. Mit dem Korn schön präzise gegen meinen harten Schädel. Gegeben hat es eine Wunde vom Korn und eine Beule wie ich sie noch nie gesehen habe. Das Blut hat nicht gespritzt, aber zu laufen hat es schon begonnen. Und Schmerzen, ziemlich regelmässig über die eine Kopfhälfte verteilt.

Einfach mal die Wunde desinfizieren und Eis drauf halten. Dann mal sicherheitshalber in ein Terveyskeskus, die sollten sich das auch mal anschauen. Die ältere Dame am Empfang, wohl eine Terveyshoitaja, hat meine Personalien aufgenommen und mich mich vorerst mal auf dem Untersuchungs"tisch" (wie sagt man denen?) hinlegen lassen. Und so'n Kältebeutel gegeben, den sollte ich draufhalten. Sie hat nichts weiter gesagt, ausser dass sie mir die Rechnung gebracht habe und sie auf meine Jacke neben mir gelegt habe. Na wunderbar, die Rechnung war wohl das Letzte, das mich in diesem Moment interessiert hat...

Die Ärztin kam dann nach etwa 15-20 Minuten, hat sich mein Weh-wehchen angeschaut, es zugeklebt, geschaut ob meine Sinne funktionieren, die Pupillen beim Beleuchten sich ordnungsgemäss verkleinern, ob meine Hände funktionieren und ob ich in allen Gliedmassen Gefühl habe. Meine Frage, ob ich am nächsten Tag wieder Arbeitsfähig sein wäre hat sie bejaht, sofern ich mich auch danach fühle. Sie hat auch gefragt, ob ich für diesen Abend ein Arztzeugnis brauche, denn ich hatte Bereitschaftsdienst, dh ich musste das Telefon hüten und ggf. ausrücken (ich arbeite in so einer Bude, die 24/7 erreichbar sein muss).

Fazit: Dass ich auf die Ärztin warten musste ist voll ok, es war ja nichts dingendes. Das versteht man auch mit gesundem Menschenverstand und die Terveyshoitaja hat das auch richtig eingeschätzt. Als Mangel würde ich es bezeichnen, dass sie sich mehr darum gekümmert hat, dass ich auch die Rechnung von 11€ kriege, als dass sie mir mitgeteilt hätte, dass die Ärztin bereits bescheid weiss und in 15-20 Minuten da sein wird. Zudem lief im Eingang Musik vom Radio, für mich (und wohl für andere mit nem Schaden am Kopf) sehr entnervend! Zum Glück hat mein Freund, der mir den Schaden verpasst und mich ins Terveyskeskus gefahren hat, die Tür hinter mir geschlossen, als ich ins Untersuchungszimmer ging. Dann hatte ich Ruhe von der Musik. Und: Die Ärztin hätte wohl auch fragen können, ob ich ein Schmerzmittel will... Dafür hat sie spontan gefragt, ob bei mir alle Impfungen in Ordnung sind. Ich wusste zufälligerweise, dass ich mein letzte Di-Te-Impfung vor 8 Jahren bekomme habe, nur frage ich mich, ob dass jeder Otto Normalverbraucher einfach so aus dem Stehgreif weiss und nach einem Schlag auf die Schläfe Lust dazu verspürt, darüber nachzudenken, wann ihm die letzte Impfung verpasst wurde...

Die Negativpunkte gehörten aber eher in den Fred Finnische Mentalität als zum Gesundheitswesen an sich... Man kümmert sich hier eher um die Sache (also, dass ich auch weiss, wo ich die Rechnung finde) als um den Menschen (dh dass ich wüsste, dass die Ärztin bescheid weiss und bald kommt.) Und der Normalfinne erwartet von seinen Mitmenschen, das er selber weiss, wann er ein Burana will, also braucht man das ihn nicht extra zu fragen. Das würde ihm ja zu nahe kommen.

Und mein Freund ist immer noch mein Freund! Zurück zum Mökki, ein Burana ins Gesicht werfen und weiterschiessen :D
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Kathrin »

Ja Donald, das mit Rechnung geht sehr schnell hier. Wie schon geschrieben Unfall passierte Sonntag und gestern war schon die erste Rechnung im Briefkasten. Ich konnte darueber leider nur lachen. Desweiteren ist fuer mich folgendes unverständlich. Mein Partner wurde am Montag nachmittag von Tampere in unser Krankenhaus verlegt,sein Zustand war stabil. In der Nacht zum Dienstag verschlechterte er sich da die Lunge weiter gerissen ist. Der Arzt sagte er muss zurueck nach Tampere. So jetzt fährt er heute wieder nach Tampere. Es ist unerklärlich fuer mich. Warum haben Sie in nicht gleich in Tampere gelassen. Ich möchte nicht aussprechen wie ich darueber denke. Ich hatte mich eh schon längere Zeit damit beschäftigt warum in Gegend Tampere so viele Rettungswagen unterwegs sind. Frage nun beantwortet. Ueber das Krankenhaus hier in H,kyrö möchte ich mich erst garnicht auslassen. Ich denke nicht das man diese Zustände mit Deutschland vergleichen kann. Wenn sicher auch in Germany nicht alles richtig läuft.
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Tenhola
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Tenhola »

donald hat geschrieben:Sie hat nichts weiter gesagt, ausser dass sie mir die Rechnung gebracht habe und sie auf meine Jacke neben mir gelegt habe. Na wunderbar, die Rechnung war wohl das Letzte, das mich in diesem Moment interessiert hat...
Dass man beim erstmaligen Besuch im Terveyskeskus die doch eher bescheidene Jahresgebühr sofort bezahlt ist hier einfach üblich.
Nach Deiner Beschreibung, was der Arzt schlussendlich gemacht hat (Pflaster drauf), wäre vermutlich ein Besuch im Terveyskeskus gar nicht nötig gewesen.
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donald
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von donald »

Tenhola hat geschrieben:
donald hat geschrieben:Sie hat nichts weiter gesagt, ausser dass sie mir die Rechnung gebracht habe und sie auf meine Jacke neben mir gelegt habe. Na wunderbar, die Rechnung war wohl das Letzte, das mich in diesem Moment interessiert hat...
Dass man beim erstmaligen Besuch im Terveyskeskus die doch eher bescheidene Jahresgebühr sofort bezahlt ist hier einfach üblich.
Nach Deiner Beschreibung, was der Arzt schlussendlich gemacht hat (Pflaster drauf), wäre vermutlich ein Besuch im Terveyskeskus gar nicht nötig gewesen.
Ja, es war ja nichts schlimmes, doch ging ich sicherheitshalber mal ins Terveyskeskus, da der Kopf doch ziemlich fest geschmerzt hat und weder ich noch mein Begleiter vom Fach sind. Ich wusste ja nicht, was ausser dem, was gerade ersichtlich war, sonst noch hätte sein können. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig dort hingehen. Bis sich die Schmerzen gelegt haben war es wirklich nicht sehr angenehm, da ich praktisch die ganze linke Gesichtshälfte nicht richtig bewegen konnte (hat wohl noch den Kaumuskel oder so getroffen, der ist jetzt etwas verstaucht). Ausserdem hat mein Freund mich auch ein bisschen dazu gedrängt, schliesslich hat er das ganze Verursacht und er wollte ja auch wieder gut machen, was er angestellt hat. Unnötig zu sagen, dass er die Kosten übernommen hat und mir jetzt ein Kirschbier schuldet ;)

Zudem wurde die Wunde noch irgendwie zugeklebt, also etwas mehr als ein Pflaster.
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Sid
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Re: Gesundheits- und Rettungswesen in Finnland

Beitrag von Sid »

Ja, das Gefühl kenn ich, donald&kathrin.

Wir sind wohl daran gewöhnt, irgendwelche (auf die altweiberart) Bezugsperson beim "Gott in weiss" finden zu wollen - was bleibt ist anonyme Behandlung mit Riesenwarteschlange. Nanu, wir müssen uns damit abfinden oder Alternativen suchen.

Donald, ich hoffe, dass "Pflaster drauf" tatsächlich die angemessene Behandlung war. Man möchte schliesslich nicht die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen. Wenn es eine Kostenfrage ist, kann man schliesslich immer noch die Steuern erhöhen, damit zumindest das Minimum gewährleistet ist. Soweit ich mich erinnern kann, waren Finnen willig, diese in Kauf zu nehmen. Schlimmer ist nur, wenn die Erhöhung kommt, aber keine Besserung der ziemlich grenzwertigen Lage.

Kathrin, au, zum Haare raufen!!! Ich kann auch sagen: am besten gesund bleiben. Ausserdem zu der Ressourcenfrage: es ist JULI :( :( :(
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