Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Fragen zum Familienleben: Partnerschaft sowie Kinder im deutsch-finnischen Umfeld.
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Pikkupossu
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Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Pikkupossu »

Lange nicht mehr dagewesen, und nun mit einer grossen Frage zurück ;)

Mein finnischer Verlobter und ich erwarten im Winter unser erstes Kind. Da ich eigentlich noch im Studium bin, bekamen meine Eltern bisher für mich Kindergeld - das scheint sich aber zu ändern, sobald ich das Studium pausiere. Ich weiss garnicht genau, ob es weiter gezahlt würde, wenn ich mein Studium nach der Babypause wieder aufnehmen würde oder nicht.
Nun, jedenfalls war dieses Kindergeld bisher einer der Gründe, warum es sich finanziell für uns nicht gelohnt hätte, zu heiraten, da ich es als verheiratete Frau nicht mehr bekommen würde.

Jetzt, wo das Baby unterwegs ist, stellt sich aber die Frage, in welche Richtung sich die Vor- und Nachteile verschieben. Da das Kindergeld aufgrund der Pause ohnehin nicht weitergezahlt wird, fällt dieser finanzielle Vorteil weg - und somit auch ein Grund, nicht zu heiraten.
Was aber gibt es genau für Vorteile, die einem deutsch-finnischen Paar durch eine Hochzeit entstehen?

Die Anerkennung von Vaterschaft und Sorgerecht soll wohl relativ einfach sein, wie ich gehört habe. In Deutschland ist es ja aber zum Beispiel so, dass man als nichtverheiratete Mutter im Falle einer Trennung ziemlich das Nachsehen hat, wenn man geteiltes Sorgerecht hat und der Vater nicht kooperiert. Gerade bei einer binationalen Beziehung ist das ganze ja NOCH schwieriger in dem Falle, da durchaus die Möglichkeit besteht, dass man bei einer Trennung zurück in sein Heimatland möchte. Auch wenn ich persönlich mir das alles momentan überhaupt nicht vorstellen kann - wenigstens in Betracht ziehen sollte man so etwas heutzutage ja schon.

Aber davon abgesehen - was gibt es sonst noch für Vorteile gegenüber unverheirateten Familien? Z.B. steuerliche Vorteile, Zuschüsse, bürokratische Regelungen die es z.B. im Krankheitsfall einem Elternteil schwer machen, mitzubestimmen, Erbregelungen, Unterhaltsregelungen, Dinge im täglichen Leben, was ist z.B. bei Krediten und Hauskauf usw usw...
Gibt es denn überhaupt irgendwelche nennenswerten Vorteile (sowohl auf Kinderfamilien als auch "nur"-Ehepaare bezogen) einer Heirat, oder herrscht da schon eine solche Gleichberechtigung hierzulande, dass es eigentlich relativ egal ist?

Gibt es auch Nachteile, die durch eine solche Hochzeit entstehen? Z.B. Vorteile, die früher vom deutschen Staat noch gewährleistet wurden und dann nicht mehr? Oder einfach generelle Nachteile?

Ich bin über jede hilfreiche Antwort und geteilte Erfahrung dankbar :D

Liebe Grüsse
Pikkupossu
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fax
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von fax »

Steuerlich bringt eine Heirat keine Vorteile, die mir bewusst wären. Kela ist bei dir ja vermutlich so oder so kein Problem. Die Regelungen bei einer Scheidung sind m.W. ähnlich wie in Deutschland, d.h. solange man nicht Gütertrennung vereinbart hat, zahlt der vermögendere Partner drauf. Allerdings sind m.W. die Alimente in Finnland weniger großzügig und von alleinerziehenden Elternteilen wird erwartet, dass sie arbeiten gehen. Vermögen, das man vor der Heirat erworben hat, wird soweit ich weiß bei einer Scheidung nicht geteilt, aber ich weiß nicht, ob sich das von Deutschland unterscheidet.
tina
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von tina »

ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber grundsätzlich gesagt finde ich es schade, dass man eine ehe (wenn auch nur zum teil) davon abhängig macht, ob es irgendwem irgendwelche vorteile geben könnte oder nicht ?!

und auch wenn zB in deutschland jede 2. ehe geschieden wird und man sich ja doch gedanken darüber macht, ob der auserwählte wirklich der einzig richtige ist... wenn du jetzt schon so über trennung nachdenkst, solltet ihr vielleicht wirklich nicht heiraten?! ihr müsst ja gerade in der heutigen zeit nicht mehr heiraten und könnt auch "nur so" zusammenleben.
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Pikkupossu
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Pikkupossu »

tina hat geschrieben:ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber grundsätzlich gesagt finde ich es schade, dass man eine ehe (wenn auch nur zum teil) davon abhängig macht, ob es irgendwem irgendwelche vorteile geben könnte oder nicht ?!
Nein, das hast du falsch verstanden. Es geht nicht darum, OB wir heiraten - dass wir das wollen, das steht für uns fest :) Die Frage ist nur, wann. Da wir einander lieben und so oder so zusammenbleiben wollen, haben wir keine Eile. Angedacht ist Momentan eine Hochzeit 2010. Falls es aber irgendwelche Vorteile geben würde - z.B. habe ich gerade gesagt bekommen, dass bei Unverheirateten nur die Mutter das Sorgerecht bekommt, ich muss noch herausfinden ob es stimmt - dann wäre es auch kein Problem (höchstens ein organisatorisches ;) ), die Hochzeit vorzuziehen und zu heiraten, bevor unser Kind kommt. Darum geht es mir. Ich mache die Hochzeit selbst nicht davon abhängig, ob sie uns gewisse Vorteile bringt oder nicht - nur das Hochzeitsdatum.

und auch wenn zB in deutschland jede 2. ehe geschieden wird und man sich ja doch gedanken darüber macht, ob der auserwählte wirklich der einzig richtige ist... wenn du jetzt schon so über trennung nachdenkst, solltet ihr vielleicht wirklich nicht heiraten?! ihr müsst ja gerade in der heutigen zeit nicht mehr heiraten und könnt auch "nur so" zusammenleben.
Diese Einstellung finde ich persönlich erfrischend gutgläubig.
Ich bin mir sicher, sehr sicher sogar, dass mein Schatz der richtige ist - sonst würde ich eine Hochzeit garnicht erst in Betracht ziehen. Aber wer weiss denn heute schon, was die Zukunft bringt? Ich habe schon zuviel erlebt um noch der Meinung sein, dass "so etwas" immer nur den anderen passiert. Natürlich wünscht und hofft man das, sonst würde man garnicht erst heiraten - aber wer kann schon irgend etwas garantieren? Deshalb finde ich es nicht verkehrt, sich im Vorfeld zumindest einmal zu informieren, in welcher Situation man denn im Falle eines Falles stecken würde.
Das hat doch nichts damit zu tun, dass ich mir heimlich schon überlege, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme :mrgreen: Denn dann könnte ich mir die Ehe ja gleich schenken.


Übrigens würde ich gerne, dass unser Kind den Nachnamen von meinem Verlobten trägt. In Deutschland ist das scheinbar problemlos möglich, auch bei Unverheirateten. In Finnland auch?
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vole04
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von vole04 »

tina hat geschrieben:ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber grundsätzlich gesagt finde ich es schade, dass man eine ehe davon abhängig macht, ob es irgendwem irgendwelche vorteile geben könnte oder nicht ?!
Dem muss ich mich wohl leider erst einmal anschliessen.

Sonst sehe ich in Finnland keinerlei Vorteile. Alles was man aus Deutschland kennt scheint es hier so nicht zu geben.
Allerdings sollte man sich z.B. mit Versicherungen erkundigen. Da gibt es als Familie schon möglichen Bonus (allerdings auch schon oft bei gleicher Adresse). Auch was das Baby betrifft ... Es gibt da ja die nicht zu verachtend günstige Provatversicherung bei noch nicht geborenen.
Zu letzt denke ich schon, dass Du als nicht verheiratet bei Banken auch als solche gehandhabt wirst. Und ohne Einkommen hat man da nicht viel Rechte. Partner hin oder her.
Was die Trennung betrifft, so glaube ich hat Fax recht. Vorher erwirtschaftet oder erhaltenes ist vom Grundsatz her ausgeschlossen. Aber die Details kenne ich nicht wirklich.

Aber für all das würde ich nicht heiraten, wenn ich nicht wirklich wollte. Und obwohl es mir keinen Vorteil bringt, heirate ich. In Deutschland heiraten ja doch auch viele, weil sie meinen es würde ihnen ja auch was finanziell bringen.
Man soll bei allem was man tut immer man selbst bleiben.
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Pikkupossu
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Pikkupossu »

vole04 hat geschrieben:Aber für all das würde ich nicht heiraten, wenn ich nicht wirklich wollte. Und obwohl es mir keinen Vorteil bringt, heirate ich. In Deutschland heiraten ja doch auch viele, weil sie meinen es würde ihnen ja auch was finanziell bringen.
Siehe oben: ich will, auf jeden Fall. Die Vor- und Nachteile sind mir dabei eigentlich egal, denn heiraten würden wir so oder so. <3

Bei uns stellt sich wirklich nur die Frage nach dem wann. Lohnt es sich, noch vor der Geburt des Babys zu heiraten, oder ist es im Endeffekt relativ egal? Was ist praktischer, gibt es Erfahrungen aus dem Alltag, dass es z.B. unverheiratet zu Problemen kommen kann? Usw.
Darum geht es mir. Ich heirate ganz bestimmt nicht aus finanziellen Gründen, keine Sorge ;) Aber wenn ein vorgezogenes oder nach hinten verlegtes Heiratsdatum uns gewisse Vorteile einbringen würde - warum diese dann nicht nutzen? ;)
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Micha
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Micha »

Praktisch gesehen hat eine Heirat in Finnland im Gegensatz zu Deutschland keine steuerlichen Vorteile, zumindest was die Lohn-/Einkommensteuer angeht.
Bei Schenkungen und Erbschaft sind dann die Steuerfreibeträge unter Verheirateten höher als bei Nichtverheirateten (in etwa EUR 20,000 statt EUR 4000), also hier in Vorteil.

Erbschaftstechnisch wird der Ehepartner Erbe solange kein testament vorliegt. Bisher wären es wohl die Eltern (oder Geschwister) des Verstorbenen gewesen.

Noch etwas zu Deinem besagten Kindergeld aus der BRD. Wenn Du an der hiesigen Hochschule immatrikuliert bleibst, erhälst Du ja weiterhin eine Studienbescheinigung, mit der man in D weiterhin Kindergeld beantragen kann.

Grundsätzlich aber vorsichtig sein solltest Du mit dem Geld, das Du von Deinen Eltern bekommst! Die finnischen Freibeträge für Schenkungen hast Du eventuell bereits überschritten :roll: : etwa EUR 4000 pro Schenker pro 3 Jahre. Für alles, was Du darüber erhalten hast, mußt Du (eigentlich) Schenkungssteuer zahlen.
Rechtlich gehört das Kindergeld nicht Dir, sondern immer den Eltern, dazu gab es bereits ein in Finnland rechtskräftiges Urteil. Hier kann man sich (in Zukunft) die Beträge etwa abwechselnd von Mutter und Vater auszahlen lassen, um den Freibetrag zweimal auszuschöpfen.. Kompliziert

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Pikkupossu
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Pikkupossu »

Okay, danke für den Tipp :)

Edit wegen Nachtrag: Zum Thema Erbschaft nochmal - erbt dann nicht das Kind? Oder muss es dazu volljährig sein?
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Tenhola
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Tenhola »

Pikkupossu hat geschrieben:Edit wegen Nachtrag: Zum Thema Erbschaft nochmal - erbt dann nicht das Kind? Oder muss es dazu volljährig sein?
Erbschaftsrecht hat nichts mit dem Alter zu tun. Bei Minderjährigen, wird das Vermögen des Kindes in der Regel vom Inhaber der elterlichen Gewalt verwaltet. Der Staat hat aber ein Auge darauf, so dass das Vermögen nicht einfach verschwindet. Fuer den Unterhalt bzw. Audbildung kann das Vermöden zum Teil genutzt werden.
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Swabian »

vole04 hat geschrieben:
tina hat geschrieben:ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber grundsätzlich gesagt finde ich es schade, dass man eine ehe davon abhängig macht, ob es irgendwem irgendwelche vorteile geben könnte oder nicht ?!
Dem muss ich mich wohl leider erst einmal anschliessen.


In Deutschland heiraten ja doch auch viele, weil sie meinen es würde ihnen ja auch was finanziell bringen.
und das tut es ja auch. Man kommt nämlich in die günstige Lohnsteuerklasse III,
und hat dadurch gleich mehr netto.
Dies war der Grund, warum wir vor fast 40 Jahren geheiratet haben,
oder glaubt jemand, wir haben aus Liebe geheiratet ??
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Micha
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Micha »

Pikkupossu hat geschrieben: Zum Thema Erbschaft nochmal - erbt dann nicht das Kind? Oder muss es dazu volljährig sein?
Ja, wenn es Nachkommen gibt, erben komischerweise zunächst die Kinder rechtmässig alles (und nicht der überlebende Ehepartner). Er kann nur einen gewissen Pflichtteil geltend machen, mehr dazu hier: http://www.saksalaiset.fi/forum/viewtop ... f=5&t=1544
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Clemens
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Clemens »

Will der Vater ggf. mal mit den Kindern alleine verreisen? Dafür ist es sehr praktisch dass die Kinder in meinem Reisepass eingetragen sind (wir sind zwar verheiratet, aber jeder hat seinen eigenen Namen behalten, und die Kinder haben den Nachnamen meiner Frau). Sonst müsste man in so einem Falle vermutlich irgendeine Vollmacht ausstellen... ggf. mal bei der Botschaft in Helsinki anfragen?
Gleiches gilt für die schon genannte Frage mit dem "können sie den Namen des Vaters bekommen?".

-Clemens
Sid
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Sid »

Swabian hat geschrieben:
vole04 hat geschrieben:
tina hat geschrieben:ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber grundsätzlich gesagt finde ich es schade, dass man eine ehe davon abhängig macht, ob es irgendwem irgendwelche vorteile geben könnte oder nicht ?!
Dem muss ich mich wohl leider erst einmal anschliessen.

In Deutschland heiraten ja doch auch viele, weil sie meinen es würde ihnen ja auch was finanziell bringen.
und das tut es ja auch. Man kommt nämlich in die günstige Lohnsteuerklasse III,
und hat dadurch gleich mehr netto.
Dies war der Grund, warum wir vor fast 40 Jahren geheiratet haben,
oder glaubt jemand, wir haben aus Liebe geheiratet ??
Ich fand die ganze Steuersachen in D furchtbar kompliziert (war dort aber immer nur Klasse I) und fahre damit sehr gut, dass hier alles peinlichst genau durch 2 geteilt wird (sprich Immobiliensteuer, absetzbare Kosten in Verbindung mit Haus usw.). War's nicht so, dass man so wirklich von den Steuerklassenänderungen überhaupt etwas im Portemonnaie merkt, wenn einer sehr gut verdient und der andere wenig/gar nicht, also die klassische Rollenverteilung?

Und zu den geteilten Erfahrungen: in einer Ehe (bzw. der Ehe mit dem geliebten Menschen) erachte ich persönlich als wichtig eine solide emotionale und (falls als wichtig empfunden) materielle Basis. Materielle, weil man sich keine Gedanken machen muss, was im Falle des Falles der Partner oder der Staat tut. Es ist aber meine persönliche Devise, auf eigenen Beinen zu stehen, da ich ja extrem von dem Beispiel meiner Eltern geprägt bin.

"Offene Ehen" (auch mit Kindern) werden hier in Finnland längst nicht so eng gesehen, ob ein Paar "so" zusammenlebt oder verheiratet ist und das nicht nur in der heutigen Generation (nun ja, vielleicht gibt es ja noch Unterschiede auf dem Lande). Oft nehmen die Ehepartner noch nicht mal einen gemeinsamen Nachnamen (der Trend gerade heut im Radio vermeldet) - wer kann's schon wissen.

Tina, auch in Finnland sind die Scheidungsstatistiken sehr hoch. Es gibt noch einen Unterschied in den Scheidungsprozedern: die Schuldanerkennung und Separation, oder? Deswegen hat sich doch Finnland so gesträubt, als die EU das "Doppelrecht" bei gemischten Ehen einführen wollte, d.h. unter Berücksichtigung der Kultur des Landes des nicht-finnischen Partners. Dies ist aber noch nicht durch (und würde nur Bürokratie heissen).

Ich kann's nicht sagen ob wir mehr oder minder glücklich, wenn unverheiratet, wären (falls mehr noch geht :angel7 ), so widmen wir uns erstmal nächste Woche dem 5. Hochzeitstag. Selbst die Zeremonie war für uns ergreifend und schön, mit allen Vor- und Nachteilen, so blauäugig oder naiv es auch sein mag. Und bevor wir einander getroffen haben, gehörte ich zu den grössten Eheskeptikern.

Man kann doch alles vertraglich vorab regeln, wenn man Wert auf die Absicherung legt, besonders mit Kindern. Bei Immobilienkauf muss man darauf achten, dass man auch im Grundbuch und Vertrag eingetragen ist, da spielt das Verheiratetsein keine Rolle erstmal (haben noch unverheiratet gekauft). Auch da werden Vorteile voneinander unabhängig gerechnet: z.B. die Steuerbefreiung beim Ersterwerb. Ich musste es nachweisen, dass ich noch nie eine Immobilie besass (keiner wusste es so genau, ob es sich nur auf Finnland beschränkt) und wurde befreit und mein damaliger Partner/jetziger Mann hat seinen Anteil bezahlen müssen, weil es für ihn kein Ersterwerb war.
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susku
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von susku »

Wir sind auch noch nicht verheiratet... in einer finnischen Zeitschrift (Kaksplus???) waren neulich zwei Seiten über die Vorteile und Nachteile der Hochzeit, wenn man kleine Kinder hat. Falls mir das wieder in die Hände fällt, kopiere ich es hierher. Weltbewegende finanzielle Sachen waren nicht dabei, es ging vor allem um die Versorung des schlechter gestellten Partners (meist die Ehefrau, die mit den ja neuerdings doch 3 Jahre mit den Kindern zuhause bleibt) sowie den Todes- und Krankheitsfall.

Kela rechnet ja bei zusammenlebenden Paaren ohnehin schon alles zusammen und bei der Besteuerung gibt es meines Wissens nach in Finnland kein Ehegattensplitting - finanziell ändert sich also momentan durch eine Hochzeit sicher nicht viel oder gar nichts. Der finnische Nachname könnte Dir allerdings im Alltag helfen, bei Behörden, Läden, bei der Jobsuche... ;)

Bei so internationalen Ehen würde ich als geldgieriges, misstrauisches Wesen immer Gütertrennung vereinbaren. Damit ist schon ein Streitpunkt vom Tisch. Verdient Dein Mann sehr viel mehr, natürlich nicht *ggg* Stimmt es eigentlich, dass in Fin nach einer Scheidung gar keine Alimente an die Frau, sondern nur an die Kinder gezahlt werden? Ausserdem würde mich interessieren, ob sich internationale Paare genauso schnell und einfach trennen können wie die Finnen, also nur Papier an Maistraatti (oder wohin?) und das war es... oder gilt dann auch irgendwie deutsches Recht? Da war doch irgend etwas mit 5 Jahren in welchem Land oder irre ich mich?

Was das Kind angeht, bei uns ist die Mama Deutsche und der Papa Finn und wir sind nicht verheiratet. Ist das die gleiche Konstellation wie bei Euch? Frida hat die finnische Staatsbürgerschaft bekommen, nachdem die Vaterschaft anerkannt war. Für die Anerkennung werdet Ihr nach der Geburt automatisch zu einer Sozialbehörde eingeladen, man kann es also nicht wie in D vor der Geburt machen. Deren Formular wird an Kela geschickt. Die wollen dann noch einen Nachweis, dass die deutsche Mama nicht in D verheiratet ist (mit Apostille und offizieller Übersetzung), sonst wäre dieser Mann ja automatisch Vater des Kindes. Diese Bestätigung kannst Du von Deinem letzten Wohnort in D bekommen (möglichst auf englisch, deutsch muss wieder teuer übersetzt werden), die Apostille dazu gibt eine bestimmte übergeordnete Behörde in Deinem Bundesland gegen eine kleine Gebühr (Liste im Internet).

Wenn die Vaterschaftsanerkennung erledigt ist, kann das Kind auch den Nachnamen des Vaters bekommen. Dafür hat Maistraatti so ein kleines Formular. Legt den Termin für die Taufe nicht zu früh (falls dort erst der Name vergeben wird), damit der Name dann gleich richtig in der Zeitung steht. Wenn der Pfarrer weiss, dass das Kind den Nachnamen des Papis bekommt, kann er die Papiere an das Maistraatti auch schon so ausfüllen, bei uns hat das wegen der dämlichen Apostille (s.o.) etwas länger gedauert. Das Sorgerecht ist nicht an den Nachnamen gekoppelt. Man muss es aber sagen, da in Finnland gemeinsames Sorgerecht auch bei unverheiraten der Normalfall ist. Die Beamtin hat jedenfalls ziemlich geguckt, als ich sagte, dass ich allein das Sorgerecht haben möchte. Ich denke, solange wir uns verstehen, entscheiden wir eh gemeinsam, falls wir uns aber trennen oder ich nach D zurückgehe, ist vieles einfacher, wenn kein Ex ggf. blocken kann. Vielleicht ändern wir das später, ist wohl auch nur ein kleines Papier ans Maistraatti. Trotzdem hat die Kleine Papis Nachnamen. Damit fährt sie in Fin einfach besser, ich bin die ewige Buchstabiererei auch schon leid... ;)

Für die deutsche Staatsbürgerschaft haben wir sehr schnell nach der Geburt einen höchst offiziellen Brief vom finnischen Ausländeramt bekommen, dass unser Kind in Finnland als deutscher Staatsbürger gilt. In D ist sie noch nicht angemeldet. Das sollte man bis zum 6. Monat beim Standesamt in Berlin machen (kann man aber auch später nachholen), aber ich weiss noch nicht, wozu das gut sein soll... man bekommt dann auch deutsche Geburtsurkunden und so etwas. Ist aber ziemlicher Papierkrieg und die Übersetzungen sind auch ziemlich teuer. Hier in Jyväskylä bekommt man ja noch nicht einmal eine englischsprachige Geburtsurkunde. Achtet auch darauf, dass der Geburtsort auf der Geburtsurkunde steht, falls Ihr so etwas auf englisch oder deutsch bekommen könnt. In Fin steht dort immer die Heimatgemeinde der Mutter, die deutsche Botschaft verlangt aber den richtigen Geburtsort. Die Anmeldung und alle Anhänge werden von der deutschen Botschaft in Helsinki geprüft und dann erst nach Berlin weitergeleitet, das ganze kann Monate oder Jahre dauern. Laut Forum hier ist die Anmeldung in D nicht Pflicht und man bekäme seinen deutschen Pass auch von der Botschaft in Helsinki - das haben wir aber auch noch nicht gemacht.

Nachdem Vaterschaft, finnische Anmeldung und die Namensgeschichte erledigt waren, sind wir noch zur Polizei - dort gab es Fridas finnischen Pass (mit Foto *gröhl*) und man bestätigte, dass sie keine Aufenthaltsgenehmigung braucht, weil sie ja durch ihren Papi auch Finnin ist. Die Zwischenzeiten ohne Namen und ohne finn. Staatsbürgerschaft spielen keine Rolle, die wissen ja alle, dass das hier etwas länger dauert.

Auf dem Anmeldeformular des Maistraatti kann man übrigens als Muttersprache finnisch, schwedisch oder andere ankreuzen. Das wurde von Bilinguisten schon kritisiert - Mehrsprachigkeit kennt man also offiziell noch nicht. Ich habe finnisch und others angekreuzt und saksa-suomi danebengeschrieben. Mir kam nämlich der Gedanke, dass u.a. der fremdsprachliche Muttersprachenunterricht an der Schule von dieser Eintragung abhängen könnte. Die in den Staaten aufgewachsenen Kinder einer Bekannte haben nämlich z.B. ihre Muttersprache trotz finnischer Eltern nach Rückkehr nach Finnland in englisch ändern lassen, damit sie für das Abitur keine grosse Prüfung in Muttersprache (sprich finnisch) schreiben mussten. Oder so ähnlich - jedenfalls kann dieses Kreuzchen durchaus einen Einfluss haben.

Hat das schon geholfen? Wenn die Mama Finnin ist, ist alles ein bisschen einfacher.
terkkuja
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Sid
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Re: Welche Vor- und Nachteile hat eine Hochzeit?

Beitrag von Sid »

susku hat geschrieben:Ausserdem würde mich interessieren, ob sich internationale Paare genauso schnell und einfach trennen können wie die Finnen, also nur Papier an Maistraatti (oder wohin?) und das war es... oder gilt dann auch irgendwie deutsches Recht? Da war doch irgend etwas mit 5 Jahren in welchem Land oder irre ich mich?
So hiess es vor kurzem auf YLE, besonders Finnland, Schweden und Holland sind dagegen.
Divorcing Foreign Spouse Could Get More Complicated

Finns married to foreigners could have a more difficult time getting a divorce in the future, if the European Commission's current plan to standardise divorce procedures is approved. The matter was reported in the newspapers Turun Sanomat, Kaleva and Etelä-Suomen Sanomat.

According to the new regulation, Finnish courts handling divorces could be forced to adapt to another country's laws that are stricter than their own. It's also possible that a Finn living abroad could no longer be granted a divorce in accordance with Finnish law.

Finland does not approve of the Commission's proposal because it does not want to make the situation more difficult for its citizens. In Finland, divorce is seen as a basic right, which can be granted without permission from one's spouse. Other EU countries, including Sweden and Holland, have also criticised the proposal.

The aim of the Commission's proposal is to help countries recognise judgments handed down in other countries. Currently divorce laws vary greatly within the EU.
YLE
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