Säugling und Arbeit

Fragen zum Familienleben: Partnerschaft sowie Kinder im deutsch-finnischen Umfeld.
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Janekke
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von Janekke »

Irgendwie verstehe ich das ganze Problem nicht. Du hast einen Job (aber zur Zeit im Mutterschaftsurlaub) und dein Freund (Student, aber im Moment "Auszeit) findet u. U. keinen Job.

Warum braucht ihr dann eine Betreuung? Dein Freund kann doch mit dem Kleinen zu Hause bleiben, während du arbeiten gehst? Auf jeden Fall vorruebergehend? :?:
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Sandra
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von Sandra »

Janekke hat geschrieben:Irgendwie verstehe ich das ganze Problem nicht. Du hast einen Job (aber zur Zeit im Mutterschaftsurlaub) und dein Freund (Student, aber im Moment "Auszeit) findet u. U. keinen Job.

Warum braucht ihr dann eine Betreuung? Dein Freund kann doch mit dem Kleinen zu Hause bleiben, während du arbeiten gehst? Auf jeden Fall vorruebergehend? :?:
Im Rahmen des Studiums muss er als Referendar arbeiten, er sitzt Stunden im Unterricht ab, den Kurzen kann er da ja nicht mitnehmen. U.a. arbeitet er auch als "Springer", wenn Lehrer mal krank sind.
Und es gibt Männer, die besonders wenn der Säugling mal Blähungen hat, freiwillig eine Stunde länger "arbeiten".....
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Varis
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von Varis »

Hallo,

schön uebrigens dich mal wieder zu lesen! :mrgreen:

Zum Thema gibt es natuerlich so viele Meinungen wie Kinder, deshalb will ich mich gar nicht gross auf ein theoretisches Konstrukt festlegen, sondern nur ganz subjektiv erzählen wie ich persönlich das sehe.

Ich persönlich glaube daran, dass es dann funktioniert, wenn die Mutter mit vollem Herzen dahinter steht und das Kind dann in eine Umgebung kommt, wo es herzlich und liebevoll, geduldig, beduerfnisgerecht usw behandelt wird. Es kann sicherlich davon profitieren, es gibt aber auch (IMO kompetente Meinungen), die daran eher nicht glauben. Manche glauben es festigt die Bindung, manche glauben das Kind "resigniert" quasi und das Urvertrauen wird angeknackst. Ob es so ist, weiss ich nicht.

Was ich weiss: mein Kind hätte einen Knacks zurueckbehalten. Ich hätte ein superbesch... Gefuehl dabei gehabt. Deshalb wär es fuer mich nicht in Frage gekommen.

Wenn dein Kind aber jetzt eine ganz andere Natur hat (und das merkt man in der Regel sehr schnell) und du selbst guten Gewissens und hoch erhobenen Hauptes aus der KiTa gehen und dich dann den halben Tag auf was anderes konzentrieren kannst, dann glaube ich persönlich nicht an einen "Schaden" den das Kind davonträgt.

Nach allen psychologischen Gegebenheiten und dem heutigen Stand der Wissenschaft (Bindungstheorie) kann man bestimmte Bindungstypen unterscheiden. Mach mal einen Test mit einer Freundin o.ä., besuch sie und geh dann aus dem Raum. Wie reagiert dein Kind? Weint es? Lässt sie sich von der Freundin trösten? Wie reagiert er, wenn du zurueckkommst?

Allgemein als "Kiga-reif" wird ein Kind betrachtet, wenn es zwar leicht irritiert ist, wenn du gehst und evtl hinter dir her will, sich dann aber von der anderen Person ablenken oder trösten lässt und dich dann freudig begruesst wenn du zurueckkommst (mein Kind war da z.B. ganz anders, sie liess sich nicht trösten und war kreidebleich und still wenn ich wiederkam).

Das ist alles jetzt sehr theoretisch.

Mein persönliches Fazit bei der ganzen Sache ist: wenn sich alle Beteiligten gut dabei fuehlen, hinterlässt es auch keinen Knacks. Wenn man sich allerdings ueber sein Bauchgefuehl hinwegsetzt, spuert diese Unsicherheit auch das Kind und es wird möglicherweise eine Unsicherheit entstehen.

Das wirst du aber sehr schnell merken, sobald du es versuchst.

Ich wuerde dir daher raten, dir zur Eingewöhnung so viel Zeit wie irgend möglich zu lassen und in den ersten Wochen jederzeit auf Abruf zu sein und einfach einzuplanen, dass du am Anfang erstmal lange dabei bist. Versuch dein Kind fröhlich und aber trotzdem zuegig zurueckzulassen und keine langen Abschiede zu machen. Wenn er weint, trösten aber nicht bemitleiden, ernst nehmen aber kein Drama draus machen. Je normaler und beiläufiger du dich verhältst, desto mehr Sicherheit hat er.
Und lass dich auf der anderen Seite auch nicht drängen zu gehen, wenn du das Gefuehl hast er hört nicht auf zu weinen beim Abschied o.ä. Es ist ein Drahtseilakt. Nicht zuviel klammern, aber auch nicht allzu brutal vorgehen. Beides erschwert den Prozess.

Ich wuensche euch beiden eine klare Entscheidung, sehr viel Selbstsicherheit und viel Glueck, egal wofuer ihr euch entscheidet.

Denk auch mal ueber Jobs von zuhause aus nach - das mach ich z.B. derzeit. Oder du bietest Reitstunden an und kannst ihn dann z.B. mitnehmen. Kommt halt drauf an wieviel im Monat euch konkret fehlt. Rechnet das mal zusammen aus und dann plant ihr zusammen. Dein Mann kann sich da auch nicht ganz raushalten, finde ich.

Ihr schafft das schon!
(und in der Zwischenzeit kommt uns doch endlich mal besuchen :mrgreen: )


Liebe Gruesse von Varis
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susku
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von susku »

Ich kenne es eigentlich auch nur so, dass die Kinder ab 9 bzw. 11 Monaten abgegeben werden, also wenn Mutterschutz + Elternzeit + alter Urlaub vorbei sind. Viele überbrücken auch noch die Sommermonate, weil die meisten Kindergärten (zumindest hier) dann geschlossen sind und es für die Kinder stressig ist, auf andere Plätze aufgeteilt zu werden, mit neuen Betreuern usw.

Kinder sind unterschiedlich, aber meine war bis zum Alter von 14 Monaten so anhänglich, dass ich sie fast gar nicht irgendwo anders lassen konnte, sie hat fast immer geweint, wenn die Mama aus dem Blickfeld verschwand und Männe hatte schlimme stundenlange Kreischkonzerte, wenn ich mal unbeding woanders hin musste, obwohl er wirlich viel zu Hause war und sich sehr oft um die Kleine gekümmert hat - wir schlafen übrigens immer noch im Familienbett, weil es nicht anders geht *lach*

Aber zurück zum Thema... versuche doch, einen Platz bei einer Tagesmutter zu bekommen, perhepäivähoitaja. Die betreuen die Kinder zuhause und haben höchstens vier davon, können sich also intensiver um ein Baby kümmern und es gibt dann nur eine Bezugsperson (sprich: weniger Knacks ;)). Gut, viele Finnen sind der Meinung, dass ein Kindergarten besser ist, weil die Kinder sich dann von vornherein an verschiedene Personen gewöhnen und weil die Erzieher dort nur spielen, sich nicht um Essen usw. kümmern müssen, aber gerade bei den ganz Kleinen finde ich eine familiäre Situation doch besser (angeblich sind die auch weniger krank).

Die Tagesmütter gehören hier immer zu einem Kindergarten, haben also dort ihren Vorgesetzten und werden von der Gemeinde bezahlt - Du selbst bezahlst also das gleiche wie für einen Kindergartenplatz und im Krankheitsfall ist auch für einen Ersatzplatz gesorgt (auch wenn das nicht ganz stressfrei für die Kinder ist, weil sie eben an "ihre" Zweitmama gewöhnt sind, aber normalerweise stattet die Tagesmutter oft Besuche im Kindergarten ab, für Musikschule, Feste, Meetings usw.)

Ich hoffe, Ihr findet eine passende Lösung. Vielleicht könntet Ihr Euch ja auch abwechselnd halbtags um das Kleine kümmern? Dann würdet Ihr zusätzlich zu Euren beiden (halben) Gehältern noch kotihoidontuki bekommen (so um die 500 e, je nach Einkommen, also das was die Gemeinde spart, weil sie für Euch keinen Platz zur Verfügung stellen braucht)
terkkuja
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Swabian
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von Swabian »

susku hat geschrieben: Kinder sind unterschiedlich, aber meine war bis zum Alter von 14 Monaten so anhänglich, dass ich sie fast gar nicht irgendwo anders lassen konnte
wir schlafen übrigens immer noch im Familienbett, weil es nicht anders geht *lach*
ein Thema über das nicht so gerne öffentlich gesprochen wird, bzw. auch viel geschwindelt wird......
als Unserer noch Kind war, kam er, bis er etwa zehn war, im Laufe der Nacht ins Elternbett geschlupft .
Wenn er mit sechzehn immer noch gekommen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich so langsam Gedanken
gemacht.
:wink:
Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen ist er ein (r)echter Kerl geworden, auf den wir stolz sind.
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Varis
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von Varis »

Hallo,

meine Tochter kommt jetzt mit 4 auch in den Perhepäivähoito, dafuer haben sich die Betreuer entschieden, damit sie dort die Sprache besser lernt. Ist uebrigens fuer euch natuerlich auch ein klares Plus, wenn er so frueh von Finnen betreut wird, lernt er auch schneller finnisch. Meine Tochter kann GAR kein finnisch bisher. :oops:

Familienbett gibt es hier auch, wir nehmen eh praktisch das volle "attachment parenting" Programm mit, also Langzeitstillen, Tragetuch tragen (nein nicht mehr mit 4... ;o)) und Familienbett. Das war uebrigens kein Konzept von uns, sondern hat sich einfach so ergeben und wir haben dann irgendwann später herausgefunden, dass es einen Namen hat.

Wuerd ich immer wieder so machen und ich lass mir da auch keinen vorsintflutlichen Quatsch einreden, dass man die Kinder damit verweichlicht und blablabla. Ich verweichliche ja auch meine Viecher, wär ja schon seltsam wenn ich es dann bei meinem Kind nicht täte. :mrgreen:

Wie habt ihr euch denn entschieden?


Liebe Gruesse von Varis
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susku
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von susku »

Varis hat geschrieben:meine Tochter kommt jetzt mit 4 auch in den Perhepäivähoito, dafuer haben sich die Betreuer entschieden, damit sie dort die Sprache besser lernt. Ist uebrigens fuer euch natuerlich auch ein klares Plus, wenn er so frueh von Finnen betreut wird, lernt er auch schneller finnisch. Meine Tochter kann GAR kein finnisch bisher. :oops:

Familienbett gibt es hier auch, wir nehmen eh praktisch das volle "attachment parenting" Programm mit, also Langzeitstillen, Tragetuch tragen (nein nicht mehr mit 4... ;o)) und Familienbett. Das war uebrigens kein Konzept von uns, sondern hat sich einfach so ergeben und wir haben dann irgendwann später herausgefunden, dass es einen Namen hat.
Ojee, wir haben das Problem anders herum, aber noch Hoffnung: meine spricht 90% finnisch, versteht aber offensichtlich ganz gut deutsch. Wir haben total süsse Konversationen, ich labere sie auf deutsch zu und sie mich auf finnisch. Für Aussenstehende muss das ganz witzig sein :) Manchmal kombiniert sie auch deutsche und finnische Wörter und Regeln *fasziniertsei* so wie "anna Gabeli" oder "mennään Omilaan"

Ich würde immer wieder den Perhepäivähoito vorziehen, zumindest für Kinder unter 3 Jahren.

Das mit dem attachment parenting ist bei uns auch mehr oder zufällig so gekommen. Ich war schwanger in Ireland und habe dort kiloweise Babymagazine eingesackt und ganz zufällig ein Buch über Babypflege, was im Angebot war (5 Euro..) Das der Titel "natural parenting" war, habe ich erst später gesehen und bin dann beim Lesen von einer Begeisterung in die andere gefallen, weil es genau das war, was ich gefühlsmässig gemacht hätte und was auch super geklappt hat. Okay, manchmal wäre es schon ganz angenehm, allein in meinem eigenen Bett zu liegen, aber das kann ich vielleicht auch noch in 10 Jahren oder so *galgenhumoran*

Ich kenne hier in Fin ziemlich viele Öko-Mamis, vor allem, was die Stoffwindelei angeht, aber nur wenige schlafen im Familienbett. Gut, wenn es ohne klappt, aber wenn das Kind nur schreit und unglücklich ist, gebe ich lieber nach. Muss man vielleicht probieren und dann für sich entscheiden. Ich finde es aber gut, dass in Eltern, Kaksplus usw. inzwischen immerhin auf diese Möglichkeit hingewiesen und dem Kind ein Namen gegeben wird ;) - so spart man sich zumindest ein schlechtes Gewissen.

Neulich hat mir auch eine Bekannte ganz heimlich in Facebook eine Nachricht geschickt, dass ihr fast vierjähriger Sohn immer noch ab und zu gestillt wird... komisch, dass man sich dafür schämen muss. Aber ich gebe es zu, früher fand ich es vielleicht auch komisch, so grosse Racker noch an der Tanke hängen zu haben *lach*
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Varis
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Re: Säugling und Arbeit

Beitrag von Varis »

Hallo,

ach dass Leute das komisch finden, dafuer hab ich Verständnis, ich glaube ich hätte es auch komisch gefunden wenn es sich nicht von allein so ergeben hätte. Und ich wuerde es ihr zuliebe auch nicht mehr in der Öffentlichkeit machen, sondern teste immer vorsichtig an wie die Leute drauf reagieren. In so einem kleinen Kaff wird man schnell verschrien. Ich hab aber auch festgestellt, dass die Finnen gar nicht so konservativ und vorbelastet sind wie sie einem manchmal vorkommen. Die sind eher ueberrascht-interessiert und kennen immer jemanden in ihrer Familie, der auch lange gestillt wurde. Ich glaube man erinnert sich in Finnland noch besser an das was "frueher" gemacht wurde und empfindet es auch nicht als schräg, sondern finden es eher positiv, dass man "alte Werte" heranzieht. Muss ja keiner wissen, dass wir es nicht wegen der alten Werte machen. :mrgreen:

Ich denke auch, dass zumindest die meisten Finnen mit denen ich rede nicht ganz so von dieser Angstmacherei vergiftet sind, dass Kinder (und Hunde) augenblicklich zum Tyrannen werden, sobald man ihnen mal die Butter auf dem Brot gönnt. Dieses ganze "die tanzt dir auf der Nase rum" und "Konsequenz!" Gerede kann ich nicht mehr hören. Ist ja nicht so, dass sie ALLES kriegt was sie will, aber bei Grundbeduerfnissen seh ich keinen Sinn darin kuenstliche Einschränkungen zu machen, solange es uns allen damit gut geht. Grenzen werden da gesetzt, wo es nötig ist und nicht weil in irgendeinem Buch steht, dass es so sein muss.

Solange es allen Beteiligten in der Familie gut geht und niemand (inklusive der Eltern) seine eigenen Beduerfnisse und Grenzen ignorieren muss, ist doch alles ok.


Liebe Gruesse von Varis
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