Wie zum Spezialisten?

Ideenaustausch zum Thema Leben in Finnland.
Sanna B.
Beiträge: 325
Registriert: Di Okt 10, 2006 8:28 pm
Wohnort: Tampere (war: Münchner Süden)

Beitrag von Sanna B. »

Sanna B. hat geschrieben:In Finnland wird nicht gewählt. Definitiv nicht. Es gibt Neuvola und Terveyskeskus-Arzt (nix Gynäkologe!) und das Krankenhaus in deinem Gebiet und das war's. Wählen ist nicht.
Das muß noch sein:
Suomi ja Portugali ovat EU:n jäsenmaista ainoat, joissa synnyttäjä ei saa vapaasti valita lapsensa synnytyspaikkaa. Suomalainen äiti saa synnyttää, missä haluaa, vain, jos maksaa koko laskun itse.
Quelle: http://www.aamulehti.fi/sunnuntai/teema ... 0927.shtml
"Innerhalb der EU dürfen Gebärende nur in Finnland und Portugal nicht selbst bestimmen, in welcher Klinik sie ihr Kind zur Welt bringen wollen. Eine finnische Mutter darf nur in dem Falle selbst entscheiden, wo sie ihr Kind gebärt, wenn sie die ganze Rechnung selbst bezahlt."
:bduh
Benutzeravatar
Neumi
Beiträge: 516
Registriert: Do Okt 19, 2006 1:02 pm
Wohnort: Soukka, Espoo

Beitrag von Neumi »

@Sanna
Wenn ich lese was Du schreibst, kann ich auf sofort erkennen, warum Deutschland (und die Schweiz) die Gesundheitskosten nicht im Griff haben. Es ist ja wirklich schön wenn auf die Ansprüche von jedem sehr tief eingangen wird, aber sind wir Schlussendlich dazu bereit, für alle Spezialbehandlungen zu bezahlen ?

Wir haben drei Kinder, zwei davon sind in Finnland auf die Welt gekommen eins in Holland. Wir haben also eine Hausgeburt in Holland sowie zwei Krankenhausgeburten in Finnland mitgemacht. Jedes Land hat seine Vor- und Nachteile. Ich kann jedoch nichts schlechteres hier in Finnland erkennen, die Betreuung war bei allen Schwangerschaften sehr gut. Es passt zu der Mentalität der Leute hier, das es hier etwas sachlicher und weniger Emotional zugeht.

Das positivste hier in Finnland finde ich jedoch die 3 Wochen Vaterschaftsurlaub. :D
Sanna B.
Beiträge: 325
Registriert: Di Okt 10, 2006 8:28 pm
Wohnort: Tampere (war: Münchner Süden)

Beitrag von Sanna B. »

Ach und noch bevor ich Schelte kriege:
Entschuldigung, ging (wieder) a Bisserl an Thema vorbei... :oops:
Aber so ist es halt beim unterhalten (auch in der virtuellen Welt) - ich komme immer von hundertsten ins tausendste...
Benutzeravatar
Neumi
Beiträge: 516
Registriert: Do Okt 19, 2006 1:02 pm
Wohnort: Soukka, Espoo

Beitrag von Neumi »

"Innerhalb der EU dürfen Gebärende nur in Finnland und Portugal nicht selbst bestimmen, in welcher Klinik sie ihr Kind zur Welt bringen wollen. Eine finnische Mutter darf nur in dem Falle selbst entscheiden, wo sie ihr Kind gebärt, wenn sie die ganze Rechnung selbst bezahlt."
Ist das wirklich so ? Ich kenne Freunde, welche von Espoo nach Ekenäs (Tammisaari) zur Geburt gingen, wegen der angeblich besseren Methoden dort. Ich weiss jetzt nicht ob sie das selber bezahlen mussten, oder ob dies wegen der Sprache (Schwedisch) möglich war.
Sanna B.
Beiträge: 325
Registriert: Di Okt 10, 2006 8:28 pm
Wohnort: Tampere (war: Münchner Süden)

Beitrag von Sanna B. »

Neumi hat geschrieben:Es ist ja wirklich schön wenn auf die Ansprüche von jedem sehr tief eingangen wird, aber sind wir Schlussendlich dazu bereit, für alle Spezialbehandlungen zu bezahlen ?
Sogar ich denke, daß das Gesundheitssystem in D (CH kenne ich ja nicht) nicht unbedingt wirtschaftlich sinnvoll ist.
Nichtsdestotrotz finde ich die allgemeine Gesundheitsversorgung auf der öffentlichen Schiene in Finnland nicht gut. Nicht einmal wirklich ausreichend. Und Vorsorge, wie bereits erwähnt, gibt's ja für Erwachsene gar nicht.
Benutzeravatar
Antje
Beiträge: 846
Registriert: Mi Okt 04, 2006 5:35 pm
Wohnort: Turku

Beitrag von Antje »

Sanna B. hat geschrieben: Sobald man Frau ist (:mrgreen:), schaut's schon anders aus: nix Vorsorge beim Gynäkologen, so als Beispiel.
ja, das ist z.B. ein Spezialist, den ich meine. Wie schauts denn aus, muss man sich also privat einen Termin holen? Bei der Krebsvorsorge wurde mir gesagt, dass die Brustkrebsvorsorge ab 50J (!) gemacht wird. Bissl spät...
In Finnland wird nicht gewählt. Definitiv nicht. Es gibt Neuvola und Terveyskeskus-Arzt (nix Gynäkologe!)
Ich durfte wählen zwischen einer Ärztin, die mich tadelte, dass ich kein Finnisch spräche, dass ich mich doch integrieren müsste und überhaupt was soll das immer mit dem Englischsprechen (ich war 1 Jahr in FIN, Fachfinnisch zur Besprechung der Schwangerschaft werde ich ich 10 Jahren noch nicht können) - und einer, die kein Englisch sprach und mich nur mit einem "alles normal" abspeiste, obwohl ich 22/23Wochen lang nur spuckte, nicht mehr die Jüngste bin und wahnsinnig Angst vorm Schiefgehen und frühe Wehen hatte. Zur Krönung bekam ich von ihr ein bluthochdrucksenkendes Medikament, zum Stoppen der Wehen! Hab eh niedrigen Blutdruck und wäre davon wohl sofort umgekippt. Meine Arztfreundin in D hat sich gewundert - so etwas wird seit Jahren nicht mehr in D verschrieben. Das Rezept kam in den Reisswolf... mein Vertrauen in die ärztl. VORsorge in der Schwangerschaft ging den Bach runter.
Im KH fühlte ich mich hingegen gut beraten und versorgt.

Was das "voivoi" bei Depressionen angeht - da dachte ich echt, dass man hier mehr auf Zack ist, aber Sensibilität/Empathie ist wohl auch nicht der Finnen Stärke. Oder ist man abgestumpft, weil eh alle depressiv sind, genau wie alle laktoseintolerant sind und deswegen was schlucken? (Böse gefragt).
Home is where the heart is.
Benutzeravatar
Neumi
Beiträge: 516
Registriert: Do Okt 19, 2006 1:02 pm
Wohnort: Soukka, Espoo

Beitrag von Neumi »

Sanna B. hat geschrieben:
Neumi hat geschrieben:Es ist ja wirklich schön wenn auf die Ansprüche von jedem sehr tief eingangen wird, aber sind wir Schlussendlich dazu bereit, für alle Spezialbehandlungen zu bezahlen ?
Sogar ich denke, daß das Gesundheitssystem in D (CH kenne ich ja nicht) nicht unbedingt wirtschaftlich sinnvoll ist.
Nichtsdestotrotz finde ich die allgemeine Gesundheitsversorgung auf der öffentlichen Schiene in Finnland nicht gut. Nicht einmal wirklich ausreichend. Und Vorsorge, wie bereits erwähnt, gibt's ja für Erwachsene gar nicht.
Ich ging jetzt eher auf die Schwangerenvorsorge ein, welche ich hier in Finnland als ausreichend und gut empfinde.
Bei der generellen Gesundheitsvorsorge gibt es hier durchaus grössere Mängel, da stimme ich Dir zu.
Zuletzt geändert von Neumi am Fr Mär 02, 2007 4:21 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Sanna B.
Beiträge: 325
Registriert: Di Okt 10, 2006 8:28 pm
Wohnort: Tampere (war: Münchner Süden)

Beitrag von Sanna B. »

Neumi hat geschrieben:Ist das wirklich so ? Ich kenne Freunde, welche von Espoo nach Ekenäs (Tammisaari) zur Geburt gingen, wegen der angeblich besseren Methoden dort.
Ja, wirklich...
Das hat mit den Sairaanhoitopiiri zu tun: Tammisaari gehört zu Helsingin ja Uudenmaan sairaanhoitopiiri (Helsinki, Espoo, Vantaa, Porvoo, Hyvinkää, Lohja, Tammisaari); innerhalb davon kann man wählen.
http://www.vns-lus.fi/bb/eng3.htm
Wo anders in Finnland ist das nicht so, weil es einfach nicht so viele Geburtskliniken gibt. Wer in Tampere wohnt, darf z.B. nicht nach Vammala (Klinik mit sehr gutem Ruf) sonder muß zu TAYS.
Benutzeravatar
Neumi
Beiträge: 516
Registriert: Do Okt 19, 2006 1:02 pm
Wohnort: Soukka, Espoo

Beitrag von Neumi »

Wo anders in Finnland ist das nicht so, weil es einfach nicht so viele Geburtskliniken gibt. Wer in Tampere wohnt, darf z.B. nicht nach Vammala (Klinik mit sehr gutem Ruf) sonder muß zu TAYS.
Da muss ich sagen, klingt doch vernüftig.
Das Land ist gross und welcher Mann fährt schon freiwillig mit seiner Frau in den Wehen 100km oder mehr durch die Pampa, während diese Jammert, ob er nicht schneller + sanfter fahren könnte.
Diese Gesetze wurden sicherlich von Männern gemacht. *Kleiner Scherz am Rande* :wink:

So jetzt ist aber Feierabend !
Benutzeravatar
fax
Beiträge: 3661
Registriert: Do Dez 21, 2006 11:36 pm
Wohnort: Helsinki

Beitrag von fax »

Stefan hat geschrieben:Es halten sich wohl überdurchschnittlich viele hochschwangere Frauen gerade kurz vor dem ET bei irgendwelchen Freunden in der Nähe von guten Kliniken "zu Besuch" auf.
Als Nebeneffekt wären damit dann auch die Nerven der Männer geschont. :wink:
Xanthippe
Beiträge: 3
Registriert: Di Jan 23, 2007 8:50 pm

Beitrag von Xanthippe »

Das ist zwar von einem dieser Übeltäter (=Ärzte) selbst geschrieben, aber wenn man die Geburtenrate anschaut, muss man doch langsam daran denken, ob wir Lust haben müssen jeden möglichen "Service" zu bezahlen...

Deutsches Gesundheitssystem: Mehr Mut zum NEIN-Sagen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 3 vom 19.01.2007

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... e&id=54156
Sid
Beiträge: 2390
Registriert: Sa Sep 30, 2006 11:32 pm

Beitrag von Sid »

Von Schwangerschaften hab ich keine Ahnung, aber ich teile Sannas Meinung mit der eigenen Wahl in jeder Hinsicht. Ich vermute, dass es eine der grössten Vertrauenssachen der Welt ist. Von Freundinnen hab ich ähnliche Meinungen gehört. Eine Finnin hat übrigens Tammisaari gewählt. Ich weiss nicht, ob sie was bezahlen musste. Der Grund war, die lieblose Behandlung, z.B. wenn frau von der Norm abweicht, wenn es um die Psyche in der Schwangerschaft geht, oder wenn man sich den "Verboten" nicht unkritisch anpasst.

Es gibt eine Art Gyn-Krebsvorsorge. Eine Einladung zu Neuvola kam letztes Jahr (wenn frau 35 J. wird). Es ist nur eine Standarduntersuchung, eine richtige Krebsvorsorge dann erst ab 50 (ja, !!!). Ich wollte mal gern unsere Neuvola von Innen sehen, kam aber nicht dazu, denn ich geh jährlich zu einer solchen Untersuchung im Rahmen unseren Firmenabkommens bei der Grosspraxis (Gyn). Ich weiss, dass meine Freundin zwecks dieser 35-J. Kontrolle in irgendeinen mobilen Container in Hki gegangen ist. Eine schauderhafte Vorstellung.

Es mag sein, dass die Kosten im Griff gehalten werden. Diese Woche gab es die Nachrichten über die steigende Anzahl der Drogensüchtigen, aber kaum Behandlungsmöglichkeiten. Es fiel eine Zahl, wofür die Mittel reichen, um die Drogensüchtigen zu behandeln. Ich glaube es war ein Fünftel. Bissl knapp.

Wenn man das Vaalikone betätigt, gibt es ebenfalls eine Frage, ob die TK-Gebühr gehaltsabhängig werden sollte. Einige Parteien scheinen es zu vertreten. Dann sind wir zweifach gelackmeiert. Dürfen mehr bezahlen und lang genug warten. :roll:

Es kann nicht sein, dass es die finn. Mentalität macht, dass es sachlich-kühl ist. Meine Ärzte hier möchte ich nicht missen. Inzwischen wird es nicht mehr von der Kartei abgelesen, was war letztes Mal, sondern es ist eine vertraute Beziehung. Also es geht, wenn man dafür bezahlt.
Benutzeravatar
Antje
Beiträge: 846
Registriert: Mi Okt 04, 2006 5:35 pm
Wohnort: Turku

Beitrag von Antje »

Stefan hat geschrieben: Es gibt da eine Lücke, die laut meiner Freundin gern genutzt ist:
Wenn die Mutter sich gerade "zufällig" im Bereich eines anderen Krankenhauses aufhält, kann sie dort natürlich hingehen, wenn "zufällig" dann die Wehen kommen. :arrow: "Notfall" :arrow: nix zahlen
Es halten sich wohl überdurchschnittlich viele hochschwangere Frauen gerade kurz vor dem ET bei irgendwelchen Freunden in der Nähe von guten Kliniken "zu Besuch" auf.
Ich finde, dass dies keine Lücke sein sollte, frau sollte nicht auf diese Weise gezwungen sein, ihr zu Hause kurz vor den Geburt für ein Besucherbett eintauschen zu müssen.
Man(n) unterschätzt gern, wie wichtig die Umgebug für Schwangere ist, besonders, wenn sie das erste Kind bekommen, alles neu und beängstigend ist. Aus diesem Grund habe ich immer Grosskliniken gewählt, denn ich wollte nichts dem Zufall überlassen und Notversorgung für Mutter und Kind am Ort haben. Andere Frauen fühlen sich aber in einer häuslicheren Umgebung wohler und sicherer. Da will/sollte man sich nicht zu "linken Dingern" gezwungen sehen, denn das erhöht ja noch die Nervosiät.

Dem Klinikwahlwahn deutscher Mütter stehe ich mittlerweise leicht amüsiert gegenüber. Als ich mein erstes Kind bekam, habe ich mir allerdings auch eine alternative Klinik angeschaut (weil man das halt so machte und Uniklinikum ja so "steril" ist). Uniklinik hat trotzdem oder gerade deshalb "gewonnen" und ehrlich - die Tapete des Entbindungszimmers war mir nach 12h Wehen sowas von egal...

Ich bin eben keine Hausburt/Geburtshausmutter und durfte mir das spezialisierteste Krankenhaus in der Umgebung aussuchen. Wer was anderes braucht, um beruhigt in die Geburt gehen zu können, sollte das auch tun dürfen.

Hebammenbesuch zu Hause hätte ich mir aber auch beim dritten Kind sehr gewünscht, denn es geht ja nicht ums richtige Wickeln sondern emotionale Unterstützung von aussen.
Vorbereitungskurs zum Atmen hätte auch gut getan.
Rückbildungskurs wäre sehr nötig gewesen.
Home is where the heart is.
Sanna B.
Beiträge: 325
Registriert: Di Okt 10, 2006 8:28 pm
Wohnort: Tampere (war: Münchner Süden)

Beitrag von Sanna B. »

Antje hat geschrieben:Vorbereitungskurs zum Atmen hätte auch gut getan.
Rückbildungskurs wäre sehr nötig gewesen.
Ich habe übrigens auch bei der zweiten Schwangerschaft einen Vorbereitungskurs besucht und fand es keineswegs überflüssig oder unnötig - auch wenn mir die Materie ja im Prinzip schon bekannt war :wink:.

Und Rückbildungskurs kann ich nur wirklich wärmstens empfehlen (wer dazu irgendwie eine Möglichkeit hat), davon ziehe ich immer noch, fast 5 Jahre nach dem ersten Kurs, Nutzen.
Benutzeravatar
Antje
Beiträge: 846
Registriert: Mi Okt 04, 2006 5:35 pm
Wohnort: Turku

Beitrag von Antje »

Sanna B. hat geschrieben: Ich habe übrigens auch bei der zweiten Schwangerschaft einen Vorbereitungskurs besucht und fand es keineswegs überflüssig oder unnötig - auch wenn mir die Materie ja im Prinzip schon bekannt war :wink:.
Genau, denn man darf auch nicht vergessen, wieviel Wissen der Stilldemenz und dem Muttersein allgemein anheim fällt :wink:
Home is where the heart is.
Antworten