Nokia-Boykott?

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roelli
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von roelli »

Hans hat geschrieben: Ich hätte gern ein "DDR-Handy"!
Zu DDR - Zeiten hat man übrigens im Rahmen des RGW unter dem Schlagwort Sozialistische Ökonomische Integration schon einmal die Herstellung von Erzeugnissen in andere Länder verlagert. Auf diese Weise wollte man u.a. die Wandlung von landwirtschaftlich orientierten Staaten zu Industriestaaten fördern.
So wurden z.B. keine Gothaer (Strassenbahn) mehr hergestellt, deshalb findet man heute in Berlin, Dresden, Magdeburg, etc. ähnliche Tatra-Strassenbahnen, wie z.B. in Tallinn und Riga.

Nach Rumänien wurde damals der T159 (Mobilkran/Bagger) verlegt.

Nach der Produktionsverlagerung vom VEB Landmaschinenbau "Rotes Banner" Döbeln wurde der T 159 modifiziert, und es entstand im Landmaschinenwerk ">„7. November“ in Craiova, der TIH 445.
http://www.ddr-landmaschinen.de/fahrzeu ... echnik.htm
Gewollt waren sie danach nicht mehr unbedingt.

Tja, vielleicht hat Nokia noch niemand erzählt das der RGW nicht mehr besteht. :wink:
Am 16. Mai 1973 unterzeichnete Finnland ein Kooperationsabkommen mit dem RGW.
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roelli
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von roelli »

Katja hat geschrieben:Am Standort Bochum sollte schon im Januar 2005 plötzlich das gesamte Mobilephone R&D zugemacht werden. Wir waren damals betroffen. Mein Freund hatte in der ersten Januarwoche noch eine Fortbildung. Am ersten Arbeitstag danach ist jemand aus Finnland angereist, es gab eine Betriebsversammlung mit der Ankuendigung, dass das R&D zugemacht werden soll. Peng. Es wurden Abfindungsverträge abgeschlossen und viele Leute sind ganz gegangen oder nach Duesseldorf oder Ulm gewechselt. Es hat damals dann doch noch als 'letzte' Chance ein Projekt gegeben, das wohl sehr gut lief, deshalb ging es bis jetzt in BO weiter. Das ganze kann auch nur ein Schachzug des Managements gewesen sein. Wirklich sicher hat sich -spätestens- seitdem niemand mehr gefuehlt, aber es wollte auch keiner so richtig wahrhaben. Wir haben damals beschlossen zu gehen.
im Forum von chefduzen
Einer von vielen: Jens König verliert bei Nokia seinen Job

Nein, aus allen Wolken seien sie nicht gefallen, meint König. Seit
einem Jahr hätten sie keine "Roadmap" mehr zu sehen bekommen.
Sie
wussten deshalb nicht, welche Geräte, welche technischen Anwendungen
sie künftig zu entwickeln haben. Und sie haben sich ihren Teil gedacht:
"Entweder das Management weiß nicht, welche Produkte entwickelt werden
sollen. Oder sie planen nicht mehr mit uns", dachte König. Er hat
Erfahrung im Kampf um Jobs. Bereits 2005 stand die
Entwicklungsabteilung vor dem Aus. Doch damals hätten sie ein
Faustpfand in der Hand gehabt, erinnert sich der 40-Jährige: "Nokia
wollte damals eines unsere Produkte unbedingt auf den Markt bringen"
.
Und setzt lakonisch hinzu: "Das ist jetzt anders."
http://www.chefduzen.de/thread.php?thre ... r=0&page=3
dort findet man auch eine Handykalkulation:
Was kostet ein Mobiltelefon?

Ein Mobiltelefon ohne Vertrag kostet ca.: 300€

Die Produktionskosten belaufen sich auf ca.: 25€

35% Computerchip

15% Display

10% Software

15% Kamera, Akku, Gehäuse

4% Arbeitskosten

Quelle: wdr.de
und das findet man auch. :|

Wenn's interessiert:
http://www.nokiaport.de/forum/thread.ph ... c9eef047ea
http://de.wikipedia.org/wiki/Nokia-Werk_Bochum (Neu?)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nokia (inzwischen gesperrt)
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion ... _Kallasvuo
Er hofft, dass es viel Widerstand und viel Lärm in Deutschland gibt. Und er hofft, dass es einen grossen Imageschaden gibt.


Was mich wundert, das solche Ereignisse in D nicht (mehr) filmisch verarbeitet werden, mit allem Möglichen wird man zugedudelt. In England war /ist(?) das wohl anders. Wie z.B. bei Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten

http://de.youtube.com/watch?v=9RM6MQJRj ... re=related

Eine Szene darin fand ich gut, nämlich als Gloria's positive Wirtschaftlichkeitsuntersuchung abgelehnt wird. Daraufhin wirft sie ihrem Chef vor, dass er dies schon vor 2 Wochen gewusst hätte, als er eben diese Untersuchung bei ihr in Auftrag gab. Ihr Chef erwiderte, "Nein, das ist falsch das habe ich schon vor 2 Jahren gewusst."

Denn er glaubt, dass sich an der Mentalität der Entscheidungsträger selbst in einem grossen Konzern wie Nokia etwas ändern könnte. Ich persönlich glaube nicht daran.
In Schach halten, reicht schon. 8)
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derdingens
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von derdingens »

Was kostet ein Mobiltelefon?

Ein Mobiltelefon ohne Vertrag kostet ca.: 300€

Die Produktionskosten belaufen sich auf ca.: 25€

35% Computerchip

15% Display

10% Software

15% Kamera, Akku, Gehäuse

4% Arbeitskosten

Quelle: wdr.de

Wie jetzt, 4% Arbeitskosten?

Das wäre bei 25 Euro Herstellungskosten ja ein schlapper Euro- und dafuer soll ein Werkumzug inclusive Neubau, Abfindungen ect pp sich lohnen? Und gaaanz umsonst werden sie in Rumanien ja auch nicht arbeiten...
Oder wird da die Handy-Weltproduktion hergestellt?

Ich zitiere mal: Sachen gibts, die gibts gar nicht.....
Sid
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von Sid »

Entwicklung wird aber doch nicht in der Produktionsstätte gemacht, wenn ich richtig verstanden habe. Momentan noch wird es Nokia aus der (finnischen) Hand nicht hergeben. R&D ist doch noch grösstenteils in Finnland, gut (und billig). Zunehmend vielleicht aber auch China und Indien, aber doch nicht Rumänien :shock:
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roelli
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von roelli »

Stefan hat geschrieben: Außerdem - wenn das in D einen Euro kostet, kostet das in Rumänien 15 Cent.

Irgendwo stand was von 10 mal billiger. 10 Cent
Hast Du eigentlich eine Vorstellung davon, WIE viele Handies Nokia so baut...?
Nur mal grob überschlagen...:
Nokia produziert seit 1989 Mobiltelefone in Bochum, es werden täglich 100.000 bis 150.000 Handies montiert
http://www.labournet.de/diskussion/arbe ... html#nokia

365 x 150.000=ca: 54.750.000


sid hat geschrieben:..., aber doch nicht Rumänien :shock:
Man spricht von Nokia Village
http://nokia.cluj.info/flexilist/8

Insgesamt 15 000 Arbeitsplätze wird Nokia indirekt in der Region schaffen, schätzt das rumänische Arbeitsamt. Die ersten rumänischen Angestellten wurden im vergangenen Sommer ausgewählt. Für die 500 Plätze bewarben sich damals sage und schreibe 8200 Kandidaten. Die Kreishauptstadt Cluj gilt als Zentrum für IT-Ausbildung. Siemens finanziert dort ein Forschungszentrum. Die US-Firma Emerson hat am Stadtrand von Cluj ebenfalls einen Industriepark errichtet. Dies dürfte auch Nokia angelockt haben. Die Finnen waren schon seit 2006 auf der Suche nach einem Standbein in Rumänien.
http://www.handelsblatt.com/News/Untern ... -jucu.html

Nur mal so.
Für die 500 Plätze bewarben sich damals sage und schreibe 8200 Kandidaten.

Für das BMW Werk Leipzig waren es 140.000 Bewerbungen bei ca.5000 Stellen.
http://64.233.183.104/search?q=cache:61 ... cd=4&gl=de
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vole04
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von vole04 »

Anita hat geschrieben:Da gibt es aber grosse regionale Unterschiede. Bochum hat, wie das gesamte Ruhrgebiet, eine ueberdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit. Hinzu kommt, dass in der Produktion viele geringqualifizierte Kräfte und auch sehr viele mit Migrationshintergrund ohne Ausblidung arbeiten. Das sind dann auch nicht unbedingt die Kräfte, die z.B. MAN sucht.
Es wird einfach schwierig in dieser Region neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Es ist absolut verständlich, dass die Leute besorgt um ihre Existenz / Zukunft sind. Das hat nichts mit Herumjammern zu tun.
Also da wären wir dann wiede bei dem Grund, warum Unternehmen wo anders investieren, weil die Länder dort sehr viel in Ausbildung investieren (natürlich ist das hier pauschalisiert von mir, mehr als Kritik gegen D).

Aber die Mobilität in Deutschland ist da auch wieder so ein Thema. Ich selbst sehe das aber auch als ein echtes gesellschaftliches Problem an, wenn man Menschen mehr und mehr dazu zwingt sich zu verpflanzen, hinterlässt das auch etwas in der Gesellschaft.

Katja hat geschrieben:...was mir persönlich an der Sache so weh tut, ist, dass man sich so ausgeliefert fuehlt. Arbeitslos ohne Vorwarnung, man hat null Einfluss. Guter Job bedeutet noch lange nicht, dass man sicher ist.
Das ist der Punkt an dem es uns alle treffen kann. Und wenn es in USA eine Rezession gibt, die auch das Wachstum in Asien verkleinert, ist das auf dem Arbeitsmarkt Finnland mit den laxen Arbeitsverträgen sicherlich noch schwerer als in D. Aber das ist eben die Situation heute und die damit verbundenen Angst ...
Man soll bei allem was man tut immer man selbst bleiben.
Sid
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von Sid »

Das ist klar, aber die Finnen lassen sich nicht so ganz die R&D aus der Hand reissen. Das war zumindest bisher der Trend, dass sie den Ton angeben (bei Netzwerken ist es aber zunehmend auch Ungarn). Angesichts der ach so schlechter Ausbildung in D haben Finnen überraschend hohe Meinung von deutschen Ingenieuren (ob berechtigt, weiss ich jetzt nicht). Nur bezahlen können sie sie kaum. Grob 40% Unterschied.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie zum set up erstmal Finnen darunter schicken. Das war in anderen Sparten auch so.
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derdingens
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von derdingens »

Falsch gedacht...
In der Software sind z.B. auch noch Arbeitskosten (Entwicklung) versteckt.
Außerdem - wenn das in D einen Euro kostet, kostet das in Rumänien 15 Cent. Bei einer Million Handies macht das 850.000 Ersparnis.
Hast Du eigentlich eine Vorstellung davon, WIE viele Handies Nokia so baut...?

Das müssen tausende sein.... :mrgreen:

Nur mal grob überschlagen...:
Laß es in Deutschland (NUR Deutschland) 80 Mio. Handies geben. 3/4 dürften von Nokia sein, also 60 Mio. In D gibt es mit Vertrag alle 2 Jahre ein neues gesponsortes Handy, was die meisten auch nutzen. Macht also im Schnitt 30Mio. Handies pro Jahr NUR FÜR DEUTSCHLAND. Das wären nur für D 25,5Mio. Ersparnis pro Jahr. Rein die Arbeitskosten versteht sich. Standortkosten, Elektrizität, Steuern, etc. mal völlig außen vor gelassen.[/quote]


OK, ich machs mal etwas klarer:

Kosten für Werksschliessung laut Zeitungen: "Hunderte Millionen Euros"
Kosten für neue Fabrik in Rumänien: 60 Mio Euro.

Macht erstmal so um die 300 Mio Vorkasse, und dafur muss man schon eine Menge Handies zusammenschrauben. Wo die Arbeitskosten doch eh untergeordnet sind.

Gruss, dingens

PS: Wenn Nokia 75% Marktanteil hätten, hätten die schon länge ein EU-Monopol-Verfahren am Hals :mrgreen:
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fax
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von fax »

Hier ist eine dreiteilige Artikelserie zu den möglichen Schwierigkeiten und Kosten, die auf Nokia in Rumänien noch zukommen könnten: http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 81,00.html
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roelli
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von roelli »

Wenn die Zulieferer auch noch Arbeitskräfte suchen, steigen die Löhne wohl recht schnell.

Romania on se paikka EU:ssa, jossa päästään lähimmäksi Aasian kustannustasoa. Nokian palkat Romanian tehtaan tuotannossa liikkuvat 160–200 euron välillä, kun Unkarissa palkkakustannukset ovat jo kolme kertaa niin suuret.
http://www.tekniikkatalous.fi/tyo/article44237.ece

Dann passiert das selbe wie in Estland, das die Arbeitskräfte nicht reichen.
Four foreign-owned businesses have closed their Estonian factories, and several more are considering pulling out of the country as employment conditions put a squeeze on the economy.
http://www.baltictimes.com/news/articles/18650/

Attac möchte Nokia boykottieren.

"Nokialainen kapitalismi epäinhimillistä"

Maailmankaupan vapauttamista vastustava Attac-järjestö vaatii Nokian matkapuhelinten boikottia. Attac perustelee boikottia Nokian päätöksellä sulkea matkapuhelintehdas Bochumissa Saksassa.

http://www.kauppalehti.fi/4/i/uutiset/e ... p?oid=9189

http://www.attac.fi/nokiakannanotto
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roelli
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von roelli »

Au backe, jetzt tritt der finnische Botschafter auch noch ins Fettnäpfchen.
...Der finnische Botschafter in Deutschland nannte die heftige Kritik an der angekündigten Werksschließung "übertrieben und ein bisschen hysterisch".
...
Das geplante Aus in Bochum könnte sich der "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" zufolge zur teuersten Werksschließung der deutschen Wirtschaftsgeschichte entwickeln. Die Kosten beliefen sich auf mehrere hundert Millionen Euro, berichtete die Zeitung am Montag unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Insbesondere der Sozialplan werde teuer für den Konzern, da Nokia dafür selbst tief in die Tasche greifen müsse, weil das Werk nicht insolvent ist, sondern Gewinne macht.
http://afp.google.com/article/ALeqM5gKl ... sBbtjHSWNg

Dann ist da eine Äusserung, die mir schon mehrfach aufgefallen ist, die Schuldzuweisung an die technische Entwicklung. z.B. bei Kindern, wenn diese sich gegenseitig necken, fiel manchmal der Satz: Bist Du Mensch oder Ingenieur?

Mich wundert nur das dies Herr Lehto auch so, dahersagt.
Die Schliessung in Bochum erfolgt aufgrund ökonomischer Massstäbe, nicht auf Grund technischer Überlegungen.
Eine Krähe hackt der Anderen kein Auge aus. :wink:
Der Ökonom Eero Lehto vom Wirtschaftsforschungsinstitut des finnischen Gewerkschaftsverbandes in Helsinki meinte über die Hintergründe: "Wir sind wirklich überrascht, wie Nokia das angeht. Eigentlich hätten wir sie für ein modernes Unternehmen gehalten." Der Konzern habe den Schließungsbeschluss für Bochum "in der Art von Ingenieuren gefasst und vermittelt, ohne die gewaltigen sozialen und regionalen Dimensionen zu bedenken".
http://www.handelsblatt.com/News/Untern ... stand.html
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jordekorre
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von jordekorre »

Sid hat geschrieben:Ach ne, als ich es noch gelesen habe, stand da noch "sagte Struck dem Blatt (Bild Zeitung) gegenüber". Steht ja da immer noch. Es geht wohl nicht darum, wer NICHT in Deutschland produziert, sondern die Art und die Bewegungsgründe des Rückzugs (Profitgeilheit, normal).
Also wenn Struck und Seehofer jetzt ihre Nokia-Handys tauschen wollen, dann sollten sie aber schon wissen, dass Nokia trotz dieser Werksschliessung immer noch Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt, im Gegensatz zu anderen Herstellern...

Und wenn dann als Argument kommt, dass man damit die Art und Weise der Schliessung kritisieren will, dann muss ich sagen: nach allem, was bisher bekannt ist, hat sich Nokia an alle Gesetze und Regeln gehalten (die die Politiker selbst aufgestellt haben). Im Gegensatz zu anderen Herstellern wie Siemens in etwa. Aber von einem Siemens-Boykott ist mir jetzt nichts bekannt...
Sid hat geschrieben: In dem weiteren Artikel:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,529294,00.html

steht ja auch:
Eines steht aber fest: Sollte Nokia in Rumänien Geld erhalten, dann stammt dies mit hoher Wahrscheinlichkeit von deutschen Steuerzahlern: Von 2007 bis 2013 schießt die EU Rumänien etwa 19 Milliarden Euro zu - und Deutschland ist größterNettozahler der Gemeinschaft .
Die anfänglichen Berichte, dass die EU den Nokia-Umzug subventioniert, haben sich ja als falsch erwiesen. Und selbst die "Richtigstellung", dass die EU den Nokia-Industriepark in Cluj indirekt bezuschusst, musste derweil zurück genommen werden:
Tagesschau hat geschrieben:"Finanziert hat das Ganze die rumänische Regierung aus einer Haushaltsreserve. Und nicht - wie in Deutschland spekuliert wird - aus Brüssel. Da muss man in Deutschland etwas verwechselt haben", sagt er.

Tatsächlich hatte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso über "EU-Beihilfen" für einen Industriepark in Rumänien gesprochen. Gemeint war aber nicht "Nokia-Village", sondern ein ähnliches Projekt mit anderen Firmen.
So. Aber selbst, wenn die EU die Nokia-Ansiedlung in Rumänien unterstützt hätte, dann hätte ich damit kein Problem. Schliesslich hat ja auch Deutschland für die Aufnahme Rumäniens in die EU gestimmt und damit ist nunmal eine gewisse Angleichung der Lebensstandards verbunden. Denn wenn mangels Arbeit dort Millionen Migranten nach Deutschland ziehen würden und den Deutschen dort auf dem (mitunter schwarzen) Arbeitsmarkt Konkurrenz machen würden, dann wär's sicher auch nicht recht.

Marktwirtschaft mag ja im Einzelfall manchmal durchaus hart und ungerecht erscheinen, aber langfristig ist es für alle das beste System, das bisher auf dem, äh, Markt ist :?
Sid
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von Sid »

Jetzt wären Finnen in Diskussionen tatsächlich die 5 mrd. die Sonera für deutsche Luft bezahlt hat, bla bla, und jetzt boykotieren wir deutsche Autos (können sie sich eh nicht leisten), Bauhaus, Lidl... :roll: Da bricht die Weltwirtschaft zusammen, wenn Finnen nicht kaufen. Aber sischer! Ich fass es nicht.
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Hans
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von Hans »

Was Siemens da veranstaltet hat mit Ben-Q das war doch viel schlimmer und dann noch diese ganzen Schmiergelder..aber ich vergass, ist ja auch nur ein Teil von Nokia.

2roelli, deine Landmaschinen sind köstlich. Besonders gut hat mir der hydraulische Schwenkbagger gefallen. Zum Schneeräumen hätte ich gern ein anderes Produkt aus der "sowjetisch widerrechtlich besetzten Zone", wie mein Vater immer zu sagen pflegte. Springen die Motoren dann auch hier bei Minus 30 Grad an? Die sind doch bestimmt Ukraine erprobt!? :idea:
Sid
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Re: Nokia-Boykott?

Beitrag von Sid »

Hans hat geschrieben:Was Siemens da veranstaltet hat mit Ben-Q das war doch viel schlimmer und dann noch diese ganzen Schmiergelder..aber ich vergass, ist ja auch nur ein Teil von Nokia.
:?

Es war ja eine Fusion und keine Übernahme oder hab ich was verpasst. Siemens war damals noch Siemens. Es ist nicht eins schlimmer und eins weniger schlimm und Vergleiche find ich persönlich unangebracht, weil auch im Fall von kleineren Firmen, die davon oder durch andere Faktoren betroffen werden können, hat es eine auswirkung. Existenzängste und Jobverlust :evil:

Ich find allerdings deutlich, dass sich in den finnischen Nachrichten irgendein Neid (oder Schadenfreude) breit macht. Weil heute ein Solidaritätsstreik mit zig tausend Leuten stattfinden soll (der eh nichts bringt) während in Espoo gerade mal soviele mit Kippe zum Streik erscheinen, dass es nach einer ausgiebigen Zigarettenpause aussieht?
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